Dauerpräperate von Moosen in Glycerin-Gelatine

Begonnen von schnecken-maike, März 25, 2009, 10:56:23 VORMITTAG

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schnecken-maike

Hallo,

ich versuche gerade eine Reihe von brauchbaren Dauerpräperaten mit Moosen zu machen, damit ich sie später in Ruhe fotografieren kann.
Ich habe mir Bücher über Moose besorgt und in einem davon (Düll und Düll-Wunder: Moose einfach und sicher bestimmen) ist als Einbettungsmittel Glycerin-Gelatine empfohlen. Ich habe etwas damit herum experimentiert und ahbe festgestellt, das Lebermoose sich stark zusammen ziehen. Die Empfehlung sie in Glycerin zu akklimatisieren habe ich bisher noch nicht getestet. Da unser Baby im Moment ein Quängelphase hat, kann ich immer nur in Etappen von etwa 20 Minuten "konzentriert" arbeiten.
Aber auch bei der Einbettung von Laubmoosen habe ich echte Probleme. Das ich die Luftblasen nicht weg kriege, wenn ich ganze Kapseln präpariere, damit kann ich leben, aber ich kriege auch einzelne Blätter nicht blasenfrei. Ich habe mir die Anleitung von der "Probe zum Präperat" hier im Forum angesehen. Beschweren und Drücken hilft nichts. Meist wandern die Blasen zusammen mit den Blättern zum Rand des Deckglases oder sogar nur die Blätter. Besonders fies finde ich, dass schon beim Schmelzen Luftblasen in der Glycerin-Gelatine bleiben, die ich nicht weg bekomme. Mach ich vielleicht schon am Anfang etwas falsch?

Ich habe hier lebende Wassermoose, die ich präperarieren möchte, bevor sie mir vergammeln oder veralgen. Kann ich die einfach trocken lagern und dann später zum Präparieren wässern, ohne dass sie Schaden nehmen?

Gruß Maike


Fahrenheit

Hallo Maike,

in meiner Anleitung beschreibe ich den Einschluss in einem Kunstharz (Euparal). Dazu wird die Probe über Alkoholstufen entwässert. Durch die Benätzung mit Alkohol klappt der Einschluss in der Regel blasenfrei und einzelne Blasen lassen sich ggf. rausdrücken oder verschwinden beim Aushärten des Harzes.

Mit dem Einschluss mit Glyzeringelatine aus wässrigen Medien habe ich keine Erfahrung. Du kannst ggf. mal den folgenden Trick mit nicht zu komplexen Proben (einzelne bzw. wenige Moosblättchen) probieren: Probe möglichst blasenfrei mit Wasser unter dem Deckglas (quadratisch, nicht rund)  einschließen und dann einen Streifen Glyzeringelatine so an einen Rand des Deckglases setzen, dass er diesen gerade berührt, aber nicht auf die Deckglasoberfläche kommt.

Wenn das Wasser verdunstet, wird die Gylzeringelatine unter das Deckglas gezogen. Das ganze dauert wohl so 1 bis 2 Stunden. Wie gesagt: selbst probiert habe ich es noch nicht.

Ansonsten sind Moose recht hart im Nehmen. Du kannst auch z.B. ein Deckglas mit Füßchen aus Parafin oder Uhu an den Ecken aufsetzen und die Probe nach dem Beobachten austrocknen lassen. Beim nächsten Mal einfach wieder etwas Wasser mit der Pipette an den Deckglasrand setzen. Das wird unter das Deckglas gezogen und schon bald ist das Moos wieder 'frisch'.

Die Moosspezialisten aus dem Forum werden sich sicher noch mit weiteren Tipps melden.

Schöne Grüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

***


Bernhard Kaiser

#3
Hallo Maike,

Nachfolgend habe ich Teil eines Beitrags von mir im Mikrokosmos kopiert.
Versuchen Sie die Anleitung. Ich habe hunderte von Moospräparaten schon über 10 Jahre angelegt. Mit Glyceringelatine hatte ich auf Dauer nur Ärger.
Wenn Sie die Luftblasen stören, einfach einen Tropfen Alkohol 96% (Äthanol) zugeben. Die meisten Luftblasen verschwinden dann.

