Auferstanden => die Wiedergeburt des Jenalab-Pol

Begonnen von derda, Juli 22, 2009, 18:34:27 NACHMITTAGS

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derda

Hallo Zusammen,

ab und an schaue ich mal auf die Seiten von Askania. Es ist immer wieder interessant, was dieses kleine mittelständische Unternehmen leistet. Wenn man sich das Zubehörangebot für die Stemis ansieht => fast einmalig.

Nun zur Sache => es gibt nun wieder das Jenalab-Pol oder besser gesagt den Nachfolger davon.



Viele Grüße

Erik

Florian Stellmacher

Guten Abend,

was ist denn "Polarisationskontrast"?

Grüße,
Florian
Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
Zeiss Axioskop 2
Olympus BHS (DL, Pol, Multidiskussionseinrichtung)
Zeiss Axiophot (DIK und AL-Fluoreszenz)
Zeiss Axiovert (Fluoreszenz)
Wild M400 Fotomakroskop (DL, DF, AL, Pol)

Eckhard F. H.

Hallo Erik,
eine erfreuliche Information. Meine Sympathie haben sowieso Firmen, die auf eigenem Mist wachsen und was gegen den Globaltrend leisten.
Gruß - Eckhard

Nomarski

Guten Abend,
zu der Frage, was Polarisationskontrast sei, kann ich folgendes anbieten:
Vor längerer Zeit hatte ich mal einen Röhrenknochen unter dem Mikroskop,
der im Hellfeld etwa so aussieht:


Bei Polarisation sieht er dagegen so aus:


Und wenn man noch eine Lambda-Platte in den Strahlengang setzt, sieht das so aus:


Viele Grüße
Bernd

Frank S.

Hallo Bernd,
wie interpretiert man beispielsweise diese POL-Bilder eines Röhrenknochens, bzw. auf welche zusätzlichen Informationen bietet dieses Kontrastierung.
Kann man dabei auf bestimmte optisch aktive Substanzen innerhalb einer solchen Probe schlileßen?

Gruss
Frank

Detlef Kramer

Lieber Frank,

ja, man kann. Aber es ist schwierig und hat in der Biologie heute keine Bedeutung mehr. Man kann beispielsweise erklären, wie die Makromoleküle angeordnet sind, radial oder konzentrisch, je nachdem in welchem Quadranten, welche Farbe erkennbar ist. Aber dazu muss man wiederum wissen, wie die optischen Eigenschaften der Moleküle sind. Das ist die Crux. Mehr an dieser Stelle nicht; da sind Andere kompetenter, als ich.

Falls das Interesse groß sein sollte kann ich ein paar Beispiele nach reichen

herzliche Grüße

Detlef
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

Vorstellung: Hier klicken

Nomarski

Hallo,

dem Detlef vielen Dank für die Erläuterung des biologischen Hintergundes an diesem Präparat.
Dem Frank dürfte damit seine Frage beantwortet sein.
Dem Florian wollte ich eigentlich nur gezeigt haben, daß man die Polarisation durchaus auch
als Kontrastverfahren ansehen kann, wenn keine optische Aktivität stattfinden würde, d.h.
in diesem Fall keine Doppelbrechung bzw. Drehung der Schwingungsebene, würde das Bild bei
gekreuzten Polarisatoren auch dunkel bleiben und das Bild wäre "kontrastlos". Das Lambda-Plättchen macht das Bild nicht nur schön bunt, sondern es lassen sich auch weitere Rückschlüsse auf die Materialeigenschaften ziehen.
Das Mikroskop RMA-5, welches von Erik anfangs vorgestellt wurde, ist sicherlich ein tolles Gerät mit vielen
Möglichkeiten, aber leider für meine Verhältnisse unerschwinglich.

Viele Grüße
Bernd


Capovau

Polarisationskontrast nennt man das einfache Beleuchten mit polarisiertem Licht im Gegensatz zum Arbeiten im polarisierten Licht bei dem man aktiv die Gangunterschiede misst bzw. die Achsigkeit bestimmt usw.
Das Kontrastieren mit polarisiertem Licht ist weit verbreitet um z.B. kristalline von amorphen Bereichen zu unterscheiden oder auch Spannungen sichtbar zu machen.
Ein weiteres Feld tut sich da auch hinsichtlich Bildverarbeitung und Bildanalyse auf, dort kann man selektiv "anfärben" und danach Segmentieren. Natürlich spielt da aber eher die Kontrastierung mit zirkular polarisiertem Licht eine Rolle.

Polarisationkontrast verlangt bedeutend weniger konstruktiven Aufwand als Messungen im polarisiertem Licht, dementsprechen unterschiedlich sind die Preise.

Ich hoffe das hilft ein wenig zum Verständnis.

Gruß
Thomas

derda

Hallo Bernd,

Zitat"... Das Mikroskop RMA-5, welches von Erik anfangs vorgestellt wurde, ist sicherlich ein tolles Gerät mit vielen
Möglichkeiten, aber leider für meine Verhältnisse unerschwinglich. ..."

