Beprobung und Fixierung von marinem Plankton auf hoher See

Begonnen von TPL, April 29, 2009, 23:37:23 NACHMITTAGS

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TPL

Liebe Freunde des salzigen Wassertropfens,
ich werde in Kürze an einer Ausfahrt in den NW-Pazifik teilnehmen (zuerst im Kuroshio, später im Oyashio). Die Fahrtziele http://www.planet-erde.de/Members/huenken/BMBF%20Projekte/fs-sonne-so-201haben keinerlei Überschneidung mit der Mikroskopie (oder Biologie), aber das Schiff besitzt eine Pumpe, mit der ungefiltertes (!) Meerwasser in die Labors gepumpt wird. Ich dachte, da ließen sich doch ein paar Filter davor halten und das Filtrat mikroskopieren...

Da der Oyashio sehr nährstoffreich ist, vermute ich, dass die Ausbeute gar nicht schlecht sein wird. Leider habe ich aber noch nie eine solche Beprobung durchgeführt und an Bord muss ich alles, was man dafür braucht selbst mitbringen. Woran muss ich also denken? Das Mikroskop (CZ Standard Junior, LED-Beleuchtung, HF-Kondensor, Achromate 10, 40, 63, 100) wiegt bereits ca. 5 kg. Das übrige Material sollte also nicht nur effizient und narrensicher (wie gesagt: keine Erfahrung :-[), sondern auch noch leichtgewichtig sein.

1) Filtration: reichen Kaffeefilter? Wenn nicht, wie wird's gemacht?
2) Fixierung: im "Großen Kremer" habe ich zwar auch einen Hinweis auf ein Meerwasser-Fixiergemisch (2-4% Formol in Meerwasser) gefunden, aber ob sich das auch für feinstes Plankton eignet? Ich muss das vorher wissen (und einpacken), denn es gibt keinen zweiten Versuch.
3) Einbettung: an Bord werde ich wenig Zeit und kaum Platz für ausgefeilte Prozeduren haben (ich habe da andere Aufgaben). Halten die Proben mehrere Wochen (Monate?) bis zur Herstellung von Dauerpräparaten aus?
4) Literatur: am liebsten wäre mir so etwas wie der "Kosmos-Führer zum Plankton des Oyashio" ;D, also nicht gar zu spezielle Bestimmungsliteratur. WWW-Nutzung an Bord ist begrenzt und teuer.
5) jeder weitere Tipp zu diesem Thema.

Vielen Dank und schöne Grüße, Thomas

T. Ebbinghaus

ICH BIN NEIDISCH AUF DIESEN "AUSFLUG"

Viele Grüsse, alles Gute und viel Erfolg
Thorsten

PS: schreib mal 'ne Flaschenpost  8)
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Ich suche:
- Zeiss West Halteschraube für Objektivrevoler am Standard 18/WL
- Einzelne Lamellen für Leuchtfeldblende

Detlef Kramer

Lieber Thomas,

das Formol-Meerwasser-Gemisch sollte gut geeignet sein, auch zur Lagerung, wenn man einmal vom Chlorophyll-Verlust absieht. Kaffee-Filter sollte auch gehen und zwar nach einer Methode, die Klaus Henkel einmal sinngemäß so beschrieben hat: Wasser durchlaufen lassen, den Filter aber so in das durchgelaufene Wasser halten, dass noch eine kleine Pfütze im Filter steht, woraus man dann pipettieren kann.

Wenn du wirklich kompetente Antwort haben möchtest, wende Dich an das Alfred-Wegener-Institut in Bremen, evtl. an meinen Freund Prof. Dr. Gunther Kirst, der allerdings schon seit drei Jahren im Ruhestand ist; in dem Fall beruf Dich auf mich.

Herzliche Grüße

Detlef


Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

Vorstellung: Hier klicken

TPL

#3
Zitatdas Formol-Meerwasser-Gemisch sollte gut geeignet sein, auch zur Lagerung, wenn man einmal vom Chlorophyll-Verlust absieht. Kaffee-Filter sollte auch gehen und zwar nach einer Methode, die Klaus Henkel einmal sinngemäß so beschrieben hat: Wasser durchlaufen lassen, den Filter aber so in das durchgelaufene Wasser halten, dass noch eine kleine Pfütze im Filter steht, woraus man dann pipettieren kann.

