Depilation mittels Klebestreifen …

Begonnen von Heiko, Oktober 20, 2017, 20:58:10 NACHMITTAGS

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Fahrenheit

Lieber Heiko,

unter Silikon als Eindeckmittel kann ich mir nichts vorstellen. Was verwendest Du da und wie wird's gemacht?

Zur Ergänzung noch zwei weitere Bilder:

Bild 8: Aufnahme vom Abzug eines älteren Blattes mit dem ganzen Schmutz, der sich mit der Zeit darauf gesammelt hat


Bild 9: Im Vergleich zu meinen Bildern 6 und 7 um 180 Grad gedrehter Polarisator


Herzliche Grüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

güntherdorn

sollte sich einer genauer drüber informieren wollen, dann dies hier:

tesafilm-präparate-erstellung
(bzw. tesafilm-einbettung)

1. tesafilm:
   a) ein stück tesafilm ohne klebefilm-beschädigung abschneiden/abreissen.
   b) mit schere anfangs- und endteile so abschneiden, dass nur klare klebefläche bleibt.
   c) mit fein-pinzette oder tuch-abgedecktem finger, klebende seite auf oberfläche je nach deren stabilität:
         - auflegen (z.b. kahmhaut)
         - leicht (pollen) oder
         - fest (harte oberflächen bzw. gegenstände wie textilien, geldscheine) aufdrücken bzw.
         - sogar aufpressen (harte oberflächen bzw. gegenstände wie möbel).
         - anprees-druck auch noch davon abhängig, ob man zb. nur hochstehende sporen (z.b. v. schimmel)
                             oder auch zusätzlich darunter wachsendes mycel aufnehmen will.
         - einmaliges auflegen/aufdrücken: wenn genaue positions-bestimmung der partikel erwünscht.
                             bewegung in der tesafilm-ebene absolut vermeiden.
         - mehrfaches auflegen/aufdrücken: meist bei festen oder halbfesten (textilien) oder festen oberflächen,
                            wenn "gesammelt" werden muss.
         - bewegtes auflegen/aufdrücken in tesa-ebene ("reiben"): bei weichen oberflächen,
                            wenn "gesammelt" werden muss (z.b. felle, textil-faset-tiefe).
   d) wenn feuchtes objekt: völlig trocknen lassen.
   e) ggf. den so "beschichteten" klebestreifen mit schichtseite auf absolut saubere glasplatte (mit stoff-
         bedeckten daumen) aufpressen und wieder abziehen.
   f) einbettung: auf objektträger (=OT) gut bemessenen tropfen einschlussmittel (hoyer-faure) aufbringen.
   g) tesafilm mit schichtseite oben mit hilfe von fein-pinzette und präpariernadel seitlich an tropfen heranführen,
          so dass das einschlussmittel (ähnlich ausstrichpräparat), einseitig unter den tesastreifen kommt.
   h) nun vorsichtig, gesamten tesastreifen (leicht gewölbt) auf einschlussmittel, ohne luftblasen darunter, auflegen.
          oberseite ist noch eindeckmittel-frei.
   i) das ganze wird durch die klebe-eigenschaft an fein-pinzette und präpariernadel erschwehrt.
          abhilfe: instrumente in längsachse drehen.
   j) zweiten tropfen eindeckmittel oben drauf
   k) deckglas seiltlich ganz langsam, ohne luftblasen, auflegen.
   l) ggf. ein 10-20 gr.-gewicht auflegen, und seitlichen eindeckmittel-überstand per ohrenstäbchen, rollend entfernen.
   m) dem einschlussmittel entsprechend trockenzeit bis archivierung bzw. ölimmersions-betrachtung abwarten.
          eine wärmeplatte mit ca. 40-50°C verkürzt die aushärt-/trockenzeit deutlich.

