Botanik: Heide-Tamariske Tamarix pentandra syn. Tamarix ramosissima *

Begonnen von Hans-Jürgen Koch, Mai 16, 2016, 14:05:04 NACHMITTAGS

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Hans-Jürgen Koch

Liebe Pflanzenfreunde,
das Verbreitungsgebiet der Gattung Tamarix umfasst den Mittelmeerraum, Asien bis ins nördliche China sowie die Trockengebiete im nördlichen Afrika. Die Hauptvorkommen liegen in salzhaltigen Gebieten von Wüsten und Halbwüsten, außerdem gibt es Vorkommen in Steppen oder im Gebirge entlang von Flüssen oder an Quellen. In Pakistan gibt es 26 Arten und in China kommen 18 Arten vor.

Der Gattungsname ,,Tamarix" ist wohl arabischer Herkunft und wurde schon von Lucius Iunius Moderatus Columella verwendet.
Columella verfasste zurzeit von Kaiser Claudius ein Werk über die Landwirtschaft, den Gartenbau und die Baumzucht in zwölf Büchern (De re rustica); es ist neben Catos De agri cultura das wohl bedeutendste erhaltene Werk über die Landwirtschaft aus römischer Zeit. Des Weiteren ist das zweite Buch eines Werkes namens De arboribus (Über Bäume) erhalten.

Proben stammen aus dem Baumpark in Thedinghausen (Niedersachsen).
http://www.schloss-erbhof.de/baumpark/

Bild 01 Heide-Tamariske Tamarix pentandra

Foto: H.-J_Koch

Die Heide Tamariske ist ein sehr locker verzweigter kleiner Baum (ca. 6 Meter) mit sehr schlanken, rutenförmigen, überhängenden, purpurroten bis dunkelgrauen Zweigen. Junge Triebe sind rötlich oder orangegelb.
Tamarisken haben kleine Schuppenblätter, die von einer Wachsschicht überzogen sind. Sie verdunsten nur wenig Wasser, so dass die Gehölze Trockenheit gut ertragen. In den Blättern sitzen versenkte Drüsen. Diese scheiden aktiv Salz aus und ermöglichen es den Gehölzen, auch Salzstandorte zu besiedeln.
Die mehrfach verzweigten Zweige sind mit kleinen lanzenförmigen, schuppenartigen Blättern bedeckt, die nicht mehr als etwa 3 mm lang sind.
Die kleinen rosa Blüten sind in zahlreichen schlanken Trauben angeordnet; die Früchte sind kapselförmig.
Die wechselständigen Blätter sind blass- oder graugrün.
Das Holz der Heide-Tamariske wurde für Tabakspfeifenrohre verwendet, aus der Rinde wird Gerbsäure gewonnen.

Bild 02 Schnittstellen, Heide-Tamariske Tamarix pentandra


Tamarisken wurden Anfang des 18. Jahrhunderts auch in die USA eingeführt und dort in den 1930er Jahren großflächig durch das Civilian Conservation Corps als Windschutzstreifen in trockenen Gebieten angepflanzt. Dadurch haben sich Tamarisken im ganzen Südwesten der Vereinigten Staaten ausgebreitet.
Das Civilian Conservation Corps (CCC) war eine von der Bundesregierung der Vereinigten Staaten organisierte Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für junge Arbeitslose.

Systematik:
Klasse: Bedecktsamer (Magnoliopsida)
Ordnung: Nelkenartige (Caryophyllales)
Familie: Tamariskengewächse (Tamaricaceae)
Gattung: Tamarisken
Wissenschaftlicher Name: Tamarix pentandra
Deutscher Name: Heide-Tamariske
Volkstümliche Bezeichnung: Dünen-Tamariske, Kaspische Tamariske oder Erikastrauch
Englischer Name: tamarisk

Teil 1: Junger Spross, Querschnitt, Schnittdicke: 20 Mikrometer

Bild 03 in AFE III fixierte Pflanzenproben, Heide-Tamariske Tamarix pentandra



Bild 04 Ungefärbter Schnitt, Übersicht, Heide-Tamariske Tamarix pentandra


Bild 05 Vergrößerung, ungefärbter Schnitt, Heide-Tamariske Tamarix pentandra


Bild 06 Vergrößerung, Dunkelfeld, ungefärbter Schnitt, Heide-Tamariske Tamarix pentandra


