Hauptmenü

Bisschen rumgeknipst II

Begonnen von Martin Kreutz, Dezember 04, 2020, 21:32:19 NACHMITTAGS

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Martin Kreutz

Liebes Forum,

ich habe wieder ein paar Fotos zusammengestellt, die ich gerne mit ein paar Info's gespickt hier zeigen möchte. Sie sind zusammenhangslos, meistens als Beifang mit fotografiert. Nur zum anschauen!

Den Anfang macht der peritriche Ciliat Carchesium polypinum. Ein Auschnitt der Kolonie:



Ich hatte Glück und habe Kirchneriella aperta gefunden. Die kleine Kolonie war untermischt mit Rhodo- und Schwefelbakterien:



In einer Faulschlammprobe habe ich unerwartet die große und fotogene Goldalge Mallomonas insignis gefunden. Sie lässt sich leicht identifizieren an dem schwanzförmigen Fortsatz. Sie ist mit Kieselschuppen bedeckt, die mit Ölimmersion eine schöne Feinstruktur aufweisen:



In der gleichen Probe die schöne, blaugrüne Cryptomonade Chroomonas Nordstedtii:



Von meinen letzten Planktonzügen hier das abstrakt geformete Rädertier Hexathra mira mit seinen Muskelpaketen:



Das Rädertier Notholca squamula mit einem flexiblen Panzer, in den es sich zurückziehen kann. Der Dornen bewehrte Rand des Panzers hält Feinde ab:



Der Ciliat Lembadion bullinium weist eine deutliche Feldung der Pellicula auf, die erst bei hoher Vergrößerung und flach gelegten Exemplaren deutlich sichtbar wird. Die grünen "Klumpen", die Lembadion als Nahrung phagocytiert hat, sind vier Exemplare des Ciliaten Microthorax viridis:



Hier der fotogene Ciliat Loxophyllum meleagris. Er ist sehr häufig und viele Mitleser werden ihn schon gesehen haben. Ich habe mich schön öfters an diesem Objekt versucht. Hier eine Aufnahme, welche aus drei Einzelaufnahmen zusammengesetzt wurde. Anders ist eine Abbildung mit dem 60 X Objektiv und der entsprechenden Auflösung nicht möglich. Als Anhang habe ich dieses Bild nochmal größer angefügt:



Beim durchmustern einer Detritusprobe habe ich diesen Strudelwurm gefunden, den ich nicht besonders glücklich, stark kontrahiert, abgelichtet habe (ich mache oft "Sicherheitsfotos"). Da wusste ich noch nicht, was ich vor mir habe:



Bei höherer Vergrößerung wurde mir klar, dass ich hier Microstomum lineare gefunden habe. Dieser Strudelwurm ist sehr interessant, weil er sogenannte Kleptocniden besitzt, dass sind Nesselkapseln, die er von gefressenen Hydra "stiehlt" und in seine eigene Epidermis einbaut. Eine spannende Abwehrstrategie, welche auch viele Meeres-Nacktschnecken betreiben. Hier sieht man deutlich die "geklauten" Nesselkapseln, wie sie in der Epidermis von Microstomum lineare eingebaut sind:



Hier eine laterale Ansicht einer "gestohlenen" Nesselkapsel:



Es ist wirklich unglaublich, dass diese Nesselkapseln auch noch 100 %ig funktionieren. Eine beeindruckende Anpassung. Über diesen hochinteressanten Strudelwurm hat Georg Krohne bei der Kornrade 2019 berichtet und auch seine Ergebnisse veröffentlicht:

Krohne G (2018). Organelle survival in a foreign organism: Hydra nematocysts in the flatworm Microstomum lineare. Eur J Cell Biol. 97(4): 289-299

Ole hat über gestohlene Nesselkapseln hier im Forum auch schon berichtet:

https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=32576.0

Zum Schluss noch die fotogene und seltsame Amöbe Dinamoeba mirabilis. Sie ist sehr groß und sehr variabel in ihrer Form. Sie kann auch ein Flagellum ausbilden. Aber egal, in welcher Erscheinungsform sie auftritt, sie lässt sich sofort und leicht identifizieren, denn sie hat um ihren Zellkern herum einen typischen Saum von symbiontischen Bakterien, die ihr bei der Methanatmung im Faulschlamm helfen. Dafür besitzt sie keine Mitochondrien:



Hier der Zellkern mit den umgebenden symbiontischen Bakterien mit Ölimmersion:



Im Anhang habe ich noch ein aus 8 Einzelaufnahmen zusammengesetzes Foto dieser beeindruckenden Amöbe angehängt.

Viel Spass beim anschauen und allen einen schönen Abend!

