Hauptmenü

"Optovar" aus der UdSSR

Begonnen von Robert Götz, August 14, 2009, 20:16:26 NACHMITTAGS

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Robert Götz


Habe heute ein etwas älteres Lomo erhalten, das im Tubus einen dem Optovar entsprechenden Vergrößerungswechsler hat, von 1,1 bis 2,5
und Stellung für Ph (mit dem kyrillischen Zeichen dafür, das wie ein griechisches Phi aussieht).
Leider habe ich weder in Gerlachs Geschichte der Mikroskopie noch in dem zweibändigen Werk von Schmitz zur Geschichte der Optik etwas darüber
gefunden, wer diesen Wechsler erfunden bzw. eingeführt hat. Lomo kann ihn eigentlich nur von Zeiss Jena übernommen haben. Demnach müsste
es den Optovar schon vor dem Krieg gegeben haben, oder hat ihn Jena einfach von Zeiss-West kopiert?
Vielleicht weiss jemand von den Zeiss-Experten etwas darüber?
(Über solche Sachen geht der Gerlach leider ganz kurz hinweg, dagegen findet man auf fünf Seiten ausführlich eine mittelalterliche Anleitung zur
Herstellung von Linsen durch Schmelzen eines Glasfadens. Dem Schmitz dagegen fehlt das Stichwortverzeichnis. Und bei google findet man wie
gewohnt nur ebay, amazon und Preisvergleich. In Wikipedia steht Optovar erwartungsgemäß nicht, weil es eine Handelsbezeichnung ist ("meintest du 'optimal' ?") und hier im Forum war auch nichts zu finden.)


Bernhard Lebeda

Hallo Robert

ich bin kein Zeiss Experte und kann Dir nur einen Link geben, wo man die groben Zusammenhänge zwischen Zeiss Jena und Lomo nachlesen kann

http://www.novacon.com.br/lenses08.htm



Viele Grüsse

Bernhard
Ich bevorzuge das "DU"

Vorstellung

Robert Götz


Danke!
Dort wird der Optovar immerhin erwähnt.

Gruß
Robert

Bernhard Lebeda

Ich bevorzuge das "DU"

Vorstellung

Robert Götz


Danke, das kannte ich schon. Aber dort wird auf die 50er Jahre Bezug genommen, und da gab es die DDR schon.
Vor einiger Zeit hat mal jemand im Forum einen Link zu einem Lomo-Katalog eingestellt, dort ist das Mikroskop zwar
abgebildet, aber ohne Optovar.




TPL

#5
Zitat von: Robert Götz in August 14, 2009, 20:16:26 NACHMITTAGSHabe heute ein etwas älteres Lomo erhalten, das im Tubus einen dem Optovar entsprechenden Vergrößerungswechsler hat, von 1,1 bis 2,5 und Stellung für Ph (mit dem kyrillischen Zeichen dafür, das wie ein griechisches Phi aussieht).
Leider habe ich weder in Gerlachs Geschichte der Mikroskopie noch in dem zweibändigen Werk von Schmitz zur Geschichte der Optik etwas darüber
gefunden, wer diesen Wechsler erfunden bzw. eingeführt hat. Lomo kann ihn eigentlich nur von Zeiss Jena übernommen haben. Demnach müsste
es den Optovar schon vor dem Krieg gegeben haben, oder hat ihn Jena einfach von Zeiss-West kopiert?

Hallo Herr Götz,
ich bin zwar kein Zeiss-Experte, aber ich blättere gern in den älteren Unterlagen.
Die Stellung "Ph" (mit dem kyrillischen Buchstaben dafür) an dem Zwischentubus bezeichnet die Position für das Einstellfernrohr zur Kontrolle der Phasenkontrast-Blenden. Das haben Sie sich wahrscheinlich auch schon gedacht. Sie finden dieses Zeichen auch auf einem Lomo-Phako-Satz, der gerade im Mikromarkt angeboten wird.

Zur Entwicklung eines solchen Vergrößerungswechsler-Zwischentubus habe ich keine konkreten Hinweise. In Michels Grundzüge der Mikrophotographie aus dem Jahre 1949 ist von so einem Gerät noch keine Rede. Aber nun zur Chronologie: Zeiss-Jena hätte von Zeiss-West in den 1940ern noch nicht viel kopieren können, denn im Gensatz zu den Jenaer Werken, die schon wenige Wochen (!) nach der Befreiung durch die Amerikaner (!!) und der darauf folgenden Übernahme des Territoriums durch die Russen wieder produzierten gab es im Westen eine längere Pause. Die von den Amerikanern in den Westen deportierten Jenaer-Topp-Mitarbeiter litten bis weit ins Jahr 1946 noch unter Auflagen, die Ihnen nur die Reparatur optischer Instrumente erlaubte - zusätzlich zum Mangel an Maschinen und Werkzeugen, Rohmaterial und Arbeitskräften.

Das erste in Oberkochen gebaute Mikroskop, das W-Stativ, wurde bereits Anfang der 1950er mit einem Optovar ausgeliefert, während in Jena noch die L-Stative montiert wurden, von denen mir kein Zwischentubus zum Wechseln der Vergrößerung bekannt ist (das muss aber keinesfalls heißen, dass es den nicht doch gab). Da hätte das inzwischen mit deportierten Jenenser Mitarbeitern "aufgefrischte" Lomo-Werk in Leningrad auch gleich von Zeiss-West kopieren können.

