REM: Ist Falschfarbe-Colorierung von Kieselalgen kitschig ?

Begonnen von bernd552, September 22, 2017, 22:06:51 NACHMITTAGS

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bernd552

Hallo in die Runde,

im Zeitalter, wo fast jedes Bild aus jedem Medium farbig ist, werde ich oft von Kindern und unbedarften Erwachsenen - unabhängig vom Motiv - immer als Erstes gefragt "wieso sind denn die Bilder nicht farbig"?

Nun habe ich mich mal an Photoshop versucht und in Annes letzten, mir zur Verfügung gestelle Probe "Omaru", einen für mich ungewöhnlichen Kandidaten mal in den Farbtopf getaucht.

Was mich interessieren würde, wie seht Ihr - im Gegensatz zu den "in Wissenschaft und Technik unbedarften" - das mit der Farbe bei REM Aufnahmen, die nach meiner Intention in die esthetische Richtung ausgerichtet sein sollen?

Ich selber pendele zwischen dem REM-Originalbild in S/W und (neuerdings) auch coloriert.



LG
Bernd

Klaus Herrmann

Hallo Bernd,

kannsz du bitte das Originalbild zum Vergleich auch noch einstellen?
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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plaenerdd

Hallo Bernd,
die Literatur (auch die populärwissenschaftliche) wimmelt inzwischen voller bunter REM-Bilder. Ich finde, das kommt immer auf das Objekt an. Wenn da z.B. verschiedene Wesen sich neben- und übereinander tummeln, dann finde ich eine künstliche Kolorierung manchmal ganz hilfreich. Der Profi weiß ja oft recht genau, wo ein Wesen anfängt und ein anderes aufhört. Dem Laien erschließt sich das nicht immer gleich. Es hängt natürlich auch immer von unseren Vorstellungen ab, die wir von den Objekten haben. In diesem Fall kenne ich Diatomeenschalen als gläserne Objekte und da finde ich die Farben nicht wirklich passend, aber das ist eine ganz und gar subjektive Geschichte. Zumindest hast Du den Farbtopf einigermaßen dezent benutzt. Manche REM-Kolorierungen sind ja grell wie ein Van Gogh. Ich wünsche mir das SW-Original als Vergleichsobjekt.
LG Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

bernd552

Hallo Klaus,

.. kein Problem, das Bild ist aber im Hintergrund vom E-Beam martretiert, als fossile Probe nicht sehr sauber und bildtechnisch unbearbeitet.
Da ist ein Vergleich mit dem Rohbild "nicht ganz so fair".

Übrigens sehe ich gerade, das Farbfoto habe ich von der Dateigröße zu sehr verkleinert, das leidet natürlich etwas die Bildqualität.

LG
Bernd

bernd552


Peter V.

#5
Hallo,

vielleicht ist der Vergleich so einfacher? Ich habe die bearbeitete Version wieder entfärbt.

Ich kann mir gut vorstellen, dass Graustufenbilder jüngeren Sehern eher befremdlich anmuten müssen, denn im Alltgag gibt es das ja überhaupt nicht mehr. Wir sind es ja noch ausb Zeitungen, vom TV etc. gewohnt.





Herzliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Klaus Herrmann

Lieber Peter,

und da sieht man dass das Ergebnis in der Schärfe deutlich schlechter ist. Als Hinkucker ist bunt natürlich attraktiver, aber wenn man feine Details aufgelöst haben möchte das Original besser. Den Hintergrund zu putzen ist für PS-Virtuosen ja kein Problem.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Dr. Jekyll

Hallo Bernd,

Mag sein dass die bunte Variante auf einige Betrachter kitschig wirkt. Ich finde sie unter ästhetischen Gesichtspunkten aber sehr Reizvoll. Das graue Original ist aber auch nicht schlecht. Beide Varianten sind unter entsprechendem Blickwinkel sehr attraktiv.
Beste Grüße
Harald

Silber_und_Licht

#8
Moin Bernd,

Sonnenuntergänge, Herbstlaub und Polarlicht sind auch kitschig - und trotzdem gucken alle hin. Was soll das? Wenn Dir die colorierte Version besser gefällt ist das absolut in Ordnung und bedarf keinerlei Rechfertigung. Außerdem wirst Du eine Menge Leute finden, die ein gut gemachtes Farb-REM-Bild ebenso vorziehen. Wobei "gut gemacht" allerdings für mich Vorausetzung ist. Beispielgebend sind hier die colorierten Bilder von Eye of Science. Mir ist niemand bekannt, der diese Bilder als kitischig empfindet - und ich habe eine ganze Menge dieser Kalender im Laufe der Jahre in Labors und Büros hängen sehen. Auch und sehr gerne in meinem eigenen, gleich daneben der kleine Kalender von Nikon SmallWorld.

