Toringo – Apfel (Malus sargentii) *

Begonnen von Hans-Jürgen Koch, Februar 16, 2012, 14:37:05 NACHMITTAGS

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Detlef Kramer

Hallo,

ich bin verwirrt! So sehen doch Geleitzellen im Längsschnitt nicht aus!? Sie müssten dünn und lang gestreckt den Siebröhren anliegen. Was habe ich da falsch verstanden?

Herzliche Grüße
Detlef
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Fahrenheit

#16
Lieber Detlef,

Mist, gestern habe ich beim Durchwühlen meiner Literatur nach Harzkanälen eine Abbildung gefunden, die ziemlich genau Hans-Jürgens Bild und Klaus' Interpretation entsprach. Nun finde ich sie nicht wieder.  :(

Im Strasburger (36. Auflage) findest Du aber auf Seite 193 in Abb 4-52 B eine Zeichnung vom Längstschnitt eines Vitis vinifera Sprosses mit kleinen Geleitzellen - allerdings nicht einzeln, sondern in kleinen Gruppen. Bei den Kürbisgewächsen ist es wohl ähnlich (Abb. 3-22 D auf Seite 144). F-L dieser Abbildung erweckt den Eindruck, dass die Geleitzelle eines Siebröhreglieds bei Vicia faba (Puffbohne) sich über die gesamte Länge desselben erstreckt - so wie Du es in Erinnerung hast.

Interessant: im Eschrich (Springer 1995) findet sich mit Abb. 5-40 auf Seite 176 ein Bild einer Längstschnittes der Puffbohne, in dem mehrere Geleitzellen an einem Siebelement anliegen.

Es scheint aber meist so zu sein, dass eine oder mehrere Geleitzellen eine Siebzelle oder Siebröhre auf annähernd der gesamten Länge begleiten. Das würde nicht ganz zu der Situation in Hans-Jürgens Bildern passen.

Da die Tüpfel der fraglichen Zellen recht groß sind, habe ich kurz an Markstrahl-Zellen gedacht - aber das passt von der räumlichen Anordnung nicht.

Herzliche Grüße
Jörg
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Omaruru

Hallo Jörg,

das mit den Sklerenchymfasern war mein Fehler, die könnten auch nie und nimmer aus der Sklerenchmkappe ins Phloem wandern.
Der Trick ist Sklerenchymfasern haben keine Hoftüpfel. Es sollte sich meiner Meinung nach um einen Tangentialschnitt in der Nähe des Kambiums handeln.
D.h. für das erste Bild: rechts oben und links unten jeweils lysigen entstandene mehrkernige Siebröhren mit nicht fusionierten Geleitzellen. Dann zur Mitte hin recht strukturlose Zellen des Kambiums und in der Mitte dann Spätholztracheen mit Hoftüpfeln.

Grüße

Klaus
Ich bevorzuge ein kollegiales Du ;-).

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      Jack Horner

Detlef Kramer

Lieber Jörg,

zu Deinen Ausführungen ein klein wenig Theorie: Geleitzelle und Siebröhrenglied gehen durch Teilung aus einer Siebröhrenmutterzelle hervor. D.h. dort, wo eine Siebplatte sitzt, muss auch die Zellwand der Geleitzelle sein. Geleitzellen können sich aber sekundär in mehrere Zellen teilen. Dann liegen sie eben in einer Kette lang gestreckt an der Siebröhre.

Die elliptischen Zellen mit den schwarzen Tüpfeln liegen aber völlig einzeln und sind wahrscheinlich in der Ebene senkrecht zur Schnittebene gestreckt. Dann wären es einzelne Strahlzellen.

Ein Tipp: zur Anatomie des Phloems ist es am besten, man verwendet Längsschnitte, z.B. des Kürbis, und färbt diese mit Anilinblau. Dann bekommt man zumindest die Siebröhren eindeutig gefärbt und kann dann die Geleitzellen suchen und studieren. Das wäre ein mögliches Thema für unser Treffen im Juni.

Lieber Klaus,

um Verwirrungen zu vermeiden: was verstehst Du unter mehrkernigen Siebröhren? Meines Wissens enthalten die Siebröhren der Angiospermen überhaupt keine Kerne, bzw. verlieren sie im Verlauf der Entwicklung samt dem ganzen Proteinsyntheseapparat. Diese Funktion übernehmen die Geleitzellen, weswegen sie auch (u.a.) so plasmareich sind. Den Begriff "nicht fusionierte Geleitzellen" verstehe ich auch nicht.

