Zwiebelhäutchen wie färben?

Begonnen von Klaus Herrmann, Januar 29, 2014, 18:36:18 NACHMITTAGS

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Klaus Herrmann

Hallo Nick,

ZitatIch verstehe nur nicht ,wie die Zellkerne rot gefärbt wurden.

die Rotkomponente des Etzold grün besteht aus Fuchsin (und Chrysoidin), das Kerne rot färbt, so schreibt es Harms in seinem Handbuch der Farbstoffe für Mikroskopie.
Allerdings muss ich gestehen, dass ich Fuchsin nicht als klassischen Kernfarbstoff kenne. Aber das Ergebnis war eindeutig, wie man sieht.
Karmin dagegen ist eindeutig ein Kernfarbstoff.

Die Färbung hat sich allerdings nicht gehalten, deshalb habe ich Etzold grün auch nicht eingesetzt im Schulpraktikum.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

schneewitchenrot1

Hallo Klaus,

vielen Dank für den Tipp. Werde mal nach dem Buch Ausschau halten.

Viele Grüße,

Kirsten

Hagen v.T.

Hallo Klaus,

vielleicht ist das ja ein total blöder Vorschlag / eine total blöde Frage: 

Warum hast Du keine Giemsa-Färbung genommen ?
(Das wäre zumindest mir als Mikrobiologe zuerst in den Sinn gekommen - ich bin ja kein Botaniker, aber sooooooo unterschiedlich werden sich Zellkerne verschiedener Herkunft ja nicht anfärben lassen).

LG

Nils aus Tronje
Wer glaubt im Besitz der alleinigen Wahrheit zu sein, scheitert am Gelächter der Götter.  frei nach Albert Einstein

Mikrotom

Hallo,
eine ganz einfache und wirkungsvolle Färbung der Zwiebelhäutchen gelingt mit Myrthillin. Myrthillin wird aus getrockneten Heidelbeeren durch alkoholischen Auszug gewonnen, der dann vom Alkohol durch Verdunsten befreit in Wasser aufgelöst wird. Getrocknete Heidelbeeren sind in der Apotheke erhältlich. Myrthillin färbt gezielt die Kerne, so dass diese deutlich blau hervortreten. Die Färbung ist stabil.
Viele Grüße
Martin

Klaus Herrmann

Hallo zusammen,

vielen Dank für eure nachträglichen Vorschläge. Das letzte Praktikum war am Dienstag und lief sehr gut, die angewandten Färbungen habe ich hier aufgeführt: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=18928.0

Bei dem engen zeitlichen Rahmen ist die Giemsafärbung nicht geeignet. Sie wird auch eher für Bakterien, Pilze und Algen verwendet.
Karminessigsäure und vor allem Lugol sind schnell und gaben bei allen gute Kontrastierungen!
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

beamish

Hallo Martin,

dieses Myrtillin (ohne "h" denke ich) würde mich interessieren. Kennst du eine Bezugsquelle dafür oder muß man sich das selber anrühren? Ich verwende gerne Reagenzien, die eine definierte Zusammensetzung haben und daher nachvollziehbare Ergebnisse liefern.

Grüße

auch Martin


Zitat von: Mikrotom in Februar 15, 2014, 11:31:22 VORMITTAG
Hallo,
eine ganz einfache und wirkungsvolle Färbung der Zwiebelhäutchen gelingt mit Myrthillin. Myrthillin wird aus getrockneten Heidelbeeren durch alkoholischen Auszug gewonnen, der dann vom Alkohol durch Verdunsten befreit in Wasser aufgelöst wird. Getrocknete Heidelbeeren sind in der Apotheke erhältlich. Myrthillin färbt gezielt die Kerne, so dass diese deutlich blau hervortreten. Die Färbung ist stabil.
Viele Grüße
Martin
Zeiss RA mit Trinotubus 0/100
No-Name China-Stereomikroskop mit Trinotubus
beide mit Canon EOS 500D

Klaus Herrmann

Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

reblaus

Hallo -

wahrscheinlich hat unter den Anthocyanen nicht nur das Myrtillin diese spezifische Färbeeigenschaft - deshalb als ernst gemeinter Vorschlag:
Probiert es doch mal mit einem schön dunklen Rotwein (Dornfelder oder Regent)! Saft von schwarzen Johannisbeeren müsste z.B. auch gut funktionieren. Wenns nicht klappt kann die Anschaffung dem Konsum zugeführt werden.

