Stereomikroskop MBS-10 vs. Leitz 1930er Jahre

Begonnen von Lupus, Juni 19, 2014, 18:58:23 NACHMITTAGS

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Lupus

Beim Objektiv 8x etwa 26mm, Durchmesser 6 mm. Die effektive n.A. des MBS ist zwar geringer, dort kann Streulicht im Prinzip aber über die gesamte Linsenfläche des gemeinsamen Objektives eindringen. Wenn dann die Entspiegelung schlecht ist .....

Hubert

Frank D.

Hallo Hubert,

26mm gegen 95mm, da würde ich das Leitz in einen Bereich zwischen Stereolupe und Auf-/Durchlichtmikroskop einordnen. Sozusagen ein Doppelmono ...
Wie "schlägt" es sich mit seiner stärksten Vergrößerung in einem Vergleich zu einem "biologischen" Mikroskop?

Das bei geeigneter Beleuchtung auch ein heller Untergrund keine großen Probleme bereitet, erkennt man an dem Foto der Büroklammer. Diese lag direkt auf der weißen Scheibe des MBS. Jetzt habe ich aber auch noch nicht groß mit den einzelnen Beleuchtungsvarianten herumexperimentiert, da ich mein MBS ausschließlich visuell nutze.

Herzliche Grüße
Frank

the_playstation

Hallo,
Die Beleuchtung ist das A und O. Die Original-Lampe beim MBS ist recht unbefriedigend. Ob nun von der Positionierung oder der Lichtquelle ansich. Schon mit 2-3 Jansjös (oder so ähnlich) bekommt man ein recht angenehmes Bild. Ich ärgere mich schon fast, mir die Mühe gemacht zu haben, die Originallampe des MBS in LED umgebaut zu haben.

Man sollte gleich eine neue, "ordentliche" Lichtquelle basteln und montieren.

Liebe Grüße Jorrit.
Die Realität wird bestimmt durch den Betrachter.

Lupus

#33
Hallo Frank,

ZitatDas bei geeigneter Beleuchtung auch ein heller Untergrund keine großen Probleme bereitet, erkennt man an dem Foto der Büroklammer. Diese lag direkt auf der weißen Scheibe des MBS.
nein, die Büroklammer ist hierzu nicht aussagekräftig genug. Ich habe die Münze nochmals mit dem MBS-10 mit 7x-Objektivvergrößerung aufgenommen und als Untergrund alternativ die schwarze und die weiße Scheibe verwendet.
Schwarz:


Weiß:


Ich finde den Effekt relativ stark: mit weißem Untergrund ist das Bild deutlich kontrastloser. Die Beleuchtung ist dabei absolut unverändert geblieben. Also spielt das vom Objekt ausgehende Steulicht doch eine erhebliche Rolle. Beim Leitz ist der Effekt zwar auch sichtbar, aber gering. Daraus schließe ich, dass das MBS neben der geringeren Schärfe eben auch aus diesem Grund ungünstigere optische Eigenschaften hat (das bezieht sich natürlich auch auf die visuelle Beobachtung, war ja Zweck der Fotos).

ZitatWie "schlägt" es sich mit seiner stärksten Vergrößerung in einem Vergleich zu einem "biologischen" Mikroskop?
Das wäre eine eigene Untersuchung wert. Ich vermute dass die Auflösung durchaus entsprechend der n.A. beugungsbegrenzt ist und die Abbildungsqualität einem einfachen Achromaten vergleichbar ist.

Hubert


Frank D.

Zitat von: Lupus in Juni 23, 2014, 17:37:38 NACHMITTAGS
... Ich habe die Münze nochmals mit dem MBS-10 mit 7x-Objektivvergrößerung aufgenommen und als Untergrund alternativ die schwarze und die weiße Scheibe verwendet.
...

Ich finde den Effekt relativ stark: mit weißem Untergrund ist das Bild deutlich kontrastloser. Die Beleuchtung ist dabei absolut unverändert geblieben. Also spielt das vom Objekt ausgehende Steulicht doch eine erhebliche Rolle. Beim Leitz ist der Effekt zwar auch sichtbar, aber gering. Daraus schließe ich, dass das MBS neben der geringeren Schärfe eben auch aus diesem Grund ungünstigere optische Eigenschaften hat (das bezieht sich natürlich auch auf die visuelle Beobachtung, war ja Zweck der Fotos).
...


