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Foren => Mikrofoto-Forum => Thema gestartet von: Bernhard Lebeda in September 22, 2009, 16:05:44 NACHMITTAGS

Titel: Impressionen von der Wespe
Beitrag von: Bernhard Lebeda in September 22, 2009, 16:05:44 NACHMITTAGS
Hallo liebes Forum

nachdem Jürgen Harst und Ralf Feller hier ja im Bereich Entomologie regelmässig Großartiges im µ-Bereich zeigen, traut man sich ja fast gar nicht, auch mal simplere Geschichten zu bringen. Meine Präparation mutet gegen die beiden eher wie "extreme-grobmotoring" an  ;D  Ich hatte trotzdem Spass beim zerzupfen (mit Skalpell und Nadeln) einer Wespe, die ich schon jahrelang in Spiritus aufbewahrt hatte. Ich hab relativ simple Quetschpräparate gemacht (in Kanadabalsam) und die besten Stellen fotografiert. Ich habe leider wenig Ahnung von Wespen und habe mich daher nur dahingehend schlau gemacht, wenigstens die Bilder hoffentlich richtig zu beschriften. Dafür spendier ich mal wieder einen Link http://www.aktion-wespenschutz.de/Wespenarten/Wespen%20Index.htm

Übrigens stolpert man im Netz bei der Recherche auch über solche Schwachmaten, aber das nur am Rande ;D

http://www.stupidedia.org/stupi/Wespologie


zum Einsatz kamen diverse Beleuchtungs-und Bildbearbeitungstechniken, die ich angesichts der vielen Bilder (sorry!) nicht näher erläutern möchte. Vielleicht reicht es nur die Bilder als solche (hoffentlich) zu geniessen.



Zunächst eine Antenne (Fühler)



(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/19589_56702202.jpg)

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/19589_43088941.jpg)

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/19589_21816127.jpg)


Einblicke in die Muskulatur


(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/19589_22045985.jpg)

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/19589_31470190.jpg)

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/19589_15209381.jpg)


Teile der Mundwerkzeuge

Mandibel mit (wie ich meine) Sinneshaaren und Sensillen


(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/19589_19604847.jpg)

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/19589_65601246.jpg)

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/19589_5296555.jpg)


Maxille mit dem Versuch die Muskulatur digital sichtbar zu machen (ich hab mir also kein Röntgengerät angeschafft!  ;D)

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/19589_15832182.jpg)

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/19589_45139721.jpg)

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/19589_38789269.jpg)

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/19589_46856178.jpg)



Voderbein, man erkennt meines Erachtens Pollenkamm und -bürste (obwohl ich nicht sicher bin, ob Wespen sowas auch besitzen, aber was ist es dann??), und Ferse (Tarsus)


(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/19589_42055138.jpg)

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/19589_46539086.jpg)

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/19589_29054342.jpg)



Und am dicken Ende, wo er hingehört, der Stechapparat mit (so vermute ich) der Giftdrüse (plus alkalischer Drüse (?))



(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/19589_50377348.jpg)

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/19589_52205352.jpg)



Zum Einsatz kamen die Objektive Leitz 10x Plan und 20x Plan, wie immer mit Coolpix 990




Viele Mikrogrüsse


Bernhard


Titel: Re: Impressionen von der Wespe
Beitrag von: Klaus Herrmann in September 22, 2009, 16:31:32 NACHMITTAGS
Hallo Bernd,

auf jeden Fall hast Du die Wespen nicht ausgerottet - es gibt genügend zur Zeit, mit denen ich mich um meinen Zwetschgenkuchen streite, wenn wir auf der Terrasse Tee trinken.

Schöne Bilder!

Eine Frage: Bild 4-6 sind Muskelfasern wie Du schreibst, und ich ebenfalls vermute. Hast Du Dauerpräparate gemacht? Wenn ja wie eingebettet?

Oder noch anders gefragt, könntest Du Polaufnahmen davon machen. Ich erinnere mich an eine Diskussion, wo das bezweifelt wurde und hier wäre eine Ableitung relativ schlüssig zu machen
Titel: Re: Impressionen von der Wespe
Beitrag von: Fahrenheit in September 22, 2009, 18:23:32 NACHMITTAGS
Hallo Bernhard, hallo Klaus,

erst mal: sehr schöne Bilder und das aus einem Quetschpräparat.