Zu der besseren Schärfe der SW-Bilder sei noch einmal der folgende Satz von oben zitiert:
Zitat von: bernd552 in September 22, 2017, 22:32:30 NACHMITTAGS
Übrigens sehe ich gerade, das Farbfoto habe ich von der Dateigröße zu sehr verkleinert, das leidet natürlich etwas die Bildqualität.

Ich wüsste auch nicht, wo beim Colorieren eines Bildes die Schärfe leiden sollte, wenn die Datei von Monochrom in den RGB- oder meinetwegen auch CMYK-Modus umgewandelt wird.

MfG Wolfgang
"Du" fänd' ich ganz in Ordnung.

das Schönste: ZEISS Lumipan
das Liebste: LEITZ Panphot II, Ortholux
das Beste: ZEISS Axiomat

eine etwas umständliche Vorstellung: www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=28652.0

Klaus Herrmann

ZitatIch wüsste auch nicht, wo beim Colorieren eines Bildes die Schärfe leiden sollte, wenn die Datei von Monochrom in den RGB- oder meinetwegen auch CMYK-Modus umgewandelt wird.

Aber dass es einen deutlich sichtbaren Schärfenunterschied zwischen dem Original und den bearbeiteten Versionen gibt ist sicher unstrittig? Egal woher der jetzt kommt.

Oliver Meckes macht mit seiner Frau natürlich traumhafte Bilder. Aber da steckt eine Riesenarbeit drin und eine Profiausrüstung, die sich keiner leisten kann, wenn er nicht wie die beiden in der Topliga spielen will.
Ich hab schon zugeschaut wie Nicole Ottawa Pixel für Pixel einzelne Haare coloriert hat. Da bleibt die originale Schärfe natürlich erhalten.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Silber_und_Licht

#10
Zitat von: Klaus Herrmann in September 23, 2017, 11:52:29 VORMITTAG
ZitatIch wüsste auch nicht, wo beim Colorieren eines Bildes die Schärfe leiden sollte, wenn die Datei von Monochrom in den RGB- oder meinetwegen auch CMYK-Modus umgewandelt wird.

Aber dass es einen deutlich sichtbaren Schärfenunterschied zwischen dem Original und den bearbeiteten Versionen gibt ist sicher unstrittig? Egal woher der jetzt kommt.

Nein, Klaus, das ist keineswegs unstrittig und auch nicht egal.

Durch die bloße Änderung der Modi einer Bilddatei ändert sich zunächst einmal garnichts in der Bildschärfe und bei der dann folgenden Bildbearbeitung hat die Hardware-Ausrüstung großen Einfluss auf die Kapazität und Geschwindigkeit, was für den professionellen Anwender, der mit seiner Arbeitszeit kalkulieren muss, wichtig ist. Aber bei fachgerechter Anwendung der Software - Fehler kann man immer machen und werden vor Allem im Umgang mit Dateiformaten (Tonwertabrisse von TIFF 16 zu 8bit und falsche JPEG-Kompressionen u.v.a.m. werden immer wieder gerne genommen) gerne gemacht, sind aber nicht zwingend - hat die Hardware keinen Einfluss auf die resultierende Bildqualität. Großen Einfluss allerdings hat das persönliche Können (s.o. Fehler ff.)

... und erzähle mir bitte hier nix über die Unbezahlbarkeit der Hard- und Software. Photoshop ist bei der weitaus überwiegenden Mehrzahl auch der Liebhaber-Knipser heute Standard und läuft perfekt auf einem mit 8GB RAM ausgestatteten iMac 27' und selbst auf einem halbwegs aktuellen 15' Schlepptop. Dies auch wenn der iMac schon ein paar Jahre alt ist und das reicht aus um Bilder perfekt und flüssig auszuarbeiten, die bei 360dpi und 16bit eine Druckgröße von A2 haben. Geht nicht so schnell wie auf einem aktuellen MacPro, aber Frau Ottawa hat vor 10 Jahren auch mit einem G5 erstklassig gearbeitet und der heutige große iMac ist entschieden leistungsfähiger, dabei vom Preis her durchaus amateurverträglich. Nur muss man auch damit umgehen können, nicht mehr und nicht weniger als mit jedem anderen Werkzeug auch, wenn man erstklassige Ergebnisse erzeugen will.