Lieber Detlef,
danke für Deine Tipps. Steffen Clauss sei Dank, bin ich inzwischen mit Pipetten, sterilen Behältern und den nötigen Chemikalien (nämlich Meerwasser ;)) ausgestattet.
Ein Kollege meinte allerdings, ich müsse auch mit einer großen Menge Meso-Plankton rechnen, das die Proben regelrecht überfluten kann. Ich werde also noch ein etwas gröberes (Küchen-) Sieb mitnehmen, dass ich gegebenenfalls vorschalten kann. Da ich nur Platz für ein Mikroskop habe und nicht auch noch ein Stereomikroskop mitnehmen kann, werde ich deshalb wohl doch eher ein schwaches Objektiv einpacken und das 100er daheim lassen.

Schöne Mai-Wochenend-Grüße, Thomas

PS: ursprünglich hatte ich überlegt, aus Gewichtsgründen statt des Standard Junior ein ganz schlichtes, monokulares Seibert-Knickstativ aus den 1920er Jahren (mit moderneren Objektiven) mitzunehmen. Wegen seiner filigranen Silouhette hatte ich das Gewicht auf die Hälfte des Juniors geschätzt. Auf der Waage stellte sich allerdings heraus, dass das Junior - trotz Bino-Tubus, Objektführer und Lampenhaus nur wenige hundert Gramm mehr wog! So kann man sich täuschen.

peter-h

Hallo Thomas,

Detlef hat es schon beschrieben. Ich habe gute Erfolge mit Proben, die bis zu 1/2 Jahr alt waren. Natürlich ging es mir nur um das Glasgerüst der Diatomeen und nicht um den Zellinhalt. Für Reisen habe ich in einer Tropfflasche 20% F.... (also diese böse Flüssigkeit) . Dann zur frischen Probe (Gurkenglas) etwas F. dazu und es fault nicht vor sich hin.

Objektive ? ein 10er und ein 40er, mehr würde ich für eine erste Beurteilung nicht mitnehmen.

Dann viel Erfolg und noch mehr Glück bei diesem Ausflug in die Meere  ;D

Viele Grüße
Peter

Stephan Hiller

Hallo Thomas,

zum Filtrieren:

hier würde ich die üblichen Planktonnetzte verwenden. Sie heben ja am Ende einen kleinen Auffangbehälter der das angereicherte Plankton ansammelt. Du kannst dir ja unterschiedlicHe Maschenweiten mitnehmen, dann bist du für alle möglichen Kleinstlebewesen gerüstet. Viel wiegen tut so ein Netz ja auch nicht (mein Universal 65 µm Netz, das ich üblicherweise zum "Süßwasserbeproben" nutze wiegt mit 10 m Schnur gerade mal 50 Gramm - das sollte ja noch verschmerzbar sein) und es lässt sich sehr klein zusammenfalten!

Viel Erfolg!

Klaus Henkel

#6
Lieber Herr TPL!
Versuchen Sie vorsichtshalber herauszubekommen, mit welchem Druck die ungefilterten Planktronproben durch die Leitung schießen oder träufeln, weil die kleinen feinen ("Kosmos")-Planktonnetze nicht allzu stabil sind. Das kommt wohl auf das Rohrleitungssystem und die Kraft der Pumpe an. Profis auf Schiffen verwenden, wenn sie mit dem Netz fischen wollen, Netze, die im Preis zwischen 300 und 2000 Euro liegen.
Auch erscheint mir wichtig, wie hoch im Schiffslabor die Ausströmöffnungen der Meerwasserleitungen liegen und ob ein kleines Pl.netz darunter paßt, oder ob das Meerwasser zuerst in einen großen Bottich fließt, aus dem man sich dann selbst bedienen kann oder muß bzw. ob das gemeinschaftlich orgenisiert wird. Am besten ist es natürlich, wenn man Kontakt zu einem früheren Teilnehmer einer solche Fahrt aufnehmen kann.
Gruß, gutes Gelingen und eine schöne und spannende Zeit.
KH

TPL

Lieber Peter, Stephan und Herr Henkel,
auch Euch und Ihnen vielen Dank für die Ratschläge und die guten Wünsche. An klassiches Plankton-Fischen mit den dafür vorgesehenen Netzen brauche ich aus mehreren Gründen überhaupt nicht zu denken:
- in der Kürze der Zeit (ich bin vorher noch auf einer Bohrung im ostfriesischen 'Outback') bekomme ich kein solches Planktonnetz mehr,
- der Preis dafür wäre mir zu hoch,
- die Verwendung von gleich welchem Gerät außenbords ist während der Messfahrt ausdrücklich verboten.

Davon abgesehen muss ich darauf achten, diese meine Freizeit-Beschäftigung nicht zu sehr in den Vordergrund zu rückt. Das Ganze muss mit minimalem Aufwand nebenbei oder nach meinen Wachen ablaufen. Die Ausfahrt hat, wie geschrieben, völlig andere Ziele (an Bord ist kein einziger Biowissenschaftler) und ich nehme einen ganzen Packen Aufgaben neben dem Tagesgeschäft mit. Die Frage nach dem Druck in der Seewasser-Leitung versuche ich zu klären. Bei sehr hohem Druck könnte ich vielleicht ein bestimmtes Volumen in ein Gefäß abfüllen und das später filtrieren.

