Leitz Trinotubus Verstell-Mechanismus neu fetten

Begonnen von Klaus Herrmann, Februar 21, 2014, 23:20:50 NACHMITTAGS

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Klaus Herrmann

Hallo zusammen,

ich hatte ja noch ein für mich ungelöstes Problem: Die Verstellung über den großen Rändelknopf war nach wie vor schwergängig und lies sich nicht öffnen. Alfons gab mir den Hinweis zur "Buschmethode" und  der 2. Hinweis kam von Stefan, den ich zugegeben ignoriert habe, weil nicht verstanden.

Tatsache ist: die Kombination von beiden Hinweisen ist die Lösung!

Ich hatte ja drauf hin gewiesen, dass man darauf achten muss, dass alle Prismenflächen absolut sauber sind, bevor man wieder zusammenbaut.
Murphy´s Law gilt immer noch: ich hatte einen Daumenabdruck auf der zentralen Prismenfläche. Der war Motiv genug, alles nochmal zu zerlegen und dabei auch gleich zu versuchen den Rändelknopf zu lösen. In meinen Schraubenlager fand sich tatsächlich eine passende längere Schraube. Mit WD 40 eingepinselt und dann habe ich den Kopf in die Gabel eines passenden Schraubenschlüssels gesetzt und ein paar beherzte Hammerschläge auf die herausragende Schraube plaziert. (Natürlich einen Karton zum Auffangen drunter gelegt. Und es ging: die Welle hat sich vom Drehknopf gelöst.

Aber das war es leider noch nicht: die Welle war immer noch in der Führungshülse gefangen. Und dann kam Stefans geheimnisvoller Hinweis: abdrehen und dabei auf den Lack achten. Zum Lackschutz habe ich die Hülse mit Textilklebeband umwickelt und mit einer Flaschnerzange gefühlvoll die Hülse abgedreht.

Das Gewinde ist ziemlich lang. Danach kann man die Welle herausziehen. War sehr mühsam, die war richtig "verklebt". Nach gründlicher Reinigung wollte ich wieder zusammensetzen;aber die Welle klemmte. Ich habe deshalb die Führungshülle mit 800er SiC-Pulver (mit Xylol befeuchtet) ausgeschliffen peinlichst gesäubert und danach die Welle mit Zeiss Esso-Öl gefettet wieder eingesetzt. Jetzt lief es wieder wir geschmiert.

Prismenflächen peinlichst gereinigt und alles zusammen gesetzt. Den Trick, die Gewindebohrungen für die Blende zu finden, habe ich im Bild gezeigt. Ohne diesen Kniff kann man verzweifeln, weil das Abstandsklötzchen drunter immer wieder verrutscht.

Die Gegenlager, die man unbedingt entfernen muss zum Öffnen hatte ich noch nicht gezeigt. Es sind nicht nur Abdeckplatten, wie man vermuten möchte - deshalb gehen sie auch so schwer raus!















Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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olaf.med

Hallo Klaus,

Zitatdie Welle mit Zeiss Esso-Öl gefettet

... und das bei einem Leitz-FSA-Tubus, wie soll das auf die Dauer gut gehen ???

Aber im Ernst, Glückwunsch zu Deinen gelungenen Operationen. Die nächste Stufe auf der Erfolgsleiter wäre nun das Zerlegen und erfolgreiche Zusammensetzen eines FSA-Pol-Tubus.

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

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Stefan_O

ZitatFSA-Pol-Tubus

..für den könnte ich weitere geheimnisvolle Tips liefern, der Pol-Tubus hat ein paar wirklich interessante Innereien  :D

Im Ernst: vielen Dank für die beiden Fotodoku's, ich bin froh, dass die Operation geklappt hat.

Gruss,
Stefan

olaf.med

Zitatder Pol-Tubus hat ein paar wirklich interessante Innereien

...ja, Stefan, ich denke da nur an die vermaledeiten Seilzüge...

Gruß, Olaf (ein Mitleidender)
Gerne per Du!

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the_playstation

Wow. Klasse Arbeit Klaus.
Und konntest Du den Schuldigen anhand des Fingerabdrucks überführen? ;)
Echt kniffelig. Wehe dem, der die Innereien nicht kennt.
Liebe Grüße Jorrit.
Die Realität wird bestimmt durch den Betrachter.

Frank D.

Hallo Klaus,

ich fühle so richtig mit.
Nicht bekannte Mechaniken auseinander zu nehmen ist eine Sache - wie in Deinem Fall auch nicht ganz ohne -, deren Zusammenspiel zu erkennen und den ganzen Salat dann auch wieder richtig und flusenfrei zu "servieren", eine weitere Herausforderung. Aber Du hast es geschafft.

Für das Orthoplan Pol-Trino hatte ich bereits eine Dokumentation in Erwägung gezogen, sie dann aber ganz schnell wieder verworfen. Die Anleitung, vom Lösen der ersten Schraube bis zum zentralen Sitz der Bertrandlinse und dem parallelen Strahlengang der Prismen, hätte genau so lang gedauert wie die eigentliche Arbeit.
Mittlerweile lagen aber schon drei dieser Patienten auf meinem Tisch, und haben den Eingriff gut überstanden.