MfG Wolfgang
"Du" fänd' ich ganz in Ordnung.

das Schönste: ZEISS Lumipan
das Liebste: LEITZ Panphot II, Ortholux
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eine etwas umständliche Vorstellung: www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=28652.0

Lupus

Hallo,

ZitatSonnenuntergänge, Herbstlaub und Polarlicht sind auch kitschig - und trotzdem gucken alle hin.
was soll darin Kitsch sein, wenn es eine realistische Darstellung ohne bewusste Übertreibung ist. Kitsch definiert sich im Allgemeinen etwas anders, aber die Diskussion will ich nicht lostreten.  ;)
Ich halte aber im Fall der REM Aufnahmen eine Färbung, wenn sie nicht speziell den Zweck verfolgt unterschiedliche Objekte zur Dokumentation hervorzuheben, allerdings schon für eine Art Kitsch. Schließlich kann das Objekt ja keine Farbe besitzen. Ob es dann Kunst à la Andy Warhol ist würde ich bezweifeln.... Aber Können ist es sicherlich.  :)

Hubert

RainerTeubner

Hallo,

kitschig finde ich die nachträgliche Colorierung von REM-Aufnahmen auf keinen Fall, zumal die colorierten Aufnahmen ja nicht mit übersatten Farben protzen, sondern sehr dezent sind.

Mir gefallen die Aufnahmen sehr gut.

Mit freundlichen Grüßen

Rainer
Mikroskop: Carl Zeiss Standard Universal
Bildbearbeitung: Gimp, Helicon focus und picolay
Kamera: Canon EOS 5D II

xf00741

Hoi


Also mir  gefällt das farbige Bild besser, obwohl die originalen REM Aufnahmen schon prächtig sind.

Darüber hinaus sehe ich es wie Wolfgang: das Färben beeinträchtigt die Schärfe in keiner Weise. Ich kann auch weder einen marginalen noch ein deutlichen Schärfeunterschied zwischen den beiden Fotos erkennen, zumal ja beide identisch sind, bis auf die Farbe, denn Peter hat ja das farbige Bild einfach nur wieder entfärbt. Das habe ich bislang auch noch bei keinem Bildberarbeitungsprogramm gesehen. Würde ein Bildbearbeitungsprogramm beim schlichten"Entfärben" auch nur ein klitzkleines bischen an der Schräfe fummeln, wäre der Aufschrei gross.

Gruss
Jörg
Zeiss Standard WL IV FL
Zeiss Standard WL DL, POL, DIK
Wild M5

bernd552

Hallo in die Runde,

... interessante Sichtweisen die mir einige Denkanstöße bringen.

Die Natur und damit auch wir Menschen kennt - jedenfalls bis zur Erfindung der Fotografie -  nur Farbe (jedenfalls solange genug Licht da ist).
Farbe ist und war für viele Spezies ein Überlebensfaktor (Giftige Organismen, unreife Früchte ...) und verursacht Stimmungen und passt Körperfunktionen an die jeweiligen Jahreszeiten an.
Wahrscheinlich hat die Natur nicht damit gerechnet, dass ein Lebewesen ihr mit optischen Mitteln so auf die Finger schaut, dass es weit bis unterhalb der Lichtwellenlängen hinein schauen kann.

Dies Spricht grundlegend erstmal für Farbe als natürliche Komponente.

Ich glaube aus meiner Erfahrung (als sehr aktiver Kristall - und S/W Duka. + Fotoaktivist in meiner Jugend), dass man immer Intuitiv zur Farbe greift, sobald sie verfügbar ist.
Kristalle ohne Polfilter sind ja auch erstmal S/W oder monochromatisch, da könnte man auch per Kontrast- und/oder Lichtmanipulation bei der Aufnahme oder danach die schönen Strukturen sichtbar machen. Macht aber keiner.
Außerdem würde ich die Kristallographie im pol. Licht auch als Falschfarbendarstellung sehen.

Oder, wie seht Ihr das?

LG
Bernd