Berek Kondensor ./. Systemkondensor

Begonnen von Max Berek, Februar 21, 2014, 16:09:28 NACHMITTAGS

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Max Berek

Als ich mein Ortholux (aus dem Jahre 1968) erwarb, war es mit einem Systemkondensor und einer sehr schwergängigen Leuchtfeldblende im Stativfuß ausgestattet. Glücklicherweise konnte ich dann einen Berek Kondensor via Ebay erwerben. Diesen verwende ich jetzt auschließlich und frage mich, wieso die Firma Leitz gegen Ende der 60er Jahre wohl von dieser wundervollen Konstruktion abgerückt ist. Gab es dafür technische oder marktwirtschaftliche Gründe?

Mikroskopische Grüße  ;D

Sven
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http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=18519.0

Mikroskope:
1. Carl Zeiss Jena, LgOG1, 1960
2. Steindorff Berlin, "Arztmikroskop", 1970
3. Leitz Wetzlar, Ortholux I, 1969

Detlef Kramer

Hallo Sven,

Deine eigentliche Frage kann ich Dir nicht beantworten. Aber Du solltest bedenken, dass der Berek so nicht optimal funktionieren kann. Der verlangt einen parallesierten Beleuchtugsstrahlengang, während bei Deiner Anordnung der Kollektor den Glühwendel in die Ebene der Aperturblende abbildet.

Wenn das Bild trotzdem gut ist, vergiss den Einwand!

Herzliche Grüße
Detlef
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purkinje

Hallo Sven,
ich denke er war in der Herstellung zu Aufwendig und übrigens der Originalpreis nicht von Pappe; als Leitz den Zernike-Phasenkontrastkondensor (400 er Serie) einführte, kam etwa zur gleichen Zeit der Systemkondenesor (600er Serie, "schwarze Badewanne") auf den Markt und verdrängte den Berek.
400er und 600er Kondensoren hatten ein gemeinsames Gewinde für die verschiedensten Kondensorköpfe und eine gleich gebaute Aperturblende zudem war ab den frühen 60er jahren die Leuchtfeldblende im Stativfuß verbaut. Ich habe noch am Laborlux einen ganz späten matt chromierten Berek (ca 1963). Den Berek gab es jedoch auch bereits mit mehreren Köpfen: mit dem normalen n.A. 0,95 Kondensorkopf sowie einen recht selten gesehenen mit n.A.  1,4 "nur mit Oel" und einen bisher von mir nicht aufgetriebenen Kopf "Zählkammer" (niedrigaperturig)
Detlef hat aber das Problem schon angesprochen, er ist sehr empfindlich, wenn der Beleuchtungsstrahlengang nicht exakt eingerichtet ist, weshalb er an den kleinen Modellen (SM) mit Ansteckleuchten eigentlich nicht verwandt wurde. Hier (etwas nach unten scrollen) findet sich noch die beiden Berekversionen für das Ortholux bzw das Laborlux III.

Max Berek

Hmmm, jetzt kann ich nicht mehr so richtig folgen.

Soweit ich weiß, ist das Ortholux doch ursprünglich mit dem Berek-Kondensor versehen worden. Später wurde der durch einen Systemkondensor ersetzt, der natürlich zusätzlich eine Leuchtfeldblende benötigte. Eigentlich habe ich doch nur mein Ortholux wieder in einen früheren Aufbau versetzt, indem ich die Leuchtfeldblende nicht mehr verwende und stattdessen mit dem für das Ortholux vorgesehenen Berek köhlere, was übrigens sehr gut geht. Warum mein Beleuchtungsstrahlengang nun nicht parallel sein soll, verstehe ich nicht so recht. Mein ganzer Aufbau ist doch nun wie bei einem älteren Ortholux (Lampenhaus, Kollektor, Klapplinse, Umlenkspiegel) oder übersehe ich etwas? Ausleuchtungstechnisch erscheint mir alles OK.
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ortholux

#4
Lieber Sven,

hier eine Zusammenstellung von Indizien:

Ja, es war wohl die Wirtschaftlichkeit.