Die quergestreifte Muskulatur ist doppelbrechend und kommt im Pol sehr schön zur Geltung. Der Effekt ist ähnlich wie auf Bernhards Bildern.

Hier ein kleines Beispiel (Terminalien eines männlichen Ginsterblattflohs):
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/19593_60044668.jpg) (http://img5.imagebanana.com/)
Leider verhindert wohl ein Polfilter oder ein IR-Filter der ähnlich wie eine Lambdeplatte wirkt im Inneren meiner  Canon A520 besere Aufnahmen.

Herzliche Grüße
Jörg

Sorry, ich hatte Quatschpräparat geschrieben, das war natürlich völlig unbeabsichtigt und nur meinen dicken Fingern geschuldet. Es sollte in keiner Weise eine Herabwürdigung sein. Herr Gott ist das peinlich ...  :-[
Titel: Re: Impressionen von der Wespe
Beitrag von: Bernhard Lebeda in September 22, 2009, 18:51:55 NACHMITTAGS
Zitat von: Klaus Herrmann in September 22, 2009, 16:31:32 NACHMITTAGS
Hallo Bernd,


Eine Frage: Bild 4-6 sind Muskelfasern wie Du schreibst, und ich ebenfalls vermute. Hast Du Dauerpräparate gemacht? Wenn ja wie eingebettet?

Oder noch anders gefragt, könntest Du Polaufnahmen davon machen. Ich erinnere mich an eine Diskussion, wo das bezweifelt wurde und hier wäre eine Ableitung relativ schlüssig zu machen

aber ja doch, ich sagte ja in Kanadabalsam. Ich liefere die Polbilder nach, heute muss ich erst mal das schöne Wetter teleskopisch nutzen.

Bis dann


Bernhard
Titel: Re: Impressionen von der Wespe
Beitrag von: Klaus Herrmann in September 22, 2009, 23:20:07 NACHMITTAGS
Hallo Bernhard,

Zitataber ja doch, ich sagte ja in Kanadabalsam

habe ich glatt überlesen; Dein Beitrag war so bildlastig! ;) Jetzt habe ich aber auch die Links angeschaut: wieder mal ein Beispiel dafür, was es schon für tolle Darstellungen zu Spezialthemen im Netz zu finden gibt. Auch son ausgemachter Quatsch, wie im 2. Link!

Bin gespannt auf die Polbilder, wenn Du Dich von der unnützen Fernkuckerei losgerissen hast! ;D
Titel: Re: Impressionen von der Wespe
Beitrag von: Bernhard Lebeda in September 23, 2009, 00:34:26 VORMITTAG
Zitat von: Fahrenheit in September 22, 2009, 18:23:32 NACHMITTAGS


Sorry, ich hatte Quatschpräparat geschrieben, das war natürlich völlig unbeabsichtigt und nur meinen dicken Fingern geschuldet. Es sollte in keiner Weise eine Herabwürdigung sein. Herr Gott ist das peinlich ...  :-[

Hallo Jörg

ich schlage vor, morgen um fünf hinter der Kathedrale. Ich wähle die Waffen...mach Dich locker, so viel Humor krieg ich gerade noch zusammen. Und wenn Du meine verkleckerten Präparate hier sehen würdest, so daneben geraten war das gar nicht, rat mal warum ich keine Übersichtsbilder gezeigt habe  ;)


Viele Grüsse

Bernhard
Titel: Re: Impressionen von der Wespe
Beitrag von: Fahrenheit in September 23, 2009, 08:29:18 VORMITTAG
Hallo Bernhard,

einverstanden! Aber bitte diesmal wenigstens nasse Teebeutel. Die Wattebäuschchen fliegen so schlecht.
;D ;D

Wenn Du gezielt 'Einzelteile' eines Insekts herauspräparieren möchtest, kannst Du das übrigens schön unter einer Lupe (3. Hand ...) oder besser unter dem Stemi mit einer ganz feinen Einmal-Kanüle machen.
Die Spitze ist sehr scharf, man kann das Objekt mit Pinzette - oder bei kleinen, empfindlichen Objekten mit einem feinen Pinsel - fixieren und mit der Kanüle fein dosiert schneiden.
Um mir nicht die Hand zu verkrampfen, knipse ich die Aufsteckhülse mit einem Seitenschneider ab (Kanüle unbedingt festhalten, das Ding fliegt sonst unkontrollierbar durch die Gegend!) und stecke sie in einen Lanzett-Halter für auswechselbare Spitzen.
Ein Kork oder ein Stück Holundermark (sic!) als Griffverlängerung tut es auch.