Viele Grüße

Rolf

beamish

Hallo Klaus,

das ist ja heftig! Kein Wunder, daß es bei uns kaum noch Heidelbeeren gibt.  ;D

@Rolf: im Prinzip gute Idee, da wären mir nur zu viele vielleicht unerwünschte Begleitstoffe drin (Säuren, Zucker, Alkohol...)

Im Netz habe ich gesehen, daß es einen Artikel von W. Lipp "Heidelbeerfarbstoff als histologisches Färbemittel" Mikroskopie (Wien) 6, 1951:32-40  gibt. Hat das hier vielleicht jemand?

Grüße
Martin
Zeiss RA mit Trinotubus 0/100
No-Name China-Stereomikroskop mit Trinotubus
beide mit Canon EOS 500D

B.Heim

Liebe Mikroskopikerinnen, Liebe Mikroskopiker,

eine Ergänzung und der historische Hintergrund zu dem Farbstoff Myrthilin. Die im vorherigen Beitrag zitierte Quelle befasst sich mit der Suche nach einem Ersatzfarbstoff für den Farbstoff Hämatoxylin, in diesem Fall zur Kernfärbung von histologischen Schnitten Er untersuchte hauptsächlich malignes Gewebe. In Folge des 1. Weltkrieges war Hämatoxylin nur schwer, bzw. nur in schlechter Qualität zu bekommen. LIPP machte sich auf die Suche nach einem Ersatz. Er untersuchte diverse Früchte und untersuchte Himbeeren, rote Weintrauben etc. und fand in Heidelbeeren einen geeigneten Farbstoff. Er isolierte das Myrthilin als Pikrat und stellte eine Färbelösung in einem gepufferten System her. Wie im vorherigen Beitrag erwähnt, stören die Fruchtsäuren und Zucker, daher dieser Reinigungsschritt. Bemerkenswert ist seine Feststellung, daß diese Färbelösung mit Hämatoxylin indentische Ergebnisse lieferte, mit der Besonderheit, dass eine Überfärbung, wie bei Hämatoxylin möglich, nicht eintreten kann. Er ergänzte dann diese Farbstofflösung um einen weiteren Farbstoff dem Azophloxin und erhielt so eine Simultanfärbung zur Anfärbung von Kern und Plasma. Diese Färbung trat dann wieder in den Hintergrund, weil Hämatoxylin wieder auf dem Weltmarkt zu erhalten war. Historisch interessant ist auch die Tatsache, daß in Folge des 2. Weltkrieges bezügl. Hämatoxylin eine ähnliche Situation eintrat und Myrthilin wieder eingesetzt wurde, dann aber wieder in Vergessenheit geriet.
Die von LIPP ausgearbeitete Färbevorschrift ist kurz dargestellt wie folgt: Die Schnitte werden in die Färbelösung gelegt, dann kurz in eine Pufferlösung gelegt, der Farbstoff lagert sich an, um ihn nun an den Kern zu binden wird der Schnitt in eine Metallsalzlösung gelegt, mit Pufferlösung gespült und eingeschlossen.
Es sei mir der Hinweis erlaubt, die Safeline Färbekits MK Färbung (Mythilin Kern) und MKP (Myrthilin Kern Plasma) färben mit Myrthilin. Der Unterschied zur Gewinnung des Farbstoffes zu LIPP besteht darin, daß der Farbstoff aus den Fruchtschalen extrahiert wird, sodann über eine Absorbersäule geleitet wird, der den Farbstoff festhällt. Die Säule wird gewaschen bis Fruchtsäuren und Zucker im Eluat nicht mehr nachweisbar sind. Abschließend wird der Farbstoff aus der Säule herausgelöst und als Chlorid zur Färbelösung verarbeitet. Der Weg über das Pikrat ist heute etwas problematisch.
Bei Interesse stelle ich gerne die Arbeitsanleitung mit einer Abbildung der Kernfärbung Zwiebelhaut zur Verfügung.


Grüsse Bernd Heim

beamish

Hallo Herr Heim,

Vielen Dank für die Erläuterung!
Ich werde demnächst mal bei Ihnen vorbeikommen und mir so ein MK Färbekit besorgen.

Mit herzlichen Grüßen
Martin

Zeiss RA mit Trinotubus 0/100
No-Name China-Stereomikroskop mit Trinotubus
beide mit Canon EOS 500D