2. tesafilm mit färbung;
    a) gleich wie punkt 1.a) bis 1.e) letzteres hier unbedingt nötig!
    b) tesastreifen an präpariernadel klebend, ohne kontakt mit anderen objekten, bei seite legen.
    c) kl.schälchen mit etwas, ggf. verdünnter, färbe-flüssigkeit füllen (ca.10-20 quadrat-centimeter oberfläche)
    d) tesastreifen mit klebe-/objekte-seite nach unten, schwimmend (oder event. untergetaucht) auf die färbe-flüssigkeit legen.
    e) auch hier punkt.1.i)
    f) nach erreichen der jeweiligen färbedauer, tesastreifen mit fein-pinzette entnehmen,
    g) und in destilliertem wasser mehrfach waschen.
    h) noch an einer fein-pinzetten-spitze haftend, völlig trocknen lassen.
    i) einbettung: auf objektträger (=OT) gut bemessenen tropfen einschlussmittel (verdünntes histokitt, hoyer-faure) aufbringen.
    j) gleich wie punkt 1.g) bis 1.m) wieter.

3. tesafilm mit paraffinschnitt und färbung:
    objekte (max.8mm) in den bädern über boden frei liegend.
    bäder nicht kippen, nur objekte 1-2x etwas bewegen.
    a) AFE (vakuum wichtig!). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . . . . . 24 std.   
    b) in fliessendem leitungswasser wässern (=erweichen) . . . . . 3 std.   
    c) 50% isoprophylalkohol (vakuum wichtig!) . . . . . . . . . . . . . .6 std.   
    d) 70% isoprophylalkohol . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 std.
    e) 100% isoprophylalkohol  1.   . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .6 std.
    f) 100% isoprophylalkohol  2.   . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 std.
    g) 50%+50% isoprophylalkohol+paraffin bei 60°C  . . . . . . . . . 12 std.
    h) in paraffin bei 60°C . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 std.
    i) mikrotomschnitt nach bodo´s klebe-band-methode (siehe grafik-info-blatt)
    j) entparaffinieren (2 - 3x ! bioclear oder ultraclear) . . . . . . . . 5 min.
    k) 100% iosprophylalkohol (2x wechseln) . . . . . . . . . . . . . . . .3 min.
    l) z.b. etzold- oder toluidin-färbung (für botanische schnitte) . 5+ min.
    m) destilliertes wasser spühlung (3x wechseln) . . . . . . . . . . . .2 min.
    n) 100% iosprophylalkohol (2x wechseln+differenzieren n.sicht) 2 min.
    o) tesastreifen mit schnitt oben, völlig trocknen lassen,
        oder nass, direkt in iosprophylalkohol-passendes einschlussmittel (euparal, histokitt) einbetten:
    p) einbettung: auf objektträger (=OT) gut bemessenen tropfen einschlussmittel aufbringen.
    qu) gleich wie punkt 1.g) bis 1.m) wieter.   

notiz: malinol als einschlussmittel völlig ungeeignet, da tesa-trübung und neigt fadenbildung beim auftropfen.
         histokitt neigt zu rand-einlaufende blasen
- gerne per du -
günther dorn
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=444.0
www.mikroskopie-gruppe-bodensee.de
gildus-d@gmx.de

Heiko

Lieber Jörg,

Deine Fotos belegen das Funktionieren Deiner Methode hervorragend. Mit zwei schnellen Tropfen Silicon-Öl unter Streifen und Deckglas ist es wohl nicht getan.
Verzichtet man auf Eindeckung und traut sich der Artefakte wegen geräteseitig kaum an den Kontrast, bleibt die Sache flau:


Aurinia saxatilis syn. Alyssum saxatile


Hallo Günther,

für mich sind das furchteinflößende Arbeitsanweisungen. 8) Etwas für Experten.

Viele Grüße,
Heiko

Heiko

Hallo,

weg von den frimseligen – hin zu schildförmigen Haaren und dem Altersstarrsinn nachgebend: Elaeagnus angustifolia in Silicon eingedeckt.

Viele Grüße,
Heiko



Klaus Herrmann

Lieber Heiko,

na also: sieht doch gut aus. Hast du epiliert oder ganz koventionell abgeschabt. In diesem Fall hast du weder Klebstoffreste noch eingeschlossene Luftblasen, weil du die abgeschabten Sternhaare in Isoprop baden kannst um Luftblasen zu vertreiben und dann ganz gemütlich Euparal drauf.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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Heiko

Danke Klaus,

nein, die beiden Gesellen sind ganz unkonventionell ,,geklebestreift". Neidgeplagt  ;) versuchte ich Jörgs Qualität zu imitieren.
Schön, dass auch Du mit diesem Ministapel nicht unzufrieden bist.

