Rasierklingen - einseitig angeschliffen?

Begonnen von Werner Pflaum, Oktober 07, 2016, 13:54:10 NACHMITTAGS

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Werner Pflaum

Hallo,

ich weiß zwar, dass es noch bessere Methoden gibt - allerdings ist alles auch eine Frage, wie tief man in ein Teilgebiet (Werkzeuge) einsteigen will. Dies als Einleitung nur dazu, dass ich nach wie vor handelsübliche Rasierklingen (die altmodischen, die man auch in billigen Handmikrotomen benutzt) für Freihandschnitte hernehme.


Brauchen tue ich das für die Pilzmikroskopie und es gibt mehrere Techniken, eine recht zeitsparende besteht daraus, 2 Klingen aufeinanderzulegen und das dazwischenliegende Fitzelchen Pilz auf dem Objektträger auszuschwemmen.

Dazu bekam ich früher von Walter Pätzold aus Hornberg mal einseitig ANgeschliffene Rasierklingen, die manchmal von Vorteil waren.

Kennt jemand dafür noch eine Quelle?

Ansonsten, welche Rasierklingen werden denn hier bevorzugt? (Ich habe festgestellt, dass die teureren a la Wilkinson oft schlechter für die "Doppelanwendung" als billige Effilierklingen sind, wohl weil sie dicker sind.) Gibt es eine Marke (oder Nichtmarke), die besonders empfehlenswert für meine Zwecke wäre?

Vielen Dank für eventuelle Tips. (Habe die Suche bemüht, aber nichts wirklich ganz passendes gefunden. Sollte doch was da sein, bitte ich um Entschuldigung.)

Werner Pflaum

Hugo Halfmann

#1
Hallo Werner,

die einzigen Hersteller handelsüblicher Rasierklingen sind Wilkinson und Gilette. In Solingen gibt es die Fa. Lutz Blades, die u.a. Einmalklingen für Mikrotome und anderweitigen Bedarf herstellt. Evtl. lohnt eine Anfrage dort.


https://www.lutz-blades.com/klingenkunde/schneidenformen.html
https://www.lutz-blades.com/produkte/klingen-nach-gattung/industrie-rasierklingen.

Zumindest werden dort einseitig geschliffene Klingen erwähnt.





Viele Grüße aus dem Bergischen Land

Hugo Halfmann

Werner Pflaum

Vielen Dank, Hugo. Der Link ist schon mal sehr gut - ich habe mal eine Anfrage gestellt. Allerdings befürchte ich fast, dass die nur in "Industriemengen" liefern werden, aber warten wir's ab. Vielleicht haben sie ja fertige Klingen irgendwo im Verkauf im Handel.

Es gibt wohl schon noch eine Vielzahl an Rasierklingen jenseits Wilkinson und Gillette. Insbesondere Billighersteller. Die sind m.E. für Pilzschnitte sogar besser als die teureren 2 o.g. Marken, da sie dünner sind. Das möglicherweise schlechtere Material (mglw. nicht rostfrei usw.) ist dabei weniger erheblich, denn lang bzw. oft benutzt man die Dinger ja eh nicht für Schnitte. (Für den Bart könnte das durchaus anders sein).

Momentan benutze ich hauptsächlich zweiseitig angeschliffene Billigklingen von "Nelson", die aussen nicht mal einen Markennamen auf der Verpackung haben. Besser noch sind jedoch die einseitig angeschliffenen Spezialklingen, die ich früher über die Schwarzwälder Pilzlehrschau beziehen konnte. Seit dem Tod von Herrn Pätzold gibt es die aber wohl nicht mehr.

Ich bin mir sicher, dass die Fa. Lutz wohl ideale Klingen herstellen könnte, nur ist halt die Frage, zu welchem Preis und in welcher Stückzahl. Wenn noch jemand andere Quellen hat - gerne.

Herbert Dietrich

Hallo Werner,

schau mal bei ebay, da findest Du unter Suchbegriff Rasierklingen, einseitig etliches.

z.B. bei diesem Anbieter: http://www.ebay.de/sch/trade-leader-natra/m.html?item=152054622392&rt=nc&_trksid=p2047675.l2562
entweder nur Klingen oder Klingen mit Rasiermesserhalter

die habe ich vor Jahren mal bestellt und war sehr zufrieden.

Herzliche Grüße
Herbert

Werner Pflaum

Hallo Herbert,

Du meist sicher die "einseitig geschliffenen" und nicht die Klingen, bei denen die scharfe Seite=Schneide EINSEITIG (und nicht mittig) angeschliffen ist.

Die einseitig geschliffenen Klingen gibt es überall, das sind die, die man in einen Halter steckt, die halt dann nur auf einer Seite scharf sind.

Am besten stellt das der Link von Hugo weiter oben dar: https://www.lutz-blades.com/klingenkunde/schneidenformen.html

Da sind z.B. die in der Matrix befindlichen Punkte a und g das, was ich meine.