Herzliche Grüße
Detlef
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Fahrenheit

Lieber Detlef, lieber Klaus,

an Strahlzellen habe ich auch schon gedacht - siehe oben. Aber die müssten - beachtet man die Lage des Rindenparenchyms am unteren linken Bildrand des ersten Bildes - in der dargestellten Situation doch längst und nicht quer angeschnitten sein.
Auffällig finde ich auch, dass die großen Hoftüpfel nur zur Siebröhre hin auftreten.

Herzliche Grüße
Jörg
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Omaruru

#20
Hallo zusammen.

Lieber Detlef,
ausdifferenzierte Siebröhren haben sicher keine Zellkerne mehr - da hast du recht. Bei meinem Lapsus bin ich von einer lysigenen Entstehung der Siebröhre aus mehreren Zellen ausgegangen, bei der die Geleitzellen nicht zwangsläufig auch fusionieren, da sie sich nicht nicht in einem Strang sortiert bilden.
Die gemeinsame Zellgrenze von Sieb- und Geleitzellen ist nur beim Kürbis-Model Pflicht.

Auch zu Jörg:
Warum sollten Markstrahlen von 15 - 20 Zellen im Xylem ( Bild 7 ) auf eine Zellreihe im Phloem reduziert werden und diese schwarzen Tüpfel nur zur Siebzelle auftreten?
Bei einem direkten Kontakt von Tracheide und lebender Zelle ( Kambium oder Siebzelle ) können bestenfalls einseitig behöfte Tüpfel auftreten.
Wenn du Hoftüpfel nur zu Siebzellen siehst reden wir von verschiedenen Strukturen. Ich sehe sie als rötliche runde bis linsenförmige Strukturen nach allen Seiten.

Herzliche Grüße

Klaus
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      Jack Horner

Detlef Kramer

Lieber Klaus,

ZitatDie gemeinsame Zellgrenze von Sieb- und Geleitzellen ist nur beim Kürbis-Model Pflicht.
Das ist mir völlig neu und widerspricht den mir bekannten Lehrbüchern. Aber, Du kannst es ja einmal erklären. Ebensowenig verstehe ich deine Aussage:
Zitatbei der die Geleitzellen nicht zwangsläufig auch fusionieren, da sie sich nicht nicht in einem Strang sortiert bilden.
Aber das hängt natürlich damit zusammen, ob mein Modell der Siebröhren/Geleitzellenentstehung stimmt oder nicht.

Noch etwas an Euch Beide: zwischen lebenden Zellen, hier also Geleitzellen und Siebröhren gibt es überhaupt keine Hoftüpfel. Es handelt sich Bereiche in der Zellwand, in denen zahlreiche Plasmodesmata konzentriert und miteinander verbunden sind und die man Tüpfel (ohne Hof) nennt.

Zu der Interpretation der beiden Fotos möchte ich im Augenblick nichts mehr sagen. Du Jörg, hast mit Deinem Einwand völlig recht, dass die Zellen, wären es Strahlzellen, radial im Schnitt erscheinen müssten. Ich verstehe das Ganze im Moment nicht und möchte es daher dabei belassen.

Eines gebe ich noch zu bedenken: außer Geleitzellen gibt es bei fast allen Angiospermen auch noch Phloemparenchymzellen, die ganz ähnlich aussehen, wie Geleitzellen, und wohl auch die gleiche Funktion aufweisen, aber eben nicht aus der Siebröhrenmutterzelle hervorgehen.

Herzliche Grüße
Detlef
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

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Omaruru

#22
Lieber Detlef,

das mit den Lehrbüchern hatte ich gerade zu erklären versucht im Thread von Pinus ponderosa.

Von Hoftüpfeln zwischen Geleitzellen und Siebröhren / Siebelementen der Angiospermen habe  ich nicht gesprochen, sondern von einseitg behöften Tüpfeln zwischen lebenden Zellen und Xylemelementen. Siebröhren / Siebelemente entstehen durchaus durch Fusion der Siebzellen, wie es auch in Früholztracheen üblich ist. Dort allerdings bleibt ein Wulst der Sekundärwand als Beweis der lysigenen Entstehung erhalten.
Phloemparenchym kenne ich aus primärem Phloem. Im sekundären Phloem habe ich es, außer im Markstrahl, nicht in Erinnerung.

Grüße

Klaus
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      Jack Horner

Fahrenheit

Lieber Detlef, lieber Klaus,

da habe ich mich ungenau ausgedrückt. Ich meinte die - wohl durch Lufteinschluss - schwarz erscheinenden Tüpfel der rätselhaften kleinen Zellen. Diese sind nur auf einer Seite zu sehen. Offensichtlich erfolgt der Kontakt dieser Zellen zu ihren Nachbarzellen auf zwei unterschiedliche weisen.

Herzliche Grüße
Jörg
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