Freundliche Grüße
Bernhard Kaiser
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Von der Moospflanze zum Präparat

Wir bringen einen Tropfen demineralisiertes Wasser auf einen Objektträger und legen ein Moospflänzchen hinein. Nach einer Minute ist es benetzt. Wir streifen mit einer Pinzette oder einem Skalpell einige Blätter vom Stängel ab. Der Stängel wird entfernt und ein Deckglas aufgelegt. Nun wird mikroskopiert.


Herstellung von Dauerpräparaten

Soll das Präparat aufbewahrt werden? Kein Problem.
Wir lassen das Wasser vollständig verdunsten und fügen dann an zwei diagonalen Ecken des Deckglases je einen kleinen Tropfen farblosen oder gefärbten Nagellack hinzu. Nach kurzer Zeit ist der Lack festgeworden und ein Dauerpräparat ist fertig.
Platzieren wir das Deckglas auf die rechte oder linke Seite des Objektträgers, dann ist eine größere zusammenhängende Fläche auf dem OT frei und wir können ein Haftetikett mit den erforderlichen Detailangaben aufkleben, oder zum schnellen Vergleich ein weiteres Deckglas mit anderen Moosblättern auflegen.
Wenn das Präparat wieder angeschaut werden soll, geben wir einen Tropfen demineralisiertes Wasser an eine Seite des Deckglases. Der Wassertropfen wird kapillar unter das Deckglas gesogen, die Blätter werden wieder turgeszent und können erneut mikroskopiert werden.

Aus:
Mikrokosmos, Heft 1. ( 95.) Januar 2006.




schnecken-maike

Hallo Bernhard,

vielen Dank für den Tipp mit dem Alkohol. Das werde ich testen. Was für Probleme kann man denn mit Glyceringelatine bekommen? Löst sie sich ab, verfärbt sie sich?
Wenn ich das richtig verstehe, dann liegt bei deinen Dauerpräperaten nur getrocknetes Material zwischen Objektträger und Deckglas. Verändern die Pflanzenteile nicht ihre Farbe beim Trocknen oder wieder benetzen? Kann man das auch mit angefärbten Material machen?

Gruß Maike

Hallo Mike,
das Buch von Frahm hab ich auch. In dem anderen war nur eine eine Anleitung zur Präperation, darum habe ich es erwähnt. Im Moment versuche ich ein brauchbares Bild von Peristomzähnen zu machen. Ich komm aber nicht wirklich damit voran.

Das sind bisher meine besten Bilder





Die schwarzen Flecken sind irgendwelchen blau-grauen Verfärbungen auf den Linsen meiner Okulare. Das verdirbt mir echt den Spass an der Sache. i

Gruß Maike





Fahrenheit

Hallo Maike,

zum Eindecken mit Glyzerin-Gelatine habe ich bei den Berlinern noch etwas gefunden:

Einführungskurs in die Mikroskopie

Hier insbesondere das Methodenblatt 21. Dort wird das Arbeiten mit auf Wärmetisch empfohlen. Die Probe liegt vor dem Überführen in Glyzerin-Gelatine in einem 1:1 Gemisch aus Wasser und Glyzerin.

Schöne Grüße
Jörg
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Detlef Kramer

Hallo Maike,

die Fotos sind doch gar nicht so schlecht. In einem Punkt muss ich aber widersprechen: die schwarzen Punkte können nicht von dem Okular sein, denn die Linsenoberflächen des Okulars werden nicht scharf abgebildet. Meine Vermutung: das ist Staub auf dem Kamera-Chip. Du müsstest sonst den Staub auch mit dem Auge sehen und die Körner müssten wandern, wenn Du das Okular drehst, was Du auch einmal mit der Kamera machen kannst.

