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Ulrichs Dünnschliffbilder

Begonnen von Ulrich S, Januar 16, 2012, 20:24:14 NACHMITTAGS

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Ulrich S

Hallo Dünnschliff-Freunde,

Für das erste Präparat habe ich ausgewählt:

Eudialitischer Foyait
FO: Khibiny, Halbinsel Kola, Rußland
ein Nephelin-Syenit
zu sehen sind Ägirin-Nadeln und der im Handstück rot leuchtende, im Dünnschliff aber unscheinbare Eudialit sowie Nephelin







schaut selbst, Anmerkungen, besonders kritische, immer willkommen, nur so kann ich besser werden!
Grüße
Ulrich
Es kommt immer anders wenn man denkt

Bastian

Guten Abend Ulrich,
das ging ja nun doch sehr schnell mit dem Zeigen. Super!
was mich mal interessieren würde wäre wenn Du die einzelnen Minerale etwas genauer beschreibst, bzw diese in deinen Bildern kennzeichnest oder uns ein wenig mehr darüber erzählst was wir da sehen.
Ich weiß, immer ein schwierige Sache da irgendwelche Beschriftungen einzutragen, da das nicht so schön wirkt wie ohne Beschriftung. Die Ägirin Nadeln sind ja nun leicht durch ihre Form erkennbar, aber beim Rest wird es schwieriger.  Dennoch würde wohl der Lerneffekt für die Mitleser größer wenn sie wissen welches Mineral welches ist und welche Eigenschaften sie haben.
Wenn der Eudialith so schön rot im Handstück leuchtet, hast Du dann ein Photo davon für uns  :)
Mich würden außerdem die Ausschnittsgröße und die Kontrastart interessieren (HF, DF, PPL, XPL, ...)

Hast Du denn  die Schliffe selbst gemacht? Die sehen nämlich echt gut aus. Ich habe hier z.B. gerade Proben aus einem sog Profi-Labor und deren Qualität ist nicht der Rede wert  >:(

Herzliche Grüße,
Bastian


olaf.med

Hallo Ulrich,

für die Bestimmung wäre auch immer ein zusätzliches Bild im linear polarisierten Bild förderlich, da würde man z.B. dann auch die Eigenfarbe und den Pleochroismus des Ägirins erkennen, z.B. so:



Ansonsten sehr guter Anfang. Weiter so!

Glück Auf, Olaf

Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

Udo Maerz

Hallo Ulrich,

willkommen im Kreis der Dünnschliff-Infizierten ! Die Bilder sind schon toll, wie bist du an das Material herangekommen ?

Bei Mikro-Aufnahmen finde ich es immer angenehm, wenn dazu eine Größenangabe angegeben wird, sei es im Text in der Bildunterschrift, wenn man keinen Maßstabsbalken im Bild selbst habe möchte (Bildbreite xy µm), oder eben als Maßstabsbalken (dazu gibt's auch Hinweise hier im Forum, wie man einen Maßstabsbalken einfügen kann).

Ich bin schon auf die nächsten Fotos gespannt.

liebe Grüße
Udo Maerz

Ulrich S

Hallo Dünnschliffler,
danke für die Tipps
für Bastian: ich mache die Schliffe nicht selbst, fehlt mir das know how dazu, also theoretisch weiß ich schon wie es geht, aber da müßte ich viel üben und da fehlt die Zeit, also lasse ich sie machen, daß die Bilder im XPL aufgenommen sind hatte ich als zu selbstverständlich angenommen
Beschreibung ist sicherlich angebracht, ich versuche mein Bestes

an Olaf: Richtig, besser wäre LPL und XPL, aber meistens habe ich zu mindestens von den Details nur XPL gemacht

an Udo: ich weiß, daß das mit der fehlenden Maßstabsangabe Punktabzug gibt, da bin ich echt zu nachlässig. Ich schwelge dann auf dem DS umher, finde immer Neues, Schönes, Bewahrenswertes und wechsle die Vergrößerungen und mache Bilder und ..., und dann ists geschehen. Aber zum Glück ist das Material ja langlebig und man kann es noch nachvollziehen wenn man es braucht.
Das Rohmaterial habe ich in diesem Falle von der Mineralienmesse in München

also bis bald

Ulrich
Es kommt immer anders wenn man denkt

Ulrich S

#5
Hallo Dünnschliffler,
heute erhielt ich den folgenden Dünnschliff, der eine Frage aufwirft. Aber von Beginn an. Es handelt sich um den

