Inverses Auflichtmikroskop für die Untersuchung von Klingen

Begonnen von stefan_, Januar 04, 2018, 16:29:03 NACHMITTAGS

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

stefan_

Hallo,

Dieser Thread wurde aus der "Suche"-Kategorie des Mikro-Marktes hierher verschoben, da sich eine allgemein interessante Diskussion entwickelt hat.

Herzliche Grüße
Peter



Hallo liebes Forum,

ich bin auf der Suche nach einem inversen Auflichtmikroskop, auch wenn ich die Chancen eins zu finden als eher gering einschätze - aber wer nicht wagt ... (und vielleicht hat ja momentan jemand eben so ein Gerät in der Ecke als Staubfänger stehen, welches er verkaufen könnte/möchte). :)

Es geht dabei um Folgendes: ich schärfe in meiner Freizeit hobbymäßg (Koch-)Messer. Zur Inspektion der Schneide nutze ich ein simples Bresser-Durchlichtmikroskop in Kombination mit einer Ikea-Jansjö-Lampe und einer Touptek-Okularkamera. Momentan bekomme ich damit z.B. solche Aufnahmen hin:

https://image.ibb.co/cs15Ok/Guede_Spy_UF_10x_platt_EDF.jpg (10x-Objektiv)

https://image.ibb.co/kuVApQ/Global_NSS12k_Dia025_40x_platt_EDF.jpg (40x-Objektiv, s/w invertiert)

In Kombination mit dem 40x-Objektiv geht das mit dem seitlichen Auflicht gerade noch so, obwohl es da schon ein Gefrickel ist, noch vernünftig/reproduzierbar Licht auf die Schneide zu bekommen. Daher würde ich hier nun gerne "ausbauen" und suche ein Mikroskop mit (ungefähr) den folgenden Eigenschaften:

- Auflichtmikroskop.
- Bino (Trino wär natürlich super).
- Inverse Bauart (um die Gefahr zu verringern, mit der Schneide gegen die Objektive stoßen zu können; Rasiermesser könnten zudem praktischerweise einfach plan aufgelegt werden).
- Bei den Objektiven bin ich insbesondere an den höheren Vergrößerungen interessiert, also 50x oder falls möglich 100x.
- Um die Schleifriefen besser sehen zu können, wäre Dunkelfeld noch toll (vgl. z.B. http://www.tomonagura.com/objet-d-art/microphotography/edges-bevels-and-more/5k-edge--50x.html).

Falls jemand so etwas verkaufen möchte, würde ich mich über Angebote freuen!

Viele Grüße
Stefan

Bob

Hallo Stefan,

das ist ja mal eine interessante Verwendung für die Arbeitsmethode Mikroskopie!
Es gibt/gab inverse Auflichtmikroskope genau für diese Anwendung, Werkstoffprüfung.
Häufiger zu finden sind Auflichtmikroskope in der "richtig-herum-Version". Zeiss Jena hatte sowohl für invers/Werkstoff als auch für normal/Zeiss Jena NF die Zubehör-Option "Mikrohärteprüfung". Das wäre vielleicht auch was für Dich!
Die Auflicht-Objektive von Zeiss Jena haben 50x n.A 0,8 und 100x n.A 1,25?. Für letzteres bräuchtest Du Ölimmersion, das könnte schwierig werden, weil Dein Objekt ja eine Kante und keine Fläche ist. Der Gewinn an Auflösung ist jetzt auch nicht so gewaltig.

Das Bild wird im Auflicht auch kontrastreicher, wenn man mit Polarisationsfiltern arbeitet. Also einen vor der Leuchte, einen im Beobachtungsstrahlengang. Dann den einen drehen, bis gut.

Zeige gerne mal näher, was Du da so machst. Es gibt auch eine Parallele zur Mikroskopie: Hier werden sehr scharfe Messer für dünne Schnitte mit dem Mikrotom verwendet. Um das nötige Schärfen der Messer wird dabei viel Aufhebens gemacht.

Viele Grüße,

Bob



Herbert Dietrich

Hallo Safari,

spezielle inverse Auflichtmikroskope für die Materialprüfung gibt es. Sind nicht ganz billig.
Mit etwas Phantasie kann man auch das Olympus von unten beleuchten, mit den LED's ist kein Ding unmöglich, TOYOTA.