Geschichtsbegeisterte Grüße, TP

TPL

Zitat von: Bernhard Lebeda in August 14, 2009, 20:34:43 NACHMITTAGSich bin kein Zeiss Experte und kann Dir nur einen Link geben, wo man die groben Zusammenhänge zwischen Zeiss Jena und Lomo nachlesen kann
http://www.novacon.com.br/lenses08.htm

Hallo Bernhard,
nichts für ungut, aber das liest sich - zumindest stellenweise - doch ein bisschen nach Verschwörungstheorien. Die Alliierten gaben den Schweden die Pläne für die Hasselblad? Und Schweden war "Westen" ??? Hier zumindest mal eine etwas andere Version von Arvid Victor Hasselblads Lebenswerk:
http://www.hasselblad.de/ueber-hasselblad/geschichte.aspx

Schöne Grüße, Thomas

Markus J.

Hallo Robert,

ich hatte vor einigen Jahren auch mal einen Trinoansatz von Lomo mit besagtem Größenwechsler 1,1 - 1,6 - 2,5. Die PH-Stellung erlaubte die Kontrolle der Phasenringe ohne Einstellrohr, wenn ich das noch richtig im Kopf habe. Da bin ich aber nicht so sicher.

Das Teil hatte ich seinerzeit incl. einer Phasenkontrasteinrichtung bei BW-Optik erworben, Herr Voss kann dazu sicher noch Auskünfte geben.

Schöne Grüße
Markus




Robert Götz


Vielen Dank für die Antworten.
Dass die P-Stellung zur Einstellung der Phasenringe dient, war mir natürlich klar, das ist ja beim Optovar von Zeiss-West genauso.
Bei den Lomo-Phako-Sätzen, die im Mikromarkt und bei ebay angeboten werden, ist allerdings immer ein Einstellfernrohr dabei. Der Lomo-"Optovar"
scheint also keineswegs Standard gewesen zu sein.
Es handelt sich übrigens nicht um ein Zwischenstück, sondern er ist komplett in den Bionokulartubus integriert.
Bei Herrn Voss nachzufragen, ist ein interessanter Hinweis, ich scheue mich allerdings immer etwas, bei Firmen Fragen zu stellen, die nicht
von einer Kaufabsicht getragen sind oder sich auf ein dort gekauftes Teil beziehen.

Angenehme Nachtruhe
Robert


Bernhard Lebeda

Zitat von: TPL in August 14, 2009, 21:49:10 NACHMITTAGS

Hallo Bernhard,
nichts für ungut, aber das liest sich - zumindest stellenweise - doch ein bisschen nach Verschwörungstheorien. Die Alliierten gaben den Schweden die Pläne für die Hasselblad? Und Schweden war "Westen" ??? Hier zumindest mal eine etwas andere Version von Arvid Victor Hasselblads Lebenswerk:
http://www.hasselblad.de/ueber-hasselblad/geschichte.aspx



Hallo Thomas

also ich oute mich gerne dahingehend, dass ich kein Experte für die Geschichte der Firma Hasselblad bin! Und bis dahin hatte ich den Artikel nur in Hinblick auf Zeiss/Lomo Infos überflogen. An sich ist die ganze Seite etwas merkwürdig: eine Firmengeschichte russischer Optiken verfasst von einem amerikanischen Ozeanologen auf der Seite einer brasilianischen Importfirma für russische Optiken-das kann ja nicht gutgehen  ;D

Na ja, "Verschwörungstheorie"-mir scheinen hier eher amerikanische Geschichtsaufarbeitung mit der Realität bzw. der Hasselbladschen Version oder was auch immer zu kollidieren. Dass die Alliierten den Schweden den Auftrag für eine 6x6 Kamera nach deutschen beschlagnahmten Plänen erteilt hätten und gleichzeitig den Russen den entsprechenden Auftrag für die Kiev 88, scheint in der Tat historisches Kauderwelsch zu sein. Auch die Aussage, die Kiev 88 koste nur ein fünftel, sei der Hasselblad aber gleichwertig bis überlegen, sehen einige Zeitgenossen etwas differenzierter ;D

http://de.wikipedia.org/wiki/Kiev_%28Marke%29


Auf der anderen Seite ist der folgende Satz auf der Hasselblad Seite aber auch recht "verschwörerisch" einem nicht ganz unbekannten Konstrukteur gegenüber:

"Zusammen mit einem hochtalentierten Mechaniker aus der Autowerkstatt und seinem Bruder beginnt Victor, die deutsche Kamera in ihre Einzelteile zu zerlegen und die erste Hasselblad-Kamera zu entwerfen, die HK 7."


http://de.wikipedia.org/wiki/Sixten_Sason


Ich bin aber wie gesagt kein Experte und möchte nicht streiten!


Viele Grüsse


Bernhard
Ich bevorzuge das "DU"

Vorstellung

liftboy

Hallo Robert,
wie ich annehme, hast Du das Gute Stück ersteigert (da war ich nicht schnell genug); hätte mich sehr interessiert.
Somit ist mir wenigstens noch die Blechkiste geblieben :-)
Viel Spaß mit dem"Russen"
Gruß Wolfgang
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=785.msg3654#msg3654
LOMO-Service
Das Erstaunen bleibt unverändert- nur unser Mut wächst, das Erstaunliche zu verstehen.
Niels Bohr

Robert Götz


Hallo Wolfgang,

hoffentlich liefern wir uns künftig keine Preiskämpfe.

Bei diesem Verkäufer gibt's keine Lomos mehr - da brauchst Du garnicht mehr hinzuschauen.  ;) ;) ;D

Gruß
Robert


liftboy

Hallo Robert,
doch doch, eins gabs noch (portabel im Blechkoffer)
Heureka!
Es wird nach gründlicher Überholung seinen Dienst im Aussendienst (Tümpeltour) versehen
Gruß
Wolfgang
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=785.msg3654#msg3654
LOMO-Service
Das Erstaunen bleibt unverändert- nur unser Mut wächst, das Erstaunliche zu verstehen.
Niels Bohr