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2.Wahl

Begonnen von Michael Plewka, April 16, 2014, 10:00:01 VORMITTAG

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Michael Plewka

hallo zusammen,

da für mich die fotografische Dokumentation meiner Beobachtungen sehr wichtig ist, hat sich im Lauf der Zeit eine Regel herauskristallisiert, die wohl andere Tümpler bestätigen werden: Die Ein-Tropfen-ein-Objekt-Regel.

Erläuterung:
egal ob Planktonprobe oder Detrtitus, normalerweise findet man mehr als einen Organismus unter dem Deckglas oder in einem Flüssigkkeitstropfen. Alle Lebewesen sind spannend, und es lassen sich tolle Beobachtungen machen. Will man nun von allen  diesen interessanten Funden Fotos machen, so wäre dies mit Kompromissen verbunden. Man muss verschiedene Stellen im Präparat aufsuchen, das eine Objekt ist weitergewandert und lässt sich nicht mehr finden, das andere Objekt ist mittlerweile durch Wasserverdunstung plattgequetscht usw.
Ich habe mir deshalb angewöhnt, pro aufgelegtem Deckglas nur ein  einziges Objekt auszusuchen, das ich konsequent freistelle, d.h. z.B. Detritus oder Blattreste entferne (Moosblättchen sind (bei meinen Objekten) sehr hinderlich),  oder aber ich versuche das Objekt  meiner Begierde auf einen anderen Objektträger umzupipettieren. Anschließend kann ich für dieses Objekt im Idealfall je nach Bedarf die optimale Schichtdicke einstellen, Grundbedingungen für gute Fotos.

Ich muss also nach der ersten Durchmusterung  eine Entscheidung treffen, welches Viech ich als "Top-Model" auswähle.
Manchmal fällt diese Entscheidung aber sehr schwer, so auch in diesem Fall. Zum einen wollte ich ein Rädertier fotografieren, zum anderen fiel mir ein Ciliat auf, den ich bisher noch nie gesehen hatte. Hier waren kleine Sandkörnchen im Präparat, die (technisch) gute Aufnahmen zumindest auf der Seite, wo ich den im folgenden gezeigten mir unbekannten Ciliaten fand, verhinderten.
Dennoch habe ich einige Aufnahmen gemacht, die aber u.a. wegen des größeren Arbeitsabstands kompromissbehaftet sind.
Der Ciliat besitzt einen auffälligen Trichocystensaum, wie ich ihn nur von Bryophyllum-Arten kenne.
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Die beiden Arten B. loxophylliforme und B. tegularum (bzw. das, was ich dafür halte, habe ich hier
http://www.plingfactory.de/Science/Atlas/KennkartenProtista/source/Bryophyllum%20loxophylliforme.html
und hier
http://www.plingfactory.de/Science/Atlas/KennkartenProtista/source/Bryophyllum%20tegularum.html
dokumentiert.


Ob man auf diesem Bild einen Makronukleus erkennen kann, ist fraglich:



Der Ciliat stammt aus einer trockenen Moosprobe der auch noch etwas Erde anhaftete, aus dem Flutungsgebiet der Wertach /Bayern . Das Moos wurde gewässert und  ausgepresst. Das Moos ist durch Blättchen charakterisiert, deren Zellen auf einer Seite eine Oberfläche ähnlich einer Raspel erzeugen. Hier zwei Bilder eines solchen Blättchens.
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Für Hinweise zur Bestimmung der fraglichen Arten bin ich dankbar.
beste Grüße Michael Plewka

Bernhard Kaiser

#1
Hallo Herr Plewka,

die Blattform der Moosblättchen lockte mich zuerst auf Sematophyllum. Nähere Literaturstudien zeigten, daß das nicht sein kann. Ohne Beleg wäre alles nur unwissenschaftliche Raterei. Wenn Ihnen der genaue Name wichtig ist, bitte ich um getrocknetes Material. Geben Sie mir kurz Bescheid, ich schicke Ihnen per PM meine Adresse. Vielleicht kann ich Ihnen dann weiterhelfen (Betonung auf "vielleicht").

Freundliche Grüße
Bernhard Kaiser

Martin Kreutz

Hallo Michael,

ich habe mir gerade nochmal die Beschreibung von Bryophyllum loxophylliforme von Kahl durchgelesen. Alle Merkmale, die man erkennen kann, scheinen zu passen. Besonders die leicht dorsal verschobene KV scheint mir wichtig, wie Kahl sie beschreibt. Die "Brocken" im Plasma auf dem dritten Foto könnten schon die Makronuklei sein. Das würde die Art bestätigen. Was nicht ganz passt ist der Verlauf des Trichocystensaumes. Kahl lässt ihn dorsal über die Lage der KV weiter laufen (also auch "Trichocysten auf dem Rücken"). Bei Deinem Exemplar scheint der Saum ventral vor der KV zu enden. Mangels Alternativen würde ich das aber auch für B. loxophylliforme halten.

Bis bald!

Martin

Michael Plewka

hallo zusammen,

@ Herrn Kaiser:
recht herzlichen Dank für das Angebot, das Moos zu bestimmen. Leider ist die Probe auf dem Transport von  Bayern nach NRW zu warm geworden. Da die mich interessierenden Viecher das nicht überlebt haben, hatte ich die Probe entsorgt. Mir erschienen die Moosblättchen so "speziell",  dass ich eine geringe Chance sah, dass evtl. eine Einordnung  möglich ist. 

@ Martin:
vielen Dank für Deinen Kommentar und Deine Einschätzung. ja, so habe ich das auch gesehen. Ich finde allerdings ebenso wie Du, dass B. loxophylliforme schon recht anders aussieht. Aber ist wohl "alternativlos".......Ich hatte gehofft, dass es zu dieser Gattung vielleicht neuere Literatur gibt, schein aber nicht der Fall zu sein.

beste Grüße Michael Plewka