Delamination..ein ewiges Thema

Begonnen von zooey, März 21, 2015, 14:09:26 NACHMITTAGS

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zooey

Guten Tag in die Runde
...und Fragen an die Praktiker.

Delamination.. ein hier bereits immer wieder angesprochenes Thema
mit vielen, leider für mich z.T. widersprüchlichen Meinungen und Bedenken.

Konkreter Fall:
Ich habe in meiner Krabbelkiste ein Okular-Paar KPL-12,5/18 gefunden
und will diese als Wechselokulare am Standard benutzen.
Nun finde ich aber in deren Optik reichlich Rand-Delaminationen.

Wenn ich die Forum-Beiträge richtig interpretiere, dann gibt es zwei Wege:

1. Die Okulare benutzen und mental die Delamination ausblenden
2. Den Delaminationen zu Leibe rücken

Als Ästhet kann ich mich mit dem ersten Weg sehr schlecht anfreunden
und als Praktiker ziehe ich den 2. Weg vor (auch wenn ich dabei diverse Risiken
wie  De-Zentrierung, Lufteinschlüsse etc. in Kauf nehmen müsste)

Geplantes Vorgehen:
Auseinanderschrauben (?) der beiden Okulare, freilegen der Linsengruppen ohne deren Position zu verändern
(bzw. Position markieren/dokumentieren), das delaminierte  Linsenpaket in ,,Klebemittel" einlegen,
der Kapillarwirkung ca. 24 Stunden (?) Zeit geben, anschließend den Randbereich ,,versiegeln"
und die Glasteile wieder in die Röhre schieben.

Konkrete Fragen:
Zu welchem ,,Klebemittel" wird geraten?
- Kanadabalsam (ist ja leider im Handel ein "bunt-gemischter Begriff")
- Immersionsöl
- oder eine andere kostengünstige Alternative

Was eignet sich zum Versiegeln des Randbereichs? Vielleicht Epoxyharz oder Cyanoacrylat?

Empfiehlt es sich, vor bzw.  während des "Einbettens" die Linsen zu erhitzen/erwärmen ?

Schließlich noch zwei Start-Überlegungen:  
Hat die schwarze Linsenhülle einen Schraubverschluss oder wurde mit Press-Spannring verschlossen?
Welche Linsengruppen erwarten mich, wenn ich das Okular (s. Abb.) zerlege ...oder dabei  zerstöre ?; -)






Ich hab mich vermutlich hier als Spät-Einsteiger sehr laienhaft ausgedrückt,
freue mich aber über praktische Tips.

Grüße
Richard

Mikroman

Hallo Richard,

ich habe hier mal meine Methode vorgestellt - auch bei einem Paar Vollmetall Zeiss Okulare: einfach in den Backofen bei ca. 80 Grad für zwei Stunden geben. Bei mir sind sie immer noch - nach 1,5 Jahren ohne Delamination.

Gruß
Peter
Zu sehr auf sich selbst zu beharren,
ist ein unvernünftiges Vergeuden der Weltsubstanz (Juarroz, 9. Vertikale Poesie,1)

Eckhard F. H.

Zitat...einfach in den Backofen bei ca. 80 Grad für zwei Stunden geben. Bei mir sind sie immer noch - nach 1,5 Jahren ohne Delamination.
Hallo Peter,
phantastisch bis unglaublich! Ich habe mit denselben Dingern das gleiche Problem wie Richard und deshalb weitaus kompliziertere Sachen erwägt. Jetzt wird einem Okular der Ofen verordnet.  ;D
Gruß - EFH

plaenerdd

Hallo Peter,
aber Du hast bestimmt nicht vorgeheizt, sondern die Temperatur schön langsam nach und nach erhöht, oder?  ;D
Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Mikroman

Hallo Gerd,

es ist schon lange her. Ja, ich habe langsam vorgeheizt (Umluft). Über den Erfolg war ich selbst überrascht.

Gruß
Peter
Zu sehr auf sich selbst zu beharren,
ist ein unvernünftiges Vergeuden der Weltsubstanz (Juarroz, 9. Vertikale Poesie,1)

Mikroman

Zu sehr auf sich selbst zu beharren,
ist ein unvernünftiges Vergeuden der Weltsubstanz (Juarroz, 9. Vertikale Poesie,1)

Frank D.

