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Ein Test und 1000 Fragen

Begonnen von peter-h, April 26, 2014, 12:27:54 NACHMITTAGS

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peter-h

Liebe kritische Mikrofotografen,

ab und an hört oder liest man über die Farbtüchtigkeit von Objektiven. Da wird ein Neofluar als kräftig gelobt, ein Planapo als flau, usw. Da ich aus anderen Gründen gerade an einer Testorgie sitze, warum nicht einmal auch ein Farbtest mit all seinen Schwächen?



Die Ausschnitte sind nur in der Größe angepaßt und stellen so gut es geht den gleichen Ausschnitt dar. Die Bilder sind mit 2 PlanApos (unterschiedliche Fabrikate) und einem Neofluar aufgenommen. Intensität und Farbabgleich wurde der Canon 450D überlassen. Beleuchtung mit einer Cree XM-L T6.

Nun die Frage:
Ist es überhaupt möglich gravierende Unterschiede zu erkennen? Es geht nicht um Bildschärfe ! Nur um die Farbdarstellung.
Wer traut sich zu einer Aussage  ??? Viel Spass bei der Rätselstunde.

Peter

Jan Kros

Hallo Peter,

ich finde Bild 1 am besten qua schaerfe und farbe,
dann kommt Bild 3 und Bild 2 als letztes

herlichen Gruss
Jan

the_playstation

#2
Hallo Peter
Ich sehe z.B. Unterschiede am oberen Rand mittig im Roten (leider auch noch abhängig vom Monitor und meiner Sichtrichtung). Das Thema ist etwas schwierig, da man hier zwischen dem menschlichen Auge und einer digitalen Aufnahme (die man ja noch nachbearbeiten kann) unterscheiden muß. Bei einem digitalen Bild ist es die Frage, ob ein unbearbeitetes Bild besser (farbgetreuer, kräftiger, ...) aussieht oder man eventuell aus dem zuerst schlechter erscheinenden digitalen Bild mit einer Bearbeitung doch noch mehr herausholen kann / könnte als aus dem Anderen. Bei der Farbtreue, ... ist das sehr schwer, was näher an die Realität herankommt, und ob man nicht vieleicht sogar eine Verfremdung möchte, da ja das Einfärben zur Deutlichmachung an sich schon eine gewisse positive Verfremdung ist.

Vom Farbkontrast sehe Ich es auch wie Jan und Klaus.

Liebe Grüße Jorrit.
Die Realität wird bestimmt durch den Betrachter.

Klaus Herrmann

Hallo Peter,

Jans Reihenfolge sehe ich auch so. Bild 2 ist etwas heller ich vermute es ist das Neofluar. Wäre interessant zu sehen, wie es wirkt, wenn die Helligkeit auf den Wert der beiden anderen reduziert würde.

Vom Farbeindruck her gefällt mir das Bild 2 allerdings am besten!. Bild Mitte oben am Rand das rotbraun wirkt leuchtender und differenzierter.
Aber wie du sagst: riesig ist der Unterschied nicht.
Interessnt wäre natürlich das ganze Bild, da sollte man den Schärfeabfall zum Rand hin sehen beim Neofluar - wenn es denn nicht ein Plan-Neo ist.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

JB

Hallo Peter,

Das 2. Bild ist etwas flau, das das muss aber nicht am Objektiv liegen (Ueberstrahlung bei zu weit geoeffneter Leuchtfeld- oder Aperturblende haben den gleichen Effekt). Haben Sie den Weissabgleich in allen Faellen gegen den hellen Hintergrund gemacht?

Mit freundlichen Gruessen,

Jon

reblaus

Hallo -

man bedenke, dass zu all den bereits erwähnten Parametern auch noch der eigene Monitor eine Rolle spielt. Mir z.B. kommen die Farben in Bild 3 etwas "schmutziger" vor - aber wer weiß schon wie das Präparat aussah...

Viele Grüße

Rolf


Klaus Henkel

Zitat von: peter-h in April 26, 2014, 12:27:54 NACHMITTAGS
Liebe kritische Mikrofotografen,

Zitat[...] Da wird ein Neofluar als kräftig gelobt, ein Planapo als flau, usw. [...]

Peter

Lieber Peter H.!

So etwas entgeht mir selbstverständlich nicht: Flaue Planapos. Sie haben das sehr allgemein formuliert, als indirektes Zitat sozusagen.
Ich kann mich an keinen ernstzunehmenden Beitrag erinnern, in welchem so etwas behauptet wurde, und ich bin immerhin so 14 Jahre dabei.