Hallo Hubert,

auch ich habe die Münzfotos auf der hellen Seite der Scheibe gemacht!

Ich fasse einmal einige Punkte zusammen, die ich aus diesem interessanten Beitrag gelernt habe:
Vergleicht man unterschiedliche (Stereo)-Mikroskoptypen miteinander, sollte

- ein vergleichbarer Arbeitsbereich der Testkandidaten gewählt werden. Also nicht die höchste, wohl schon leere, Vergrößerung des MBS mit einem Gerät verglichen werden, dessen max. Vergrößerung bei 216-fach liegt.

- die Beleuchtung, wie bei einem "normalen" Mikroskop auch, an das jeweilige Gerät angepasst sein. Identische Parameter wie Intensität, Winkel, oder Farbtemperatur reichen hier nicht aus.

- in Bezug auf das von der Umgebung einfallende Streulicht, auch das Größenverhältnis "Objektivlinsendurchmesser zu Präparatgröße", sowie der Arbeitsabstand berücksichtigt werden. Hier hat das Leitz, mit seinem geringen Linsendurchmesser von 6mm und dem geringen Arbeitsabstand von 25mm, einen klaren Vorteil.

- neben der optischen Qualität, eine gute Abstimmung der Linsensysteme, gerade in kritischen Situationen, von Vorteil sein.

Ich möchte mich gerne aus der Diskussion zurückziehen und wünsche Dir viel Freude an Deinem Unimog und der schwarzen Limousine.

Herzliche Grüße
Frank


Oecoprotonucli

Hallo Hubert,

Zitat von: Lupus in Juni 23, 2014, 17:37:38 NACHMITTAGS
Also spielt das vom Objekt ausgehende Steulicht doch eine erhebliche Rolle.

Das glaube ich auch. Hast Du den Beleuchtungswinkel variiert und so versucht, die Streuung zu minimieren? Hast Du eine möglichst punktuelle Beleuchtung oder strahlt Deine Lampe seitlich ins Mikroskopobjektiv? Kannst Du sie seitlich abschirmen? Offenbar erreicht Frank mit dem MBS-10 etwas günstigere Ergebnisse als Du, wobei ja niemand behauptet hat, dass es optisch an das Leitz heranreicht. Aber ein großer Arbeitsabstand ist ja auch etwas Nützliches. Auch wenn man z.B. mit der Beleuchtung hantiert.

Viele Grüße

Sebastian
Ich benutze privat:
Leitz SM-Lux mit (LED-) Durchlicht und Phaco-Ausrüstung (ca. 1975-77)
Hensoldt Wetzlar Stereomikroskop DIAMAL (1950er Jahre)

Lupus

Hallo Sebastian,

ZitatOffenbar erreicht Frank mit dem MBS-10 etwas günstigere Ergebnisse als Du, wobei ja niemand behauptet hat, dass es optisch an das Leitz heranreicht.
es ging von Anfang an nicht darum, optimale Ergebnisse bei fotografischen Aufnahmen zu erhalten, sondern ich wollte den Unterschied, der mir beim visuellen Beobachten mit beiden Mikroskopen aufgefallen ist, durch Fotos dokumentieren - aus purer Neugierde ohne das MBS herabsetzen zu wollen. Die Aufnahmeverhältnisse waren immer möglichst identisch. Ich war mir ursprünglich nicht sicher, dass das Leitz - allein schon wegen des Alters - eine höhere Auflösung hat, ich hatte sogar ganz naiv vermutet dass es aufgrund der scheinbar sehr schlanken Objektive (ohne sie ursprünglich zu vermessen) eine geringere n.A. besitzt und damit verbunden eine höhere Schärfentiefe bei geringerer Auflösung. Tatsächlich ist es umgekehrt.

