Celloidin als Einbettungsmedium

Begonnen von Winfried Todt, Januar 29, 2013, 01:16:01 VORMITTAG

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Winfried Todt

Verehrte Forumsmitglieder!

Wer hat Erfahrungen mit Celloidin als Einbettungsmedium?

Wo kann man es beziehen (kaufen)?

Vor längerer Zeit hat es hier im Forum einige Beiträge zu Celloidin gegeben, aber leider wurden diese nicht weiter geführt.

,,Celloidin, eine gute Handelssorte von Kollodium, welche die chemische Fabrik auf Aktien vormals G. Schering in Berlin erzeugt.
Um die Explosionsfähigkeit der Kollodiumwolle aufzuheben, wird dieselbe in Aetheralkohol quellen gelassen und gepreßt, so daß kompakte Tafeln einer halbfesten Gallerte gebildet werden, die durchaus nicht explosiv sind und anstandslos transportiert werden können. Durch Lösen in Aetheralkohol erhält man sogenanntes Celloidinkollodium, das 2–4% Pyroxylin enthält und vielfach in der Photographie verwendet wird."
Quelle: Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 2 Stuttgart, Leipzig 1905., S. 427.

Herzliche Grüße
Winfried

Lothar Gutjahr

Hallo Winfried,

Ich höre deinen versteckten Ruf nach einem kleinen Alchemisten/Pyromanen, grins. Die Gesamtherstellung von Grund auf möchte ich nicht empfehlen nur sehe ich eine kleine Möglichkeit aus vorhandenem Material die Brühe herzustellen.

Als Rohstoff für kleine Mengen könnte zum Beispiel das Treibladungspulver  von Schrotpatronen dienen oder das aus den Patronen von Sportschützen. Da gibt es sogenannte Wiederlader, die das Pulver mit ihrem Erlaubnisschein erwerben können. Ich weiß nur nicht, ob eventuelle Verunreinigungen wie Farbe dabei stören würden.
Als Start für eine  8 prozentige Lösung  1,25 Gramm in 10ml trockenem Ethanol einweichen ( kontinuierliche Bewegung in einem verschlossenen Gefäss notwendig) >>> ;D das Reaktionsgefäß an das Pendel der Standuhr binden !  ;D <<< Nach ein paar Stunden dann 10 ml Ethylacetat hinzugeben und mischen bis eine homogene Brühe entstanden ist. Von da weg kannst du dann mit weiterer Hinzugabe des 50/50% Lösungsnmittels Ethanol/Ethylacetat 3 prozentige Lösungen für das Tränken von Gewebe anfertigen.

Irgendwie sind in der heutigen Zeit einige der benötigten Stoffe schwer zugänglich geworden. Aber ich werde mir das heute mal im Milligrammbereich anschauen, dann kann ich dir auch sagen ob da Farbpigmente oder ähnliches darinn zu finden ist. Leider fehlt die Standuhr, so muß ich das in der Hosentasche in Bewegung halten.  ;D
In der Hoffnung, daß sich dem lieben Klaus und den anderen Chemikern nicht die Zehennägel aufrollen wenn sie das lesen verbleibe ich mit Peng Bumm.

LG Lothar

Jürgen H.

Himmel Lothar!

Hallo Winfried, Celloidinlösungen in Äther Alkohol (in verschiedenen Prozentgehalten) oder in Methylbenzoat  gibt es bei Chroma. Weshalb möchtest Du eine Celloidineinbettung machen?

Schöne Grüße

Jürgen

Lothar Gutjahr

Guten Morgen Jürgen,

na wenn das so ist, kann man das ja kaufen. Für mich hat sich das in Kombination mit den bekannten Schwierigkeiten der Beschaffung von solchen Zutaten als Produkt der Vergangenheit angehört. Und dann will man ja zumindest versuchen zu helfen, wenn es geht.
Danke für den Hinweis; dann kann sich Winfried das ja beschaffen. Ob man sich den Aufwand damit wirklich antun sollte, steht auf einem anderen Blatt.

LG Lothar

David 15

Hallo Jürgen

Das Problem ist aber,dass Chroma nicht mehr an Privatpersonen liefert (oder zumindest nicht an mich  ;) )

@Winfried

Möchtest du diese Einbettungsmethode einfach mal ausprobieren oder auch wirklich dauerhaft anwenden ? Ich schneide ja nur Pflanzen und ein Freund von mir auch. Bisher sind wir mit der Paraffineinbettung,Seifeneinbettung und dem Direktschnittverfahren so gut wie immer über die Runden gekommen. Selten wird mal eine andere Einbettung benötigt(fast nie ! )

Was erhoffst du dir von dieser relativ aufwendigen Methode ?

