Inverses Auflichtmikroskop für die Untersuchung von Klingen

Begonnen von stefan_, Januar 04, 2018, 16:29:03 NACHMITTAGS

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Bob

Hallo Stefan,
ich finde es gut, dass Du Dich neben dem Schärfen auch mit der Überprüfung des Ergebnis befasst. Schärfen gehört ja zu den typischen Reizthemen wo dann viel Meinung aufeinanderprallt, und wenig Wissen. Deine Mikrofotos zeigen, dass man mit diesen Messern prima schneiden können würde, und das der Aufwand nicht nur Esoterik ist, sondern auch Ergebnis bringt. Auf der Basis kann man dann auch über die Tauglichkeit von Schärfmethoden und Klingen diskutieren, ohne sich in der Wolle zu kriegen.

Bei mir sieht das mit den Küchenmessern so aus: Meine Frau kocht viel und zerquetscht die Zutaten mit stumpfen Messern. Muss ich mal selbst kochen, führt mich der erste Weg in die Werkstatt. Da ich weiß, dass mit den Messern als nächstes wieder auf Kuchenplatten herumgeschramm wird, würdige ich die Schublade mit den guten Steinen keines Blickes, sondern gehe weiter in die Werkstatt zum Schleifbock. Damit wird das Messer dann vorsichtig halbkühl grob auf Schärfe gebracht. Dann noch viermal dran lang mit einem Sensenwetzstein oder was gerade rumliegt - fertig. Da brauche ich dann aber kein Mikroskop, um zu wissen, dass das keine annähernd perfekte Schneide ist. Für meine Frau reichts, die schneidet sich in der gefährlichen ersten Zeit immer mal wieder! :o Aber kochen kann sie...  :-*

Viele Grüße,

Bob

reblaus

Hallo -

Sehr schöne Doku!
Bobs Beitrag könnte auch von mir stammen - ergänzend wäre vielleicht noch die Behandlung der Messer in der Spülmaschine zu erwähnen  ;D

Viele Grüße

Rolf

Klaus Herrmann

Hallo Stefan,

was mir Freude macht ist, dass du offensichtlich was verstehst vom Messer schleifen. Ich koche täglich und nehme in den Urlaub mindestens 2 Messer mit, weil ich in den vielen Jahren Urlaubshäusern bisher nur eines hatte in dem scharfe Messer in der Küche waren. Ich hatte mir mal 2 Steine aus Japan mitgebracht auf denen ich meine Messer schleife. Das Ergebnis ist sicher überhaupt nicht zu vergleichen mit dem was du zeigst, aber wenn ich das Messer durch eine sehr reife Tomate ziehen kann ohne sie zu zermatschen ist es für mich ok.

Was ich allerdings nicht verstehen kann ist, dass du ein Inverses Metall-Mikroskop brauchst. Deine Bilder sind doch tadellos? Die mögliche Zeitersparnis ist doch bei dem Zeitaufwand für das schleifen kaum relevant?
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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Klaus Herrmann

Zitatergänzend wäre vielleicht noch die Behandlung der Messer in der Spülmaschine zu erwähnen

Lieber Rolf,
dazu kann ich eine herrliche schwäbische Geschichte beitragen. Vor Jahren habe ich ein Verkausgespräch in einem Reutlinger Küchenstudio mit gehört. Ein eleganter junger Mann wollte ein sehr gutes Kochmesser kaufen und hat sich nach längerer Beratung durch eine schwäbische Fachkraft für ein edles Teil für etwa 300.- fast entschieden. Dann kam noch eine letzte Frage: ist es auch Spülmaschinen geeignet?
Die Verkäuferin darauf fassungslos: Ja roschte duet net aber sie wärret doch om des Hemmels Wille des schene Messer et ind Schpielmasché do?
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Peter V.

Hallo,

Danke, Klaus, dass DU nun auch diese Frage stellst, die mir seit ein paar Stunden im Kopf herumschwirrt: Warum - um alles in der Welt - will Peter (der Schleifer  ;)) ein anderes Mikroskop?

Ich habe mich gerade mit einem professionellen "Metallmikroskop" ) Ortholux II mit leitz HD-Objektiven) im Hellfeld und Dunkelfeld über eine Rasierklinge hergemacht und muss klar gestehen: Peters Bilder sind.....besser - deutlich besser!  :'(

Zum Glück sind Rolfs Bilder auch nicht besser  :D

Ich sehe derzeit bei dieser Anwendung nicht den geringsten Vorteil eines neuen (anderen) Mikroskops, es sei denn, die Werkstücke werden so groß, dass sie unter dem bisherigen Mikroskop nicht mehr positioniert werden können (oder Peter entwickelt einfach Spass an Mikroskopen - soll es ja auch geben, gerüchteweise..)