Hallo Richard,

das frische dünnflüssige "Canadabalsam für Mikroskopie" (Wangerländer Feinchemikalien Art.Nr. Y9443) unverdünnt in ein kleines Gefäß geben und das Linsenpaar hineinplumpsen lassen. Dor darf es, je nach Rand-Delaminationstiefe, auch schon mal eine Woche baden. Danach den Schmier abwischen und nur die Linsenflächen mit einem Optikreiniger säubern. Dann zwei, drei Tage trocknen lassen und ohne Randversiegelung wieder einbauen.

Wenn das Balsam später einmal zähflüssig werden sollte (lange nach Ablauf des aufgedruchten Datums), kann es mit wenigen Tropfen Xylol verdünnt werden.

Viele Grüße
Frank

Frank D.

Zitat von: zooey in März 21, 2015, 14:09:26 NACHMITTAGS
....
Schließlich noch zwei Start-Überlegungen:  
Hat die schwarze Linsenhülle einen Schraubverschluss oder wurde mit Press-Spannring verschlossen?
Welche Linsengruppen erwarten mich, wenn ich das Okular (s. Abb.) zerlege ...oder dabei  zerstöre ?; -)

....

Einen Schraubverschluss!
Ohne die Augenlinse erwarten Dich zwei verkittete Linsenpaare, die durch einen Distanzring getrennt werden. Die konvexen Seiten dieser Paare zeigen zueinander.

Gruß
Frank

zooey

Danke für die interessanten Antworten!

Peter:
Trotz meiner "try and error"-Mentalität scheue ich ein wenig zurück vor deiner Backofen-Methode.
Ich werde sie mir für Optiken in hoffnungslosem Zustand merken und dann versuchen einen Standard (Zeit, Temperatur) zu finden.

Frank:
Deine Angaben sind sehr detailliert und ich werde wohl auch danach vorgehen.

Noch schönes Rest-Wochenende
wünscht Richard

Mikroman

Moin Richard,

no risk no fun. Dabei war ich so gespannt, wie das Experiment bei Dir wohl ausgangen wäre. Hmm. An sich ist es kein Risiko und die einfachste Möglichkeit, die Okulare wieder auf Vordermann zu bringen.

Gruß
Peter
Zu sehr auf sich selbst zu beharren,
ist ein unvernünftiges Vergeuden der Weltsubstanz (Juarroz, 9. Vertikale Poesie,1)

chishoro

Guten Abend zusammen,

Die Delamination von Doubletten und Tripletten in Zeiss Optischen Elementen ist tatsächlich ein leidiges Thema.

Dem Hersteller zu Gute hallten muss man allerdings auch die Tatsache das der größte Teil der Erstkäufer vollends zufrieden sein dürfte – die Geräte haben nämlich ihre Stellung als spitzenforschungstauglicher ,,Stand der Technik" längst überlebt.
Zur Sache – die Delamination an Optischen Elementen ist entweder am Rande und lässt sich evtl. temporär mit Kanadabalsam oder Immersionsöl temporär beheben – oder in der Linsenmitte wo die Sache schon schwieriger wird.
Komplizierter wird das Problem dadurch dass seit längerer Zeit von allen Mikroskop Herstellern unbekannte Kleber verwendet werden.
Erhitzen dürfte für Harze eher selten zum Erfolg führen dürfen.

Hier meine indirekte Erfahrung.

Ich habe über Umwege einen unterbeschäftigten Linsenmechaniker in den Vereinigten Staaten getroffen der sich zur Reparatur von Zeiss Optiken empfohlen hat.

Für eher wenig Geld hat er mittels einer Alkohol (?) Lösung Linsenelemente getrennt und dann mit modernen optischen Klebern wieder verklebt.

Das ging bei einem Okular 10 x 18 resp. einem Epiplan 2.5 x mindestens so gut dass die Reparatur nicht auf den ersten Blick sichtbar war (wobei ich keine sehr sorgfältigen Untersuchungen eingeleitet habe  um festzustellen ob die Linsenelemente wirklich vollständig mittig und plan verklebt wurden.

Man kann von der Methode halten was man will – vermutlich sind solche ,,reparierten" Objektive im Umlauf.