Bild 07 Vergrößerung, Dunkelfeld, ungefärbter Schnitt, Heide-Tamariske Tamarix pentandra



3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau)
Arbeitsablauf :
1. Schnitte  liegen in 30 % Ethanol.
2. Aqua dest. 3x wechseln je 1 Minute.
3. Vorfärbung Acridinrotlösung  8 Min.
4. 1x auswaschen mit Aqua dest. .
5. Acriflavinlösung (differenzieren bis gerade keine Farbwolken mehr abgehen - Lupenkontrolle) ca. 15 Sekunden !!!.
6. 2 x auswaschen mit Aqua dest.
7. Nachfärbung Astrablaulösung  1 Minuten, 30 Sekunden.
Bei der Nachfärbung mit Astrablau eine Mischung aus Astrablau und Acriflavin im Verhältnis  3 : 1 verwendet (blau + gelb = grün).
8. Auswaschen mit Aqua dest. bis keine Farbstoffreste auf dem Objektträger verbleiben.
9. Entwässern mit 2x gewechseltem Isopropylalkohol ( 99,9 % ).
10. Als letzte Stufe vor dem Eindecken Xylol einsetzen.
11. Einschluss in Entellan

Ergebnis:
Zellwände blaugrün bis grün, verholzte Zellwände leuchtend rot, Zellwände der äußeren Hypodermis orangerot, Cuticula gelb, Zellwände der innenliegenden Hypodermis tiefrot.
Fotos: Nikon D5000

Bild 08 Übersicht, Heide-Tamariske Tamarix pentandra



Bild 09 Vergrößerung aus der Übersicht mit Beschriftung, Heide-Tamariske Tamarix pentandra

MP = Markparenchym, XY = Xylem, ST = Markstrahlzellen, T = Trachee, SK = Sklerenchym, PH = Phloem, RP = Rindenparenchym, PE = Periderm


Bild 10 Vergrößerung aus der Übersicht mit Beschriftung, Heide-Tamariske Tamarix pentandra


Bild 11 Sklereiden, Heide-Tamariske Tamarix pentandra

Eine Steinzelle (Sklereide) ist in Pflanzen eine meist tote Zelle, die eine stark verdickte Zellwand besitzt, jedoch nicht faserartig ausgebildet ist. Sklereiden dienen häufig der Festigung und Verstärkung von Pflanzenteilen.


Bild 12 Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Heide-Tamariske Tamarix pentandra

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 520, Erregerfilter BP 436/10

Bild 13 Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Heide-Tamariske Tamarix pentandra

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 520, Erregerfilter BP 436/10


W3Asim II – eine Simultanfärbung mit den Farben Acridinrot, Acriflavin, Alcianblau

Schnittfixierung in AFE
Fixiermittel auswaschen in:
70% Ethanol, 5 Minuten.
50% Ethanol, 3 Minuten.
30% Ethanol, 3 Minuten.
Wasser entmin., 3x wechseln je 1 Minute.
Färben: Farbgemisch 1:5 mit Wasser verdünnen, während des Färbevorgangs auf ca. 60° C erwärmen, 5 Minuten.
In Wasser auswaschen, mind. 2x wechseln, je 1 Minute.
In 100% Isopropylalokohol sorgfältig entwässern, 2x wechseln
1.Stufe = 30 Sekunden,
2.Stufe = 3 Minuten,
3.Stufe = 5 Minuten.
Einschließen in Euparal

Bild 14 Übersicht, Heide-Tamariske Tamarix pentandra

Spross mit Schuppenblattansatz


Bild 15 Vergrößerung aus der Übersicht, Heide-Tamariske Tamarix pentandra


Bild 16 Vergrößerung aus der Übersicht, Heide-Tamariske Tamarix pentandra


Bild 17 Vergrößerung, Heide-Tamariske Tamarix pentandra


Bild 18 Vergrößerung, Heide-Tamariske Tamarix pentandra


Bild 19 Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Heide-Tamariske Tamarix pentandra

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 520, Erregerfilter BP 436/10

Bild 20 Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Heide-Tamariske Tamarix pentandra