Herzliche Grüße
Peter








Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

TPL

Zitat von: Peter V. in Januar 07, 2018, 12:47:47 NACHMITTAGS(...) Peters Bilder sind.....besser - deutlich besser!  (...)
Ich sehe derzeit bei dieser Anwendung nicht den geringsten Vorteil eines neuen (anderen) Mikroskops, es sei denn, die Werkstücke werden so groß, dass sie unter dem bisherigen Mikroskop nicht mehr positioniert werden können (oder Peter entwickelt einfach Spass an Mikroskopen - soll es ja auch geben, gerüchteweise..) (...)

Lieber Peter,

Peter, der Messerschleifer, der sich hier der besseren Unterscheidbarkeit wegen Stefan nennt ( ;)), hat Deine Frage doch im Eingangsbeitrag beantwortet:
ZitatIn Kombination mit dem 40x-Objektiv geht das mit dem seitlichen Auflicht gerade noch so, obwohl es da schon ein Gefrickel ist, noch vernünftig/reproduzierbar Licht auf die Schneide zu bekommen. Daher würde ich hier nun gerne "ausbauen" (...)

Beruflich hatte ich mal mit einer ähnlichen Fragestellung zu tun. Da ging es um die (zerstörungsfreie) Untersuchung der Korrosion von Probenträgern und der gasdichten Öffnungen spezieller Probengefäße. So etwas geht reproduzierbar und möglichst frickelfrei nur mit einer standardisierten Beleuchtung (hier: allseitige Dunkelfeldbeleuchtung) und einer festen Referenzfläche (hier: Objekttisch nach Le-Chatelier).

Herzliche Grüße
Thomas

stefan_

Hallo liebes Forum,

ich wollte mich im Rahmen dieses Fadens, der ja ursprünglich aus einem Kaufgesuch entstanden ist, kurz zurückmelden. Ich hab hier in den Beiträgen viel dazu gelernt (sorry falls ich es verplant haben sollte auf eine PN oder Email zu antworten, dank Umzug und Diss-Fertigschreiben waren die letzten drei Monate etwas chaotisch!). Es ist bei mir nun auf ein Leica DMIRM herausgelaufen mit BF/DF-Cubes, PL Fluotaren BD (10/20/50/100) und 100-W-Halogenbeleuchtung:



Schieberöffnungen für Polarisator und Analysator sind auch vorhanden aber nicht besetzt, da wollte ich die nächsten Wochen evtl. einfach mit etwas Polfilterfolie rumbasteln. Die Fotodokumentation läuft momentan über meine 9-MP-Toupcam, die per 0.35x-C-Mount-Adapter an den Tritubus montiert ist. Damit stimmt das Bild am PC dann in etwa mit dem in den 10x/22-Okularen überein. (Am linken oberen Rand ist manchmal eine ganz kleine Vignettierung erkennbar, was auch daran liegen dürfte dass der Sensorchip nicht ganz zentral sitzt ... die andere Option wäre halt ein 0.5x-Adapter, aber dann wäre der Ausschnitt schon unnötig klein fürchte ich?).

In den letzten Tagen habe ich viel mit Stackingsoftware herumprobiert (CombineZP, Picolay, Toupview, Helicon-Demo, Zerene-Demo) und komme momentan mit Zerene-DMap in Kombination mit einem dezenten GIMP-Nachschärfen auf die besten Resultate. Folgend ein paar Beispiele:


Der "Werksschliff" eines Konosuke HD2 Gyuto (50x BF).


Das gleiche Messer nach dem ersten eigenen Schliff mit einer ~0.045-mm-Fase (muss noch optimiert werden, 50x BF).


Ein verschwurbeltes altes Rasiermesser (50x DF).

Hoffe euch gefallen die Fotos und vielen Dank nochmal für eure Hilfe!  :)

Frohe Ostern,
Stefan

Peter V.

Hallo Stefan,

ui - dass Du Dich preislich derart professionell ausrüsten wolltest, hätte vermutlich niemand hier gedacht! Das ist natürlich schon die Luxusklasse und Besseres findet man auch in vielen metallographischen Laboren nicht. Das hast Du wohl sehr tief in die Tasche gegriffen.
Ohne Zweifel eines schönes Gerät, ebenso sind Deine Bilder gut. Aber jetzt mal Hand aufs Herz: Ist der Informationsgehalt wesentlich höher als bei den (für meine Begriffe auch schon recht guten) Bildern, die Du mit dem "Billigmikroskop" angefertigt hast?

Herzliche Grüße
Peter


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reblaus

Hi, hi, lieber Peter -

und solch ein weiser Spruch kommt ausgerechnet von Dir  ;D

Herzliche Ostergrüße

Rolf

Peter V.

Lieber Rolf,

wie meinst Du das?

Ich meinte es durchaus ernst, denn die Bilder, die Stefan bislang in diesem Beitrag gezeigt hat, fand ich schon sehr gut und ausagekräftig.