Viele Grüße,
Heiko

Fahrenheit

Lieber Heiko,

wenn ich mir Deine Bilder ansehe, musst Du nicht neidisch sein. Mir gefallen die Aufnahmen gut und ich denke noch immer, dass die Abweichungen durch die Art der Eindeckung zustande kommen.
Hast Du Euparal, um es mal damit zu versuchen? Ggf. kann Klaus sicher abhilfe schaffen. Auch das Bild vom Trichom des Felsen-Steinkrauts in Luft passt für mich.

Wenn ich eindecke, drücke ich das Deckglas auch immer an und beschwere es zum Trocknen mit einer achter Mutter, somit werden die dreidimensionalen Haare etwas flach gedrückt und die Stapel beim Stacking müssen nicht so groß sein, was meines Erachtens auch Einfluß auf die Qualität des Endergebnisses hat.

Und an alle: hat denn bisher niemand die interessante und einfache Methode von Heiko nach gemacht? Bitte zeigt Eure Bilder dazu, sicher lässt sich das Rezept in der gemeinsamen Diskussion noch verfeinern.

Allen herzliche Grüße
Jörg
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anne

Hallo Heiko, hallo Jörg,

hier drei meiner Versuche mit dem runzelblättrigen Schneeball.
Bild 1: Malinol auf OT, das dann auf die Wärmeplatte und abgedampft bis es klebrig und zäh ist, Blatt dann angedrückt und weiter verarbeitet nach Vorschrift Malinol
Bild 2: Tropfen Malinol auf OT, Klebestreifen mit Sternhaaren darauf und darauf wieder Tropfen Mailinol, auf der Wärmeplatte ausgehärtet. Der Tesa bildet dann die sichtbare Mondlandschaft und wirkt gleichzeitig als Verzögerer.
Bild 3: Methode Klaus Herrmann, abschaben der Haare und eindecken.







lg
anne




Fahrenheit

#23
Liebe Anne,

danke für Deine Experimente und schön, dass Du die Liste der Verfahren mit Deinen schönen, klaren Aufnahmen noch erweitert hast. Die Trichome des Runzelblättrigen Schneeballs sind immer ein dankbares Motiv.

Ich werde auch mal versuchen, Euparal auf dem Objektträger antrocknen zu lassen, um die Trichome eines Blattes direkt auf zu bringen. Eine Frage aber zu Deinem Bild 1: ist das der Original-Hintergrund oder ist er nachbearbeitet?

Eine Blasenstruktur wie in Deinem Bild 2 habe ich nicht in meinen "Klebestreifenpräparaten". Ich nutze Crystal Clear Tape von Stapels (weil ich es grad in der Schublade hatte ... ;) ) und Euparal. Das Intermedium da ist Isopropanol und nicht Xylol und das Isopropanol löst die Klebeschicht an, daher habe ich - ausgehend von den Trichomen - nasenförmige Artefakte in den Bildern.

Abgeschabte Trichome von Viburnum rhytidophyllum habe ich vor einigen Jahren auch mal bearbeitet. Ich habe sie in selbst gebastelten Körbchen mit Acridinrot und W3A gefärbt. Das Verfahren ist hier beschrieben, anbei nur zwei Bilder als Ergänzung zu Deinem Bild 3.

Bild 10: Sternhaar des Runzelblättrigen Schneeballs gefärbt mit Acridinrot im Hellfeld


Bild 11: Sternhaar des Runzelblättrigen Schneeballs gefärbt mit W3A im Hellfeld


Lieber Günter,
auch Dir vielen Dank für die ausführlioche Beschreibung der unterschiedlichen Methoden rund um den Klebestreifen!