Sövit vom Badberg (Kaiserstuhl)

Ein mittel- bis grobkörniger Karbonatit mit Calcit als vorherrschendem Material.
Der Glimmer ist Hydrophlogopit. Sonst als Akzessorien wenig Apatit und Pyrochlor (Koppit) -zerbrochene Kristalle-. Ca2Nb2O7, gelegendlich wegen des Niob abgebaut, Magnetit
Enthält etwa 1% SrCO3 und 1000 - 1600 ppm Seltene Erden
Alter 19-16 Mio. Jahre (Untermiocen)
Calcit zeigt im Dünnschliff pastellartige Interferenzfarben höherer Ordnung. Cleavage ist gut erkennbar.

Als erstes drei Bilder im XPL und eines im LPL. Bildbreite jeweils 6,5 mm








und etwas größer jetzt (Bildbreite 3,5 mm) zwei Bilder im XPL und eins im LPL







Nun die Frage an die Profis: Was ist mit dem Schliff los, denn die Farben für die Calcite sind ja deutlich zu kräftig.

Schon mal Danke für Eure Hilfe.
Viele Grüße
Ulrich
Es kommt immer anders wenn man denkt

TPL

Hallo Ulrich,
ich wundere mich ja immer, was für exotische Gesteine hier manchmal auftauchen. Ein Sövit... da musste ich erstmal nachlesen... Wegen seines Niob-Gehalts ist der ja richtig interessant, denn die Niob- und Tantal-Preise sind ja atemberaubend geklettert. Aber da gibt es günstigere Lagerstätten für einen Abbau, als zwischen den Badener Weinbergen.

Die Kalzite sehen mir ganz gut aus. Vielleicht ist der Schliff ein klein bisschen dünner, oder Deine Bilde stammen vom ausgedünnten Rand, aber sonst ist das für mich noch OK. Außerdem würde ich versuchen, die Ausleuchtung zu optimieren. Da scheint ein starker gradient unter dem Gesichtsfeld zu liegen. Cleavage (Schieferung) kann ich nicht erkennen. Vielleicht meinst Du die Zwillingslamellen?

Glück auf!
Thomas


Ulrich S

Hallo

Zitat von: TPL in Januar 21, 2012, 22:00:06 NACHMITTAGS
Die Kalzite sehen mir ganz gut aus. Vielleicht ist der Schliff ein klein bisschen dünner, oder Deine Bilder stammen vom ausgedünnten Rand, aber sonst ist das für mich noch OK.

Na das klingt ja gut, also die Bilder stammen aus allen Stellen im Schliff, nicht nur vom Rand, nun ja, einmal unnötig Gedanken gemacht

ZitatAußerdem würde ich versuchen, die Ausleuchtung zu optimieren. Da scheint ein starker gradient unter dem Gesichtsfeld zu liegen

jo leider, aber das ist meiner bescheidenen Technik geschultet. Könnte man nur über flatfielding in der Bildbearbeitung rausbekommen. Fällt ja "nur" in den weitwinkligeren Aufnahmen im LPL richtig auf. Aber ich arbeite dran.

Grüße
Ulrich
Es kommt immer anders wenn man denkt

olaf.med

Hallo Ulrich und Thomas,

mit "cleavage" ist hier sicher die vollkommene Spaltbarkeit des Calcits gemeint, die allerdings in den Bildern viel weniger prägnat ist als die außerordentlich stark ausgeprägte Druck-Zwillingslamellierung.