Herzliche Grüße
Herbert

Dr. Jekyll

Hallo Safari,

Das Zeiss IM z.B. kann als Auflichtmikroskop ausgestattet sein. Hiermit kann Auflichtfluoreszenz eingesetzt werden. Es gibt zu IM auch Revolver für die dicken HD Objektive. Diese sind auch Auflichtobjektive. Die Beleuchtung kommt in diesen Fällen nicht von oben, sondern es wird eine Lampe hinten ( oder seitlich) am Mikroskop angeschlossen.
Beste Grüße
Harald

Klaus Herrmann

Hallo Wolfgang,

Zitatdie Bezeichnung inversen Auflichtmikroskop verwirrt mich etwas

Doch das gibt es schon. In der Metallografie werden sie immer wieder mal eingesetzt. Haben den Vorteil dass der Schliff nicht extra plan auf den OT gedrückt werden muss. Man legt ihn umgekehrt auf den Tisch und dann liegt er automatisch plan. Von CZJ gab eine große Maschine und auch von Reichert kenne ich eine.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Peter V.

#5
Hallo,

von Reichert hieß das entsprechende Gerät "MeF" und von Zeiss Jena "Neophot", beide gab es in verschiedenen Generation. Leitz hatte das "MM5". Beim MeF und Neophot gab es sicher auch Dunkelfeld, beim MM5 weiß ich es nicht sicher.

Dann gab es z.B. auch von Zeiss jena noch das Metaval.

Allerdings: Das sind alle keine Geräte für den Küchentisch ;-) (ok, das Metaval bedingt)

Ein Neophot zum Schnäppchenpreis  ;) gibt es sogar gerade auf Ebay:

https://www.ebay.de/itm/ZEISS-NEOPHOT-2-KAMERAMIKROSKOP-AUFLICHTMIKROSKOP-REFLECTED-LIGHT-MICROSCOPE-PO/282645952884?hash=item41cf02f974:g:oJgAAOSwJeZZtCrS

Herzliche Grüße
Peter


Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

stefan_

Hallo Forumiten,

danke schonmal für die bisherigen Antworten!

@ Bob: Danke für den Tip mit dem Polarisationskontrast - wenn ich es schaffe kann ich ja morgen mal kurz was zum Schärfen schreiben (in einem eigenen Thread).

@ Safari: Stimmt, eigentlich wäre es eher ein inverses "Unter"lichtmikroskop. :) Also ich meine auf jeden Fall wie von Herbert, Harald und Klaus korrekt gedeutet eines mit "Licht-hin-und-zurück" durchs Objektiv.

@ Peter: Wenn ich das Neophot anschleppe werde ich von meiner Freundin standrechtlich erschossen.  ;D

Wirklich gut zu finden sind solche Geräte ja irgendwie nicht. Bei Herrn Woitzik habe ich eines gesehen (teuer), und dann noch eines in UK (https://www.abex.co.uk/esales/optical/nikon/microscope/epiphot/000_s02948/index.php). Angebote aus den USA wegen Zoll mal außen vor ...  ::)

Nächtliche Grüße
Stefan

Dr. Jekyll

Hallo Sefan,

Auch ein Leitz Diavert kommt in Frage. Hierfür gibt es einen Auflichtrevolver und eine entsprechende Beleuchtungsvorrichtung. Es passt auf das Diavert auch der Auflichtrevolver des Ortholux II.
Beste Grüße
Harald

CMB

#8
Moin in die Runde,

auch das Chemikermikroskop nach Waldmann kommt als kleine und preiswerte Lösung in Betracht.

Die seitlichen Spiegel lassen sich für die Auflichtmikroskopie nutzen oder aber ein passender Zwischentubus vom Orthoplan( den ich immer noch suche).

Allerdings sehe ich bei der Spiegellösung beim 100 er Objektiv wegen des typischerweise geringen Arbeitsabstandes Probleme.

Man kann zur Realisierung von Auflicht auch die Mini LED Leuchte Rofis TR 10 benutzen. Sie ist extrem klein -passt eigentlich wirklich überall, auch bei beengten Verhältnissen, hin- hat einen schwenkbaren Kopf, mit dem man beinahe jeden Winkel einstellen kann und einen Magnetfuss, der (ggfs mit einem am Mikroskop aufgeklebten Magnetband) eine sichere, aber bewegliche Montierung ermöglicht.Damit lassen sich sonst nur extrem aufwändig zu realisierenden  Beleuchtungswinkel erzielen, die auch sehr verborgene Strukturen sichtbar machen können. Die 900 lm sind mehr als ausreichend....Ist aber eher etwas für Kollegen, die sich Zeit nehmen ( können)..😄

Im übrigen gibt es für die Beurteilung von Schneiden im Bereich der Messmikroskope Lösungen.

Gruss in die Runde

CMB

Peter V.

Hallo,

geht es denn ausdrücklich auch um Dunkelfeld oder reicht Hellfeld?

