Ciliat mit innerer "Struktur"

Begonnen von rekuwi, Oktober 18, 2011, 15:49:29 NACHMITTAGS

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rekuwi

Liebe Ciliatenkenner,

dieser eirunde große Ciliat ist mir in einer Tümpelprobe aufgefallen. Er ist gut 220 µm lang, eirund und rundum dicht mit gleich langen Wimpern bestückt. Im Inneren ist eine große helle Höhlung und darin, nicht ganz mittig, eine kleine runde, mit 6 inneren Streben verbundene "Struktur", darum diffus noch eine bruchstückhafte Rundung.

Das Viecherl hatte eine schräg stehende Reuse. Konnte sich zwischen Detritusbrocken durch leichte Verformung reinzwängen, drehte sich gemächlich - vor und rückwärts, konnte aber auch sehr schnell werden.

Wer hat den schon mal identifiziert?







Auf diesen drei Bildern ist die Struktur recht gut zu erkennen.
25x Objektiv, Hellfeld.

Liebe Grüße
Regi

Michael Plewka

hallo Regi,

eine Antwort kann nur sehr spekulativ sein, da man bei dem Ciliaten praktisch nichts erkennen kann, was bei der Bestimmung helfen könnte. Weder Zellkern noch Ziliatur oder die Reuse sind zu sehen. Größe ???. Was war sonst noch in der Probe, was als Futter dienen könnte?

Als Ciliat mit Reuse käme Holophrya in Frage :
http://www.plingfactory.de/Science/Atlas/KennkartenProtista/source/Holophrya%20sp.2.html

Diese Viech kann große Nahrung verzehren. Vorstellbar, dass das Viech einen Phacus (=euglenider Flagellat ) gefressen hat. Vorstellbar ist für mich, dass es sich bei der Struktur im Innern um einen verdauten Paramylonkorn dieses Phacus handeln könnte.

beste Grüße Michael Plewka

rekuwi

#2
Lieber Michael,

die Größe hatte ich mit ca. 220 µm angegeben.

Nachdem ich nun Deine Bilder von Holophrya gesehen habe tendiere ich auch zu dieser Gattung denn Oralapparat und Ciliatur sind identisch. Ich hatte auch schon an einen Nahrungsrest gedacht, wüßte aber nicht worin eine solche Struktur zu finden ist.

In der Probe sind große Mengen von Euglena viridis unterwegs. Außerdem Coleps, Paramecium und wenige Rädertiere.

Herzlichen Dank für Deine Antwort. Vielleicht finde ich nochmal den oben abgebildeten Ciliaten und kann mehr Details erkennen.

Liebe Grüße
Regi

rekuwi

Lieber Michael,

habe jetzt mal über Paramylonkörner im Internet nachgelesen. Die Euglenen haben sowas, Deine Vermutung könnte da passen. Aber die Form mit den sechs Streben ist schon witzig!

Liebe Grüße
Regi

Michael Plewka

hallo Regi,

sorry, das mit der Größe hab ich nicht realisiert...
nach der Durchsicht meines Archivs bin ich noch auf ein altes Bild von Holophrya gestoßen, das ganz hilfreich ist:



zusammen mit den anderen Fotos aus der Serie ergibt sich:
1.Phacus ist eindeutig in derselben Probe zu finden.
2.Das hier gezeigte Viech hat Phacus gefressen (grüne Pfeile)(das rote Stigma ist bei einem deutlich erkennbar)
3.Der helle Fleck (gelber Pfeil) ist ein verdauter Phacus.

beste Grüße Michael Plewka


JB

Als abseitigen Vorschlag, vielleicht handelt es sich nicht um einen Ciliaten sondern um ein Bandwurm-Coracidium? Aussen ein Flagellen-Epithel und innen die Oncosphaere mit Mundhaken (moegliche Haken sind andeutungsweise zu erkennen; es sollten 6 sein). Sie haben nicht zufaellig ein gefarbtes Dauerpraeparat gemacht? Leider kenne ich kein Coracidium mit auch nur aehnlicher Morphologie.


rekuwi

Hallo JB,

ein interessanter Vorschlag. Leider kenne ich mich mit den Bandwürmern überhaupt nicht aus. Habe in Wikipedia nachgelesen, bin zwar jetzt etwas schlauer, aber die von mir gefundene Struktur konnte ich auf keinem Bild entdecken.

Es waren übrigens 6 Streben innerhalb dieses Rings. Haken daran konnte ich nicht erkennen. Üblicherweise färbe ich keine Tümpelprobe, weiß nicht ob die "Insassen" das überleben. Schon bei zu großem Deckglasdruck zerplatzen die Ciliaten, andere Geschöpfe werden zerquetscht, da ist dann kaum mehr was zu erkennen.

Vielleicht melde sich ja noch der absolute Spezialist auf dem Bandwurmgebiet.
Bis dahin erscheint mir Michaels Aussage zutreffend.

Liebe Grüße
Regi