Herzliche Grüße
Peter


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Alfred Schaller

Hallo Stefan,
ein solches Mikroskop würde mich dazu verleiten, nicht nur die geschliffene Oberfläche zu betrachten (dafür ist es eigentlich nicht gedacht), sondern auch die für die Messerschärfe wesentlichen Gefügemerkmale zu ermitteln und zu dokumentieren. Nach dem Ätzen der polierten Oberfläche kann man so z. B. die Korngröße sichtbar machen, die dafür besonders von Belang ist.
Mit metallographischen Grüßen
Alfred Schaller
- gern per Du  / Vorstellung -

reblaus

Lieber Peter -

ich meine damit, dass der Drang zum Ausbau und Verbesserung von Mikroskopen, Mikroskopteilen und -sammlungen sich sehr oft von der ursprünglich beabsichtigten Anwendung "emanzipiert" hat, wobei letztere dann gleichzeitig zur willkommenen Ausrede wird, wie sie z.B. der Sammler von Kfz-Oldtimern nicht  o.ä. nicht zur Verfügung hat.

Viele Grüße

Rolf

Klaus Herrmann

Hallo Stefan,
gratuliere zum ordentlichen Mikrosköpchen ;) Wenn ich das richtig sehe hast du hinten 2 Lampenhäuser mit Spiegelkasten zum Umschalten. das hat man eigentlich nur in der Kombi HBO und Halogen-Beleuchtug. Aber was machst du mit der HBO? Deine Klingen werden doch kaum Eigenfluoreszenz zeigen?
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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stefan_

Hallo,

@ Peter: bezüglich des Preis-/Leistungsverhältnisses war das Bresser-Mikroskop zusammen mit Ikea-Jansjö nicht zu schlagen, das stimmt! Aber es gibt es doch ein paar Punkte, die für mich insgesamt dann doch eine deutliche Verbesserung bringen:

- Beim 10x-Objektiv hing die Kratzersichtbarkeit früher immer stark von der exakten Lampenposition ab. Das ist jetzt nicht mehr so - Messer auf den Tisch, Helligkeit einstellen, fertig - alles schön reproduzierbar. Außerdem war bei der alten Variante auch immer eine deutliche Randunschärfe zu beobachten, die sich auch durch Refokussieren nicht beheben ließ.

- Die größte Arbeitserleichterung ergibt sich aber beim 40x- (Bresser) bzw. 50x- (Leica) Objektiv. Früher kam so wenig Licht zwischen Objektiv und Schneide, dass die Aufnahmezeit und "Gain" der Kamera in Richtung Maximum gedreht werden mussten, folglich war auch das Fokussieren langwierig. Zwischendurch habe ich außerdem öfters mal geflucht, da das auf zwei Neodymmagnete-Grüppchen balancierte Messer entweder dank Schwerkraft platt auf die Magnete zurückgeklappt ist oder alternativ oben gegen das Objektiv gescheppert ist. Das ist jetzt sehr viel einfacher und angenehmer (das 40x-Bresser-Bild oben war so ein "Glücksfall", bei dem grade alles gepasst hatte, oftmals waren die Aufnahmen hier nicht so toll ...). Daneben habe ich jetzt noch die Möglichkeit einer optionalen 1.5x-Tubuslinse oder des 100x-Objektivs, d.h. bei der Vergrößerung ist sogar noch etwas Luft nach oben (obwohl sich letzteres nicht mehr ganz so viel gibt, N.A. 0.85 vs. 0.90).

Aber insgesamt hat @ Rolf bestimmt auch Recht - mich fasziniert die Technik und das innere "Spielkind" hat da bestimmt ein Wörtchen mitgeredet. Bin auf jeden Fall sehr zufrieden jetzt. :)

@ Alfred - Eine Gefügeuntersuchung wäre bestimmt spannend! Dafür müsste ich die Oberfläche vermutlich sehr gut polieren vorher? Ich denke ich werde das mal an einem billigen Messer testen nächstes Wochenende, bei einem etwas wertvolleren Messer bringe ich es glaube ich nicht übers Herz da mit Nital oder so drauf herumzuätzen. :D

@ Klaus - es ist 2x eine 100-W-Halogenbeleuchtung (mit und ohne Reflektor); ursprünglich war nur das Lampenhaus ohne Reflektor dran. Um im Dunkelfeld noch ausreichend Licht zu haben wurde mir das Lampenhaus mit Reflektor nahegelegt ... das andere "alte" gab es dann noch mit dazu, folglich hab halt beide dran montiert, da die eine Position ohnehin frei war. ;)

Viele Grüße
Stefan

Bob

Hallo Stefan,
da hast Du Dir ja ein tolles Mikroskop gegönnt! Deine Arbeitsergebnisse zeigen, dass es bei Dir in den richtigen Händen ist. Da könntest Du auch eine Petrischale draufstellen, und eine Tümpelprobe ansehen.... (klitzekleiner Versuch des Anfixens eines neuen Tümplers)
Das Anätzen könntest Du auf den Bereich beschränken, der beim nächsten Abziehen sowieso zurückgesetzt wird. Die nötige Einwirkzeit liegt dabei im Bereich von Sekunden, man muss sich also vorher überlegen, wie man den Vorgang dann elegant abbricht.
Ich habe neulich mal eine Materialprobe geschliffen und poliert. Das ist gar nicht einfach, eine riefenfreie Oberfläche hinzubekommen.

Viele Grüße,

Bob