So habe ich zum Beispiel die Terminalien meiner Blattflöhe aus dem Pol-Bild oben freipräpariert.

Herzliche Grüße!
Jörg
Titel: Re: Impressionen von der Wespe
Beitrag von: A. Büschlen in September 23, 2009, 09:13:57 VORMITTAG
@ Alle "Insektenzerteiler": Sehr gute Idee mit den Einmal-Kanülen! Noch feiner sind die Lazetten zur Blutentnahme für die Blutzuckermessgeräte.

Ich wünsche euch allen eine ruhige Hand!

Freundliche Grüsse

Arnold Büschlen
Titel: Re: Impressionen von der Wespe
Beitrag von: Fahrenheit in September 23, 2009, 10:00:48 VORMITTAG
Hallo Herr Büscheln,

danke für den Hinweis, diese Lanzette werde ich mir beim nächsten Besuch beim Apotheker meines Vertrauens ansehen.

Herzliche Grüße
Jörg
Titel: Re: Impressionen von der Wespe
Beitrag von: Jürgen H. in September 23, 2009, 11:23:54 VORMITTAG
Lieber Bernhard,

Glückwunsch zu den überaus gelungenen Bildern! Ich staune. Und frage mich, warum ich überhaupt schnibbele...

In der Tat zeigen die Bilder 4 bis 6 schön die Muskulatur, die im Polbild wunderbar aufleuchten würden, Folge einer Formdoppelbrechung aufgrund ihrer regelmäßigen Mikrostruktur. Bilder 7 bis 9, stammen von den Mandibeln: Typisches Beispiel von kauenden Mundwerkzeugen: Sehr kräftig ausgestaltet dienen die Mandibeln zur Zerkleinerung. Wespen hatten wir ja dieses Jahr in Menge und ich habe beim Essen draußen bewundert, mit welcher Geschicklichkeit die Viecher aus dem gekochten Schinken kleine Stückchen herausschnitten und mit ihrer Beute schwer beladen mühsam davon flogen. Aber dass diese sehr chitnösen Teile kleine feine Härchen besitzen, die - im Bild 9 besonders deutlich zu sehen - an Brennesselhaare erinnern, da sie ein kleines Köpfchen an der Spitze besitzen, war mir völlig neu. Ich mag allerdings kaum glauben, dass es sich um Sinneshaare handelt, da die Untersuchung der Nahrung über die Palpen, besonders über die Maxillarpalpen erfolgen dürfte, die im Bild 10 bis mit 13 zu erkennen sind.

Zu den Beinbildern werde ich mich noch einmal melden, wenn ich etwas mehr Zeit habe, in meinen Entomologiebüchern nachzulesen, ebenso zu der Behaarung der Mandibeln.

Woher stammt das letzte Bild?

Nochmals: Tolle Bilder! Die Geschicklichkeit zu einer derartigen Präparation möcht ich haben...Geigerfinger mit der Fähigkeit zu äußerst differenzierten Bewegungen?

Herzlichen Mikrogruß

Jürgen
Titel: Re: Impressionen von der Wespe
Beitrag von: Päule Heck in September 23, 2009, 12:13:04 NACHMITTAGS
Hallo Bernhard,

danke für diese gelungene Präsentation. Tolle Bilder.

Herzliche Grüße

Päule
Titel: Re: Impressionen von der Wespe
Beitrag von: Peter V. in September 23, 2009, 19:06:48 NACHMITTAGS
ZitatÜbrigens stolpert man im Netz bei der Recherche auch über solche Schwachmaten, aber das nur am Rande

http://www.stupidedia.org/stupi/Wespologie

Hallo Bernhard,

"Witzigkeit kennt keine Grenzen, Witzigkeit kennt kein Pardon" ( Heinz Wäscher alias Heinz Schenk in "Kein Pardon" )

Das kommt dabei heraus, wenn die Grenze zwischen intelligenter Comedy und bloßer Peinlichkeit überschritten wird.