1965 als das Orthoplan eingeführt wurde, hatte ich noch nicht einmal mein erstes Lebensjahr vollendet. Deshalb entzieht sich der Wirtschaftsteil der "Neuen Wetzlarer Allgemeinen" meiner Kenntnis.

Ich denke aber, eine Homogenisierung der Komponenten ist maßgeblich an der Modifizierung des Ortholux (1963: Einführung der Leuchtfeldblende) schuld.

Das Ur-Orthoplan (https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=13630.0;topicseen) kam als Prototyp vor 1964,



was sich an der Photometerbohrung eingrenzen lässt, welche am Ortholux 1964 verschwand. Die ersten Orthoplane (Anfang '65) hatten sie allerdings noch. Mitte 1965 verschwanden auch diese.



Das war jetzt vielleicht etwas verwirrend. Deshalb nochmal zusammengefasst:

Also, das Ortholux hatte ab 1963 die Leuchtfeldblende, das Ortholux-Prospekt von 1964 zeigt schon den "Wannen"-Kondensor. Das Orthoplan war bereits im Embryostadium.
Führt man all das zusammen, verschwindet der "Berek" lautlos ca. 1964. Das Orthoplan nebst anderen "eckigen" Stativen (eingeführt 1970) war längst konstruiert und eine Leuchtfeldblende im Ortholux recht einfach zu realisieren.

Interessant ist Stefans Berek in matt.
Die matten Triebknöpfe (sowie andere Komponenten ) wurden 1965 eingeführt. Also ist dieser "Berek" ein recht später Ausreisser.

Voll verwirrt? Bei Fragen - fragen!
Oder hier nachsehen: http://www.leitz-ortholux.de/komponenten_stative.php

'nacht
Wolfgang


Max Berek

Lieber Wolfgang,

1965 war auch mein erstes  Lebensjahr  :)

Vielen Dank für die Informationen. Deine Ortholux Seite konsultiere ich übrigens regelmäßig. Ganz großes Kompliment dafür!

Trotzdem nagt an mir nun ein gewisser Zweifel: Ist mein "Retrofit" mit dem Berek-Kondensor nun technisch fehlerhaft? Ich kann die Leuchtfeldblende des Berek tadellos zentrieren und in der Objektebene scharfstellen (mit einem leichten blauen Saum; ich erinnere mich aus dem Biologie Praktikum von 1986, daß der Saum blau und nicht rot sein sollte).

Ebenfalls eine gut Nacht

Sven
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ortholux

Zitat von: Dr. Sven Goddon in Februar 22, 2014, 01:05:37 VORMITTAG
Ist mein "Retrofit" mit dem Berek-Kondensor nun technisch fehlerhaft?

Nein.

Es hat sich konstruktiv nichts am Ortholux geändert, außer daß vor der Klapplinse eine Leuchfeldblende "reingequetscht" wurde. Alles andere blieb erhalten. Also ist Dein "Retrofit" in Ordnung.

Ob die grundsätzliche Konstruktion des Ortholux nebst "Berek" in all seinen Köhlerschen Belangen in Ordnung ist, vermag ich nicht zu bewerten. Da ist Detlef eher der Richtige.

Nochmal 'nacht!