Herzliche Grüße

Detlef
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

Vorstellung: Hier klicken

Bernhard Kaiser

#7
Hallo Maike,

bei Glyceringelatine als Einschlußmittel verfärben sich die Moospräparate nach einiger Zeit braun-schwarz. Nicht bei allen Arten aber bei vielen. Vor allem sind aber nach einigen Jahren die Strukturen (Zellnetz) der Moosblätter zerstört. Bei Lebermoosen geht das ganz schnell. Vielleicht wäre das mit einem Lackring zu verlangsamen oder zu verhindern aber diesen Tort tue ich mir nicht an.

Willst Du trotzdem noch Versuche mit GG machen geht das folgendermaßen:
Moosblätter in einem Tropfen dem. Wasser isolieren. Dazu ein winziges Töpfchen Glycerin gleichmäßig in dem Tropfen mit den Bl. verteilen. Alles staubfrei eintrocknen lassen. Zu dem eingetrockneten Bl. mit Glycerin ein Stückchen GG geben mit Gasfeuerzeug langsam schmelzen, Deckglas drauf, erkalten lassen. Fertig. Dann bekommst Du keine Schrumpfungen

Man muß natürlich wissen, für was man Dauerpräparate anfertigt. Willst Du schön aussehende Präparate herstellen, dann sind Moose in GG aus o.g. Gründen nicht das Richtige. Meine Methode ist vor allem gedacht für Präparate die beim Bestimmen anfallen. Stelle Dir vor Du hast Moosblättchen oder Schnitte unter dem Mik. und da sind welche die schön liegen und alle wichtigen Merkmale zu erkennen sind dann machst Du nach dem Eintrocknen mit Nagellack ein Dauerpräparat. Dann kannst Du immer schnell dieses mit 1 Tropfen Wasser wieder "aktivieren" und mußt nicht immer wieder die Pflanze aus dem Herbar holen und Blätter neu abpräparieren.
Die Pflanzenteile verändern sich durch das Trocknen und Wiederbenetzen nicht.

Auch gefärbte Blätter lassen sich auf diese Weise "einschließen" nur dann darfst Du nicht mit Aethanol unliebsame Luftblasen vertreiben. Die Moose färben sich vor allem mit basischen Farbstoffen z.B. Metjylenblau, Malachitgrün, Kristallviolett usw. Diese Farbstoffe werden vom Aethanol ausgezogen.

Übrigens sind Deine Peristom-Aufnahmen nicht schlecht. Mit etwas Stacken wäre sicher noch bessere Aufnahmen zu erreichen. Die schwarzen Punkte kommen, wie Detlev angemerkt hat, sicher nicht vom Präparat.

Freundliche Grüße
Bernhard

schnecken-maike

@ Detlef,

die Punkte wandern beim drhen des Okulars. In der Regel versuche ich sie so zu positionieren, dass sie nicht stören. Aber in diesem Fall ging es eben nicht besser. Man sieht auch etwas, wenn man direkt gegen das Licht durchsieht, ich weiß aber nicht, ob es auf der oberen oder unteren Linse des Okulars ist.


@ Bernhard,

mein Problem ist vor allem, dass ich immer nur sehr wenig Zeit habe. Manchmal muss ich schon nach 5 bis 10 Minuten alles schnell stehen lassen um mein Baby zu bespaßen. Darum möchte ich erst einmal ein Paar Präperate machen, die ich dannmal in Ruhe fotografieren kann.
Was "Stacken" ich weiß ich leider nicht. Aber ich fürchte du würdest mir auch nicht glauben, wie ich diese Bilder fotografiert habe. In Hinblick auf das, was ihr wohl so für Equipment verwendet bin ich eigentlich eher ein Improvisationskünstler als ein Mikrofotograf. Ich mache die Bilder zum Beispiel Freihand mit einer Panasonic DMC-FX01. Und diese speziellen Bilder hier habe ich auf einem Stereomikroskop gemacht von dem Klaus Herrmann heute schrieb: "Vielen Dank für das erhellende Bild! Ich dachte immer ich kenne alles, aber das Stemi habe ich noch nie gesehen. Ist was fürs Kuriositätenkabinet! Erstaunlich, dass Du damit die Bilder gemacht hast! ".

Gruß Maike