Aber was ich eigentlich sagen wollte:

Tolle Bilder!

Herzliche Grüße
Peter

Titel: Re: Impressionen von der Wespe
Beitrag von: Fahrenheit in September 23, 2009, 22:42:20 NACHMITTAGS
Hallo Herr Büscheln,

heute nachmittag war ich beim Apotheker meines Vertrauens und habe mir die von Ihnen beschriebenen Lanzette zeigen lassen.
Die eigentliche Nadel ragte etwa 5 bis 6 mm aus einem ca 2 bis 3 cm langen Kunstoffgriff heraus.

Ich glaube, ich bleibe bei meinen Kanülen, die im Lanzetthalter eingespannt wegen des langen und schweren Griffs für mich leichter zu handhaben sind (ich habe recht große Hände).  ;D

Herzliche Grüße
Jörg
Titel: Re: Impressionen von der Wespe-Polbilder
Beitrag von: Bernhard Lebeda in September 24, 2009, 00:06:52 VORMITTAG
Soderle, hier kommt also eine Ladung Polbilder. Ich dachte eigentlich es wäre ein alter Hut, dass quergestreifte Muskulatur doppelbrechend ist ( wobei ich immer noch nicht weiiß, wir diskutierten das schon ma, ob es nun die Aktin-oder die Myosinfilamente sind, vergl. dazu die etwas kryptische Passage im grossen Kremer Buch S. 250 oben!). Aber es ist ja immer wieder schön anzusehen!

Vor den Bildern möchte ich noch auf ein paar Sachen antworten:

Zitat

Wenn Du gezielt 'Einzelteile' eines Insekts herauspräparieren möchtest, kannst Du das übrigens schön unter einer Lupe (3. Hand ...) oder besser unter dem Stemi mit einer ganz feinen Einmal-Kanüle machen.
Die Spitze ist sehr scharf, man kann das Objekt mit Pinzette - oder bei kleinen, empfindlichen Objekten mit einem feinen Pinsel - fixieren und mit der Kanüle fein dosiert schneiden.


Unter dem Stemi hab ich das natürlich gemacht (das brauch ich mittlerweile schon fast zum normalen lesen  ;)), aber der Tipp mit der Kanüle ist gut, werd ich ausprobieren!


Zitat
Woher stammt das letzte Bild?


aus dem Stechapparat, so wie ich ihn rausgeporkelt hatte. Hier eine Totale


(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/19696_47633461.jpg)



Zitat
...Geigerfinger mit der Fähigkeit zu äußerst differenzierten Bewegungen?

Ja aber hallo!!! Du scheinst mich da mit einem Bratscher zu verwechseln  ;D. Für alle Nicht-Eingeweihte:

http://www.bratschenwitze.de/


So, nun aber zu Klausens Bestellung:


einige Eindrücke ohne und mit Hilfsobjekt Rot I


(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/19696_63130991.jpg)

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/19696_22322349.jpg)

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/19696_64981649.jpg)

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/19696_38493088.jpg)

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/19696_54467399.jpg)



An dem Farbumschlag kan man in etwa die Grösse der Doppelbrechung abschätzen. Der Gangunterschied dürfte um die 150 nm liegen. Messung mit einem Senarmont Kompensator hat das in etwa bestätigt.



(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/19696_35113868.jpg)

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/19696_36620214.jpg)





Viele Grüsse vom POLarstern


Bernhard

Titel: Re: Impressionen von der Wespe
Beitrag von: Klaus Herrmann in September 24, 2009, 10:15:29 VORMITTAG
Lieber Bernhard,

Aaaa..krobat schöööön! Danke!

Die Bratscherwitze muss ich mir noch ansehen!
Titel: Re: Impressionen von der Wespe
Beitrag von: Jürgen H. in September 25, 2009, 11:18:04 VORMITTAG
Lieber Bernhard,

Bilder 14 und 15 Deines ersten postings zeigen m.E.  das distale Ende der Tibia eines Vorderbeins der Wespe. Dann würde es sich um einen Putzsporn handeln. In einer seitlichen Aufsicht, bei der Sporn und Bein nebeneinander liegen würden, oder bei einer Gesamtaufnahme des Beines könnte man das zuverlässiger beurteilen. Wenn es sich um einen Putzsporn handelt, dient er dazu, z.B. die Fühler zu putzen. Sie werden zwischen Sporn und Tibia durchgezogen. Solche Teile besitzt jedenfalls auch die Wespe, nicht nur die Biene.