An einem Planapo 63/1.4 160/- ist der Linsenmechaniker dann gescheitert – hier werden wahrscheinlich Kleber mit fein abgestimmten Brechungsindex der Linsenelemente verwendet.
      Gruß,
         Rory

l'œil armé

#11
Zitat von: Safari in März 25, 2015, 23:30:09 NACHMITTAGS
Zitat von: chishoro in März 24, 2015, 22:20:50 NACHMITTAGS
An einem Planapo 63/1.4 160/- ist der Linsenmechaniker dann gescheitert – hier werden wahrscheinlich Kleber mit fein abgestimmten Brechungsindex der Linsenelemente verwendet.

Gut dass war ja auch der Härtefall, aber für andere Teile finde ich die Methode sehr interessant.

Schade ist, dass Zeiss die Teile nicht repariert. Das passt nicht zu dem Qualitätsanspruch.



Mit dem Qualitätsanspruch - da geb ich Dir unumwunden Recht. Vor Allem, weil es sich ja um ein vom Hersteller in die Optik eingebautes Problem handelt und keineswegs ausschließlich Uraltoptik betrifft. Bloß würde in aller Regel keiner von uns Willens sein, die anstehende, manchmal an Schutzpreise erinnernde Reparaturpreisgestaltung zu zahlen. Ich habe da aktuell den Fall einer Reinigung eines durch Immersionsöl-Benutzung am inversen Mikroskop verschmutzten 63x/1.40 Öl  :o

Ich habe übrigens vor Jahren einmal versucht, mit Hilfe der Backofen-Methode einen solchen Linsensatz (Zeiss Okularlinsen) zu reparieren und bin kläglich gescheitert. Im Wärmeschrank allmählich über 2 Tage die Temperatur letztlich auf gut 160Grad gebracht, ließ das darunter liegende Papier sich allmählich bräunlich verfärben. Die Beschwerden der Kollegen über den dem Wärmeschrank entströmenden Geruch waren das ganze Ergebnis dieser Aktion.

Freundliche Grüße

Wolfgang
"Du" fänd' ich absolut in Ordnung

das schönste: Zeiss Lumipan
das liebste: Leitz Ortholux/Panphot
das beste: Zeiss Axiomat

Ich bin übrigens keineswegs mit meinem Umfang an Intelligenz zufrieden; ich bin lediglich froh, mit meiner Dummheit so weit gekommen zu sein.

Mikroman

Hallo,

Backopfen heißt ja nicht, das Okular über Tage zu Tode schmoren. Bei mir war die Delamination nach einer Stunde "weggebacken". Das Risiko scheint mir relativ gering. Wenn die Delamination den Seheindruck beeinträchtigt, kann man es eigentlich weglegen. Verschlimmern kann man es im Backofen eigentlich nicht - immer unter der Voraussetzung, dass hier keine Kunststoffteile involviert sind.

Gruß
Peter
Zu sehr auf sich selbst zu beharren,
ist ein unvernünftiges Vergeuden der Weltsubstanz (Juarroz, 9. Vertikale Poesie,1)

l'œil armé

#13
Nee, ich habe natürlich den reinen Linsensatz gebacken. Zwei Tage deshalb, weil ich mit etwa 70Grad angefangen habe und dann, als sich nichts veränderte, so nach und nach die Temperatur erhöht und zwischendrin immer wieder nachgeschaut. Bei ca. 160-170Grad habe ich dann zwar aufgegeben aber gar waren die Linsen deswegen nicht.

Freundliche Grüße

Wolfgang
"Du" fänd' ich absolut in Ordnung

das schönste: Zeiss Lumipan
das liebste: Leitz Ortholux/Panphot
das beste: Zeiss Axiomat

Ich bin übrigens keineswegs mit meinem Umfang an Intelligenz zufrieden; ich bin lediglich froh, mit meiner Dummheit so weit gekommen zu sein.

Herbert Dietrich

Hallo Besitzer von delaminierten Okularen,

zu Bastelzwecken suche ich delaminierte Zeiss Okulare.
Hat jemand welche günstig abzugeben?

Antwort gerne per e-mail   herbert.dietrich@online.de

Herzliche Grüße
Herbert