In der mikr. Fachliteratur wird oft darauf hingewiesen, daß "ältere" Apochromaten und auch Planobjektive oftmals eine brillante Abbildung vermissen lassen aufgrund der vielen Linsen in ihrem Innern, die Streulicht produzieren. Dabei ist aber entscheidend, daß bei den "älteren" Apochromaten an "Vorkriegskonstruktionen" gedacht wurde. Mag sein, daß bei den ersten Serien der Planapos von Zeiss und Leitz, die ja erst um 1970 in den Handel kamen, dieser Mangel noch nicht gänzlich behoben war. Aber Ende der Siebziger waren selbst Planapos nicht mehr flau, sondern ihre Wiedergabe und Farbtreue war brillant. Und so ist es dann seither geblieben.

Es ist halt immer eine Frage des Kontextes, in welchem Zusammenhang solche und ähnliche Äußerungen fallen. In der Mikrofibel habe ich mich bemüht, in dieser Frage sehr zurückhaltend zu formulieren, weil der Kontext bei Zitaten meist nicht beachtet wird.

Brillante Samstagsgrüße!
KH

Eckhard F. H.

Hallo Peter,
meiner Meinung sind die farblichen Unterschiede so marginal, daß sie höchstens für Drucker relevant sind. Bezüglich Auflösung ist Bild 1 ein Quentchen besser als 2 und 3.
Gruß - EFH

Mikroman

Hallo,

spaßeshalber habe ich das 2. Foto mal einer "automatischen Tonwertkorrektur" unterzogen:


Die Unterschiede zwischen Foto 1 und Foto 3 sind jetzt marginal, was mich zu der ketzerischen Frage bringt, ob zumindest bei gefärbten Schnitten der Qualitätsunterschied zwischen Plan-, Fluotar und Apo das Geld wert ist - zumal durch's Stacking auch normale Achros "plan" gemacht werden können. Es scheint seit längerer Zeit ein Trend zu sein: Ersatz der teuren Hardware durch Software. Ich erinnere nur an die Möglichkeit, die DxO heute bietet: Randabfall, Farbverschiebung, sphärische Aberration - kein Problem (solange ich die Parameter des Objektives kenne).

Gruß

Peter
Zu sehr auf sich selbst zu beharren,
ist ein unvernünftiges Vergeuden der Weltsubstanz (Juarroz, 9. Vertikale Poesie,1)

wilfried48

Hallo Peter,

also bei den 3 unbearbeiteten würde ich auch das Bild1 bevorzugen und tippe das es das Neofluar ist.

Lass doch bitte mal alle 3 duch die automatische Tonwertkorrektur laufen und stelle sie nebeneinander. Mal sehen ob dann die marginalen Unterschiede noch kleiner werden.

viele Grüsse
Wilfried
vorzugsweise per Du

Hobbymikroskope:
Zeiss Axiophot,  AL/DL/Ph/DIC/Epi-Fl
Zeiss Axiovert 35, DL/Ph/DIC/Epi-Fl
Zeiss Universal Pol,  AL/DL
Zeiss Stemi 2000 C
Nikon Labo-/Optiphot mit CF ELWD Objektiven

Sammlung Zeiss Mikroskope
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=107.0

rhamvossen

#10
Hallo,

Die ersten 2 Bilder sehen mir etwas farbreiner aus als 3. Ich denke 1 und 2 sind mit Planapo aufgenommen und 3 mit Neofluar. Beste Grüsse,

Rolf

purkinje

Guten Abend,
mit meinem Tip schließe ich mich mal Rolf an.
zu Herrn Henkels Beitrag insbesondere
Zitat von: Klaus Henkel in April 26, 2014, 13:44:05 NACHMITTAGS
Mag sein, daß bei den ersten Serien der Planapos von Zeiss und Leitz, die ja erst um 1970 in den Handel kamen, dieser Mangel noch nicht gänzlich behoben war. Aber Ende der Siebziger waren selbst Planapos nicht mehr flau, sondern ihre Wiedergabe und Farbtreue war brillant. Und so ist es dann seither geblieben
kann ich nur zu den Apos und Planapos der 170mm Ära von Leitz etwas beitragen: ich überblicke nun 12 Apo 40:1 von Leitz (inkl der PV Apo 40,  bzw Apo L 40), das sind jene mit der einstellbaren Deckglaskorrektur. Ursprünglich fand ich die Apos interessant als 37mm abgeglichene fürs kleinere schwarze SM, jedoch waren die meisten flau bis sehr flau (bis auf nur 4/12 Objektiven) dies lag ausnahmslos an Störungen /Delaminationen Linsenkitt der jeweiligen Linsensysteme, oft erst richtig im Schräglicht mittels Bertrandlinse/ Einstelllupe sichtbar. Die Leitzsche Delamination bei den Apo 40ern sind in der Regel deutlich diskreter, als man dies von Zeiss  kennt, jedoch zumindest ähnlich fatal was die Bildqualität betrifft.
Im Vergleich der Planapos 170mm zu 160mm Ära von Leitz konnte ich, keine Anzeichen von Delamination vorausgesetzt, keinen Unterschied oder wie heißt es so schön "Lernkurve"  ;) feststellen , sie sind  einfach brillant.

peter-h

#12
Liebe Rätselfreunde,

da waren schöne Erklärungen dabei und so ganz falsche Antworten habe ich nicht gelesen. Hier nun die Auflösung.