Zu der Behaarung der Mandibeln finde ich in der mir zugänglichen Literatur leider nichts. Denkbar wäre vielleicht doch, dass es sich um Stellungshaare handelt, wie sie am Körper der Insekten zahlreich zu finden sind, z.B. im Nacken, an den Beinen oder am Scapus/Pedicellus der Fühler, vielleicht aber doch andere Sensorien?

Zur Formdoppelbrechung: Ist es nicht so, dass die A-Bande die Myosinfilamente enthält, die I- Bande hingegen die Aktinfilamente? A-Bande heißt der eine Muskelteil, weil er anisotrop ist, I-Bande heißt der andere Muskelteil, weil er isotrop ist? Leuchten würden im Pollicht demnach die Myosinfilamente. In Bild 2 der neuen Bilder ist diese Querstreifung wunderbar zu sehen!

Schön, wenn Bilder Rätsel aufgeben! Und immer wieder staune ich, wie komplex die Natur selbst die kleinen - und kleinsten Lebewesen baut.

Mikrogrüße

Jürgen






Titel: Re: Impressionen von der Wespe
Beitrag von: Bernhard Lebeda in September 25, 2009, 14:15:17 NACHMITTAGS
Zitat von: Jürgen Harst in September 25, 2009, 11:18:04 VORMITTAG


Zur Formdoppelbrechung: Ist es nicht so, dass die A-Bande die Myosinfilamente enthält, die I- Bande hingegen die Aktinfilamente? A-Bande heißt der eine Muskelteil, weil er anisotrop ist, I-Bande heißt der andere Muskelteil, weil er isotrop ist? Leuchten würden im Pollicht demnach die Myosinfilamente. In Bild 2 der neuen Bilder ist diese Querstreifung wunderbar zu sehen!









Nun ja, ich beziehe mich mal auf zwei Quellen. Wir sind uns vielleicht einig, dass der Text in der erwähnten Stelle des grossen Kosmos Buches etwas verquer ist, wenn nicht falsch. Die zeichnerische Darstellung der Filamente dürfte wohl stimmen, demnach enthält die A-Zone überlappend beide Filamenttypen. Daher dann wohl die Formdoppelbrechung. Das scheint aber nicht alles zu sein. Bei Kurt Freytag in "Molekül und Welle" lese ich folgendes:

"...Man erkennt sehr deutlich die Quersteifung: jedes Muskelfäserchen besteht abwechselnd aus isotropen und doppelbrechenden Abschnitten..."

und

" ...Die kontraktilen Muskelfibrillen besitzen selbst positive Eigendoppelbechung..."


Übrigens zeigen  auch die Myoneme in den Stielen der Vorticellen, die ja nicht quergestreift sind, positive Eigendoppelbrechung.



Kaum gebrochene Grüsse


Bernhard
Titel: Re: Impressionen von der Wespe
Beitrag von: Jürgen H. in September 25, 2009, 16:20:32 NACHMITTAGS
Hallo Bernhard,

Also ich hab das wie folgt in Erinnerung: Die Grundeinheiten eines Muskels, Sarkomere,  werden von Z Streifen begrenzt, die Du in Deinen Bildern nicht siehst. Sie ketten diese Grundeinheiten aneinander. In jedem Sarkomer liegt die A - Bande (anisotroper Bereich) mittig  umgeben von den beiden I-Banden (isotroper Bereich), die jeweils an den Z-Streifen anschließen bzw. angekoppelt sind. Die A-Bande stellt gewissermaßen den Ort dar, an dem sich die Myesinfilamente befinden.

In diese mittige A-Bande reichen die Aktinfilamente der I-Bande im entspannten Zustand des Muskels etwas hinein im kontrahierten Zustand hingegen wohl völlig, da die dünnen Aktinfilamente in die dickeren Myesinfilamente, also in die A-Bande hineingleiten. (Die Überlappung)

Die entscheidende Frage wäre also wohl, ob die Myesinfilamente alleine die Doppelbrechung verursachen und es bei dieser Doppelbrechung auch dann bleibt, wenn die Aktinfilamente aufgrund der Kontraktion in die Myesinfilamente hineingleiten.