Viele Grüße
David
''Wir leben in einem gefährlichen Zeitalter. Der Mensch beherrscht die Natur, bevor er gelernt hat, sich selbst zu beherrschen.'' ( Albert Schweitzer)

Vorstellung: ''Hier''

Jürgen H.

Hallo David,

Im Falle von Celloidin ist es auch ganz gut, dass es das Zeugs nicht um die Ecke bei Aldi zu kaufen gibt. Immerhin handelt es sich um einen Sprengstoff. :-)

Ist heute eben alles etwas anders, als früher. Damals stand noch in den Experimentierbüchern, z.B. in der organischen Chemie von Römpp, wie das geht mit dem Nitrieren von Zellulose. :-) Allerdings setzt die eigene Herstellung voraus, dass man mit Salpetersäure umgehen kann und will. Immerhin dürfte diese Methode der Eigenherstellung Erfolg versprechender, einfacher und ungefährlicher sein, als die von Lothar angegebene.

Im übrigen hast Du völlig recht mit einer Frage danach, wozu man überhaupt in Celloidin einbetten will. Das Verfahren ist sehr umständlich und alles andere als einfach. Schwierig ist schon, die notwendige Reagenzien absolut wasserfrei zu halten. Kleine Spuren von Wasser führen zum absoluten Misslingen. Außerdem ist Äther extrem feuergefährlich und Chloroform (zum Härten) nicht gerade gesundheitsfördernd.

Schöne Grüße

Jürgen


Winfried Todt

#6
Hallo Lothar,
danke für Deine Anleitung zum Selbermachen, aber da gibt es bessere (kommt aber für mich nicht in Frage).

Hallo Jürgen,
danke für den Hinweis auf die Firma Chroma. Ich habe das Celloidin dort sofort gefunden.

Hallo David,
die Sachkenntnis und der Zugriff auf ein voll ausgestattetes Chemielabor ist vorhanden, nur ich darf dort keine Gefahrstoffe herstellen.
Deinen Beitrag zur Seifeneinbettung habe ich mit großem Interesse gelesen, doch sie ist für mich nicht geeignet.

Mein Interesse gilt der Kellerassel (Porcellio scaber).

Danke für Eure lieben Hinweise.
Herzliche Grüße
Winfried



Winfried Todt

Ergänzung:
Wie schon gesagt gilt mein Interesse den Kellerasseln (Porcellio scaber). Sie gehören zu der Gruppe der Krebse und sie haben im Gegensatz zu den Insekten, die einen Chitin-Panzer haben, einen Kalk-Panzer.
    Krebse leben ja eigentlich im Wasser, aber die Kellerassel ist ja bekanntlich ein Landlebewesen und so hat sie in ihrem inneren Körper ein ausgeklügeltes Wasserleitungssystem entwickelt. In ihrer Entwicklung muss sie ihren Panzer mehrfach wechseln und hat hierfür entsprechende Kalkvorräte im Innern eingelagert.
    Die Celloidin-Einbettung ist ein kaltes Verfahren, das die empfindlichen inneren Organe nicht schädigt und ihre räumliche Lage nicht verändert. Nach dem Schneiden mit dem Mikrotom und Aufkleben derselben auf dem Objektträger, braucht das Celloidin auch nicht wieder entfernt zu werden, da sich Celloidin beim Färben der Objekte neutral verhalten soll.
Herzliche Grüße
Winfried

Bernd Kaufmann

Zitat von: Winfried Todt in Januar 30, 2013, 00:56:02 VORMITTAG
Ergänzung:
Wie schon gesagt gilt mein Interesse den Kellerasseln (Porcellio scaber). Sie gehören zu der Gruppe der Krebse und sie haben im Gegensatz zu den Insekten, die einen Chitin-Panzer haben, einen Kalk-Panzer.
    Krebse leben ja eigentlich im Wasser, aber die Kellerassel ist ja bekanntlich ein Landlebewesen und so hat sie in ihrem inneren Körper ein ausgeklügeltes Wasserleitungssystem entwickelt. In ihrer Entwicklung muss sie ihren Panzer mehrfach wechseln und hat hierfür entsprechende Kalkvorräte im Innern eingelagert.

Hallo Winfried,

ist das bei der Wasserassel Asellus aquaticus (http://aquamax-weblog.blogspot.de/search?q=Assel)  auch so?
Viele Grüße
Bernd ©¿©
www.aquamax.de
Lieber per Du.

Jürgen H.

Hallo Winfried,

Das Celloidinverfahren wird auch bei Insekten als ein geeignetes Einbettungsverfahren beschrieben. Ich habe es einmal mit mageren Ergebnissen versucht. Der Nachteil ist vor allem, dass das Einbettungsverfahren ziemlich langwierig, umständlich und Fehler produzierend ist und nur einzelne Schnitte gefertigt werden können die man auf den Objektträger aufschwimmen lässt und dort abnimmt. Ich habe keine wirklich dünnen Schnitte mit dieser Methode erreicht, hatte damals allerdings auch nur ein kleines mageres Schlittenmikrotom. Ein stabiles Mikrotom ist in jedem Falle nötig.

Irgendwo im Netz gibt allerdings es einen Artikel, der eine kombinierte Celloidin Paraffin Methode beschreibt. Hiernach wird erst der Celloidin Block gegossen, der danach mit Paraffin infiltriert wird. Damit sollen dann auch Serienschnitte möglich sein. Ich glaube, ich habe mir den Artikel damals ausgedruckt und könnte bei Bedarf in meinen Unterlagen einmal nachsehen. Selbst versucht habe ich diese Methode noch nicht.

Ist es nicht denkbar, die Kalkinkrusten vor dem Einbetten zu entfernen, wie Ronald das bei den Mäuseknochen macht?

Bei kleineren Insekten bin ich zu der Methode nach Peterfi übergegangen. Nach dieser Methode wird das Insekt mit einer niedrigprozentigen Celloidin Lösung infiltriert und sodann ohne Härten zur Paraffin Methode gewechselt. Damit wird die Lage der inneren Organe gut erhalten und die Schrumpfungen auf ein Minimum herabgesetzt. Bei größeren Insekten scheint diese Methode aber daran zu scheitern, dass die Innenräume gut abgegrenzt sind und die vollständige Infiltration ausgesprochen schwierig wird. Keine Ahnung, wie sich dies bei den Asseln auswirken würde.

In jedem Falle bin ich gespannt, zu welchen Ergebnissen Du kommst.

Schöne Grüße

Jürgen


Stefan_O

Hallo Zusammen,

hier noch ein Link zum Thema Celloidin als Einbettungsmedium, auf den ich gerade gestossen bin: http://www.mbl.org/tutorials/MBLTrainingManual/Body.html. Dort wird ziemlich detailiert und mit Rezepten die Einbettung von Mäusegehirnen in Celloidin Schritt für Schritt beschrieben. Ist vielleicht für diese Diskussion interessant.

Gruss,
Stefan

Winfried Todt

#11
Hallo Bernd
- Die äußere Hülle der Wasserassel besteht wie bei der Kellerassel aus Kalk.
- Die an Land lebenden Asseln und die in Süßwasser lebenden Arten, verfügen über eine besondere Art der Kalkspeicherung. Die im Meer lebenden Krebstiere können das Kalzium aus dem Wasser über die Kiemen aufnehmen.
- Ob die Wasserassel auch über ein Wasserleitungssystem verfügt kann ich Dir nicht beantworten.

Hallo Jürgen
- Den Artikel: ,,Eine beschleunigte Celloidin-Paraffin-Einbettung mit Nelkenöl- oder Methylbenzoatcelloidin", von Tiberius Peterfi, erschienen in:
Zeitschrift für wissenschaftliche Mikroskopie und für mikroskopische Technik; Herausgeber Prof. Dr. Ernst Küster in Giessen; Band 38 (Jahrgang 1921); Verlag von S. Hirzel; Leipzig 1921; Seite 342 bis 345 , habe ich aufmerksam gelesen.
Hast Du Nelkenöl verwendet?

Hallo Stefan
- Ein guter Link

Herzliche Grüße
Winfried


Jürgen H.

Hallo Winfried,

genau den Artikel von Peterfi meine ich. Ich verwende eine 1%ige Lösung von Methylbenzoat. Meinst Du, mit Nelkenöl kommst Du zu anderen Ergebnissen?

In Bäuerle, Histologie der Tiere, ist übrigens eine Paraffinmethode über N-Butylalkohol beschrieben. Sie wird auch zum Schneiden von Krebsen und anderen "Kalkhartschalern" nach vorheriger Entkalkung verwendet.



Schöne Grüße

Jürgen

Winfried Todt

Hallo Jürgen,

Erfahrungen habe ich mit der Celloidin-Einbettung noch nicht, daher kann ich Dir auch nichts zur Verwendung von Nelkenöl sagen.
Ich habe mir den Bäuerle gerade bestellt.

Herzliche Grüße
Winfried

Jürgen H.

Winfried,

mir wäre sehr wichtig, von Deinen Erfahrungen zu hören! Die Einbettung über N-Butylalkohol funktioniert bei mir recht gut.

Herzlichen Gruß

Jürgen