Detlef Kramer

Hallo Sven, hallo Wolfgang,

so fit bin ich mit der Technik des Ortholux ncht. Ich hatte in meinem Labor ein Reichert Zetopan, zu dem ich nachträglich einen Berek bekam, weil der ursprüngliche Abbe grottenschlecht war. Für die Benutzung des Berek musste ich eine Hilfslinse einschwenken! Das wird am Ortholux besagte Klapplinse sein. Die Logik ist folgende: Die Köhler'sche Beleuchtung beinhaltet eine Kollektorlinse in unmittelbarer Nähe der Feldblende. Sie projeziert das Bild der Lichtquelle (Lampenwendel) in die Ebene der Aperturblende. Dadurch wird sie durch die Kondensorlinsen in der Objektebene im Unendlichen abgebildet --> der Strahlengang ist parallel und das Licht dadurch homogen. Nun übernimmt beim Berek die untere Linse genau die Funktion der Kollektor-Linse. Mit zwei Kollektorlinsen kann es also nicht korrekt zugehen. Aber, so vermute ich nun, nimmt die Klapplinse die notwendige Korrektur vor oder sie muss entfernt werden (?). Das kann man ausprobieren. Da seid Ihr Praktiker meiner Theorie voraus! Schreibt mir mal, wie es wirklich ist - ich kann es mangels Ortholux nicht ausprobieren.

Herzliche Grüße
Detlef
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

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purkinje

Hallo Freunde des Köhlerns,

die Klapplinse im Stativfuß beim schwarzen Ortholux wie Dialux wird für den Berek (Zweiblendenkondensor) in den Beleuchtungsstrahlengang eingeschaltet, jedoch für die Dunkelfeld-Kondensoren und den Heine-kondensor ausgeschaltet.

Heino Lauer

Lieber Detlef,

unter diesem Link http://www.leitz-ortholux.de/pdf/56_katalog.pdf findet sich eine Skizze vom Strahlengang im Ortholux unter Verwendung des Berek Kondensors. Dort sieht man auch die Hilfslinse unter Ziffer 3.

Herzlicher Gruß

Heino

Max Berek

Hallo Detlef,

also die Klapplinse im Stativfuß habe ich immer in den Strahlengang eingeschwenkt, weil es die Anleitung des Ortholux so will. Neugierig, wie ich nun einmal bin, habe ich sie aber auch schon einmal ausgeschwenkt - so richtig einen signifikanten Unterschied habe ich nicht wahrgenommen. Aber ich bin ja auch ursprünglich das Mikroskopieren mit Sonnenlicht und Spiegel gewohnt.

Völlig unklar ist mir, was ich mit dem Kollektor machen soll. Hier habe ich keinen Algorithmus für die Einstellung. Pragmatisch, wie Ärzte nun mal sind, habe ich den Stellhebel in Mittelstellung, in der Hoffnung, daß der Kollektor dann schlimmstenfalls halb falsch, dafür aber auch halb richtig eingestellt ist ... ich weiß, daß die Logik hinkt  ;). Wenn ich einen Diffusorfilter (als Mattscheibe) auf den Lichtaustritt im Stativfuß lege und den Kollektor auf und zu ziehe, findet sich auf der Mattscheibe ein zentrierter Lichtfleck, der konzentrisch weiter und enger wird. Aber wie weit oder eng nun dieses Lichtbündel sein soll, erschließt sich mir nicht. Möglicherweise so weit, wie die untere Öffnung des Kondensors ... aber wie stelle ich das ein?

Naja, so räsoniere ich vor mich hin, stelle fest, was ich alles über geometrische Optik vergessen habe und finde bei den vielen möglichen Einstellungen wenig Unterschiede im praktischen Ergebnis (ich betrachte z.Zt. aber auch nur gefärbte histologische Präparate im Hellfeld bei mittlerer Vergrößerung, Objektiv 3,5 bis 40, Okular 10x).

Was mir an diesem Forum so gut gefällt, ist die freundliche Hilfsbereitschaft von so vielen Experten gegenüber mir als Laien. Zudem reizt mich die intellektuelle Herausforderung, dabei etwas dazuzulernen.