Die schlechte Ausleuchtung ist apparativ bedingt und sollte dort behoben werden - nicht mit irgendeiner Bildbearbeitung. Die Ausleuchtung ist ganz einseitig, was an mangelnder Zentrierung der Blenden oder einer azentrischen Kameraadaption liegt.

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

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Ulrich S

Zitat von: olaf.med in Januar 22, 2012, 15:02:13 NACHMITTAGS
Hallo Ulrich und Thomas,

mit "cleavage" ist hier sicher die vollkommene Spaltbarkeit des Calcits gemeint, die allerdings in den Bildern viel weniger prägnat ist als die außerordentlich stark ausgeprägte Druck-Zwillingslamellierung.

genau die meine ich damit

Zitat von: olaf.med in Januar 22, 2012, 15:02:13 NACHMITTAGS

Die schlechte Ausleuchtung ist apparativ bedingt und sollte dort behoben werden - nicht mit irgendeiner Bildbearbeitung. Die Ausleuchtung ist ganz einseitig, was an mangelnder Zentrierung der Blenden oder einer azentrischen Kameraadaption liegt.

Danke für den Hinweis, aber leider habe ich gar keine Blenden, denke es liegt primär an der Lichtquelle. Habe sie gerade rausgenommen und provisorisch anders beleuchtet, das sieht besser aus. Nun muß ich aber erstmal basteln, daß alles auch einigermaßen hält.

Ich zeige meine Bilder ja auch nicht weil ich sie für perfekt halte, sondern weil sie besser werden sollen.

Grüße
Ulrich
Es kommt immer anders wenn man denkt

olaf.med

ZitatIch zeige meine Bilder ja auch nicht weil ich sie für perfekt halte, sondern weil sie besser werden sollen.

Klar, Ulrich, unsere Kritik ist ja auch absolut konstruktiv! Besonders bei Deinem letzten Bild sieht man in den oberen Ecken eine Vignettierung, die  durch irgendeinen Durchlaß im Strahlengang entsteht. Daran erkennt man, daß die gesamte Strahlenführung azentrisch ist.  Das mußt Du beheben, dann wird auch die gesamte Bildqualität sofort besser, da die schräge Beleuchtung, die für  die Qualitätsminderung auch in der Bildmitte verantwortlich ist,  damit auch behoben ist.

Viel Erfolg und herzlichen Gruß,

Olaf
Gerne per Du!

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Dünnschliffbohrer

Liebe Dünnschleifer,
Ich habe mal eine Frage zu den Zwillingslamellen: Wenn ich die Sache richtig verstehe, sind es Spuren vom Schleifen (d.h. Artefakte durch den Druck einzelner Siliziumkarbidkörner). Wie lassen die sich vermeiden, bzw. wieviel Druckzwillinge pro Fläche sind für einen guten Schliff noch vertretbar?
Wie unterscheidet man eigentlich unter dem Mikroskop (d.h. nicht auf der geologischen Karte) einen Karbonatit von einem Marmor? Am Gefüge oder an bestimmten Mineralen?
Hat hier im Forum schon jemand es geschafft, mit dem Messer oder der Kneifzange an einem Kalzit-Rhomboeder eine Verzwilligung künstlich zu erzeugen? Ich hatte es vor langer, langer Zeit mal versucht, das Spaltstück zersprang aber nur in tausend Stücke...   - Db.
"Und Gott sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; und er schuf um ihn Laubmoose und Lebermoose und Flechten und ein Mikroskop!"
[aus: Kleeberg, Bernhard (2005): Theophysis, Ernst Haeckels Philosophie des Naturganzen,  S. 90]

olaf.med

Hallo DB,

1) Diese Zwillingslamellen sind sicher nicht beim Schleifen entstanden, sondern durch Druck innerhalb des Gesteins, z.B. durch Tektonik.

