Dinamoeba mirabilis - Stand meiner Erkenntnisse

Begonnen von Martin Kreutz, April 05, 2010, 17:10:08 NACHMITTAGS

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Martin Kreutz


Ernst Hippe

Hallo Martin,
daß ich diese Deine Riesenarbeit mit besonderem Interesse gesehen und gelesen habe, kannst Du Dir denken. Ähnliches habe ich ja auch in den S.-Proben gesehen, wenn auch nie so klar. Eigentlich würde das doch fast für eine (zweite) Doktorarbeit reichen :D ,oder? Jedenfalls warst Du mit diesem Beitrag Ostern gut beschäftigt. Also noch ein bißchen Erholung heute!
Ernst
Gruß Ernst Hippe
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steffenclauss

Hallo Martin,

hochinteressant!! Es bedarf eine Menge Arbeit, Zeit, Recherche und Ausdauer.
Das zeigt auch wie schwierig das Feld der Nacktamöben zu beackern ist.

Somit vielen Dank für wieder ein kleines bisschen mehr Licht im der teils noch dunklen Amöbenwelt!

Steffen

Rolf-Dieter Müller

Zitat von: Martin Kreutz in April 05, 2010, 17:10:08 NACHMITTAGS
...
Ich hoffe, keinem wurde zu lanweilig bei dieser kleinen "Amöben-Exkursion"!
...

Keinesfalls, Herr Kreutz.

Obwohl ich bisher noch nicht so den richtigen Zugang zur Planktonmikroskopie gefunden habe, finde ich Ihren Beitrag als äußerst interessant und spannend.

Viele Mikrogrüße
Rolf-Dieter Müller

Jan Kros

Hallo Martin,
Ich habe Deine Riesenarbeit mit besonderem Interesse gesehen und gelesen und findet es sehr interessant.
Ich habe es gleich ausgedruckt
Schön mal wieder etwas von Dir zu hören hier im Forum.
Herzlichen Gruss
Jan

Jürgen H.

Hallo Herr Kreutz

wunderbare faszinierende Photos, wie immer von Ihnen. Und so eine sorgfältige und detailreiche Recherche!

Ganz herzlichen Dank dafür.

Mikrogrüße von Jürgen Harst


Martin Kreutz

Hallo Zusammen,

vielen Dank für Lob und Anerkennung. Ich habe tatsächlich etwas länger an diesem Beitrag gebastelt. Hätte ich mehr Zeit, könnte ich so etwas öfters zum besten geben, da ich sehr viele (mir scheint hunderte) von diesen Fällen in meinem Archiv habe. Besonders was die Amöben angeht. Ich habe mich viele Jahre hauptsächlich mit den Ciliaten beschäftigt, wende mich aber in letzter Zeit öfters den Amöben zu. Das Simmelried ist auch hier scheinbar unerschöpflich.

Allen einen schönen Abend!

Martin

Ferry

Hallo Martin,

You did a wunderful job!!! :D Mein Kompliment für die ausgezeichnete Bilder. Ich kann Deine Folgerungen nur bestätigen. Du hast Recht dass es einen deutlichen Unterschied gibt zwischen Dinamoeba und Mastigamoeba. Es ist schön dass Du das Flagellum so gut Fotografiert hast.

Vielen dank für die schöne Wissenschaftliche Arbeit!

Vielen Grüßen,

Ferry Siemensma
www.arcella.nl
www.natuurfotografie.info

Martin Kreutz

Hallo Ferry,

vielen Dank für das Kompliment! Ich möchte es gerne zurück geben für Deine Arbeiten an den Nacktamöben. Dein Buch "De Nederlandsee Naaktamoeben" ist bei mir ständig im Gebrauch, auch wenn ich immer wieder mit dem niederländisch hadere. Aber wir haben Dich ja jetzt immer "live" zugeschaltet.

Ich hoffe, dass ich bald Zeit finde noch ein paar weitere Funde hier vorzustellen.

Wünsche Dir einen schönen Abend!

Martin

Fahrenheit

Lieber Martin,

vielen Dank für diese garnicht 'kleine Amöbenexkursion', die ich erst jetzt mit großem Interesse gelesen haben.