Allen Herzliche Grüße
Jörg
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anne

Hallo Jörg,
ja Deinen tollen Beitrag hatte ich gesehen!
Der Hintergrund in Bild 1 entsteht bei mir im DIC sehr nahe dem Dunkelfeld.
Eure Beiträge waren eine sehr willkommene Anregung mit den vorhandenen Mitteln an dieses Thema zu gehen.
Ich werde sicherlich jetzt häufiger mal ein behaartes Blatt oder einen Stiel mit nach Hause nehmen.
Danke für den schönen Beitrag!

lg
anne

Heiko

Hallo Anne,

das Tripple ist Dir wirklich gut gelungen. Auch die Klebestreifen-Mondlandschaft empfinde ich nicht als störend.
Bei Aubrieta deltoidea (Blaukissen) übrigens scheint die klassische HERRMANNsche Schabemethode Pflicht zu sein: Klebestreifen nehmen die Trichome (oder sind's schon Emergenzen) nicht mehr mit:



Viele Grüße,
Heiko

wimeisrhi

Hallo,
hier noch zwei Bilder von Sternhaaren der Deutzia. Leider stört der Hintergrund der Klebeschicht. Bei einem Bild wurde elektronisch geputzt.





Viele Grüße aus Oberfranken
Wilhelm

Heiko

Hallo Wilhelm,

danke für Deine Idee, die Deutzia einmal ,,abzukleben".
Bei meinem Versuch habe ich festgestellt, dass Du Dich offenbar für die Blattoberseite entschieden hattest? Da sollen die Sterne vielstrahliger sein. Mein Tesafilm hob die Haare allerdings nicht ab, nur Negative im Klebefilm fielen mir auf und eine ,,Mondlandschaft", die auf ein heftiges Relief der Oberseite hinweist.
Blattunterseits hatte ich dann mehr, allerdings maximal 5strahligen Erfolg. Vorteil, der Hintergrund musste kaum geputzt werden:


Deutzia gracilis, 40er Objektiv, gestapelt

Viele Grüße aus Süd-Thüringen,
Heiko

Fahrenheit

#28
Liebe Pflanzenfreunde,

erst einmal danke für die neuen Bilder, eine schöne Anregung!
Heiko, Dein Aubrieta-Dornenwald passt bestens zum Halloween - ein sehr stimmungsvolles Bild. Auch die Aufnahmen der Haare von der Deutzia sind sehr schön. Die pockennarbigen Gesellen werd' ich mir auch mal ansehen, wenn ich die Pflanze in der Nachbarschaft finde.

Einen möchte ich auch noch nach legen: am vergangenen Sonntag habe ich vor der Haustür ein Blatt vom lavendel (Lavandula angustifolia) gepflückt und mir dessen Behaarung angesehen:

Bild 12: Die Pflanze in einer unserer Rabatten - im Herbst nicht mehr sehr hübsch, aber die behaarten Blätter sind gut zu erkennen


Bild 13a/b: Baumhaare der Blattunterseite mit Drüsenhaar im polarisierten Licht, Bild 13b mit Beschriftung, Vergrößerung 200x, Stapel aus je 34 Bildern



Bild 14a/b: Den Polfilter etwas weiter gedreht ..., Bild 14b wieder mit Beschriftung, Vergrößerung 200x, Stapel aus je 27 Bildern



Bild 15: Zum Vergleich die Unterseite eines Lavendelblattes im Auflicht. Vergrößerung 100x, Stapel aus 94 Bildern. Aufnahme aus dem Jahr 2015 mit dem DME.

Aufgenommen ist die Behaarung über einer Blattader, leider ohne Drüsenhaare

Bild 16: Hier noch einmal die Blattoberseite, wie zu erwarten mit jeder Menge "Dreck", Vergrößerung 200x, Stapel aus 35 Bildern

Besonders schön hier die Konidien einer Pilzart.

Allen herzliche Grüße
Jörg

   
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Heiko

Lieber Jörg,

auch von mir ein weiterer ,,Suchtbeleg": Arabis caucasica. Unpassend insofern allerdings, da mit Klebestreifen nicht von der Spreite ablösbar. Die Rasierklinge musste her.





Und ,,Konidien" interessieren mich natürlich auch sehr. Falls Du magst – ich würde mich über eine stärker vergrößerte Abbildung freuen.

Viele Grüße,
Heiko