Abrochtha intermedia - Is everything everywhere?

Begonnen von Michael Plewka, März 13, 2016, 19:38:50 NACHMITTAGS

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Michael Plewka

Hallo zusammen,

In einer Probe, die mir ein befreundeter Mikroskopiker zur Verfügung gestellt hat, fand ich u.a. das Rädertier Abrochtha intermedia:




Nach der Hypothese von Baas-Becking, nach der in der Mikrowelt jede Art theoretisch weltweit vorkommen sollte, sollte auch diese Art recht häufig  überall  zu finden sein (,,Everything is everywhere"). Umso erstaunlicher, dass diese Art bisher nach offiziellen Angaben bisher insgesamt nur 4 mal dokumentiert  und in Deutschland überhaupt noch nicht gesichtet wurde, auch von den Großen der Gilde nicht, wie Koste, Donner oder Wulfert, um nur ein paar zu nennen. Von dieser Art gibt es daher m.W. noch keine Fotos von lebendigen Exemplaren.

Eine Ursache hierfür mag darin begründet sein, dass diese Art anderen Rädertieren sehr ähnlich sieht und deshalb kaum als solche erkannt wird, so auch in dieser Probe  beim gemeinsamen Mikroskopieren der NWV Hagen  im Februar diesen Jahres. Da es sich um eine ,,klassische" Probe handelt, in welcher die typischen und bei Forumsmitgliedern so heiß begehrten  Vertreter der Grünalgen Haematococcus und Stephanosphaera zu finden sind, findet man auch deren Predatoren wie z.b. eine Philodina, die im www. sehr gern als P. roseola bezeichnet wird, obwohl gar nicht klar ist, ob das stimmt.

Abrochtha intermedia kann leicht mit P. roseola verwechselt werden, da beide in einigen auffälligen Merkmalen übereinstimmen: das Integument ist ebenso wie P. roseola rötlich gefärbt und besitzt ebenfalls längliche zugespitzte Sporen, die nur durch einen kleinen Zwischenraum getrennt sind, sowie zwei unterschiedlich lange Zehenpaare. Der Magenbereich ist wie bei P. roseola intensiv rot gefärbt, und diese Art besitzt ebenfalls zwei große orangerote Augenflecken.
Allerdings unterscheiden sich die beiden Arten in ihrer Bewegung und der Nahrungssuche/ -aufnahme.  A. intermedia schwimmt mithilfe des Räderorgans und ,,sucht" dabei nach Nahrung, indem der Kopf hin-und herbewegt wird und verzehrt diese auch mit speziellen langen Cilien, ohne sich anzuheften. Dabei wird der Rüssel nach vorn gestreckt, was man sonst bei den bdelloiden Rädertieren nur von einigen Rotaria-Arten kennt.
Abrochtha intermedia weist ein besonderes Räderorgan auf. Im Gegensatz zu den Philodiniden und den Habrotrochiden besitzt  A. i. keinen vollstandigen Wimpernkranz um die Trochalscheiben, sondern ein Wimpernband, das als eine Fusion von Trochalkranz und Cingulum interpretiert wird (=Zirkumapikalband). Die Räderscheiben sind extrem reduziert.
Weitere Bilder hier:
http://www.plingfactory.de/Science/Atlas/KennkartenTiere/Rotifers/01RotEng/source/Abrochtha%20intermedia.html


Über das Nahrungsspektrum dieses Rädertiers ist wenig bekannt. Insofern bieten die Bilder einen  Hinweis: es handelt sich bei den  aufgenommenen Algen wohl um einzellige Grünalgen, die immer von einer (mit Bakterien besetzten) Gallerthülle umgeben sind. Wie die Aufnahmen hier zeigen, besitzen die Zellen mehrere bis viele scheibenförmige Chloroplasten, was ich bisher  einzelligen Grünalgen noch nicht beobachtet habe (links: 8-Zell-Stadium mit gemeinsamer Gallerthülle, rechts: beginnende Zellteilung):



Noch ein paar Bilder hier:
http://www.plingfactory.de/Science/Atlas/Kennkarten%20Algen/01_e-algae/Chlorophyta/e-source/Oocystis%20sp..html

Von der Gattung Oocystis sind einige Arten mit ,,mehreren" Chloroplasten bekannt, ich habe aber keine mit einer solchen Gallerthülle gefunden. Über Hinweise zur Bestimmung dieser Art würde ich mich sehr freuen.
Beste Grüße
Michael Plewka

the_playstation

Hallo Michael.

Abrochtha hatte ich hier in Hamburg vor einer Woche auch gesehen. :) Hatte nur kein Bild gemacht, da sich das Tier die ganze Zeit im Schmodder aufgehalten hat.

Liebe Grüße Jorrit.
Die Realität wird bestimmt durch den Betrachter.