Jung - Schlittenmikrotom Wartung

Begonnen von Winfried Todt, März 04, 2017, 17:10:58 NACHMITTAGS

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Winfried Todt

Verehrtes Forum,

nach langer Pause melde ich mich wieder zurück.
Ich habe mir ein kleines (älteres) Jung Schlittenmikrotom zugelegt (ist in dieser Woche geliefert worden).


Jung Schlittenmikrotom; Foto mit freundlicher Genehmigung von Peter Müller, Göttingen.

Das Mikrotom hat eine Gesamtlänge von ca. 29cm und eine manuelle Betätigung für den Höhenvorschub. Die Lackierung ist noch sehr gut und zeigt wenige Abnutzungsstellen. Das Mikrotom muss gereinigt und neu gefettet werden, also eine vollständige Wartung.
Welches Fett verwendet man für die Führungsbahnen und welches für den ,,Hub-Zylinder" des Probenhalters? , etc.
Für Tipps wäre ich sehr Dankbar.

Herzliche Grüße
Winfried Todt

Bob

Hallo Winfried,
ich kenne mich mit Mikrotomen konkret nicht aus, aber dafür mit Werkzeugmaschinen. Da würde man solche Führungsbahnen mit Gleitbahnöl GLP 68 schmieren. Gibts bei Ebay für 10€ pro Liter. Für den Hubzylinder geht das auch, alternativ gewöhnliches Wälzlagerfett oder GLP 220. Passen tut es, wenn der Schlitten geschmeidig läuft, aber die Führungsflächen in Kontakt bleiben.
Ich denke, dass Du so gut zurechtkommen würdest.

Viele Grüße,

Bob

Winfried Todt

Hallo Bob,

worin besteht der Unterschied zwischen GPL 68 und GPL 220?

Herzliche Grüße
Winfried

Bob

Hallo Winfried,

GLP ist die Bezeichnung für Gleitbahnöle, also Öle mit Haftzusatz, die nicht so schnell abtropfen. 68 und 220 sind die Viskositäten. Für Viskositäten gibt es aber Angaben nach unterschiedlichen Standards, also aufpassen, wenn Du vergleiche ziehst. Ein GLP 68 passt für eher waagerecht verlaufende Führungsbahnen, ein GLP 220 ist schon eher Honig-artig, zieht Fäden und passt für senkrecht verlaufende Führungsbahnen. Ein 68er Öl entspricht von der Viskosität her etwa einem SAE 30 Rasenmäheröl.
Führungen, die richtig zu arbeiten haben, schmiert man mit Öl, weil frisches Öl alten Dreck, Staub und Abrieb wegspült, während Fett eine abrasive Pampe bilden würde. So kommt eine Maschine, die für Ölschmierung ausgelegt ist, aber mit Fett geschmiert wurde, zu dem Namen "Fettopfer".

Viele Grüße,

Bob

Winfried Todt

Hallo Bob,

danke für die Aufklärung, dann kann ich ja wohl auch Nähmaschinenöl nehmen?

Herzliche Grüße
Winfried

Bob

Zitat von: Winfried Todt in März 05, 2017, 00:06:38 VORMITTAG
dann kann ich ja wohl auch Nähmaschinenöl nehmen?

Guten Morgen Winfried,

schließt Du das aus meinen Ausführungen? Dann habe ich das nicht gut dargestellt.
Öle gibt es in einem relativ breiten Viskositätsbereich. Nähmaschinenöl ist recht weit am dünnflüssigen Ende angesiedelt. Von Deiner Führungsbahn würde es schneller weglaufen, als Du schneiden kannst. Außerdem wäre es zu dünnflüssig, um ein geschmeidiges Gleiten zu erlauben. Andererseits: Kaputt machen tust Du damit so schnell nichts, ich würde mir aber wirklich mal so ein Gleitbahnöl bestellen. Was über ist, kannst Du für die Fahrradkette nehmen.

Viele Grüße,

Bob

Winfried Todt

Guten Morgen Bob,

ich habe die Führungsbahnen mit Nähmaschinenöl gereinigt; auch für den Rest habe ich zum Reinigen Nähmaschinenöl genommen.
Die Führungsbahnen habe ich mit Nähmaschinenöl eingerieben und siehe da der Messerschlitten "flutscht" nur so über die Bahn. Nach ca. zwei Stunden war es aber mit dieser Herrlichkeit vorbei, der Messerschlitten hatte sich gesetzt (quasi festgesaugt) und es bedurfte eines kräftigen Ruckes und dann lief alles wieder sehr leicht.
Aus dem Grund habe ich mit dem Ölen der Bahn so meine Zweifel.
Da es hier im Forum einige gibt, die ein Schlittenmikrotom besitzen, hoffe ich dass sich ein Anwender auf meine Anfrage hin meldet.

Herzliche Grüße
Winfried

knipser009

#7
hallo, Ihr Schnibbler

wenn ein altes Schlittenmikrotom neu ins Haus kommt, dann sind öfters die Gleitbahnen nicht so wie sie es sein sollten.