Hierzu und zu den Myonemen von Carchesium lese ich gerade folgendes Zitat aus der Zusammenfassung eines Buches im Netz:

Das Myonem im Stiel von Carchesium ist bekanntlich positiv doppel-brechend in bezug auf die Länge. Bei der auf Reize hin eintretenden Aufrollung des Stieles sinkt die Doppelbrechung des Myonems beträchtlich ab, während es sich erheblich verkürzt. Der Abfall der Doppelbrechung bleibt bestehen, so lange die Kontraktion anhält, und mit der Erschlaffung des Myonems kehrt seine Doppelbrechung allmählich wieder. Es läßt sich also bei der Kontraktion des Myonems die gleiche optische Erscheinung beobachten wie bei der (isotonischen) Verkürzung eines Muskels, jene optisch negative Schwankung, die letzthin Ausdruck der abnehmenden Streckung der Fadenmolekeln bei Proteinfasern ist.

Da es sich beim Muskel um eine Formdoppelbrechung handelt, wird ein "Abfall der Doppelbrechung" hier vielleicht allerdings nicht durch eine "abnehmende Streckung" sondern dadurch erzeugt, dass bei der Muskelkontraktion die Zwischenräume zwischen Fibrillen des Myesins durch die Aktinfilamente "zugesetzt" werden, so wie man die Formdoppelbrechung beseitigen kann, wenn das Untersuchungsobjekt mit einer passenden Flüssigkeit inhibiert wird? Aber das ist nur eine reine Spekulation von mir.

Zum Krämer kann ich leider nichts sagen, das habe ich nicht nachlesen können.

Herzlichen Mikrogruß

Jürgen



Titel: Re: Impressionen von der Wespe
Beitrag von: Bernhard Lebeda in September 25, 2009, 19:00:19 NACHMITTAGS
Hallo Jürgen

Zitat
Da es sich beim Muskel um eine Formdoppelbrechung handelt, wird ein "Abfall der Doppelbrechung" hier vielleicht allerdings nicht durch eine "abnehmende Streckung" sondern dadurch erzeugt, dass bei der Muskelkontraktion die Zwischenräume zwischen Fibrillen des Myesins durch die Aktinfilamente "zugesetzt" werden, so wie man die Formdoppelbrechung beseitigen kann, wenn das Untersuchungsobjekt mit einer passenden Flüssigkeit inhibiert wird? Aber das ist nur eine reine Spekulation von mir.


tja das wäre mal ein interessanter Versuch! Wenn ich Kurt Freytag richtig verstehe, dann liegt bei biologischen Objekten im allgemeinen und bei Muskelfasern im besonderen (meist) eine Mischung aus BEIDEN Doppelbrechungserscheinungen vor. Zur Erinnerung:

Eigendoppelbrechung-auf Grund der Gestalt der Moleküle

Formdoppelbrechung-auf Grund der Anordnung der Moleküle

Zu der Passage im Kremer hatte ich schon mal angefragt, wir haben es letztlich nicht klären können. Vielleicht klappt es ja jetzt!

http://www.mikroskopie.de/mikforum/read.php?1,34839,34839#msg-34839



Viele Grüsse


Bernhard

Titel: Re: Impressionen von der Wespe
Beitrag von: Jürgen H. in September 25, 2009, 22:18:52 NACHMITTAGS
Hallo Bernhard,



Dein Zitat aus Kremer lautet:

"Diese Zone erscheint bei Beobachtung im polarisierten Licht ziemlich dunkel und ist doppelbrechend(=anisotrop). Sie wird daher auch als A-Bande oder A-Scheibe bezeichnet. Ausserhalb der A-Bande schliesst sich beidseitig eine optisch weniger aktive, daher meist hell erscheinende und einfach brechende (= isotrope) I-Bande an..."

Alles ist richtig, wenn Du das Wort "polarisierten" fortlässt. Im nicht polarisierten Licht erscheint die A-Bande dunkel die I-Bande hell. In der Polarisation kehrt sich das um.... Der Satz gibt schon physikalisch keinen Sinn: Etwas erscheint im polarisierten Licht dunkel und ist anisotrop, also doppelbrechend??

Schöne Grüße

Jürgen