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Meine neueste Closterium

Begonnen von fraureuter, April 27, 2009, 12:44:43 NACHMITTAGS

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fraureuter

Hallo, ihr lieben,
hier zeige ich euch meine erste Algenaufnahme im Schieflicht. Die kleine ist an den Enden und am rechten Rand von Hand in Photoshop gestackt.
Ich mag das plastische Trugbild der schiefen Beleuchtung recht gerne, man meint doch mehr zu sehen als im normalen Hellfeld. Hier kann ich sogar den Zellkern erahnen.
Aufgenommen mit Panasonic LX3 am Leitz Biomed, Periplan 6,3x und EF 40x nach zwei Glas Trollinger.



Herzliche Grüße,
Martin

Nichts ist so klein, als dass es nicht auch gegessen werden könnte.

Peter Reil

Meine Arbeitsgeräte: Olympus BHS, BHT, CH2, CHK, Olympus SZ 30, antikes Rotationsmikrotom

fraureuter

Danke schön, Peter.
Etwas Kosmetik musste dennoch sein (könnte beinahe ein Suchbild werden):



Gruß
Martin
Nichts ist so klein, als dass es nicht auch gegessen werden könnte.

Klaus Herrmann

Hallo Martin,

sehr schöne Aufnahme. Obwohl eigentlich nicht Tümpler habe ich  für einen neugierigen Besucher am Sonntag aus unserem Gartenteich geschöpft und massenweise Closterium gefunden. Der Tanz der Kristalle(?) an den Enden hat fasziniert!

Mir ist nicht klar in wieweit die "Kosmetik" zu einer Verbesserung von Bild 1 - das mir besser gefällt - zu Bild 2 geführt hat?

Oder habe ich da was übersehen?
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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Eckhard

Hallo Klaus,

im Wasser steht die Closterium auf einer Spitze. Die Kristalle sind aus Bariumsulphat und dienen wohl als Gravitationsdetektor.

Herzliche Grüsse
Eckhard
Zeiss Axioscope.A1 (HF, DF, DIK, Ph, Pol, Epifluoreszenz)
Nikon SE2000U (HF, DIK, Ph)
Olympus SZX 12 (HF, DF, Pol)
Zeiss Sigma (ETSE, InLens SE)

www.wunderkanone.de
www.penard.de
www.flickr.com/wunderkanone

Klaus Herrmann

Danke Eckhard,

ZitatDie Kristalle sind aus Bariumsulphat und dienen wohl als Gravitationsdetektor.

Das hört sich logisch an, weil Ba-Sulfat ja recht hohes spez. Gewicht hat.

Dazu aber noch 2 Fragen:
1) warum wuseln die Kriställchen denn wie hyperkinetische Kinder dauernd herum? Und was treibt sie an?
2) woher nimmt denn das Closterium das seltene Barium? Calcium gibts genügend und dann wären es Gipskriställchen ( Calciumsulfat)
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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fraureuter

Die Kosmetik ist in der Tat schwer zu erkennen - der Rand unten rechts und oben links wurde verfeinert und die obere Spielwiese der Kristalle kommt nun etwas deutlicher hervor (linker Rand). Gerade als jpg ist es wirklich ein Suchspiel, ich gebe es zu. Bild 1 wirkt auch für mich im Nachhinein betrachtet schöner, was ich auf die Farbe des Hintergrundes zurückführe. Bild 2 wirkt kälter, grauer.
Ich übe ja auch noch....
Hat nur Closterium diese Kristalle? Wenn sie als Gravitationsdetektor dienen, müssten ja entweder alle Algen, die auf der Spitze stehen, diese Lösung haben oder aber nur Closterium steht. Das interessiert mich nun doch....
Gruß und Dank für die Aufmerksamkeit
Martin
Nichts ist so klein, als dass es nicht auch gegessen werden könnte.

fraureuter

#7
Hallo nochmal,
Fritz Steinecke schreibt in Band1 der biologischen Arbeitsbücher "Das Plankton des Süßwassers" von 1985 tatsächlich von ".....Gipskristallen in zitternder Bewegung....".
Im Kosmos Algenführer (dessen verwaschene DIK-Abbildungen mich arg enttäuschen) werden die Vakuolen als "Tanzstübchen" betitelt, was ich ganz reizend finde. Die Zitternde Bewegung soll eine Brownsche Molekularbewegung sein, davon habe ich auch hier im Forum schon mal gelesen (in Zusammenhang mit Closterium).
Mehr konnte ich zwischen Pellkartoffeln kochen und Staubsaugen nicht in Erfahrung bringen.
Gruß
Martin
Nichts ist so klein, als dass es nicht auch gegessen werden könnte.

H. Ott

Hi zusammen,


Calciumsulfat in den terminalen Vakuolen scheint wohl häufiger zu sein, bzw. so war es mir bisher bekannt.  Allerdings steht in der englischen wikipedia auch Bariumsulfat als Möglichkeit mit drin. Die deutsche WikiSeite schweigt sich aus.

Bariumsulfat gibt es sicher in den als Gravitationsrezeptoren inzwischen weitgehend anerkannten Müllerschen Organellen des Ciliaten Loxodes, der im Süßwasser vorkommt und das Barium dazu gezielt anreichern muss.