Bild 1 - Olympus Planapo 20/0,70
Bild 2 - Zeiss West Planapo 25/0,65
Bild 3 - Zeiss West Neofluar 16/0,40

Es wäre schön gewesen wenn die Objektive identische Vergrößerung gehabt hätten, aber leider gibt es von Zeiss keine 20x oder von Olympus keine 25x und in meinem Besitz auch nicht das gesamte Spektrum. Von der Objektivrechnung und Fertigung dürfte das Olympus das jüngste Objektiv sein.
Zum Abschluß noch die von Wilfried gewünschte automatische Tonwertkorrektur mit Photoshop.



Einen schönen Sonntag
Peter

Lupus

Hallo,

als Eigentümer nur von einfachen Planachromaten kann ich nicht mitreden, aber jetzt würde mich doch interessieren, warum Planapos oder Neofluare Farben unterschiedlich darstellen sollen? Gemeint ist doch wohl ausschließlich der Unterschied, der sich durch den Kontrast - verursacht durch Streulicht - ergibt?

Hubert

Klaus Henkel

Zitat von: Lupus in April 27, 2014, 16:00:28 NACHMITTAGS
als Eigentümer nur von einfachen Planachromaten kann ich nicht mitreden, aber jetzt würde mich doch interessieren, warum Planapos oder Neofluare Farben unterschiedlich darstellen sollen? Gemeint ist doch wohl ausschließlich der Unterschied, der sich durch den Kontrast - verursacht durch Streulicht - ergibt?
Hubert

Hallo Hubert!

Einer einfachen Linse haften unweigerlich Abbildungsfehler an. Um sie zu mindern, verwendet der Optik-Konstrukteur verschiedene Glassorten unterschiedlicher Brechkraft und unterschiedlicher anderer Eigenschaften. Leider lassen sich nicht alle Abblidungsfehler so einfach beseitigen. Bei den meisten Fehlern ist es so, daß die Verminderung des einen, andere verstärkt, so z. B. Bildfeldwölbung kontra Astigmatismus. Je nachdem, welche Bildfehler der Konstrukteur besonders aufs Korn nimmt (das hängt oft vom Verwendungszweck eines Objektivs ab), steht ihm eine Palette von Korrektionsmitteln zur Verfügung, aus denen er auswählt. Mitunter muß sogar ein Glas mit besonderen Eigenschaften berechnet und erschmolzen werden. Nicht nur haben verschiedene Glassorten unterschiedliche Lichtdurchlässigkeit für alle Farbanteile des sichtbaren Lichts, oft hat das Glas auch eine gewisse Eigenfärbung. Selbst die muß nicht konstant sein, sondern kann mal so, mal anders ausfallen, je nachdem mit welcher anderen Glassorte eine Linse kombiniert wird.

So kommen die Unterschiede in der Farbwiedergabe zustande. Die bedeutenden Optikfirmen bemühen sich sehr, durch verschiedene Mittel zu erreichen, daß Objektive einer Produktreihe gleiche Farbwiedergabe zeigen. Man kann Antireflex- oder Kittschichten unterschiedlicher Färbung zu gegenseitiger Anpassung verwenden, andere Glassorten. Auch das Leuchtmittel, Glühlampe mit 3.000 Kelvin, 4.000 Kelvin oder eine LED sind da höchst unterschiedlich, ebenso die spektrale Zusammensetzung des Beleuchtungslichtes; oder zu billig gebaute Kollektoren und Kondensoren stören manmal die Künste des Optikrechners.

Diese hohe Schule der Objektivkonstruktion setzt in der "Bildmäßigen Fotografie" nun noch das Tüpfelchen aufs i, indem der nationale oder kontinentale Farbgeschmack eine Rolle spielt. So lieben z. B. Asiaten und Amerikaner größere Farbsättigung, Europäer aber nicht so knallige Farbgebung. Früher sagte man von dem einen Objektiv, es sei ein typischer Warmzeichner, während diejenigen eines anderen Herstellers als Kaltzeichner bekannt waren.

Ein deutscher Kamerahersteller wirbt damit, daß alle Objektive für seine Kameras R und M die gleiche Farbwiedergabe aufwiesen. Nicht alle Hersteller beherrschen dieses Feld. Die meisten versuchen es erst gar nicht. In der Fotografie können sich nur solche Firmen das leisten, deren Kunden das im Preis hononieren.

Jetzt bin ich doch tatsächlich in die Alltags- und Profi-Fotografie abgekommen. Die Mikrofreunde mögem das verzeihen.

Farbige Grüße!
KH