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Kleine Sonnentierchen

Begonnen von Eckhard, Januar 02, 2014, 11:38:56 VORMITTAG

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Eckhard

Liebes Forum,

Sonnentierchen sind die Einzeller, die bei mir der Auslöser waren, mich sehr viel intensiver mit der Mikroskopie und dem Leben in Wasser zu beschäftigen. Den Vormittag, als ich das erste Mal die Sonnentierchen Actinophrys sol bei einer Fressgemeinschaft beobachten konnte, werde ich nie vergessen.

Neben den bekannten grösseren Sonnentierchen sieht man auch im Lichtmikroskop regelmässig sehr kleine Sonnentierchen, die aber mit ca. 10 µm Durchmesser nicht richtig bestimmbar sind und recht unattraktiv erscheinen. Erstaunlicherweise sind diese kleinen Sonnentierchen im Elektronenmikroskop wunderschön!

Sonnentierchen sind keine genetische Familie, sondern die Idee, als Seemine im Wasser zu stehen. Wenn jemand unvorsichtigerweise vorbeikommt, und die ausgestreckten Axiopodien berührt, wird er immobilisiert, in den Körper des Sonnentierchens hineingezogen und verdaut. Das funktioniert bei dem grossen Sonnentierchen Actinosphaerium eichhornie, das mehr als 1 mm groß sein kann, mit grossen Ciliaten genauso wie bei den kleinen Sonnentierchen mit 10 µm Durchmesser und Bakterien.

Diese kleinen Sonnentierchen haben neben den Axiopodien, die zum Plasmakörper gehören, Schuppen und Spicula auf Silizium Basis. Die Axiopodien bleiben bei der Präparation leider nicht erhalten. Über die Form der Schuppen und Spicula werden die kleinen Sonnentierchen bestimmt. Die Schuppen, die tangential auf dem Protoplast aufliegen, sind nicht besonders spektakulär. Aber die Spicula, die Radiärschuppen, sind wunderschön. Zur Abgrenzung der einzelnen Arten gibt es auf Ferrys Webseite viele weitere Informationen: http://arcella.nl/pterocystis-pulchra

Hier kommen nun 4 kleine Sonnentierchen aus dem Moor. Viel Vergnügen :)


Pterocystis pulchra, Periplast mit Radiärspicula



Pterocystis pulchra, Periplast mit Radiärspicula



Pterocystis pulchra, Periplast mit Radiärspicula und Tangentialschuppen



Pterocystis pulchra, Radiärspicula



Pterocystis pulchra, Radiärspicula



Pterocystis striata, Periplast mit Radiärspicula



Pterocystis striata, Radiärspicula


 Pseudoraphidiophrys formosa (=Pterocystis formosa), Periplast mit Radiärspicula und Tangentialschuppen


Pseudoraphidiophrys formosa, Radiärspicula und Tangentialschuppen



Pseudoraphidiophrys discoidea ( =Pterocystis discoidea), Periplast mit Radiärspicula



Pseudoraphidiophrys discoidea, Periplast mit Radiärspicula und Tangentialschuppen

Die Radiärspicula erinnern ein bisschen an Blüten. Es ist erstaunlich, welche Vielfalt an Formen die Natur auch im ganz Kleinen zeigt. Diese Sonnentierchen wurden früher in die Gattung Acanthocystis eingeordnet und dann in die eigene Gattung Pterocystis. Die Arten P. discoidea und P. formosa wanderten weiter in die Gattung Pseudoraphidiophrys. Bei der Bestimmung bin ich mir natürlich nicht sicher, es gibt keine Vergleichsaufnahmen und nur Zeichnungen der Schuppen. Wir wissen sehr wenig über diese kleinen Schönheiten.

Ich möchte mich bei Steffen für die Versorgung mit Moor bedanken und bei Ferry, für seine Unterstützung bei der Bestimmung und allgemein für seine Unterstützung.

Herzliche Grüsse,
Eckhard
Zeiss Axioscope.A1 (HF, DF, DIK, Ph, Pol, Epifluoreszenz)
Nikon SE2000U (HF, DIK, Ph)
Olympus SZX 12 (HF, DF, Pol)
Zeiss Sigma (ETSE, InLens SE)

www.wunderkanone.de
www.penard.de
www.flickr.com/wunderkanone

Bernd Kaufmann

Lieber Eckhard,

unglaublich schön und interessant. Das Jahr fängt ja gut an! Vielen Dank für diese Einblicke in sonst verborgene Welten.
Viele Grüße
Bernd ©¿©
www.aquamax.de
Lieber per Du.