Ich kenne nur die Preise von BW-Optik, der noch originale Jenalab-Pol-Mikroskope im Angebot hat => mit CZJ-Objektiven (zwei Sätze) ist dort ein Preis von 5500 Euro vermerkt. Man muss vielleicht noch erwähnen, daß man bei BW-Optik Preise nachverhandeln kann und eigentlich nie die angegebenen bezahlt. Geschenkt bekommt man trotzdem nichts.

VG

Erik


Nomarski

Hallo Erik,

das wird sich sicherlich ähnlich abspielen wie bei den Neuwagen in den Schaufenstern der Händler.
Sie habe auch ihre Listenpreise, die aber im Endeffekt auch keiner bezahlt, sondern durch Rabatte usw.
gedrückt werden.

Ich versuche dagegen mich mit gebrauchten Mikroskopen durchzuschlagen, dessen Neupreis wohl in ähnlicher Preiskathegorie gelegen hat, aber inzwischen abgeschrieben und ausgemustert sind, deswegen auch günstiger zu haben.

Viele Grüße
Bernd

Florian Stellmacher

Lieber Bernd et al.,

vielen Dank - der Begriff "Polarisationskontrast" war mir bisher unbekannt. Wir benutzen die Polarisation in der Pathologie überwiegend zum Nachweis doppelbrechenden Fremdmaterials, z.B. in Femdkörpergranulomen oder bei Quarzstaubbelastung der Lunge.

Grüße,
Florian
Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
Zeiss Axioskop 2
Olympus BHS (DL, Pol, Multidiskussionseinrichtung)
Zeiss Axiophot (DIK und AL-Fluoreszenz)
Zeiss Axiovert (Fluoreszenz)
Wild M400 Fotomakroskop (DL, DF, AL, Pol)

Nomarski

Hallo Florian,

das klingt schon mal ziemlich interessant. Was werden denn sonst noch für Kontrastverfahren eingesetzt,
damit man herausbekommt, warum die von uns gegangenen eben von uns gegangen sind?
Ich vermute mal, daß auch die Fluoreszenz zum Einsatz kommt, aber du wirst es sicherlich
besser wissen als "Mann vor Ort".

Viele Grüße
Bernd

Florian Stellmacher

Hallo Bernd,

nur in Kürze: 99% meiner Patienten leben noch, aber natürlich führe ich auch Obduktionen durch. Beim Pathologen landet alles, was einem so ab-, raus- und weggeschnitten wird, außerdem natürlich eine Vielzahl von Biopsien.

Neben der nomalen Hellfeldmikroskopie (konventionelle HE-Histologie, Histochemie und Immunhistochemie) kommt die genannte Polarisation sowie die Fluoreszenzmikroskopie zum Einsatz. Wir verwenden bei speziellen Fragestellungen ganz selten auch die Elektronenmikroskopie. Ausgerüstet sind wir zwar auch mit "DIC und das", allerdings finden solche Kontrastverfahren in der Routinediagnostik keine Verwendung.

Grüße,
Florian
Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
Zeiss Axioskop 2
Olympus BHS (DL, Pol, Multidiskussionseinrichtung)
Zeiss Axiophot (DIK und AL-Fluoreszenz)
Zeiss Axiovert (Fluoreszenz)
Wild M400 Fotomakroskop (DL, DF, AL, Pol)

Nomarski

Hallo Florian,

so habe ich noch ein paar Präparatekästen voll von irgendwelchen Krebspatienten, die man sich zwar
anschauen kann, aber ohne entsprechende Vorkenntnisse auch nicht deuten kann. Ich bin schließlich  kein Biologe und habe auch nicht Medizin studiert, daß ich davon Ahnung haben müßte, aber trotzdem nebenbei interessiert, wozu mein Equipment theoretisch einsetzbar ist.

Im Beruf setzt man natürlich nur das Kontrastverfahren ein, was Gang und Gebe ist und hält sich nicht an Spielereien auf, nur weil sie auch mal eine ganz nette Darstellung bieten.

Viele Grüße
Bernd



derda

Hallo Bernd,

ich dachte du hättest den Preis schon angefragt. Deshalb kam meine Nachfrage...

Zitat"... Ich versuche dagegen mich mit gebrauchten Mikroskopen durchzuschlagen, dessen Neupreis wohl in ähnlicher Preiskathegorie gelegen hat, aber inzwischen abgeschrieben und ausgemustert sind, deswegen auch günstiger zu haben. ..."

Das machen wir doch, bis auf wenige Ausnahmen, alle so. Wenn man Geduld, technisches Verständnis und die entsprechende Zeit hat, ist das auch in Ordnung. Wenn es daran mangelt, dann kauft man eben neu.
Wir können froh sein, daß unsere Mikroskope so gut wie keinen Verschleiß aufweisen => hat man sein Gerät gefunden, dann ist es nutzbar bis zum Tod (oder bis die Augen versagen).
So ist das eben...

VG

Erik