Zur Eichung von Leitfähigkeit (entspricht Salinität , entspricht Dichte) und Temperatur werden wir einmalig einen CTD-Wasserschöpfer aussetzen. Aber auch da muss ich wohl "Bitte, bitte" sagen, damit die Röhren überhaupt geöffnet werden.

Peter, ich dachte daran, noch ein ganz schwaches, sehr kurz gebautes Objektiv (Zeiss-Winkel Achromat 2,5/0,08) mitzunehmen, um für die größeren 'Viecher' mit einer Schreibtischlampe Auflichtbeleuchtung zu zaubern.

Ahoi, Thomas

peter-h

Hallo Thomas,

ich befürchte  ;D

Du willst einen Lobster unters Mikroskop legen  ;D , aber um bei einem schwankenden Schiff zu sehen ob der Objekträger noch richtig liegt ist es garnicht schlecht - freier Arbeitsabstand unerreicht gut ! Bildqualität  >:( , man kann was erkennen.

Dann gute Fahrt und komme mit tollen Eindrücken und Ergebnissen wieder und wenn es auch noch kleine Pröbchen fürs Hobby gibt, um so besser.

Schönen Feiertag und Grüße
Peter

Peter V.

#9
Lieber Thomas,

vielleicht darfst Du ja mal durch das Zeiss Axioplan ( Auf- Durchlicht Pol ) schauen, das sich lt. "Handbuch" auf diesem Schiff befinden soll !?  :)

Ich wünsche Dir viel Freude auf dieser sicherlich spannenden Forschungsreise!



Herzliche Grüße
Peter
Dieses Posting ist frei von kultureller Aneigung, vegan und wurde CO2-frei erstellt. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

TPL

#10
Zitat von: Peter Voigt in April 30, 2009, 23:32:35 NACHMITTAGSvielleicht darfst Du ja mal durch das Zeiss Axioplan ( Auf- Durchlicht Pol ) schauen, das sich lt. "Handbuch" auf diesem Schiff befinden soll !?  :)
Lieber Peter,
ja haste Töne??? Ist doch gar nicht schlecht, sich mal richtig zu erkundigen :-[. Da sparte ich ja nicht nur 5 kg Gepäck sondern bekäme auch ein halbwegs ebenbürtiges Gerät zu meinem "Junior" ;D. Vielen Dank für den Hinweis, den ich noch bei der Reederei prüfen werde.
Schönen Gruß, Thomas

PS: das Schiff http://joidesresolution.org/, auf dem ich bisher gefahren bin, ist diesbezüglich sehr üppig ausgestattet. Meine bisherigen Informationen gingen dahin, dass ich auf anderen Schiffen ALLES selbst mitbringen muss (bis hin zu den Papier-Wischtüchern :D).

Peter V.

#11
Lieber Thomas,

Zitat(bis hin zu den Papier-Wischtüchern ).

Wovon Du ja jetzt hoffentlich genug hast! Ich bin übrigens auch gerne bereit, durch meinen Lieferanten die deutschen Forschungsschiffe mit "Kimtech" ausstatten zu lassen  ;D

Herzliche Grüße
Peter

Dieses Posting ist frei von kultureller Aneigung, vegan und wurde CO2-frei erstellt. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

TPL

ZitatDu willst einen Lobster unters Mikroskop legen  ;D , aber um bei einem schwankenden Schiff zu sehen ob der Objekträger noch richtig liegt ist es garnicht schlecht - freier Arbeitsabstand unerreicht gut ! Bildqualität  >:( , man kann was erkennen.
Hallo Peter,
genau diesen "Stummel" meinte ich (natürlich in der Pol-Version :P). Die optische Qualität ist wirklich nicht berauschend, aber als 'Suchobjektiv' (die hießen ja wirklich einmal so!) erfüllt es seinen Zweck besser als die etwa gleich große Gewindekappe ;).

ZitatDann gute Fahrt und komme mit tollen Eindrücken und Ergebnissen wieder und wenn es auch noch kleine Pröbchen fürs Hobby gibt, um so besser.
Danke, danke. Ich bin auch schon sehr gespannt. In gut zwei Wochen (17.5., abends) laufen wir von Jokohama aus. Ich winke Dir mal http://www.welcome.city.yokohama.jp/eng/tourism/live_camera/index.html...

Auch Dir (und allen Anderen) einen erholsamen Feiertag und schönen Grüße
Thomas