2) Die Unterscheidung Marmor-Carbonatit ist nicht einfach, sonst hätten die Geowissenschaftler sich nicht über Jahrzehnte über diese Thematik gestritten. Die Gefüge der Calcite helfen hier kaum, allenfalls die Paragenese und Natur der Begleitminerale. Am Badloch z.B. gibt es Koppit als Begleiter, ein komplex zusammengesetztes Oxid. Koppit ist ein exotisches Mineral, das in Sedimenten und Metamorphiten wohl nicht vorkommt. Er ist übrigens auch für den Gehalt an Niob, Tantal und Seltenen Erden in diesem Gestein verantwortlich. Außer dem Mineralgehalt kann man auch bestimmte geochemische Signaturen zur Unterscheidung benutzen.

3) Die Herstellung von Gleitzwillingen ist ein wunderschöner Versuch, der früher zum Standardrepertoir von anständigen Kristallographie-Vorlesungen gehörte (sowas gibt's heute leider nicht mehr). Dazu hatte man einfache mechanische Pressen, die sog. Baumhauer Pressen, in die ein Spaltstücke in eine passend gefräste Nut eingelegt wurde, in das man dann einen Keil durch eine Gewindestange langsam hineingedrückt hat. Mit einer Beißzange kann man sicher keinen geregleten Druck aufbauen, daher gelingt es nicht. Ich würde es einfach einmal in einem Schraubstock mit einer passenden Zulage und einem keilförmigen Metallstück versuchen. Sollte es nicht klappen... ich habe eine Baumhauer Presse und kann gerne eine Probe herstellen.

Gruß, Olaf
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Dünnschliffbohrer

Hallo Olaf,
vielen Dank für deine ausführliche Antwort:
1) Dann bin ich also entschuldigt. Ich hatte auch einmal einen Schliff dieses Karbonatites hergestellt, und mich hinterher über die vielen Zwillingslamellen geärgert. Irgendwo bbildete ich mir ein gelesen zu haben, dass die vom Schleifen kämen und ich dachte, ich hätte etwas falsch gemacht (z.B. durch einzelne gröbere Körner verunreinigtes Schleifpulver etc.).
3) In manchen Büchern wird die einfache Methode, an der ich mich seinerzeit versucht hatte, beschreben. Ein paar Glückspilze müssen es wohl mal so hingekriegt haben. Allerdings erinner ich mich auch an das Eingeständnis des Profs in der Vorlesung "Einführung in die Kristallographie", das es bei ihm auch noch nie funktioniert hätte. Leider habe ich für weitere Versuche derzeit keine Quelle für trübe Kalkspatrhomboeder. Meinen einzigen Doppelspat werde ich nicht opfern.
Könntest du den Gleitzwillingsversuch evtl. mal filmen und als Video einstellen (oder ersatzweise eine Fotoserie)? Vielen Dank - Db.
"Und Gott sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; und er schuf um ihn Laubmoose und Lebermoose und Flechten und ein Mikroskop!"
[aus: Kleeberg, Bernhard (2005): Theophysis, Ernst Haeckels Philosophie des Naturganzen,  S. 90]

olaf.med

Hallo Db,

leider kann ich so etwas nicht filmen, aber es ist auch makroskopisch vom Versuchsablauf völlig unspektakulär. Die Apparaturen und Ergebnisse aber hier:

links die Presse nach Reusch, rechts nach Baumhauer:



und hier die Ergebnisse. Beeindruckend ist, dass der umgeklappte Kristallbereich so perfekt einkristallin ist, dass sogar der Reflex der kleinen dreieckigen Fläche goniometrisch vermessen werden kann. Man sieht das an der Spiegelung im zweiten Bild. Hier gleitet Gitterebene für Gitterebene also ganz exakt in die Zwillingsstellung. Die ersten beiden Kristalle sind mit der Reusch-Presse gedrückt, der dritte mit der Baumhauer-Presse.







Gruß, Olaf
Gerne per Du!

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