Was man nicht tun soll :

mit feiner Stahlwolle oder sogar Schleifpapier versuchen, kleine Rostnärbchen, uä., zu beseitigen

Was man darf:

Die Bahnen und das Gegenstück im Schlitten entfetten - manchmal sitzt der "Knuster" der Jahrzehnte an
Falls Rostnarben vorliegen, mit Diamantschleifpaste die Bahn ganz dünn bestreichen und - ganz wichtig - mit dem Schlitten gegeneinander neu einschleifen

Wenn die Bahnen sauber sind mit einem geeigneten Öl einsprühen. Nähmaschinenöl oder ähnliche dünnflüssigen Öle sind nicht geeignet, da sie zu schnell von der Oberfläche der Gleitbahn ablaufen. Ein Haftöl kann uU zu stark in seiner Haftwirkung für ein Mikrotom sein. Das Öl ist das richtige, wenn nach Auftrag auch noch nach Stunden bei waagrecht liegendem Mikrotom ein leichtes anstoßen des Schlittens ausreicht, um den Schlitten über die ganze Bahn rutschen zu lassen.

Ich benutze Fin Super + Teflon der Fa. Interflon. Auch nach wochenlangem Nichtgebrauch des Mikrotoms gleitet der Schlitten problemlos. Ich nehme allerdings den Schlitten immer ab, da ich beim Einpacken des Mikrotoms bemerkt habe, dass wegen der guten Gleitwirkung des Sprays der Schlitten beim Transport unkontroliert herumpoltert. Bei Wiederbrauch des Mikrotoms die Gleitbahn kurz abwischen - alte Baumwollunterhemden sind super ;D ;D - neu einsprühen, fertig.
Die Hebemechanik wurde erst 3-4x mit dem Spray eingesprüht.

Eine 100ml Sprühdose habe ich schon 3-4 Jahre in Gebrauch .
Viele Grüße aus dem SaarPfalzKreis

Wolfgang
gerne per "Du"

Detlef Kramer

#8
Lieber Winfried,

das, was Bob geschrieben hat ist doch eigentlich ziemlich eindeutig. Nähmaschinenöl ist zu dünnflüssig aber Öl ist richtig. Du kannst Dir ja, wenn Du misstraisch bist, mal eine Probe des Leitz oder Jung Gleitbahnenöls besorgen, vielleicht hat jemand einen kleinen Rest dieser Preziose. Es ist in jedem Fall ein Öl, deutlich dickflüssiger als Haushaltsöl aber eben kein Fett. Der Altmeister der Mikrotomie, Robinson in Würzburg empfiehlt synthetisches Motorenöl und Haushaltsöl 1 : 1 zu mischen. Das Festsaugen nach längerem Stillstand ist übrigens normal. Allerdings wurde kürzlich hier ein alternatives Schmiermittel beschrieben, das diesen Effekt nicht aufweist. Ich habe leider vergessen wo und was. Noch ein Tipp, nicht von mir, aber er funktioniert: Schneidöl aus der mechanischen Werkstatt.

Herzliche Grüße
Detlef

Sorry, Wolfgang war schneller und das ist auch das alternative Mittel
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

Vorstellung: Hier klicken

Herbert Dietrich

Hallo Detlef,

da habe ich INTERFLON  Fin Super Teflon empfohlen.

Herzliche Grüße

Herbert

Bob

Hallo zusammen,

mit dem Schneidöl (das zum Gewindeschneiden, tiefziehen etc.) wäre ich etwas vorsichtig: Es agiert chemisch mit den Oberflächen, um bei höchsten Belastungen durchzuhalten. Ich kann mir vorstellen, dass es je nach Materialien und Materialkombinationen zu einer Schädigung der Oberflächen kommen kann. Davon abgesehen riecht es nach Katzenpipi.

Grundsätzlich wird es auch so sein, dass nicht jedes Mikrotom mit dem selben Schmierstoff optimal bedient ist. Allein der Reinigungsaufwand wird sich von Modell zu Modell unterscheiden.

Die Teflon-Komponente ist bestimmt gut bei dieser Anwendung.

Viele Grüße,

Bob

Winfried Todt

Hallo Ihr Lieben,

danke für Eure guten Hinweise und Ratschläge.
Da Wolfgang schon eigene Erfahrungen mit dem "Fin Super + Teflon der Fa. Interflon" gemacht hat vertraue ich ihm und habe mir das  Fin Super + Teflon der Fa. Interflon gerade bestellt.
Ich werde Euch berichten wie es wirkt.

Herzlichen Dank für Eure Mühe
Winfried

Hugo Halfmann

Hallo Winfried,

die Wartung habe ich hier beschrieben:

https://mikroskopie-forum.at/index.php/Thread/1838-Reparatur-Wartung-Das-Jung-HN40-Mikrotom/?postID=16266&highlight=mikrotom#post16266

Für Dein Modell ist Beitrag Nr. 15 wichtig, Du müsstest Linksgewinde haben!
Viele Grüße aus dem Bergischen Land

Hugo Halfmann

Winfried Todt

Hallo Hugo,

danke für den interessanten Link. Da habe ich jetzt erst mal was zum Lesen.
Im Gegensatz zu deinem Restaurationsobjekt sieht mein Mikrotom noch tadellos aus.

Herzliche Grüße
Winfried

Hugo Halfmann

Auch das Innenleben Deines Mikrotoms wird grün sein.....wollen wir wetten ?  :P ;D
Viele Grüße aus dem Bergischen Land

Hugo Halfmann