Grauen Belag wie von Kunststoff entfernen?

Begonnen von Frank D., Mai 21, 2011, 12:28:19 NACHMITTAGS

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Frank D.

Leider war der Erfolg von unten beschriebener Methode nur von kurzer Dauer.  :-
Zwar waren auch nach zwei Tagen noch alle Kunststoffteile schön schwarz -ich hatte sie auch richtig gut abgewischt-, aber nachdem ich sie gerade noch einmal mit etwas Isopropanol gesäubert hatte, kamen alle grauen und schwarzen Stellen wieder durch. Es war wohl doch der Ölanteil der hier täuschte!
Deshalb ändere ich den brandheißen Tipp in eine blöde Frage um.


Wie entfernt man grauen Belag von Kunststoff?

Hallo,

um schnell und möglichst einfach den grauen Belag von Kuststoffteilen, wie z.B. dem Zeiss Filterhalter, zu entfernen,
kann ich Kratzer-Ex von Aldi empfehlen.
Das Produkt wird immer wieder angeboten und besteht aus zwei Tuben mit Polierflüssigkeit (Pepair und Finish), die auch Lacke (z.B. matte Mikroskoplackierung) und Kunststoffdisplays wieder auf Hochglanz bringen. Der Tubeninhalt ist flüssig, so dass enge Stellen nicht mit trocknender Politur verkleben.
Einfach auftragen und mit einem Tuch unter leichtem Druck abwischen.

Für den abgebildeten Filterhalter habe ich nur "Repair" benutzt.

MfG
Frank




jibi

Hallo Frank,
was Du als grauer Belag bezeichnest, ist in der Regel die chemisch veränderte Oberfläche des Kunststoffes, meist durch UV, lange Wärmeeinwirkung oder organische Dämpfe.  Das wäre dann nur abrasiv zu entfernen, was u.U. aber einige 1/10mm sein könnten. Also nicht zu empfehlen.
Mein Vorschlag: mit einer dünnen Schicht Sprühlack mattschwarz einsprühen und nach dem Trocknen nochmal etwa 30 Minuten bei 75° im Backofen nachtempern. Dies halten die meisten Kunststoffe aus.

Beste Grüße
Jürgen
   

JoachimHLD

Hallo Frank,

versuch mal Amorol-Kunststoffpflege aus der Autoabteilung vom Baumarkt oder R...
Damit kann man sogar total verblichene Amaturenbretter in Jungtimern aufhübschen,
sollte also auch für denen verblichenen Kunststoff helfen.

Viele Grüsse
Joachim

Frank D.

Hallo,

könnte man es als Kunststoff-Patina bezeichnen?
Dann müsste es doch auch ein Mittel geben, dass nur diese Schicht beseitigt und den darunter liegenden Kunststoff verschont.
Bisher probierte Alkohole, darunter auch Xylol, waren leider ohne Wirkung.
Mit dem Fingernagel bekommt man die Schicht ab -ist aber nicht so prickelnd-, und mit feinem Schmiergelpapier wollte ich die Teile nicht traktieren.
Amoral ist mir auch ein Begriff, aber wird hier nicht auch eine hauchdünne Wachsschicht aufgetragen? Obwohl, was spricht dagegen!?

Ich habe die Halter jetzt noch einmal mit der Paste behandelt und richtig trocken gerieben; mal sehen, wie lange das anhält.



Freundliche Grüße
Frank

Hyperion

ZitatWie entfernt man grauen Belag von Kunststoff?

Wie schon gesagt wurde, handelt es sich hierbei wohl schlichtweg um irreversible Korrosionserscheinungen des Kunsstoffes.

Hervorgerufen durch UV Licht, Korrosive Gase in der Luft (auch in ppm / b Konzentrationen schädigen Ozon und co nach vielen Jahren bis Zahrzehnten irgendwann den Stoff) usw.

Ausser das ganze irgendwie abzutragen oder herauszupolieren / schleifen wird man nicht viel machen können.