Klaus

Hallo Eckhard,

zunächst meine besten Wünsche für 2014 für Dich und Deine Familie!

Du läutest das Jahr mit spektakulären Aufnahmen ein! Ich hätte nie geglaubt, dass die Hülle dieser Lebewesen so komplex und wunderschön ist.

Staunende Grüsse

Klaus

wilfried48

Hallo Eckhard,

faszinierend !!!

Ich seh schon ich muss mich jetzt doch auch mal mit der Präparation von Tümpelproben fürs REM beschäftigen.

Bei Bild 4 und 5 ging dir ja selbst am REM die Schärfentiefe aus.  Lässt sich da durch eine kleinere Aperturblende noch etwas machen, oder
rauscht es dann schon zu stark. ?

Die Bilder wären doch auch wieder eine tolle Ausgangsbasis für unsere Colorierfreaks  ;) ;)


ich wünsche dir auch noch ein gutes Neues Jahr 2014 und viele solcher tollen Präparate und Bilder

Wilfried
vorzugsweise per Du

Hobbymikroskope:
Zeiss Axiophot,  AL/DL/Ph/DIC/Epi-Fl
Zeiss Axiovert 35, DL/Ph/DIC/Epi-Fl
Zeiss Universal Pol,  AL/DL
Zeiss Stemi 2000 C
Nikon Labo-/Optiphot mit CF ELWD Objektiven

Sammlung Zeiss Mikroskope
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=107.0

reblaus


TPL

Lieber Eckhard,

die Bilder sind wirklich faszinierend! Unglaublich, dass diese filigranen Wesen so gut erhalten bleiben und Du sie so detailliert abbilden kannst. Auch wenn die Präparation wohl sehr aufwändig ist – die Ergebnisse sind überwältigend schön.

Wenn Schuppen und Spicula kieselige Bestandteile haben, besteht vielleicht die Chance, Sonnentierchen anhand dieser kieseligen Reste auch fossil zu identifizieren. Auf eine schnelle Suche fand ich gerade nichts zu fossilen Heliozoen...

Herzliche Grüße
Thomas

Eckhard

Hallo,

Vielen Dank für die guten Wünsche, die ich gerne zurückgebe.

@Klaus, wann kommt denn das neue Mikroskop?

@Wilfried, die Bilder sind mit der 30 Mikron Blende gemacht. Um die Oberflächenstruktur perfekt abzubilden, habe ich mit 1 kV Beschleunigungsspannung gearbeitet. Dazu musste ich den Arbeitsabstand auf 2,8 mm reduzieren. Da ist dann nix mehr mit viel Schärfentiefe. Eine kleinere Blende bringt mir mehr Ärger als Vorteile. Ich habe ja jetzt einen Feldemitter mit der Gemini Säule und einen Inlense Detektor.

Ich brauche etwa 11 Stunden für die Präparation und meine Erfolgsrate ist derzeit noch sehr niedrig. Aber es wird besser. Das größte Problem/Mysterium ist die Unterschiedliche Reaktion der Einzeller auf Puffer und Änderungen der Osmolarität beim Präparieren. Oftmals habe ich auf dem selben Deckgläschen perfektes und misslungenes auch vom selben Lebewesen. Erfahrene Experten kennen das nicht anders. Es ist anscheinend ein mühseliges Unterfangen.

@Thomas, fossile Heliozoen Schuppen gibt es. Diese Sonnentierchen sind sehr häufig - gerade in Moorproben sollten sie immer vorhanden sein.

Herzliche Grüße
Eckhard
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the_playstation

Hallo Eckhard,
faszinieren, spektakulär, schön, unglaublich!!!
Die Natur ist einfach genial.
Vielen, vielen Dank fürs Zeigen!

Liebe Grüße Jorrit.
Die Realität wird bestimmt durch den Betrachter.

wilfried48

Zitat von: Eckhard in Januar 02, 2014, 13:48:38 NACHMITTAGS
...
@Wilfried, die Bilder sind mit der 30 Mikron Blende gemacht. Um die Oberflächenstruktur perfekt abzubilden, habe ich mit 1 kV Beschleunigungsspannung gearbeitet. Dazu musste ich den Arbeitsabstand auf 2,8 mm reduzieren. Da ist dann nix mehr mit viel Schärfentiefe. Eine kleinere Blende bringt mir mehr Ärger als Vorteile. Ich habe ja jetzt einen Feldemitter mit der Gemini Säule und einen Inlense Detektor.