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Wutsdorff Peter

Hallo Stefan,
wie wäre es mit einem Leitz Härteprüfmikro "Durimet"  40x  + (80x ?) ohne Öl.
Vor einigen Jaheren hatte ich es im Forum angeboten, aber keiner wollte es haben.
Du kannst auf dem Tich, der mit Mikrometerschrauben in x- un y- Richtung verfahrbar ist, mit Hilfe eines kleine Schraubstockes, den Du Dir noch kaufen mußt, die Klinge einspannen. Dann hast Du alles, was du brauchst.
Wenn ich die Bilder finde, bringe ich sie.
Gruß  Peter

Hugo Halfmann

Viele Grüße aus dem Bergischen Land

Hugo Halfmann

wilfried48

#12
Hallo,

von allen inversen biologischen Mikroskopen bei Zeiss, gab es und gibt es auch die inverse Auflichtmikroskopvariante mit Beleuchtung durch die Objektive, vom urpsrünglichen schwarzen über die grauen ID, IM35, ICM 405 bis zu den modernen Axios.

Legendär der Axiomat in der inversen Auflichtvariante mit einem Zweizylinder BMW Motorrad als Objekt obendrauf:

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/f7/Axiomat_with_BMW_motor_cycle_on_top_%286895200642%29.jpg

viele Grüsse
Wilfried
vorzugsweise per Du

Hobbymikroskope:
Zeiss Axiophot,  AL/DL/Ph/DIC/Epi-Fl
Zeiss Axiovert 35, DL/Ph/DIC/Epi-Fl
Zeiss Universal Pol,  AL/DL
Zeiss Stemi 2000 C
Nikon Labo-/Optiphot mit CF ELWD Objektiven

Sammlung Zeiss Mikroskope
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=107.0

TPL

Hallo Stefan,

Hugo hat es gerade geschrieben: im Programm von Carl Zeiss (West) gab es ein Mikroskop, das Deine Anforderungen fast exakt erfüllt und dennoch voll "küchentischtauglich" ist, nämlich das STANDARD Metallmikroskop. Der Haken daran: es hatte einen Revolver mit drei oder vier RMS-Anschlüssen. HD-Objektive können zwar adaptiert werden, aber Dunkelfeld-Beleuchtung (auf die Du bei Deiner Anwendung auf keinen Fall verzichten solltest) ist damit nicht möglich.

Es gab aber noch zwei weitere geeignete, leider sehr seltene und/oder extrem gesuchte Modelle:
– das Carl Zeiss Auflichtmikroskop (englisch: Epi Microscope) mit einem M24-Vierfachrevolver und das
– das Carl Zeiss Mikroskop für Tiefenmessungen mit RMS-Einzelobjektivhalter, der aber gegen den o.g. Revolver autauschbar ist.

Beide sind aufrecht (also nicht invers), aber durch den weiträumigen Verstellbereich des Tubus' ist die Gefahr von Karambolagen, auch mit unförmigen oder großen Objekten gering. In Kombination mit den älteren HD-Objektiven (Gravur "Aufl. HD") und deren eher geringen num. Aprturen ist der Schärfebereich auch beim 40/o,65 angenehm weit. Die späteren Objektive (Gravur "Epiplan-HD") haben z.T. ausgesprochen hohe num. Aperturen (40/o,85 - 80/o,95 - 100/1,25 Oel), erfordern aber dadurch heftige Feintrieb-Nutzung, um räumlich auch nur wenig ausgedehnte Objekte scharf zu sehen. Außerdem sind die Arbeitsabstände extrem gering.

Viel Spaß bei der weiteren Suche (bei der ich Dich gerne unterstütze),
Thomas

reblaus

Hallo Stefan -

von normalem Auflicht durch das Objektiv wärst du bei deinen Objekten möglicherweise enttäuscht - gerade bei höheren Vergrößerungen. Mit deiner jetzigen Schrägbeleuchtung kriegst du z.B. schöne Schatten von den Riefen, die beim schattenlosen Auflicht recht flau sind und erst bei der Anwendung von Interferenzkontrast (DIC, sauteuer) wieder farbig auffallen. Deshalb sind gebrauchte Epiplan-Objektive (ohne D) auch recht preiswert auf dem Gebrauchtmarkt zu kriegen.
Deshalb würdest du vermutlich HD-Auflicht wollen. Die entsprechenden Objektive, Kondensoren und Reflektorschieber sind für aufrechte Mikroskope auf dem Gebrauchtmarkt nicht allzu selten und relativ erschwinglich, aber bei inversen wird es sehr schwierig.
Deshalb habe ich mal ein Demo gemacht. Ich bin Biologe und habe mit Metall-Auflicht wenig zu tun. Deshalb nur auf die Schnelle mit Epiplan Neofluar HD 20x am Axioskop fotografiert, unbearbeitet. Dünne Mikrotomklinge am Übergang zur Schleifkante.

Auflicht durch das Objektiv:


Auflicht DIC durch das Objektiv (mit Lambda-Platte):


Auflicht-Dunkelfeld, ringförmig unter das Objektiv gestrahlt:


Stärkere HD-Objektive habe ich keine mehr, denn diese liefern nur bei Spezialanwendungen ansprechende Bilder.

Viele Grüße

Rolf