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Siliciumcarbid

Begonnen von Heiko, September 12, 2017, 22:09:08 NACHMITTAGS

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Ulrich S

Moin,
tolle Fotos, Horst. Ich habe bisher noch nie etwas von Anwachsspiralen gehört, ist echt beindruckend und logisch nachvollziebar.
Dennoch: Besonders gefällt mir das zweite Bild- für mich ein ideales Bühnenbild für irgendeine der großen klassischen Opern
-ja, ich weiß, vollkommen OT
Grüße
Ulrich
Es kommt immer anders wenn man denkt

Klaus Herrmann

Hallo zusammen,

vielleicht bin ich ja auf dem Holzweg, aber was ist denn mit den Wismut-Kristallen, die auf jedem Flohmakt angeboten werden als besonders schönes "Mineral"

Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Heiko

Lieber Klaus,

vielleicht dürfen Bismut und auch Kochsalz als kubische Substanzen mit ihren grobschlächtigen Stufen hier nur bedingt mitspielen?
Freue mich schon, wie Olaf uns jetzt die Köpfe waschen wird.  ;D


Natriumchlorid mit Harnstoff

Viele Grüße,
Heiko

plaenerdd

Hallo Heiko,
es gibt ja zwei verschiedene Arten von Fehlbildungen: die Wachtumsspiralen und die Wachstumspyramiden. In beiden Fällen liegt ein gewisser Versatz zur eigentlichen Kristallfläche vor, bei dem kein Vielfaches der Elementarzellen die nächste Fläche bilden, sondern Teile davon. Einen auf den ersten Blick ähnlichen Effekt kann aber auch die Auskristallisation unter mangelnder Lösungszufuhr auslösen: Es entstehen Kristallskelette. Dabei sind dann aber eher die äußeren Flächenelemente hervorstehend. Der von Klaus gezeigte Bismutkristall dürfte hier her gehören. Während die Wachtumsspiralen und -Pyramiden überwiegend im mikroskopischen Bereich zu finden sind, findet man auch recht große Kristallskelette, wie diesen Skelettquarz:

Bildquelle:http://www.naturkristall.de/bergkristallskelett.html
LG Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

olaf.med

Lieber Klaus, lieber Heiko,

Gerd hat es schon gezeigt: es gibt Wachstumsspiralen und Skelettwachstum. Beides sind Wachstumsarten, die vom Idealbau abweichen, aber sie sind doch verschieden. Anders als von Gerd erklärt ist das Skelettwachstum allerdings nicht auf mangelnde Lösungszufuhr, sondern, ganz im Gegenteil, auf übermäßige Lösungszufuhr und rasend schnelles Wachstum zurückzuführen. Dabei werden bevorzugt an den Kanten Atome/Ionen angelagert, diese wachsen also schnell aus dem Kruistall heraus und die Flächenmitten bleiben zurück. An den Wismut-Kristallen ist dies besonders schön zu sehen.

Lieber Heiko,

verbuchst Du das schon unter "Kopf waschen" ;D?

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

plaenerdd

Hallo Olaf,
danke für's Graderücken! Ja, das (zu) schnelle Wachstum führt zum Skelettwachstum. Ein Beispiel das jeder kennt: Schneekristalle.
LG Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Heiko

Danke Euch für die Antworten.

Nein, lieber Olaf, da sind wir glimpflich davongekommen.  ;)

Viele Grüße,
Heiko

Horst Wörmann

Liebe Kollegen,

bleibt noch Heikos Frage zu Cadmiumiodid Bild 2:
Das ist kein Zufall, wie das folende Bild zeigt. Es sind immer Stüfchen, Kanten und sogar kleine Spiralen auf den Kristallen zu sehen (siehe Pfeil, die war mir aber nicht schön genug...).



Daß man die Stufen überhaupt lichtmikroskopisch erkennen kann, habe ich noch nicht ganz verstanden. Nach Lehrbuchzeichnung legt sich Atömchen für Atömchen an eine Stufe an und baut sich ins Kristallgitter ein. Das dürfte wegen der Stufenhöhe in atomaren Dimensionen aber lichtmikroskopisch nicht erkennbar sein. Nach dem schon zitierten Forty wäre die minimale Schichtdicke 0,683 nm, die gemessenen Stufenhöhen liegen bei einem Vielfachen dessen zwischen 8 und 48, d.h. zwischen 5,6 und 32,8 nm, ja bis zu 200 nm wurden beobachtet.
Das Wachstum an diesen Schraubenversetzungen ist also anscheinend wesentlich komplizierter als es auf den ersten Blick aussieht. Vielleicht kann Olaf auch das erklären?
Viele Grüße
Horst



Heiko

Hallo,

Olafs Carbid-Kristall ist ,,kristallgewordene Spirale". Von makroskopisch bis etwa 200fach sind die Stufen abbildbar. Ein optischer Genuss, wenn kantige Kristalle sich in Kurven auflösen ...









Lieber Horst,
das sind sicher keine Stufen im ,,Atömchenbereich". Da greift die ,,didaktische Reduktion" in den Lehrbüchern.

Viele Grüße,
Heiko

PS: Mit Grausen erwarte ich die Lieferung des ersteigerten ,,Bucht-Carbids".

Horst Wörmann

Lieber Heiko,
das sieht aber gut aus! Besonders Bild 3 mit der räumlichen Wirkung.

"..das sind sicher keine Stufen im ,,Atömchenbereich"."
Sage ich doch. Aber was ist es dann? Die Stufenhöhe ist wohl ein ganzzahliges Vielfache der Elemenarzellenhöhe, also lagern sich gleich fertige Elementarzellen an oder wie geht das?
Viele Grüße
Horst


Stuessi

Hallo,

angesteckt von den bisherigen Bildern habe ich meinen Brocken SiC genauer angeschaut und einige Bilder gemacht, das dritte unter dem Stemi.







Viele Grüße
Rolf

Klaus Herrmann

Lieber Heiko,

wunderbare Bilder. Ich hab ja in meiner Sammlung auch SiC, aber versteckt in irgend einer Kiste. Nur das Wismut war in der Vitrine.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Heiko

Liebe Spiralisten,

mit dem von Horst angeregten Cadmiumiodid kommen wir den Schichtstufen im Bereich der Elementarzellen schon etwas näher. Hier eine Aufnahme mit dem 40er Epiplan:



Viele Grüße,
Heiko

Stuessi

#28
Hallo,

ein herausgebrochenes SiC-Plättchen habe ich genauer angeschaut und diese einzelnen Bilder gemacht.













Den oberen Teil einer Bruchkante zeigen diese gestackten Bilder, Vergrößerung wie im vorhergehenden Bild.
Deutlich sind vier Stufen zu sehen. Der gesamte Höhenunterschied (von links oben bis rechts unten im ersten Bild)  beträgt 11 µm.













Eine Interpretation muss ich den Experten überlassen.

Viele Grüße
Rolf


Klaus Herrmann

Hallo Rolf,

ZitatEine Interpretation muss ich den Experten überlassen.

für mich sieht das korrodiert aus, wobei SiC eigentlich sehr innert ist. Braucht man wohl schlauere Experten als mich. ;)
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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