Herbert Dietrich

Hallo Werner,

jetzt verstehe ich, wie beim Mikrotommesser Schliffart C: eine Seite plan, die andere keilförmig geschliffen.

herzliche Grüße
Herbert

Werner Pflaum

Lutz Blades hat sich leider als kein Weg zum Erwerb von einseitig angeschliffenen Klingen erwiesen. Heute bekam ich eine ablehnende Antwort.

Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass ich natürlich schon Klingen (einseitig angeschliffen, also Schliffart C) suche, die halbwegs preiswert sind. Für ganz normale Klingen zahle ich bislang so 5-10 Cent das Stück (bei 10x10 oder mehr gekauften), für einseitig geschliffene würde ich maximal 1 Euro pro Klinge berappen wollen. Denn damit lassen sich ja nur sehr begrenzt Schnitte machen und für die Pilzmikroskopie (als Hobby) braucht man da schon einige Klingen pro Jahr.

Wie auch immer, wenn jemand noch eine Quelle kennt, gerne. Ansonste lebe ich halt weiter mit normalen Rasier- bzw. Effilierklingen.

Klaus Herrmann

Hallo Werner,

wie ist es denn mit professionellen Einmalklingen für die MiKrotomie? Ich versorge "die Gemeinde" mit den Leica Typ 818 schon Jahre lang. Sie sind ideal für den weltberühmten  ;) Einmalklingenhalter SHK und natürlich auch taugen sie für Freihandschnitte. Sie sind 80 mm lang und selbstverständlich nicht nach einem Schnitt durch einen Pilz stumpf. Da kannst du viele schnibbeln.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Werner Pflaum

Hallo Klaus,

vielen Dank für Dein Angebot. Allerdings bin ich jetzt schon seit bald 20 Jahren meine "Rasierklingen-Technik" in mehreren Ausprägungen ("Doppelklingen-Technik, einfache Schnitte unter dem Bino, ganz selten auch mal mit einem Rasierklingen-Handmikrotom) gewohnt. Never change a running system :-)

Wenn ich "richtige" Mikrotomschnitte bräuchte, würde ich natürlich umlernen. Allerdings geht es wunderbar auch ohne für meine Zwecke. Wir schneiden ja nur die Lamellen, Huthaut, Stiele, Rhizomorphen usw. Dafür aber manchmal bis zu einem Dutzend Mal für einen Fruchtkörper - zu Bestimmungszwecken. Da muss es mit den Schnitten einigermassen schnell gehen, sonst verliert man die Lust am Mikroskopieren wenn mal 5-10 "Bestimmlinge" auf dem Tisch liegen. Und da hat sich bei den allermeisten von uns die Rasierklingen- oder auch Skalpelltechnik durchgesetzt.

Wie gesagt, lebenswichtig sind die einseitig angeschliffenen Rasierklingen für mich nicht - es geht auch ohne. Nur ist es halt dann immer etwas aufwendiger, wenn man unter dem Bino schneiden muss. Ich liebe halt die Doppelklingentechnik und 95% aller Schnitte gelingen auch wunderbar mit der mit zwei handelsüblichen Effilierklingen. Nur in ganz seltenen Fällen brauche ich dann halt mal einen noch präziseren, noch dünneren Schnitt z.B. durch einen harten Fruchtkörper - z.B. für fotografische Dokumentation.

Das Mikroskop ist nur mein Handwerkszeug zur Bestimmung, die Mykologie mein Hauptinteresse.

Insofern möchte ich gerne bei meinem alten System bleiben - ich hoffe, Du verstehst das.

Klaus Herrmann

Hallo Werner,

ZitatInsofern möchte ich gerne bei meinem alten System bleiben - ich hoffe, Du verstehst das.

Habe ich absolut Verständnis dafür! Nur kratze ich mich verblüfft am Kopf: warum hast du denn eigentlich gefragt? ::)

Natürlich weiß ich, dass die Pilzler lieber quetschen als schneiden und das Mikroskop ist eigentlich nur lästiges Beiwerk. Wenns eine Möglichkeit gäbe mit einem Indikatorpapier eine eindeutige Bestimmung zu machen würde sich kein eingefleischter Pilzler hier her verirren!  :-*
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Werner Pflaum

Hallo Klaus,

Zitat von: Klaus Herrmann in Oktober 10, 2016, 14:26:58 NACHMITTAGS
Habe ich absolut Verständnis dafür! Nur kratze ich mich verblüfft am Kopf: warum hast du denn eigentlich gefragt? ::)

Die Antwort ist ganz einfach: Ich dachte, es gibt die einseitig angeschliffenen Klingen irgendwo im (Online-) Handel. Ich habe zwar noch Restbestände, aber die sind in neutralen, weissen Verpackungen und auf der Klinge selbst steht auch nullkommanix.

Die Suche nach "einseitig angeschliffenen Rasierklingen" bringt auch wenig, weil da hauptsächlich die Klingen angezeigt werden, die halt nur auf einer Seite geschliffen (andere Seite stumpf, für Halter usw.) angezeigt werden.

Wie gesagt, die sind nicht lebenswichtig, aber sie erleichtern manchmal das Schneiden für präzisere Präparate. In 95% der Fälle komme ich mit ganz ordinären Effilierklingen gut aus.