Bei schwarzen Kunststoffen fällt das ja zum Glück nicht sooo extrem auf. Ich habe einen weissen Drucker, 10 Jahre alt, aber das Gehäuse ist mittlwerweile so richtig hässlich gelb / braun geworden.... Obwohl ich hier nicht rauche und auch die Sonne nicht direkt darauf scheint. Das ganze auch nicht gleichmäßig sondern bestimmte Teile extrem und andere fast gar nicht.

treinisch

Hallo Frank,

Zitat von: Frank D. in Mai 21, 2011, 18:36:46 NACHMITTAGS
Amoral ist mir auch ein Begriff
(Hervorhebung von mir)

das ist aber ein sehr sehr persönliches Geständnis!

Viele Grüße

Timm
Gerne per Du!

Meine Vorstellung.

ManK

Zitat von: JoachimHLD in Mai 21, 2011, 17:59:16 NACHMITTAGS
Hallo Frank,

versuch mal Amorol-Kunststoffpflege aus der Autoabteilung .....lichenen Kunststoff helfen.

Viele Grüsse
Joachim
Hallo Joachim,
kann es sein dass das Zeug ArmorAll heisst?
http://www.armorall.eu/de/products/item/id/153/tiefenpfleger-300ml
steht seit 10 Jahren bei mir rum und funktioniert für die vergrauten Kunststoffe mal gut und mal weniger gut.
schöne Grüße
Manfred

Klaus Herrmann

Hallo Frank,

ich hatte mich schon über die "Zauberei" gewundert. Aber es war wohl nur ein optischer Effekt. Das "Vergrauen" ist eine oberflächliche Schädigung des Kunststoffes, der damals eben noch nicht UV- und Ozon-beständig war. Das ist heute besser.

Im AL-Mikroskop müsste man die aufgerauhte Oberfläche sehen, die für diffuse Reflexion sorgt und das bewirkt den "greulichen"  ;D Effekt!
Mit dem Fingernagel kannst du diese oberste Schicht abkratzen/glätten, dann wird es wieder schwarz. Da hilft nur abschleifen und polieren - oder lackieren.

Wir haben hunderte Kunststoffproben im "Floridatest" gehabt. Im dortigen Klima wird durch den Abbau alles grau-weiß - nur die Gesichter der Touristen werden krebsrot!  ;)
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Holger Adelmann

Hallo Frank,

es gibt im Drogeriemarkt kleine weisse Schwämmchen die man Schmutzradierer nennt (die Verkäufer kennen das), die sind mild abrasiv und wirken wahre Wunder.
Probier's mal aus.

Herzliche Grüsse
Holger

reblaus

Hallo ihr Reiniger -

Diese weißen Schwämmchen g(a/i)bt es auch bei A..I. Sie haben sich bei mir sehr zur relativ schonenden Reinigung größere Flächen (Lack, Chrom) bewährt, sofern man um Optik einen großen Bogen machen kann. Sie nehmen aber nur sehr wenig weg. Bei der grauen Schicht war ich jedenfalls erfolglos.

Viele Grüße

Rolf

TPL

Lieber Frank,
ich kenne diese Graufärbung sowohl von den Objektitischen, als auch von Filterhaltern, Leuchtfeldblenden-Handrädern und Trieben.
Wenn der Dreck (selbst bei Geologen meist nur eine Mischung aus Handschweiß, Immersionsöl und gewöhnlichem Staub) mit (aufgetropftem - nicht gesprühtem!) WD-40 entfernt ist und das Fett weg ist, benutze ich Hirschtalg für Gummidichtungen (es funktionieren aber sogar die Mischungen für die Füße!). Das gibt einen richtigen Männerduft :D und führt in aller Regel zur Originalfarbe zurück. Die sehr staubanziehende Fett-Oberfläche wische ich fusselfrei ab (da hast Du ja Deine eigenen Favoriten ;D).