Herzliche Grüße

Sven
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Detlef Kramer

Lieber Sven,

so werden wir Alle schlauer. Ich weiß jetzt, dass für die Benutzung des Berek die Klapp/Hilfslinse drin sein muss. Also beschränkt sich eigentlich das Köhlern darauf, an selbigem die Feldblende zuzuziehen, und den Kondensor in der Höhe so einzujustieren, dass die Feldblende scharf und mittig zu erkennen ist (Objekt muss ebenfalls im Fokus sein). Zuvor muss aber (zumindest theoretisch - die Praktiker mögen mich korrigieren) bei ausgeschwenkter Hilfslinse der Glühwendel an der Unterseite des Kondensors scharf abgebildet werden. Dazu einfach ein Stück Papier unter den Kondensor halten und den Kollektor verstellen. Achtung: es könnte sich noch ein Diffusor (Mattscheibe) im Strahl befinden. Der muss  zu dem Zweck entfernt werden.

Bin auf die Kommentare der Ortholux-Kenner gespannt!

Herzliche Grüße
Detlef
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

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Max Berek

Lieber Detlef,

ich habe schon mehrfach die im Internet beschriebene Abbildung des Glühwendels versucht. Ich mag mich irren, aber ich habe den Eindruck, der Kollektor des Lampenhauses umfaßt neben 1-2 Linsen auch eine Diffusorscheibe; eventuell sind sogar die Linsen satiniert. Ich traue mich nicht, das Lampenhaus zu zerlegen und urteile nur von dem was ich von außen sehen kann. In der sehr übersichtlichen Anleitung des Ortholux wird nur die Zentrierung der Glühlampe beschrieben. Als Einstellung für den Kollektor wird die von mir intuitiv gewählte Mittenstellung empfohlen.

Herzliche Grüße

Sven
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3. Leitz Wetzlar, Ortholux I, 1969

JB

#13
Hallo,

Eine sehr interessante Diskussion.

Michel (Handbuch der wissenschaftlichen und angewandten Photographie, 1943, p.506) schreibt, man solle die Abbildung der Gluehwendel "nie" in die Ebene der Leuchtfeldblende oder der Aperturblende legen (denn dann stoert sie entweder bei starken oder schwachen Objektiven), sondern an eine Stelle, in der sie nicht stoert. Ausserdem solle der Kondensor "nie ohne vorgeschaltete Mattscheibe" verwendet werden.

Ausserdem wurde der Berek-Kondensor von Leitz (No. 76; Preisliste von 1967, p.12) explizit fuer Kleinstative wie das SM-D angeboten.

Der Kondensor scheint also recht flexibel zu sein was die Lichtquelle betrifft, Mattscheibe vorausgesetzt. Schreibt Leitz eigentlich in einer seiner Publikationen mehr ueber diesen Kondensor?

Beste Gruesse,

Jon

purkinje

#14
Hallo Sven,
ja bei Leitz ist die Linse (zumind. in der schwarzen Ära) im Strahlengang (Ortholux/Dialux im Lampenhaus / Laborlux im Stativfuß) immer leicht mattiert, weshalb in den Anleitungen immer etwas wie "Lichtfleck zentrieren" und nicht wie bei Zeiss "Glühwendel scharf stellen" steht; zudem kannst Du ja bei Bedarf noch eine Mattscheibe (in Dachziegelform) nebst dem Blaufilter in den Schlitz an deinem Lampenhaus geben. Mit dem Kollektor meinst du den Verstellhebel der Beleuchtungslinse am Lampenhaus- oder hab ich dich da falsch verstanden?

Hallo Jon,
mit deiner Aussage
Zitat von: JB in Februar 22, 2014, 18:05:36 NACHMITTAGS
Ausserdem wurde der Berek-Kondensor von Leitz (No. 76; Preisliste von 1960, p.12) explizit fuer Kleinstative wie das SM-D angeboten.
verwirrst du mich und siehst mich ungläubig, der Berek-Kondensor war d e r Standard-Hellfeld-Kondensor bis etwa 1963/64 an den großen Leitz Stativen Ortholux / Laborlux.
Das SM-D-Lux wie das SM-D (beide mit dem separatem Grob- und Feintrieb / "Dual" =D) kamen erst später auf den Markt, als es den Berek gar nicht mehr gab! Ich kenne beide Modelle nur mit dem Systemkondensor 600 ("schwarzer Badewanne") aus Katalogen und in Natura.