Hallo,
beim Stapel waren meine Finger wohl schneller, als mein Gehirn. Stapeln ist eine ästhetisch ansprechende
und bedeutungsmäßig einwandfreie Vokabel für stacken.
Insgesamt finde ich es schwierig den Überblick über die verschiedenen Linien in diesem Thread zu behalten.
Da bist Du, Thomas, und schreibst der Gebrauch bestimmter Anglizismen sein nicht „verdienstreich”. Das finde ich eine
spannende Perspektive, vor allem, weil natürlich klar ist, dass die Bedeutung des Wortes „Verdienst” natürlich stark von der jeweiligen Subkultur abhängt, interessanterweise ebenso wie das Vokabular. Ich zum Beispiel würde mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keinerlei Verdienst im eindeutschen vielerlei Termini sehen.
Dann ist da Klaus mit seinem Wegebeispiel. Ich denke dieses trifft ziemlich gut. Vielleicht mit der kleinen Abweichung, dass es hinsichtlich der Sprache nach dem Schulabschluss keinen Parkwächter mehr gibt.
Dann ist da Eckhard, mit einem sehr interessanten Beispiel: Open Air bzw. Freiluft. Das ist genau der Punkt, der mich bewegt. Verschiedene Kulturräume prägen ihr eigenes Vokabular. Manchen Kulturräumen wird das geflissentlich zugestanden, das sind im wesentlichen die alten Wissenschaften. Den neuen Wissenschaften wird das recht schon nur noch sehr eingeschränkt eingeräumt. Ebenso wird es alten Kulturräumen wie den Dialekten ohne weiteres eingeräumt ein eigenes Vokabular zu pflegen, während es neueren Kulturräumen eben überhaupt nicht eingeräumt wird. Dabei ist der Mechanismus immer der selbe. Sprache ist Ausdruck einer Geisteshaltung, in den Wörtern schweben Nebenbedeutungen, Sinnnetzwerke, Botschaften aller Art mit.
Selbstverständlich ist ein Festival keine Feier und natürlich ist Open Air nicht Freiluft, ebenso wie Kids nicht identisch mit Kindern sind. Diese lexikonartigen Übersetzungen stimmen nur, wenn man weit genug vom jeweiligen Kulturraum entfernt ist um den Unterschied zu sehen. Sekt? Ist doch Selters, oder? Beides trinkbares Wasser mit Blubb.
Aus meiner Sich bemerkenswert ist, dass über den Anglizismus „Sinn machen” praktisch niemand meckert, er tönt halt deutsch, das reicht.
Das grammatikalisch eindeutig falsche gemischt deutsch / englische Beugen von stacken zu gestacked wird moniert, andere sehr viel häufigere Defekte, wie zum Beispiel die hier im Forum recht stark grassierende ss/ß - Schwäche hingegen scheinen in Ordnung zu sein.
Ein Tonnentierchen darf man Coleps nennen, rückenseitig selbstverständlich dorsal. Aber E-Mail ist ein Problem! Dabei ist das Wort mittlerweile ja auch schon sehr alt. (Ich habe meine erste E-Mail 1979 geschrieben, sie hat damals 6 Pfennige gekostet). Zu der Zeit, als das Wort entstanden ist, war das Internet ein sehr sehr englischsprachiges Geschäft, irgendwann 20 Jahre später schreibt dann auch Lieschen Müller E-Mails, aber nicht nur, dass sie auf einmal in einen Kulturraum eindringt und sich dessen Technologien zunutze macht, nein, jetzt hat sie auf einmal auch das Recht diesem Kulturraum vorzuschreiben, wie er die Dinge zu benennen hat. In meiner Bescheidenen Wahrnehmung entbehrt dieses Ansinnen jedweder Berechtigung und Richtigkeit.
Ich würde soweit gehen zu behaupten, dass die Möglichkeiten zu präzisem Ausdruck in der deutschen Sprache und durchaus auch die Gewohnheit von diesen Möglichkeiten gebrauch zu machen schon etwas besonderes sind, und gerade deswegen ist die Neigung zu Anglizismen höher als in anderen Sprachen. Sie sind exakter, lassen sich einfacher aufladen und transportieren einfach mehr von der Kultur dessen, der sie gebraucht.
Abschließend möchte ich in Zweifel ziehen, ob der Anteil von Anglizismen tatsächlich höher ist als der Anteil neuer deutscher Schöpfungen oder der Anteil von Romanismen oder Graecismen.
Viele Grüße
Timm