Pollen präparieren. Warum Glyceringelantine n. Kisser und nicht Kaiser ?

[Hugo Halfmann]

Die Überschrift fasst eigenlich die Frage, die mich beschäftigt schon zusammen.

Was passiert denn, wenn ich die Glyceringelantine nach Kaiser verwende ?

Sowohl Bruno Kremer als auch Klaus Henkel weisen in ihren Anleitungen explizit darauf hin.

Beim Kisser Rezept habe ich Bedenken wegen des Formols, erstens weil ungesund, zweitens wollte mir ein Apotheker schon keinen Eisessig verkaufen, weil damit kann man ja synth. D r o g e n herstellen . In einer anderen Apotheke hab ich´s dann bekommen.
Und bei Chroma bekommt man Glyceringelantine nach Kaiser fix und fertig...

Ich würde mich freuen, wenn mir einer die Unterschiede erklären könnte !

[Detlef Kramer]

Hallo Herr Halfmann,

das Kisser-Gemisch unterscheidet sich von dem von Kaiser lediglich im geringeren Wassergehalt, was wahrscheinlich in Hinblick auf die Pollen entscheidend ist. Formol ist nicht enthalten, es sei denn, Sie haben ein Rezept, bei dem das noch giftigere Phenol durch Formol ersetzt ist.

Falls Sie sich die Arbeit ersparen wollen, die Mischung selbst anzusetzen, kann ich Ihnen eine kleine Probe für 5 € zukommen lassen. Schicken sie mir in dem Fall eine PN oder email.

Herzliche Grüße

Detlef Kramer

[Hugo Halfmann]

Hallo Herr Kramer,

danke für Ihre Antwort.

Haben Sie das Rezept ohne Formol gerade zur Hand ?
Ohne Gift würde ich es gern selbst ansetzen.

Eine andere Frage noch: Wieso muss es reine Gelantine und keine Haushaltsgelantine sein ? Schaden die in der Haushaltsware enthaltenen Säurereste (SO2) dem Präparat ?

[Detlef Kramer]

Lieber Herr Halfmann,

ja, so ist es, das SO2 stört. Hier ein Rezept aus dem großen Kremer:

10 g Blattgelatine in 35 ml H2O dest über Nacht quellen
30 ml Glycerin zugeben
Gemisch bei nax. 70° im Wasserbad erwärmen
Gemisch warm halten, bis alle Luftblasen entwichen sind
5 ml gesättigte Phenollösung einlaufen lassen und durch vorsichtiges Schwenken gleichmäßig verteilen
abfüllen und abkühlen lassen.

Sie werden vielleicht Schwierigkeiten haben, das Phenol zu bekommen. Von Chemlab (chemlab2007(at)aol.com gibt es das fertige Gemisch phenol- und formolfrei, 15 ml für 6,- €; ob sich da die Mühe lohnt?

Wie auch immer: viel Erfolg

Detlef Kramer

[Klaus Herrmann]

Hallo Herr Halfmann,

irgend ein Fungi-Bakterizid muss zur Stabilisierung der Gelatine drin sein, sonst machen Sie eine Pilzzucht.

Und in dem ungiftigen Alternativprodukt ist das sicher nicht anders.

Aber ich seh das auch so: was preiswert zu kaufen geht, das kauft man! Und das sage ich als begeisterter "Kocher" (organischer Chemiker) 

[Detlef Kramer]

Lieber Klaus,

klar ist da so etwas drin. Ich habe mir nur nicht gemerkt, was. Bernd Heim hat es uns u.A in seinem Vortrag bei Kornrade 5 verraten. Es ist etwas, was zwar fungizid, aber verkauft werden darf. Vielleicht liest er mit und klärt uns auf.

Herzlichen Gruß

Detlef

[Hugo Halfmann]

Das ist doch mal was. Die Gelatine von Bernd Heim / chemlab ist demnach zwar nicht ungiftig, aber wohl eher ungefährlich. Der Schutz vor Pilzen leuchtet mir ein, daß man dafür Phenol verwenden soll jedoch nicht. Ich möchte jedenfalls kein Phenol und nach Möglichkeit auch kein Formaldehyd im Hause haben.
Im Labor mag das ja angehen, aber da wo ich mikroskopiere, essen und schlafen wir auch. Da verzichte ich lieber auf solche Chemikalien, auch wenn sich die Mengen im unkritischen Bereich sein werden.

Herzlichen Dank für ihre / eure Tipps, ich werde bei Bernd Heim bestellen und verzichte auf "Do it yourself Giftküche".