ZitatHast Du den Beleuchtungswinkel variiert und so versucht, die Streuung zu minimieren? Hast Du eine möglichst punktuelle Beleuchtung oder strahlt Deine Lampe seitlich ins Mikroskopobjektiv? Kannst Du sie seitlich abschirmen?
Bei der Auflichtbeleuchtung (Münze) habe ich mit einem breiten Lichtkegel (ohne ins Objektiv zu strahlen) die gesamte weiße Fläche des MBS-10 beleuchtet. Das ist ganz offensichtlich nicht optimal, dürfte aber durchaus nicht praxisfremd sein. Du hast an den beiden letzten Bildern ja gesehen, was es ausmacht, wenn man statt der weißen die schwarze Fläche verwendet (bei unverändertem Lichtkegel). Natürlich entsteht der gleiche Effekt, wenn man mit einem Spot nur den Bildausschnitt beleuchtet. Beim Durchlicht (Farnschnitt) hatte ich die dazu vorgesehene weiße Platte in der Durchlichteinheit homogen beleuchtet, die ist aber nicht so groß und erzeugt damit weniger Streulicht. Wenn man mit einer Lochblende unter dem Präparat ablendet, ist der Kontrast ebenfalls deutlich besser (habe ich zusätzlich getestet). Bei niedrigeren Objektivvergrößerungen sind die Effekte viel geringer.

Hubert

Lupus

Hallo,

noch ein Nachschlag:
ZitatWie "schlägt" es sich mit seiner stärksten Vergrößerung in einem Vergleich zu einem "biologischen" Mikroskop?
ZitatDas wäre eine eigene Untersuchung wert. Ich vermute dass die Auflösung durchaus entsprechend der n.A. beugungsbegrenzt ist und die Abbildungsqualität einem einfachen Achromaten vergleichbar ist.
Der zweite Teil meiner Vermutung war natürlich Unsinn: Nachdem ein typisches 10x-Objektiv eine n.A. von etwa 0.25 besitzt, und das Leitz Stereomikroskop etwa 0.11, ist die Qualität deutlich geringer. Hier nochmal das Durchlichtpräparat im Vergleich mit einem einfachen Leitz-Achromaten (Leitz HM Original-Objektiv), Bilder unbearbeitet:

Leitz Stereo Obj.12x, Ok.8x:


Leitz HM Obj.10x, Ok.10x:


Da haben die Leitz-Optiker beim Stemi vermutlich die Schärfentiefe gegenüber der Auflösung bevorzugt. Visuell liegt die Objektiv-Okular-Kombination noch innerhalb der förderlichen Vergrößerung.

Hubert

Oecoprotonucli

Zitat von: Lupus in Juni 25, 2014, 19:39:22 NACHMITTAGS
Da haben die Leitz-Optiker beim Stemi vermutlich die Schärfentiefe gegenüber der Auflösung bevorzugt.

Hallo Hubert,

ich denke, das ist grundsätzlich bei Stereomikroskopen sinnvoll.

Übrigens, gerade hat Peter im Nachbarfaden einen Link gegeben, in dem das Kippen des Präparates um 7,5° zur Erzielung einer gleichmäßigen Schärfe empfohlen wird. Das hättest Du für den Objektivvergleich noch machen müssen...  :)

Zitat von: Peter V. in Juni 26, 2014, 08:06:01 VORMITTAG
Hier nochmal eine schöne Übersicht über die beiden Typen in Bezug auf die Mikrofotografie:

http://www.lmscope.com/produkt22/Stereomikroskope_in_der_Fotodokumendation.shtml#

Viele Grüße

Sebastian
Ich benutze privat:
Leitz SM-Lux mit (LED-) Durchlicht und Phaco-Ausrüstung (ca. 1975-77)
Hensoldt Wetzlar Stereomikroskop DIAMAL (1950er Jahre)

Lupus

Hallo Sebastian,

Zitatin dem das Kippen des Präparates um 7,5° zur Erzielung einer gleichmäßigen Schärfe empfohlen wird. Das hättest Du für den Objektivvergleich noch machen müssen...
das Präparat ist für diesen letzten Vergleich gekippt! Die Aufnahme des Leitz Stemi ist gleichmäßig unscharf im Vergleich zum normalen 10x Objektiv  :) . Nur bei den anderen Aufnahmen ist das Objekt nicht gekippt, aber ich hatte ja erklärt, dass da ursprünglich die Idee dahinter stand, den visuellen Eindruck (der unveränderten Anordnung) wiederzugeben.