Gruß

H. Ott

Eckhard

Hallo,

ich denke, die neuesten Erkenntnisse sagen Bariumsulfat und nicht Gips. Auch die Bewegung geht wohl auf Plasmaströmungen und nicht auf die brownsche Bewegung zurück.

Beste Grüsse
Eckhard
Zeiss Axioscope.A1 (HF, DF, DIK, Ph, Pol, Epifluoreszenz)
Nikon SE2000U (HF, DIK, Ph)
Olympus SZX 12 (HF, DF, Pol)
Zeiss Sigma (ETSE, InLens SE)

www.wunderkanone.de
www.penard.de
www.flickr.com/wunderkanone

fraureuter

Hmm,
was spricht denn dagegen, einfach mal ein paar Kristalle zu schnappen und "nachzuschauen", woraus die bestehen?
Ich meine, wenn wir es schaffen, zum Mond zu fliegen, sollte das doch wirklich "ein Klacks mit der Wixbürste sein", wie meine Großmutter zu sagen pflegte. Oder stelle ich mir das zu einfach vor?

Mit Erschütterung habe ich übrigens eben einige Videos auf youtube gesehen, die ganz phantastische Bilder von Closterium zeigen. Manchmal glaube ich, ich brauche ein neues Mikroskop. Da kann man sogar die Bewegung von einzelnen Körperchen innerhalb des Zellkerns sehen, ich will das auch!!   :-[ meine Okulare sind Periplan 10x und mein größtes Objektiv ist 40x. Da ich lebendes Material betrachte und sehr oft die Objektive wechsele, wollte ich keine Immersionsoptik benutzen. Macht es Sinn, nach einem 60er Trockenobjektiv zu schauen und etwas stärkere Periplane einzusetzen?
Gruß
Martin
Nichts ist so klein, als dass es nicht auch gegessen werden könnte.

fraureuter

@ Eckhard

Danke, das nehme ich nun auch an. Dann kann ich meinen zwei Wochen alten Kosmos-Algenführer aber wirklich als Briefbeschwerer nutzen, als wirklich hilfreich hat er sich bisher nicht erwiesen. Wenn dann auch noch die Hälfte von dem Geschreibsel nicht stimmt......

Danke für die erschöpfende Beantwortung meiner Fragen

Gruß
Martin
Nichts ist so klein, als dass es nicht auch gegessen werden könnte.

H. Ott

@ Eckhard,

man sollte sein - mit dem Träger - alt gewordenes Wissen überprüfen, bevor man was schreibt: eine schnelle Lit-Suche ergibt Bariumsulfat und nicht wie früher in der Literatur dargestellt Gips. Sorry für die alte, falsche Info.

Das Bariumsulfat in den Müllerschen Organellen des Ciliaten Loxodes stimmt, in der marinen Schwestergattung Remanella ist es übrigens Strontiumsulfat.

Mikrogrüße

H. Ott

Klaus Herrmann

Lieber Hubert,

so ist das mit der wissenschaftlichen "Wahrheit": sie bewegt sich! Und wir hecheln hinterher.

Kannst Du uns bitte noch das Original der letzgültigen Wahrheit linken?

Würde mich mal interessieren, wie das Ba nachgewiesen wurde. Ist ja sicher kein "Klacks mit der Wichsbürste" wie die Oma zu sagen pflegte, weil die Kriställchen schon recht klein sind!
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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Detlef Kramer

Hallo,
Zitatch denke, die neuesten Erkenntnisse sagen Bariumsulfat und nicht Gips. Auch die Bewegung geht wohl auf Plasmaströmungen und nicht auf die brownsche Bewegung zurück.

Wer Gips gesagt hat, ist entschuldigt; das steht wirklich so fast überall, auch im ehrwürdigen Strasburger (33. Aufl.). Der Grund dafür, dass es Ba ist könnte die immerhin doch nicht ganz so schwere Löslichkeit von Calciumsulfat sein.

Übrigens Statolithen sind in der Natur weit verbreitet. Z.B. nehmen Flusskrebse bei jeder Häutung ein Steinchen auf und deponieren es an ihrem Gleichgewichtsorgan. Jubelt man ihnen stattdessen Eisenkörner unter, kann man ihre Orientierung im Raum mit einem Magneten durcheinander bringen.

Auch Pflanzen besitzen Statolithen: in den Zellen der Wuzelhaube wirken Stärkekörner zusammen mit Zisternen des endoplasmatischen Reticulums als Schwerkraftzezeptoren.

Die Wirbeltiere machen es übrigens anders: die messen die Beschleunigung einer Gallerte in den Bogengängen des Innenohres und berechnen damit die Lage des Kopfes im Raum.

Ob das Tanzen der Kristalle durch Brown'sche Molekularbewegung verursacht wird, ist eine alte Streitfrage, auch im alten Forum schon einmal heiß diskutiert, so weit ich mich erinnere.

Ich habe dazu keine feste Meinung, kann nur zitieren und bin gespannt, ob das je geklärt wird. Dass es sich allerdings um Plasmaströmung handeln könnte, kann ich mir nicht vorstellen, denn die ist, so weit mir bekannt, immer gerichtet.

Herzliche Grüße

Detlef Kramer

Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

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