ZitatNatürlich weiß ich, dass die Pilzler lieber quetschen als schneiden und das Mikroskop ist eigentlich nur lästiges Beiwerk. Wenns eine Möglichkeit gäbe mit einem Indikatorpapier eine eindeutige Bestimmung zu machen würde sich kein eingefleischter Pilzler hier her verirren!  :-*

Quetschen - naja. Das mache ich eher selten, höchstens, wenn ich nur einen ganz groben Überblick brauche. Meistens wird schon geschnitten. Aber z.B. Mikrotomschnitte sind normalerweise Overkill. Erstens sind die Lamellen meist eh so dünn (speziell in meiner Lieblingsgattung Galerina), dass man die nur mühsam in Holundermark o.ä. eingespannt bekommt und das nicht ohne Komplikationen (Lamelle verdreht sich usw.) und zweitens will man ja primär nur bestimmen. Wenn man natürlich für die fotografische Dokumentation ein absolut sauberes und dünnes Präparat braucht, dann ist zumindest ein Handmikrotom schon mal hilfreich. Aber ich mache auch das meist dann unter dem Bino mit einem feinen Schnitt. Lediglich die Pinzetten ruiniere ich dabei gerne, wenn mir die teuren Dumont-Pinzetten mit 0,01mm Spitze wieder mal runterfallen und getreu Murphy auf die Spitzen fallen  :-(

Eckhard F. H.

#11
ZitatDas Mikroskop ist nur mein Handwerkszeug zur Bestimmung, die Mykologie mein Hauptinteresse.
Hallo Werner.
Dito! Ideal wäre, pilzliche Gewebeelemente ließen sich mittels irgendwelcher nichtmechanischer Methoden (chemisch, Vibration o.a.) schonend separieren.
Gruß - EFH

Werner Pflaum

#12
OT: Eckhard, einerseits ja. Andererseits, nö, gar nie nicht. Warum? Dann hätten wir doch gar keinen Spass mehr. Stell Dir mal vor, wir würden wie in Raumschiff Entenpreis-Manier mit unserem Mykolator durch die Wälder ziehen und der würde uns gleich die Pilzarten ausdrucken? Unser Hobby wäre (fast) sinnlos geworden!

Eckhard F. H.

ZitatOT: Eckhard, einerseits ja. Andererseits, nö, gar nie nicht. Warum? Dann hätten wir doch gar keinen Spass mehr. Stell Dir mal vor, wir würden wie in Raumschiff Entenpreis-Manier mit unserem Mykolator durch die Wälder ziehen und der würde uns gleich die Pilzarten ausdrucken? Unser Hobby wäre (fast) sinnlos geworden!

Hallo Werner,
auch OT: So dachte ich auch mal. Inzwischen verschwinden aber auch Pilze schneller von der Erde als Enterpreis-Methoden Realität werden.
Gruß - EFH

Werner Pflaum

Damit es wieder OnT wird, erstmal vorweg: Ich habe im Pilzepilze-Forum nachgefragt und dort hat man mir berichtet, dass W. Pätzold tatsächlich die Klingen anfertigen hat lassen. Der ehemalige Hersteller will und kann aber keine mehr produzieren. Tja.

Servus Eckhard,

Zitat von: Eckhard F. H. Nowack in Oktober 10, 2016, 21:51:53 NACHMITTAGS
auch OT: So dachte ich auch mal. Inzwischen verschwinden aber auch Pilze schneller von der Erde als Enterpreis-Methoden Realität werden.

Das sehe ich nicht ganz so. Richtig ist m.E., dass nördlichere Arten zurückgehen. Ebenso Arten, die spezielle Öko-Anforderungen haben. Andererseits breiten sich "südlichere" Arten - zumindest hier in Bayern - aus. Ebenso stelle ich fest, dass manche Arten, die früher seltener waren, heute häufiger sind und umgekehrt.

Womit Du natürlich Recht hast: wenn die Sommer immer trockener und wärmer werden (im Durchschnitt), ist weniger Pilzwachstum zu verzeichnen. Aber dieses Jahr z.B. war recht untypisch. Momentan spriessen die Pilze hier wie wahnsinnig. Vor 3-4 Wochen war ganz wenig los, nur in Flussauen war ein bisserl was. Und da wuchsen teilweise Pilze, die normalerweise erst viel später dran waren - z.B. Hygrophorus-Arten, Lila Rötelritterlinge. Dazwischen aber auch Frühsommer-Arten - war recht merkwürdig heuer.

Zitat von: Safari in Oktober 10, 2016, 21:50:50 NACHMITTAGS
Gibt es da noch keine App die so etwas macht?
Pilz knipsen. Der Name erscheint sofort und ein passendes Pilzgericht. Die Nummer der Giftnotrufzentrale ist ein kostenpflichtiger Service.

Die bringt dann wohl Google oder Amazon. Gleich mit dem Button zur Sahnebestellung, der passenden Pfanne usw. Und wenn Du nachhause kommst und den falschen Pilz fotografiert hast, steht auch schon der Amazon-gesponserte Arzt vor der Tür und im Briefkasten liegt eine Auswahl an Angeboten von Leichenbestattern :-)