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 520, Erregerfilter BP 436/10

Bild 21 Gegenüberstellung der beiden Wacker - Färbungen



Teil 2: Kleine Schuppenblätter, Schnittdicke: 20 Mikrometer
Bild 22 Übersicht, Heide-Tamariske Tamarix pentandra


Bild 23 Übersicht, Heide-Tamariske Tamarix pentandra

Bildbearbeitungsprogramm FastStone Image Viewer (Farbe: Negativ)

Bild 24 Absalzdrüse ?, Heide-Tamariske Tamarix pentandra

In den Blättern sitzen versenkte Drüsen. Diese scheiden aktiv Salz aus und ermöglichen es den Gehölzen, auch Salzstandorte zu besiedeln.
Die Drüsen besitzen die Fähigkeit, Anionen (negativ geladen) und Kationen (positiv geladen) zu trennen.  

Teil 3: Spross, Längsschnitt, Schnittdicke: 20 Mikrometer

Bild 25 Spross mit UHU Sekundenkleber auf einen Holzklotz geklebt.


Bild 26 Radialschnitt, Übersicht, Heide-Tamariske Tamarix pentandra


Bild 27 Vergrößerung, Radialschnitt, Heide-Tamariske Tamarix pentandra


Bild 28 Ansatz von einem Schuppenblatt, Radialschnitt, Heide-Tamariske Tamarix pentandra


Bild 29 Vergrößerung, Heide-Tamariske Tamarix pentandra


Bild 30 Vergrößerung, Tangentialschnitt, Heide-Tamariske Tamarix pentandra


Bild 31 Vergrößerung, Tangentialschnitt, Heide-Tamariske Tamarix pentandra

Strahlen und Gefäße

Bild 32  Auflicht – Fluoreszenzaufnahme,  Heide-Tamariske Tamarix pentandra

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 520, Erregerfilter BP 436/10

Bild 33 Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Heide-Tamariske Tamarix pentandra

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 520, Erregerfilter BP 436/10

Bild 34 Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Heide-Tamariske Tamarix pentandra

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 520, Erregerfilter BP 436/10



Quellenangaben und verwendete Literatur:
Wikipedia; Freie Enzyklopädie
Ulrich Hecker ,,Bäume und Sträucher", ISBN: 10: 3-8354-0021-5
P. Schütt, H.J. Schmuck, B. Stimm ,,Lexikon der Baum- und Straucharten" ISBN: 978-3-86820-123-9
Peter A. Schmidt/ Ulrich Hecker ,,Taschenlexikon der Gehölze", ISBN: 978-3-494-01448-7
Spohn, ,,Kosmos - Baumführer Europa, ISBN: 978-3-440-11741-5
,,Botanica", ISBN: 3-8290-0868-6


Mit freundlichem Gruß

Hans-Jürgen



Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

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Gerne per "Du"

Carlos

Hallo Hans-Jürgen,
Deine Aufnahmen verfolge ich, auch als "Nicht-Schnippler", stets mit großem Interesse. Dein Beitrag heute ist wiederum ein Beispiel für "hervorragende" Präsentation. Vor allem Dein Bild 25 erklärt für mich, welch Aufwand bzw. mit welcher Präzision  bereits vor der eigentlichen Bildaufnahme die Proben gewollen werden.
Danke für diesen Beitrag.
Mit voller Bewunderung und freundlichem Gruß Carlos 

hajowemo

Lieber Hans-Jürgen,
ich danke dir für diesen tollen Beitrag.
Durch dich lernt man alle möglichen Pflanzen näher kennen.
Liebe Grüße
Jochen
Vorstellung
Homepage www.mikroskopie-hobby.de
Gerne per "Du"
Man sieht nur mit dem Herzen gut.
Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.

Hans-Jürgen Koch

Guten Morgen Carlos und Jochen,

danke für Euer Interesse an der Pflanzenanatomie und die lobenden Worte.

Gruß
Hans-Jürgen
Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

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Gerne per "Du"

Fahrenheit

Lieber Hans-Jürgen,

wieder eine interessante und detailreiche Dokumentation, dieich mit Freude gelesen habe!

Wie schon das Sternchen hinter der Überschrift sagt: der Beitrag ist gelistet. :)

Herzliche Grüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM