Mikrometeoriten - Wer hat konkrete Erfahrungen gemacht?

Begonnen von schuppi, Februar 25, 2017, 16:28:04 NACHMITTAGS

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schuppi

Hallo zusammen,

bei diesen tollen Bildern entwickelt sich bei mir die Lust, doch mal auf eines unserer Firmendächer zu klettern:

http://www.br.de/themen/wissen/mikrometeorit-weltall-larsen-astronom-staub-100.html

https://www.heise.de/newsticker/meldung/Mikrometeoriten-auf-dem-Dach-Astronomen-finden-winzige-Schaetze-3619788.html

Jon Larsdon macht es vor und es scheint machbar für den Laien zu sein.

Hat jemand von Euch das schon einmal probiert und kann eine praktikable Anleitung posten? Oder gar selbst gemacht Bilder? Super reizvoll ist es allemal.

Liebe Grüße
Rainer
DFK 72AUC02 an
- Motic BA310 Trino LED
- Motic SMZ-168 Trino LED
Web-Site: http://www.mikroskopie-bilder.de

CMB

Moin in die Runde,
das ist ein spannendes Thema, welches  sowohl Astronomie als auch Mikroskopie vereint.

Das Sammeln ist für (Mikro)eisenmeteoriten ziemlich einfach.

Saubere kleine Plastiktüte auskehren, Magnet hineinstecken, über Dächer usw. dicht am Boden entlangführen, Tüte umkehren, Magnet entfernen, Tüteninhalt auf Objektträger entleeren und Meteoriten heraussammeln. Wenn man weiss, welche charakeristischen Merkmale sie haben ist das nicht so schwierig.
Grüsse in die Runde
CMB

Herbert Dietrich

Hallo CMB,

genial, man lernt doch nie aus. :)

Herzliche Grüße

Herbert

Dünnschliffbohrer

Ich dachte, die fischt man am besten über die Dachrinne (bzw. das Fallrohr - oder wie auch immer das heisst) heraus. Eine genaue Anleitung, wie man das am besten bewerkstelligt, habe ich allerdings nicht. Sonst hat man sie für wissenschaftliche Zwecke auch auf mit Silikonfett bestrichenen Blechen an hoch fliegenden Fugzeugen (20 Km) gesammelt.
"Und Gott sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; und er schuf um ihn Laubmoose und Lebermoose und Flechten und ein Mikroskop!"
[aus: Kleeberg, Bernhard (2005): Theophysis, Ernst Haeckels Philosophie des Naturganzen,  S. 90]

Tausendblatt

Hallo,

sehr interessant, da könnte ich mal einen starken Nd-Magneten in die Regentonnen meiner Eltern abseilen...
Ob die Partikel nach einiger Zeit im Wasser schon oxidiert sind?
Metall aus "Weltraumschrott" kann man davon unterscheiden?

Beste Grüße
Jens

Dünnschliffbohrer

Zitatsehr interessant, da könnte ich mal einen starken Nd-Magneten in die Regentonnen meiner Eltern abseilen...

An einem Neodym-Magneten hatte ich auch gedacht. Ich würde aber, um frische Exemplare zu finden, ihn lieber an den unteren Ausfluss eines Trichters anbringen, der sich zwischen der Regentonne und dem Ausfluss des Fallrohres befndet. Durch diese hohle Gasse müssen sie kommen. Den Trichter iederum würde ich in ein paar Zentimeter Abstand unterhalb des unteren Endes des Fallrohres anbringen, damit bei einem starken Gewitteregen das Wasser ober über den Trichterrand überlaufen kann.
Hallo Jens,

ZitatOb die Partikel nach einiger Zeit im Wasser schon oxidiert sind?
Olivin verwittert unter unseren humiden klimatischen Bedinungen sehr schnell, und so ein Mikrometeorit hat ja aufgrund seiner geringen Größe ein sehr ungünstiges Oberflächen-Volumen-Verhältnis, d.h. viel Angriffsfläche. Und Glas, egal ob künstlich oder natürlich entstanden, dürfte auch schnell hydratiseren, wenn es als so kleine Partikel vorliegt. Deshalb lieber versuchen die MM frisch aus der Rinne, und vieleicht eher nicht aus der Tonne fischen?

Leider hab ich keine Regenrinne, an die ich ran könnte...

ZitatMetall aus "Weltraumschrott" kann man davon unterscheiden?
Der enthält kein Silikat, erst recht keine Fieder/Skelett-förmigen Kristalle.


"Und Gott sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; und er schuf um ihn Laubmoose und Lebermoose und Flechten und ein Mikroskop!"
[aus: Kleeberg, Bernhard (2005): Theophysis, Ernst Haeckels Philosophie des Naturganzen,  S. 90]

schuppi

Hallo zusammen,

herzlichen Dank für die guten Infos. Ich werde mal, bewaffnet mit Kehrblech, Plastiktüte und Magneten auf eines unserer Firmendächer klettern. Keine Bange, es sind alles Flachdächer. Hab da eh zu noch tun. Einen passenden Magneten habe ich auch bestellt.

Ich weiß nicht, ob die Wiedergabe dieses Amazon Links gestattet ist, aber dieser Magnet scheint sich toll zu eignen, um ihn unter einer Plastiktüte (Danke CMB!) als Metallsammler einzusetzen:

https://www.amazon.de/gp/product/B01AQXSFIY/ref=oh_aui_detailpage_o01_s00?ie=UTF8&psc=1

Da das ganze günstiger als 10 € ist, kann mans ja mal probieren. Ich werde wieder berichten!

Liebe Grüße
Rainer
DFK 72AUC02 an
- Motic BA310 Trino LED
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Web-Site: http://www.mikroskopie-bilder.de

Ulrich S

Moin moin,

Das Gerücht, man könne Mikrometeorite einfach auf dem Dach mit dem Magneten sammeln, hält sich leider hartnäckig seit rund 50 Jahren im Amateurbereich.
Das gros dieser Kugeln ist irdischen, menschlichen Ursprungs. Die entstehen beim heizen, schweißen, Auto-bremsen, einfach überall. einige sind ganz sicher auch extraterrestrischer Natur, aber halt nicht von dem ganzen anderen Zeugs mit einfachen und auch nicht ganz so einfachen Mitteln zu unterscheiden. Nicht ohne Grund gehen die Forscher dazu in die Antarktis und schmelzen dort Unmengen von Eis oder nutzen Flüge in die obere Atmosphäre oder den erdnahen Weltraum. Wenns halt so einfach wäre.

ZitatWenn man weiss, welche charakeristischen Merkmale sie haben ist das nicht so schwierig.
stimmt halt leider nicht!!!!!!!!! Optisch ist da nichts, aber auch Garnichts zu machen.

wer sich näher damit befassen will:
https://www.amazon.de/Micrometeorites-Mysteries-Advances-Astrobiology-Biogeophysics-ebook/dp/B00FQ0PHJS/ref=sr_1_2?ie=UTF8&qid=1488108187&sr=8-2&keywords=Micrometeorites
auch wenn nicht unbedingt kostensparend

Grüße
Ulrich

Es kommt immer anders wenn man denkt

liftboy

Hallo erstmal,

Horst-Dieter (HDD) hat da mal was zu gemacht:
http://hdds-mikrowelten.de/Steine%20und%20Mineralien/Atacama%20Sand.html
ist vielleicht ganz interessant.

Grüße
Wolfgang
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=785.msg3654#msg3654
LOMO-Service
Das Erstaunen bleibt unverändert- nur unser Mut wächst, das Erstaunliche zu verstehen.
Niels Bohr

CMB

Moin, moin,

Das Verfahren ist zum Beispiel hier beschrieben.

http://www.microscopy-uk.org.uk/mag/indexmag.html?http://www.microscopy-uk.org.uk/mag/mar06ind.html

Auch auf der Website von Mc Crone, finden sich eine Reihe von Hinweisen auf  der Basis auflichtmikroskopischer Studien.

Das erinnert mich so ein bisschen an die Diskussion, ob man Ciliaten taxonomisch korrekt lichtmikroskopisch bestimmen kann oder ob nur die DNA Analyse weiterhilft. Da gibts halt unterschiedliche Auffassungen.

Grüsse sendet
CMB

Frank D.

Hallo Partikeljäger,

leider ist es so, wie von Ulrich bereits geschrieben.
Wer magnetische Hinterlassenschaften des Homo sapiens sammeln möchte wird natürlich nicht enttäuscht, extraterrestrisches wäre äußerst selten und nicht zuzuordnen.

Im Mineralien u. Meteoritenforum wurde dazu bereits diskutiert:

http://www.jgr-apolda.eu/index.php?topic=11627.0
(dort den beiden jgr-apolda Links folgen)

Viele Grüße
Frank

Ulrich S

#11
Moin,
danke an Wolfgang für den Link.
und genau das was dort steht ist das Problem:

ZitatDas Ergebnis des Raman Protokolls über unsere Atacama Kügelchen aus Berlin lautete:

Zitat:

"Mit Hilfe der Raman Spektren konnte weder bestätigt, noch widerlegt werden dass bzw. ob es sich um Meteoriten-Materie handelt. Die wesentlichen Bestandteile der Kügelchen bestehen aus irdischem Material, welches aber auch in den Stardust Teilchen der amerikanischen Kometen Sonde gefunden wurde".

Natürlich werden überall Unmengen von magnetischen Kügelchen gefunden, und klar, davon ist auch ein wie auch immer gearteter Anteil nicht-irdischen Ursprungs, aber man kann es eben NICHT unterscheiden, welche von wo kommen.Die Kollegen vom DLR haben von den Kugeln Raman-Spektren gewonnen und es nicht geschafft sie zu klassifizieren. Wenn es ein Lichtmikroskop auch getan hätte...

Weiterhin spricht nun gerade Magnetit nicht für Meteorite, denn da kommt das Eisen in der reduzierten elementaren Form vor.
Habe gerade nachgelesen, kann nicht so stehen bleiben, beim Eintritt in die Atmosphäre bildet sich aus dem Eisen eine Magnetit-Schale um den Mikrometeorit, die typisch ist und diagnostisch herangezogen werden kann bei Einsatz von SEM.

Ungeachtet dessen sind natürlich schöne Bilder drin.

@ CMB
kannst Du den Link posten, ich finde gerade Garnichts.

Grüße
Ulrich
Es kommt immer anders wenn man denkt

Udo Hammermeister

Hallo,

Wenn es stimmt, dass jedes Jahr 100 Milliarden Mikrometeoriten auf die Erde fallen (Heise online), dann ist das einer auf ein Quadrat von 67m Kantenlänge. Also ein bis zwei Krümel auf einem Fußballfeld pro Jahr. Da muss man aber lange warten, bis man mal einen erwischt. Oder hat man mal wieder die Zehner-Potenzen heillos durcheinander gebracht; kommt ja häufig vor.

Grüße Udo

Frank D.

Zitat von: Udo Hammermeister in Februar 26, 2017, 14:42:32 NACHMITTAGS
.... Also ein bis zwei Krümel auf einem Fußballfeld pro Jahr. ...

Hallo Udo,

ja, da wundert man sich doch warum dort so viele Kügelchen gefunden wurden....

"In der Umgebung der ESO Sternwarten in Chile wurden Sandproben genommen"
"Die von dort mitgebrachten Sandproben enthielten schwarz glänzende Kügelchen, die faszinierend aussahen und zum Anlass wilder Spekulationen wurden."

Aber zum Glück war das Gelände der ESO dort keine Großbaustelle, sonst hätte ich was anderes vermutet  ;)

Viele Grüße
Frank

Gerd Schmahl

Hallo,
also ich finde einige der Fotos schon sehr überzeugend, wie z.B. dieses hier:

Was die Zahlen und das Fußballfeld angeht: Die Zahlen müssen ja auch irgendwo her kommen. Da ist es sicher nicht anders als in anderen Gebieten der Wissenschaft: Ein namhafter Mensch schreibt etwas und andere schreiben fleißig und unkritisch ab. Vielleicht ist er ja doch noch etwas häufiger als gedacht, der Sternenstaub.
LG Gerd
Man sagt der Teufel sei, im Detail versteckt,
doch hab' ich mit dem Mikroskop viel Göttliches entdeckt.