Ginster scheibchenweise - mit Pilz- und Larvenbefall - gelöst: Psyllidae

Begonnen von Fahrenheit, März 13, 2009, 22:02:46 NACHMITTAGS

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Fahrenheit

#60
Lieber Klaus, lieber Günther,

vielen Dank für Euer anspornendes Lob und den Hinweis auf das Deutsche Entomologisches Institut!

Zur Zeit versuche ich, den oben genannten Band des Handbuchs der Zoologie zu bekommen (zumindest aber den Bestimmungsschlüssel) und dann möchte ich auf alle Fälle erst mal versuchen, die Bestimmung selbst zu Ende zu bringen. Anschließend werde ich dann bei den Fachleuten mal nachfragen, ob das korrekt war.

Noch einen Dank an den Forenkollegen (leider habe ich mir den Namen nicht gemerkt und finde auch den Beitrag nicht mehr - sorry), der seinerzeit den Tipp zu den Einmalkanülen geschrieben hat. Das klappt ganz hervorragend.
Die Aufsteckhülse der Kanüle habe ich mit dem Seitenschneider abgetrennt (Vorsicht: Spitze festhalten!) und die Spitze dann in einen Nadelhalter eingespannt.
Mit diesem Instrument lassen sich die feinen Präparationsarbeiten viel besser erledigen, als mit einem Skalpell oder einer Mikroschere.

Zwei Detailbilder möchte ich Euch und den anderen Mitlesenden nicht vorenthalten: der Analbruch am Flügel und der circumanale Porenring der weiblichen Terminalien sind auf den Bestimmungsbildern ja allenfalls zu erahnen.
Die Technik ist die gleiche, wie oben beschrieben, die Aufnahmen wurden mit dem Leica C-Plan 40x gemacht und sind Stacks aus 7 bzw. 29 Bildern.

Bild 53: Analbruch

Der Analbruch liegt am Ende der Linie "Cs" (siehe Bild 42b). Wenn der Blattfloh den Flügel anlegt, wird er entlang dieses 'Kniffs' gefaltet und der Analbruch ist das dazu notwendige Gelenk.

Bild 54: Circumanaler Porenring

Hier noch mal der Porenring der weiblichen Terminalien (Position siehe Bild 46), wie er auch schon bei den Nymphen auftritt (Bild 35).

Vielen Dank!
Jörg
Hier geht's zur Vorstellung: Klick !
Und hier zur Webseite des MKB: Klick !

Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Fahrenheit

#61
Guten Abend zusammen!

Wie ich heute in der Uni Bibliothek erfahren musste, erlaubt das Zoologische Handbuch die Bestimmung nur bis auf Unterfamilien- bzw. Gattungsebene.
Die Beschreibungen zu Morphologie und Entwicklungszyklus sind allerdings sehr gut. Ich konnte zum Beispiel erstmals Hinweise zur Funktion des Saugrüssels der Blattflöhe bekommen.

Nun habe ich das Deutsche Entomologische Institut angeschrieben und um Literaturhinweise gebeten. Ich hoffe, man kann mir dort helfen und dann geht es wieder in die Bibliothek.

Hat vielleicht noch jemand Literaturtipps?

Herzlichen Dank und schöne Grüße
Jörg
Hier geht's zur Vorstellung: Klick !
Und hier zur Webseite des MKB: Klick !

Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Fahrenheit

#62
Liebe Mikrofreunde,

es geschehen noch Zeichen und Wunder. Allerdings nicht seitens des Deutschen Entomologische Instituts.

Dank eines Tipps von Günter (sirfi2) habe ich nun den Bestimmungsschlüssel für die Psyllidae vor mir liegen.
Er stammt aus dem zweiten Band der Exkursionsfauna von Deutschland - Wirbellose: Insekten - (Stresemann, 10. Auflage, 2005), die Unterordnung Psyllina (Blattflöhe) finden sich ab Seite 161.

Lieber Günter, Dir auch hier noch einmal ganz herzlichen Dank!

Ausgehend von der Familie Psyllidae lautet der Schlüssel wie folgt:
1*  Scheitel breiter als lang; an Dicotyledonen (zweikeimblättrige Pflanzen)
2*  Wangenkegel vorhanden

Bild 55a: Kopf mit Fühlern, Vergrößerung 40-fach.

Bild 55b: Ausschnitt mit Maßangaben und Beschriftung

Der Kopf liegt auf der Vorderseite und somit auf den Wangenkegeln, diese erscheinen wegen der größeren Gewebedicke dunkler. Unter dem Stemi lassen sich die Wangenkegel besser beobachten und schlechter photografieren - die Tierchen wollen mit Nadel und Pinsel in der richtigen Position gehalten werden.  >:(

8  Metatibia (Schiene des mittleren Beinpaars) ohne kammartige Reihe von feinen Borsten
und
9* Sporne an der Schiene der Hinterbeine deutlich gruppiert, kein regelmäßiger Kranz
und
10 Basitarsus (erstes Fußglied) am Hinterbein mit einem Sporn
   (vergleiche Bild 45, dort Fehler in der Bezeichnung: es ist nicht die Metatibia sondern die Tibia des
   Hinterbeins. Nur diese tragen Sporne)

11* Costalbruch am Vorderflügel normalerweise fehlend
     (Der Analbruch ist die einzige Faltbruchstelle in den Adern der Vorderflügel)
und
12  Vorderflügel mit braunen Streifen in Zellen m1, m2 und cu1 (siehe Bild 42a und 42b, Die braunen
     Streifen werden durch dichterstehende längere Dornen auf der Flügeloberfläche gebildet.);
     an Besenginster (Sarothamnus scorparius, die Fundpflanze);
     Länge der Individuen zwischen 2,8 und 3,8 mm.

Bild 56: Dornen auf der Flügeloberfläche im Feld m1, Vergrößerung 400x, Stapel aus 12 Bildern

Die Dornen stehen in der Feldmitte dichter und nehmen zur Ader hin ganz ab. Genau wie die leichte Braunfärbung, die auch auf den Bildern 42a und b erkennbar ist.
   
Damit ist die Art nach dem zugrundeliegenden Schlüssel im Stresemann bestimmt als
Arytaina genistae

Wenn ich jetzt noch ein paar Eier finde, die mit ihren Stielen im Gewebe des Ginsters festgeheftet sind (dazu nutzt das Weibchen den Legestachel) habe ich den gesamten Lebenszyklus der kleinen Phloemsauger gesehen.
Leider waren die Tierchen schneller: zur Zeit sind schon wieder Nymphen in den Zweigen 'meines' Ginsterstrauches, es ist die 3. Generation für dieses Jahr.

Herzliche Grüße
Jörg

Edit: Bild 56 mit Beschreibung ergänzt.
Hier geht's zur Vorstellung: Klick !
Und hier zur Webseite des MKB: Klick !

Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

sirfi2

Freut mich, dass ich dir ein bisschen helfen konnte. Nochmals Gratulation zu deinen super Fotos und noch viel Glück bei der Eiersuche!
Günter
Günter
(A-Dornbirn)