Hubert

Johannes Kropiunig

Hallo,

das diskutierte Streulicht lässt sich selbst durch die primitivste Blende doch recht einfach eliminieren.



Ohne:


Mit:


Wegen des speziellen Strahlengangs des Lomos bin ich mir zwar nicht 100% sicher ob eine runde Blende überhaupt ideal ist, mittig zum Objektiv darf sie schon einmal nicht platziert werden, aber eine Verbesserung bringt sie, und ist auch ohne viel Basteltalent herstellbar.

Viele Grüße,
Johannes
Biologische Mikroskop: Zeiss Standard 16
Stereomikroskop: Lomo MBS 10
Kameras:  EOS 1100D, EOS 1000D, EOS 1000Da, und EOS 350Da Peltier gekühlt

Sag es mir - und ich werde es vergessen. Zeige es mir - und ich werde mich daran erinnern. Beteilige mich - und ich werde es verstehen.
Laotse

Lupus

Hallo,

ich bin erleichtert, dass ich nicht der einzige bin, bei dem das Streulicht Auswirkungen hat  ;D
Einfacher als die vorgeschlagene Blende ist natürlich, einen schwarzen Hintergrund zu verwenden, auf dem das Objekt liegt. Diesen Vergleich hatte ich hier ja schon gemacht und das Ergebnis abgebildet. So eine Blende kann man aber gut in der Durchlichteinheit des Mikroskopes unterhalb der Glasplatte verwenden.

Hubert

Klaus Herrmann

Lieber Johannes,

genial deine Blende; da das Objekt rund ist hat sie sicher auch die richtige Form. Auf jeden Fall überzeugt das Ergebnis!

Aber bei dir hätte ich eigentlich erwartet, dass sie doppelt verleimtem Buchen-Furnier ist! ;)
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Johannes Kropiunig

Hallo Hubert,

ZitatEinfacher als die vorgeschlagene Blende ist natürlich, einen schwarzen Hintergrund zu verwenden

Bei einem Objekt wie z.B. einem größeren Stein von dem selbst das Streulicht ausgeht hilft der schwarze Untergrund aber wenig. Ansonsten ist es natürlich der einfachere Weg, auch wenn selbst vom schwarzen Hintergrund noch eine gewisse Menge an Streulicht verursacht wird.

@Klaus,

Papier wird doch auch aus Holz gemacht. ;)

Viele Grüße,
Johannes
Biologische Mikroskop: Zeiss Standard 16
Stereomikroskop: Lomo MBS 10
Kameras:  EOS 1100D, EOS 1000D, EOS 1000Da, und EOS 350Da Peltier gekühlt

Sag es mir - und ich werde es vergessen. Zeige es mir - und ich werde mich daran erinnern. Beteilige mich - und ich werde es verstehen.
Laotse

Oecoprotonucli

#44
Hallo zusammen,

schöner Faden, wir kommen der optimalen Beleuchtung für Stereomikroskope langsam näher... Ich denke, die optimale Streulichtreduzierung wäre erreicht, wenn man sowohl eine Blende als auch einen schwarzen Hintergrund - der noch dazu im Unendlichen liegen sollte oder extrem lichtschluckend sein sollte (Filz?) - verwendete. Es wäre quasi eine Art Dunkelfeldbeleuchtung.

An Johannes:

Hast Du eigentlich die Blende in einem bestimmten "optischen Abstand" eingeschaltet? Oder einfach verschoben, bis es gut aussah?

Nimmt die von Dir eingesetzte Blende etwas vom Gesichtsfeld des Objektivs weg? (Ich vermute nein, da man ja die scharfe "fotografische" (interne) Blende am Rand Deines Fotos sieht.)

Viele Grüße

Sebastian
Ich benutze privat:
Leitz SM-Lux mit (LED-) Durchlicht und Phaco-Ausrüstung (ca. 1975-77)
Hensoldt Wetzlar Stereomikroskop DIAMAL (1950er Jahre)