Beste Grüße, Thomas

beamish

Hallo Thomas,

die Graufärbung des Leuchtfeldblendengehäuses und anderer Kunststoffteile an Zeiss Standard Stativen halte ich nicht für eine aufgebrachte "Verunreinigung" sondern für eine Korrosion der Oberfläche durch Verflüchtigung des Weichmachers oder anderer flüchtiger Bestandteile des Kunsttoffes. Dazu ist diese Graufärbung viel zu regelmäßig in gleicher Ausprägung zu beobachten. Der Oberflächenschicht fehlt also etwas. Ob man es ihr wieder zuführen kann und mit Erfolg, weiß ich nicht, würde mich aber brennend interessieren.

Grüße

Martin
Zeiss RA mit Trinotubus 0/100
No-Name China-Stereomikroskop mit Trinotubus
beide mit Canon EOS 500D

Frank D.

Liebe Oberflächenrpeiniger,

es ist wirklich so wie von einigen beschrieben; die oberste Schicht ist angegriffen und wirkt, wie Klaus schrieb, durch die Streuung Weiß (vor dunklem Hintergrund).
Nach Goethes Farbenlehre also die primäre Wechselwirkung der reinen Farbe Gelb mit dem Streuenden. Wenn dies also am Filterhalter in einer einheitlich erlesenen Form in Erscheinung tritt, werde ich einen Deibel tun und an den Dingern herumschmirgeln oder dem spontanen Kratzimpuls nachgeben.
Goethe würde dem zustimmen!

Machen wir aber trotzdem weiter.
Erste Versuche einer Oberflächentemperierung mit kurzzeitigen 800°C verliefen .... wie der Name schon sagt! (Danke Peter, . .. für den Busengansbrenner!)

Diffuse Grüße
Frank


Klaus Herrmann

Lieber Frank,

ZitatErste Versuche einer Oberflächentemperierung mit kurzzeitigen 800°C verliefen

damit hast Du eine in der Lackier- und Klebetechnik eingesetzte Oberflächenaktivierung eingesetzt. Jetzt schnell lackieren: hält bombenfest! ;D
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Dieter Stoffels

Hallo Frank,

vielleicht noch etwas Chemisches zu der Graufärbung Deiner Kunststoffträger. Bei der Veränderung, die Du an Deinen Filterträgern beobachtest, handelt es sich um eine klassische Kunststoffverkreidung (der Begriff Korrosion sollte wohl eher den Metallen vorbehalten bleiben). Eine solche Verkreidung zeigt sich besonders häufig bei polyolefinischen Kunststoffen (Polyethylen, Polypropylen). Hierbei handelt es sich um einen typischen  Alterungsprozess des Kunstoffes. Das Polymer selbst wurde durch einen Polymerisationsvorgang unter Kettenverlängerung aufgebaut. Bei der Verkreidung läuft die Umkehrung dieses Prozess, eine Depolymerisation ab. UV-Strahlung und Sauerstoffmigration bilden Radikale, die im Kunststoffgefüge einen Kettenabbau verursachen. Im Extrem verbleibt lediglich ein kreideartiges Pulver (deshalb die Bezeichnung "Verkreidung"). Bei Deiner Graufärbung handelt es sich um eine Mischfarbe aus abgebautem Polymermaterial und farbstabilen Füllstoffen (Ruß,Graphit, Eisenoxide). Weitere Merkmale der Verkreidung sind eine Zunahme der Oberflächenrauhigkeit (wurde bereits beschrieben), ein Abbau des kristallinen Kunststoffgefüges sowie vielfache Mikrorissbildungen.

Um einen Kunststoff vor einer (vorzeitigen) Verkreidung zu schützen, werden Temperatur- und UV-Stabilisatoren zugesetzt. Diese sind im Vergleich zur polymeren Matrix relativ teuer, so dass an diesen Zusätzen häufig gespart wird. Des Weiteren kann  das Verhältnis des polymeren Anteils zu den Zuschlägen (anorganische Füllstoffe, Pigmente) und der Verlauf des Extrusionsprozesses (z.B. Eintrag von Resten eines Entformungsmittels oder falsche Massetemperatur) bei der Herstellung der Filterhalter eine Alterung durch Verkreidung beschleunigen. Der Preis eines Kunststoffes wird somit maßgeblich vom Gehalt der Stabilisatoren bestimmt.

Viele Grüße!

Dieter