Die Bakterien als Symbionten waren für mich eine echte Überraschung, was aber hauptsächlich daran liegt, dass ich im Reich der Protisten nicht sehr bewandert bin.
Auch wenn es vielleicht eine Trivialität ist: kannst Du sagen, welchen Vorteil die Amöbe im Allgemeinen aus der Symbiose zieht? Kann sie vielleicht die Stoffwechselprodukte der Bakterien verwenden und versorgt diese daher mit Nährstoffen und einem gewissen 'Schutz'?
Für mich noch interessanter: Bakterien sind ja oft recht teilungsfreudig. Wie hält die Amöbe die Anzahl ihrer Gäste unter Kontrolle? Werden überzählige Exemplare z.B. über eine Vakuole ausgeschieden oder wird vielleicht sogar die Teilung unterdrückt?

Über eine kurze Antwort oder Literaturhinweise zum Weiterlesen würde ich mich sehr freuen.

Herzliche Grüße
Jörg  
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Martin Kreutz

#10
Hallo Jörg,

um diese Frage zu beantworten, muss ich mich ziemlich weit rauslehnen. Ich kann hier nur meinen persönlichen Kenntnisstand wiedergeben, ohne Garantie auf Richtigkeit.  Die Gattung Dinamoeba gehört zusammen mit Pelomyxa und einigen anderen Gattungen zu den sogenannten Pelobionta. Diese Viecher sind recht seltsam, denn sie können meist ein Flagellum ausbilden (oder mehrere wie Pelomyxa), leben oft in anaeroben Schichten, besitzen keine Mitochondrien, oft keine Dictyosome und manchmal keine KV's (wie Pelomyxa). Sie weisen meist endosymbiontische Bakterien auf. Meistens mehrere Arten. Bei Dinamoeba kann man mind. 2 Arten schon optisch unterscheiden (s. o.). Am besten untersucht sind diese Endosymbionten wohl bei Pelomyxa. Eine Bakterienart ist wohl zuständig für die Entfernung des "giftigen" Sauerstoffs. Zwei weitere Arten sind methanogene Bakterien, welche die aufgenommene Nahrung anaerob zersetzen und für die der Sauerstoff giftig wäre. Die genauen Verhältnisse sind sicher komplizierter. Auffällig ist bei den Pelobionta, dass die Zellkerne oft durch eine Bakterienschicht bedeckt sind. Bei Dinamoeba kann man das sehen und bei Pelomyxa sieht das dann aus wie eine "Rumkugel", wie das folgendes Bild zeigt:



Ob diese "kernnahen Bakterien" den Zellkern vor Sauerstoff schützen soll, ist nur eine Vermutung. Evtl. gibt es sogar einen Genaustausch zwischen Pelomyxa und den Bakterien. Wer weiß! Wie die Steuerung der Bakterienzahl erfolgt, entzieht sich meiner Kentnnis. Das geht in die gleiche Richtung, wie Paramecium bursaria seine symbiontischen Algen "in Schach" hält. Darüber wurde hier im Forum (und im alten) schon viel diskutiert. Meiner persönlichen Meinung nach geschieht dies vielleicht über eine Signalstoff-Konzentration. Ähnlich wie Stoffgradienten das Wachstum über die Ablesung der DNA regeln, kann es auch sein, dass die Bakterien verdaut werden, sobald eine bestimmte Konzentration ihrer Ausscheidungsprodukte erreicht wird. So etwas zu beweisen, stelle ich mir jedoch schwierig vor.

Der Besitz von symbiontischen Bakterien in anaeroben Lebensräumen ist nicht nur auf Amöben beschränkt. Auch viele Ciliaten der anaeroben Zone tragen methanogene Bakterien in sich. Evtl. in gleicher Artenzusammensetzung wie bei den Amöben (also auch mit "Sauerstoff-Vernichtern"). Ein Beispiel habe ich noch angehängt. Es ist der Ciliat Brachonella spiralis, der im Simmelried sehr häufig ist und der Gattung Metopus nahe steht. In diesem recht großen Vieh lassen sich die symbiontischen Bakterien (12 µm lang) gut erkennen.

AZM = Adorale Membranellzone
CV = kontraktile Vakuole
CC= Kaudalcilien
SB = symbiontische Bakterien
MA = Makronukleus



Zur Aufklärung der genauen Beziehung zwischen Symbionten und Amöbe kann man sicher noch einige Doktorarbeiten vergeben.

Wünsche Dir einen schönen Abend!

Martin

Fahrenheit

Guten Abend Martin,

vielen Dank für Deine ausführliche Antwort zu diesem spannenden Thema.

Vielleicht zeigt sich in der Amöbe-Bakterien-Symbiose ja auch eine Vorstufe - oder Parallelentwicklung - zur aeroben Energieerzeugung mittels der nicht mehr alleine lebensfähigen Mitochondrien.

Herzliche Grüße
Jörg
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