[T. Ebbinghaus]

Hallo Zusammen

Eine andere Frage noch: Wieso muss es reine Gelantine und keine Haushaltsgelantine sein ? Schaden die in der Haushaltsware enthaltenen Säurereste (SO2) dem Präparat ?

halte ich für unwahrschenlich: Der saure Aufschluss von Kollagenen zur Gelantineherstellung nach Typ A erfolgt zwar über Schwefelsäure, aber SO₃ ist ein Allergen. Daher wird - zumindest für pharmazeutische Zwecke - die Gelantine sehr, sehr deutlich gewaschen und neutralisiert. Beiden Typen A und B in der Ph. Eur. auf max. 50 mg / kg SO₃ spezifiziert.

Ich persönlich glaube, dass die Säure im Rezept (Phenol reagiert deutlich, Glycerin schwach sauer) für den Verlust der Farbe nach einiger Zeit verantwortlich seinen dürften. Ich zumindst nehme Haushaltsgelantine (Dr. Ö.) und stelle den pH-Wert nach Zugabe aller Komponenten mit wenig NaOH auf ca. 7.5 ein - allerdings habe ich auch noch keine Langzeiterfahrung... Fragt mich in 5 Jahren nochmal   

Formol ist nicht enthalten, es sei denn, Sie haben ein Rezept, bei dem das noch giftigere Phenol durch Formol ersetzt ist.

Eine Glycerin-Gelantine mit Formolzusatz dürfte etwas sehr exotisches sein und nicht sehr haltbar, siehe Mikrofibel S.182, Kap. 5.5.1.1 Abs. 7 und 8.

Gruss
TEb

[T. Ebbinghaus]

Hallo

klar ist da so etwas drin. Ich habe mir nur nicht gemerkt, was. Bernd Heim hat es uns u.A in seinem Vortrag bei Kornrade 5 verraten. Es ist etwas, was zwar fungizid, aber verkauft werden darf. Vielleicht liest er mit und klärt uns auf.

War das evtl. Benzalkoniumchlorid, BAC, siehe hier:

http://www.umweltbundesamt.at/fileadmin/site/umweltthemen/gesundheit/fact_sheets/Fact_Sheet_quaternaere_Ammoniumverbindungen.pdf

wenn ja, welche Mengen werden ca. einformuliert?

Gruss
Thorsten

[TPL]

Hallo,
immer mal wieder taucht der Begriff Gelantine (mit "n") auf. Ich bilde mir ein, dass das Wort besonders oft von Rheinländern (wie mir) benutzt wird und frage mich, woher das Wort stammt. Gab es ein Produkt mit ähnlichem Namen?
Sprachforschende Grüße, Thomas

[Detlef Kramer]

Lieber Thomas,

die Frage habe ich mir auch schon oft gestellt; in über dreißig Jahren ist es mir nicht gelungen meiner Assistentin das "n" auszutreiben. Woher es kommt? wahrscheinlich aus dem Französischen. Ich habe schnell bei Leo nachgeschaut. Es heißt auch dort gélatine: ABER es gibt auch die "galantine" = die Sülze. Daher kommt wohl die Verwirrung. Aber ich gebe zu, so richtig überzeugend ist das auch nicht.

Herzliche Grüße

Detlef

[Klaus Henkel]

Lieber Thomas,
die Frage habe ich mir auch schon oft gestellt; in über dreißig Jahren ist es mir nicht gelungen meiner Assistentin das "n" auszutreiben. Woher es kommt? wahrscheinlich aus dem Französischen. Ich habe schnell bei Leo nachgeschaut. Es heißt auch dort gélatine: ABER es gibt auch die "galantine" = die Sülze. Daher kommt wohl die Verwirrung. Aber ich gebe zu, so richtig überzeugend ist das auch nicht.
Herzliche Grüße
Detlef

Lieber Herr Kramer, ich kenne die Gelantine schon viele Jahrzehnte. Es will mir scheinen, daß das hier in D eine Sprachunreinheit aus dem Berlinischen ist, oder etwas weiter gefaßt, derjenigen "Umländer" Berlins, die unter seinem sprachlichen Einfluß standen.

Gruß KH

[***]

Beitragsinhalt auf Wunsch des Autors gelöscht

[Detlef Kramer]

ich kenne die Gelantine schon viele Jahrzehnte. Es will mir scheinen, daß das hier in D eine Sprachunreinheit aus dem Berlinischen ist, oder etwas weiter gefaßt, derjenigen "Umländer" Berlins, die unter seinem sprachlichen Einfluß standen.

Lieber Herr Henkel,

herzlichen Dank für die Aufklärung. Meine ehemalige Assistentin stammt aus Thüringen. Das erklärt alles.

Gute Nacht

Detlef Kramer

[Detlef Kramer]

Hallo Herr Schumm,

ich habe Ihren Beitrag gelöscht, da er m.M. zu rechtswidrigen Handlungen aufruft.

Mit Bedauern,

Detlef Kramer