Ich brauche etwa 11 Stunden für die Präparation und meine Erfolgsrate ist derzeit noch sehr niedrig. Aber es wird besser. Das größte Problem/Mysterium ist die Unterschiedliche Reaktion der Einzeller auf Puffer und Änderungen der Osmolarität beim Präparieren. Oftmals habe ich auf dem selben Deckgläschen perfektes und misslungenes auch vom selben Lebewesen. Erfahrene Experten kennen das nicht anders. Es ist anscheinend ein mühseliges Unterfangen.
...

Hallo Eckhardt,
das mit der Feldemission Gemini Säule und inlens Detektor wusste ich noch nicht, hast du das EVO gegen ein Gemini eingetauscht ? Da bist du ja jetzt super ausgerüstet und zumindest REM mässig am Ende der Fahnenstange angekommen.
Ginge eigentlich präparativ noch was über Kryofixation und Gefriertrocknung im REM ? Dann hätte man das Osmolaritätsproblem nicht aber (vermutlich) wieder andere Artefaktmöglichkeiten. Gibt es da Literatur, wo so etwas auf Tümpelproben erfolgreich angewendet wurde ?

viele Grüsse
Wilfried
vorzugsweise per Du

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Eckhard

Hallo Wilfried,

was ich so gesehen habe, sind die Bilder nach Kryofixierung nicht so der Bringer. Es gibt keinen Königsweg. Du musst wohl die Präparation mittels "try and error" an das Material anpassen. Ich werde am WE wieder fixieren und diesmal Volvic mit etwa Phosphatpuffer anstelle von 0.05 mol Cacodylatpuffer in aqua bidest. verwenden. Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen.

Herzliche Grüsse
Eckhard


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Klaus

Hallo Eckhard,

ich habe noch keinen Liefertermin bekommen. Soll im Januar geliefert werden.

Gruß

Klaus

Holger Adelmann

***Wow*** - super Bilder, lieber Eckhard, Gratulation!!

Die Latte ist nun hoch, da sind schon starke Empfehlungen dabei für das Bild des Monats Januar  ;D

Herzliche Grüsse
Holger



steffenclauss

Liebe Amöbenfreunde,

Ich möchte den Threat mit fremden Bildern keinesfalls kapern (wie auch ;D)und habe mich dazu selbstverständlich mit Eckhard abgesprochen. Das dient nur als Vergleich zu den  gigantischen REM-Bildern und möchte daher noch zwei lichtmikroskopische Aufnahmen zu der oben gezeigten Pterocystis nachliefern.

Man kann die trichterförmigen Radiärspicula gut erkennen, für weitere Details sind dann allerdings dem Lichtmikroskop (zumindest bei meinem Gerät) einfach Grenzen gesetzt.



Nochmal eine Aufnahme zum besseren Bezug zur Größe. Mittig  Pterocystis und links dazu die Goldalge Synura. Zum aufsuchen (und erkennen!) der kleinen Objekte muss man mindestens mit einem 40er Objektiv ran!



viele Grüße
Steffen Clauss

Fahrenheit

Lieber Eckhart,

das sind wieder phantastische Aufnahmen! Vielen Dank fürs Zeigen und die viele Mühe, die Du Dir damit machst!
Es ist schon erstaunlich, welche Formen die Natur auch in der Welt des Kleinsten entwickelt. Welchen Vorteil mögen die Trichterchen wohl bringen?

Lieber Steffen,

auch Dir vielen Dank für die lichtmikroskopischen Aufnahmen, die es mir deutlich erleichtern, das gesehene einzuordnen!

Herzliche Grüße
Jörg
Hier geht's zur Vorstellung: Klick !
Und hier zur Webseite des MKB: Klick !

Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Rawfoto

Guten Morgen Eckhard & Steffen

Dank der Brücke über das Vertraute wirken die REM-Bilder noch gigantischer, danke für's Zeigen, ich werde da noch ein paar Mal vorbei schaun um das Gezeigte aufnehmen zu können. Eine unglaubliche Welt ...

Liebe Grüße

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...