Herzliche Grüße
Frank



Klaus Herrmann

Hallo Jorrit,

ZitatUnd konntest Du den Schuldigen anhand des Fingerabdrucks überführen?
Ja und er wurde auch schon abgestraft: er musste den Tubus nochmal zerlegen und in Erweiterung die hier beschriebene "Operation" durchführen!
Die Beweisführung war einfach: vorher war kein Abdruck zu sehen, nachher war er unübersehbar und meine Frau wars sicher nicht! Katze ist auch ausgeschlossen, wir haben Fische!  ;D

# Frank das sieht ja sehr übersichtlich und einfach aus!  ;) 

Bei mir steht aber erst mal der verharzte Grob/Feintrieb an. Da habe ich noch gar keine Ahnung. Wurde der nicht mal beschrieben?

Ein Glück, dass die Fasnacht mich keine Zeit kostet!
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Stefan_O

Ja, hatten wir schon, Frank war da fleissig:
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=13112.0

Ich hoffe mal, Du musst das Getriebe nicht komplett auseinanderbauen. Ich hatte Glück und konnte meines mit viel Lösungsmittel und Ohrenstäbchen reinigen, ohne es zu zerlegen.

Bei den ersten Schritten das Orthoplan in eine Wanne stellen....

Gruss,
Stefan

Frank D.

Zitat von: Stefan_O in Februar 22, 2014, 17:40:44 NACHMITTAGS
Ja, hatten wir schon, Frank war da fleissig:
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=13112.0
.....

Hallo Klaus,

aber bitte den komletten Faden durchwandern. Meine Beiträge sind etwas verteilt und zu Beginn beschreibe ich erst einmal nur die Funktion der einzelnen Teile.

Zu einer genauen Step by Step-Anleitung fehlte mir auch hier die Zeit, sobald ich aber meine 45 Beitragsjahre hinter mir habe, gelobe ich Besserung. Die Mikroskope lassen mich sowieso nicht mehr los.  :'(

Herzliche Grüße
Frank

Stefan_O

Es fehlt glaube ich noch der Hinweis, wie man den Triebkasten überhaupt abkriegt. Als geheimnisvoller Tip: Du kannst bei der Gelegenheit gleich die Mechanik der Klapp-Linse im Auflichtstrahlengang reinigen und fetten.  :)

Gruss,
Stefan

smashIt

Zitat von: Klaus Herrmann in Februar 22, 2014, 17:30:56 NACHMITTAGS
Die Beweisführung war einfach: vorher war kein Abdruck zu sehen, nachher war er unübersehbar und meine Frau wars sicher nicht! Katze ist auch ausgeschlossen, wir haben Fische!  ;D

falls du mal wieder einen sündenbock für sowas brauchst:
koalas haben fingerabdrücke wie menschen ;)
MfG,
Chris

Bildung ist das was uns vom Tier unterscheidet.

Funtech.org

Peter V.

Lieber Klaus,

Du wirst mir langsam unheimlich. Als eingefleischter Zeissisaner erst mit Olympus fremdgehen, und jetzt entdecktst Du Deine Liebe zum Orthoplan. Ich vermute mal fast, dass Du es behalten wirst, wenn Du so viel Arbeit hineinsteckst.
Der Orthoplan-Trieb...das ist aber wohl schon die hohe Schule der Triebmechanik  :o Ich bewundere Dich, dass Du Dich daran traust. Für mich als Mechanik-Dödel undenkbar. Ich wünsche Dir auf jeden Fall viel Erfolg.

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Klaus Herrmann

Lieber Peter,

ZitatAls eingefleischter Zeissisaner erst mit Olympus fremdgehen,

sagen wir mal so: eingefleischter Mikroskopiker, der sich für solide Technik begeistern kann. Und da ist die Marke, dann eher zweitrangig.

Franks Beschreibung der Trieb-Innereien haben mir allerdings schon ordentlich Respekt eingeflöst. Vor allem, weil die Beschreibung der Vorgehensweise eher für Fortgeschrittene zu sein scheint. Und warten, bis er in Rente geht und dann doch keine Zeit hat das Ganze "ordentlich" zu beschreiben, möchte ich auch nicht. Ich werde mir erst mal den Tisch vornehmen, der auch etwas zäh läuft.

Man sollte mal ein Treffen machen, bei dem die Könner der Technik ihr Wissen demonstrieren. "Technik-Kornrade" :)
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Diana1982

#13
Hallo Zusammen,

Zitat von: Klaus Herrmann in Februar 21, 2014, 23:20:50 NACHMITTAGS

Aber das war es leider noch nicht: die Welle war immer noch in der Führungshülse gefangen. Und dann kam Stefans geheimnisvoller Hinweis: abdrehen und dabei auf den Lack achten. Zum Lackschutz habe ich die Hülse mit Textilklebeband umwickelt und mit einer Flaschnerzange gefühlvoll die Hülse abgedreht.


Ein älterer Beitrag, aber aus aktuellem Anlass:

Die Führungshülse, die Klaus unten mit Klebeband zwecks Lackschonung umwickelt hatte, geht noch lackschonender ab, wenn man das Bauteil (Halbmond mit der Hülse) für ca. 15 min. bei 80 Grad im Backofen lässt. Danach einfachst per Hand+Geschirrtuch o.ä. abdrehen. Keine Rohrzange, Schraubstock etc. nötig! Das Gewinde ist gesichert und der Sicherungslack wird durch die Hitze weich.

Vorher hatte ich das auch immer so gemacht wie Klaus, hatte aber immer Angst, doch Macken in den Lack zu bekommen.

LG Diana

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