Martin





Gerd Schmahl

Hallo Martin,
sehr beeindruckend! Wie macht man 6 Einzelaufnahmen einer Amöbe, die man dann zu einem Panorama zusammensetzten kann. Hast Du gesagt: "Und jetzt einfach mal stillhalten!" oder hast Du da mit der Serienbildfunktion drübergeknattert?
Beste Grüße
Gerd
Man sagt der Teufel sei, im Detail versteckt,
doch hab' ich mit dem Mikroskop viel Göttliches entdeckt.

Holger Adelmann

Hallo Martin,

wieder sehr aufschlussreiche Bilder, vielen Dank!

Du schreibst
"Zum Schluss noch die fotogene und seltsame Amöbe Dinamoeba mirabilis. Sie ist sehr groß und sehr variabel in ihrer Form. Sie kann auch ein Flagellum ausbilden. Aber egal, in welcher Erscheinungsform sie auftritt, sie lässt sich sofort und leicht identifizieren, denn sie hat um ihren Zellkern herum einen typischen Saum von symbiontischen Bakterien, die ihr bei der Methanatmung im Faulschlamm helfen. Dafür besitzt sie keine Mitochondrien"

Ist sie fakultativ anaerob oder obligat anaerob? Bei letzterem wird sie je nicht lange unter den typisch aeroben Bedingungen unter dem Mikroskop überleben - oder?

Viele Grüße,
Holger


Michael Plewka

Hallo Martin,

beeindruckende Bilder, im echten "M.Kreutz-style"; viel Dank fürs Zeigen

beste Grüße
Michael Plewka

mikropit

Hallo, Martin
sehr beeindruckend und lehrreich, diese grosse Vielfalt in dieser Qualität.
vielen Dank
Peter - mikropit
mikropit

bewie

Haollo Martin,
phantastisch, dein Rumgeknipse. Ein paar der Objekte habe ich noch nie gesehen und auf jeden Fall hab ich wieder viel gelernt.

LG Bernhard

Martin Kreutz

Hallo,

vielen Dank für eure netten Kommentare zu meinem geknipse.

@ Gerd: Dazu benötigt man eigentlich nur etwas Rotwein und eine Amöbe, die sich nicht zu schnell bewegt. Die Amöbe versucht man dann bei hoher Vergrößerung mit mehreren Bildern abzulichten (ohne eine Stelle zu vergessen). Mein Blitz schafft alle 1-2 Sekunden eine Belichtung mit dem 100 X. Für die 8 Bilder für die gezeigte Dinamoeba habe ich 14 Sekunden gebraucht (gerade in den Exifs nachgeschaut). Danach beginnt das zusammenfrickeln, wo dann der Rotwein ins Spiel kommt. Ist nicht jedermanns Sache. Die "Bewegungsunschärfen" gleiche ich durch "künstlerisches copy/paste" aus. Bei kleinen Abweichungen klappt das sehr gut. Bei größeren ist der Bildsatz unbrauchbar. Dann geht's nochmal von vorne los!

@ Michael P.: Ich fasse das als Kompliment auf, auch wenn Du mir damit vielleicht sagen willst, dass die Bilder immer noch nicht im RAW Format aufgenommen wurden  ;)!

@ Holger: Zu diesem Thema habe ich gerade nochmal meine gesamte (wenige) Literatur zu Dinamoeba gesichtet. Es werden keine Angaben dazu gemacht. Ich weiß jedoch, dass es Dinamoeba einige Tage im Mikroaquarium aushält. Ich nehme daher an, dass sie fakultativ anaerob ist. Vor 10 Jahren (!) habe ich hier im Forum mal einen tieferschürfenden Beitrag über Dinamoeba mirabilis gebracht, in dem man auch die Form mit Flagellum sieht:

https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=5467.0

Allen einen schönen 2. Advent!

Martin

D.Mon

Hallo Martin,

vielen Dank für den sehr informativen Beitrag und die großartigen Bilder.

Viel Grüße
Martin
Bitte per "Du" - Martin alias D.Mon
--
Glück kann man nicht kaufen.
Aber man kann ein Mikroskop kaufen und das ist eigentlich dasselbe!
--
Mikroskope: Motic Panthera U, Lomo MBS-10, Orthoplan mit DIC
Kamera: Sony ILCE-6400

Fahrenheit

Lieber Martin,

wenn du man ein bisschen rumknipst ...  ;D

Sehr schöne Aufnahmen! Danke fürs Zeigen.

Herzliche Grüße
Jörg
Hier geht's zur Vorstellung: Klick !
Und hier zur Webseite des MKB: Klick !

Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Ole Riemann

Hallo Martin,

klasse Aufnahmen, vielen Dank! Die Helligkeit der Bilder ist bei mir hier am Notebook ideal. Besonders gut gefällt mir der winzige Chroomonas nordstedtii mit seiner eigenartigen Färbung.

Schöne Grüße

Ole