Dünnschliff Kinne-Kulle-Diabas

Begonnen von derda, Juli 21, 2018, 13:11:05 NACHMITTAGS

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derda

Hallo liebe Dünnschlifffreunde,

heute zeige ich den nächsten Schliff meiner Ostseesteinbeute. Es handelt sich um einen Kinne-Kulle-Diabas.
Der Stein hat relativ große Augite (im LPL weiß, im XPL bunt), die sich wie Kugeln aneinanderschmiegen. Dazwischen befinden sich verwitterter Olivin und opake Minerale (Oxide?) (im LPL grünlich, im XPL eher dunkel).

Für Schleifanfänger ist dies ein äußerst dankbarer Stein, da er sich leicht schleifen lässt. Dank vieler Plagioklasleisten ist die Schliffdicke auch super zu kontrollieren.



Da ich eine Anfrage zur Schliffherstellung bekommen habe, kurz die Arbeitsschritte:

1. mit den Hammer ein paar Scherben abschlagen
2. Schleifen mit 125µm Körnung
3. Schleifen mit 10µm Körnung
4. Aufkleben mit Kranz-UV-Kleber => klebt nach zehn Jahren immer noch wie am ersten Tag
5. Bestrahlen mit einer UV-Taschenlampe
6. Schleifen mit 125µm Körnung
7. Schleifen mit 10µm Körnung
8. Mit Spüli abwaschen
9. mit dem Fön trocknen
10. mit einem Pinsel evtl. vorhandene Fusseln entfernen
11. Deckglas mit UV-Kleber drauf
12. wieder Bestrahlen
13. Klebereste mit dem Cuttermesser entfernen
14. Beschriften



Die Übersichtsaufnahme wurde wie folgt aufgenommen:

1. auf dem Tablet eine weiße Seite öffnen => Licht voll aufdrehen
2. einen Polfilter auf den Schliff legen
3. Fotografieren



Für die Herstellung und Dokumentation kamen lediglich ein 10x Einschlaglupe (keine teure Juweliereinschlaglupe von Ebay  ;D), ein Tablet und eine Kompaktkamera zum Einsatz.

Noch einige Mikroskopaufnahmen:

verwitterte Olivinreste im LPL:


verwitterte Olivinreste im XPL:


Augite und opake Minerale im LPL:


Augite und opake Minerale im XPL:


Viele Grüße

Erik

ADOMACRO

Hallo Erik, herzlichen Glückwunsch fantastische Arbeit !!!!!!

Welche Art von Material verwenden Sie zum Schleifen?
Siliciumcarbid?
Grüße

derda

Hallo Adomacro,

ich verwende Diamantschleifscheiben => es geht aber auch mit losem Schleifpulver.

Viele Grüße

Erik

ADOMACRO

Zitat von: Erik W. in Juli 21, 2018, 13:49:11 NACHMITTAGS
Hallo Adomacro,

ich verwende Diamantschleifscheiben => es geht aber auch mit losem Schleifpulver.

Viele Grüße

Erik
Vielen Dank
Grüße

Dünnschliffbohrer

Hallo Erik,
der Schliff ist ja sehr schön geworden!

Ich hab mal ein paar Fragen zu deiner Technik:
Was sind das genau Diamantscheiben? Hast du sie in einer Maschine eingespannt, wenn ja in was für einer? Und wie kühlst du es? Hast du eine Abdeckung damit das Kühlwasser nicht überall herumspritzt?

Mit dem UV Kleber von Krantz habe ich auch schon meine Erfahrungen. Er klebt tatsächlich  bombenfest, aber nur wenn er frisch ist.wenn er ungefähr ein halbes Jahr alt ist, dann kann man noch versuchen ihn ganz lange zu belichten. ist dennoch älter, dann hilft gar nichts mehr– er wird immer klebrig bleiben. Leider schafft man es kaum, selbst mal viele Schliffe vorbereitet, ein angebrochenes Fläschchen auch nur annähernd vor dem Ablauf der Verfallszeit aufzubrauchen. Wie löst du dieses Problem?
Einen schönen Sonntag noch!
"Und Gott sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; und er schuf um ihn Laubmoose und Lebermoose und Flechten und ein Mikroskop!"
[aus: Kleeberg, Bernhard (2005): Theophysis, Ernst Haeckels Philosophie des Naturganzen,  S. 90]

derda

Hallo Sebastian,

Diamantschleifscheiben gibt es bspw. im Metallographiebedarfshandel. Manch einer hier im Forum bestellt sie sogar in Hongkong. Es gibt sie zum Aufkleben oder auf Metallplatten, ich benutze letztere.

Du legst die Diamantscheibe auf eine plane Glasplatte und gibtst ein wenig Wasser dazu. Mehr braucht es nicht. Wenn du schneller sein möchtest benutzt du eine Schleifmaschine => ich habe ein, diese jedoch für diesen Schliff nicht benutzt.

Mein Krantz Kleber hat noch 48€ gekostet => ist also wirklich alt. Er klebt wie Bombe. Allerdings müssen die Flächen natürlich supertrocken sein und dann kann schon mal mehrere Stunden in der Sonne in Anspruch nehmen. In der prallen Sonne härtet der Kleber übrigens auch bestens aus, falls man keine UV-Lampe hat.

Viele Grüße

Erik

plaenerdd

Hallo Dünnschliffbohrer,
der "UV-Kleber 665 von CONLOC" kostet 20g ca. 20,-€. Ich habe den vom Glaser zwei Straßen weiter gekauft. Damit werden z.B. Gläser für Duschkabinen verklebt. Den Tip habe ich von Thomas "mikromax" hier aus dem Forum. Er benutzt diesen schon lange für seine professionellen Dünnschliffe. Kommt für 2 min in die Blaulichtbox zum Fingernagelgelhärten (kostet auch nur 20,-€ und hat die gleichen Leuchtmittel, wie die teuren Teile aus dem Laborhandel). Mein Kleber ist über ein Jahr alt und ich habe damit gestern erst einen Dünnschliff eingedeckt. Leer werden wird die Flasche sicher nicht, aber das Preis-Leistungsverhältnis ist besser. Schwierig wird es nur dort, wo die Schichtdicke größer ist (z.B. zwischen DG und OT neben dem Schliff) dort wird der Kleber nicht ganz fest. Das hat aber auch den Vorteil, dass man herausgelaufene Reste gut mit Aceton entfernen kann. Masn muss aber aufpassen, dass man wirklich den "665" bekommt, der sehr dünnflüssig ist. Den kann man, wenn man zuwenig genommen hat vom Rand her problemlos nachfüllen und es sind optimale Schichtdicken möglich. Ich hatte zuerst den "668" geliefert bekommen, den die Glaser wohl lieber nehmen, aber der hat die Viskosität von Alleskleber.
LG Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

derda

Hallo Gerd,

ich vermute ganz stark, daß deine Lichtquelle nicht kurzwellig genug ist. Wenn der Kleber nach einigen Stunden in der prallen Sonne aushärtet liegt es vielleicht daran.
Von all den Kosten und Mühen, die die Schliffherstellung mit sich bringt, sind die 20Ct. für den Kleber sicher ein zu vernachlässigender Posten. Am meisten schlägt der Arbeitsaufwand zu Buche => bei einem reinem Handschliff benötige ich eine gute Stunde für einen Schliff (Trocknungszeiten nicht mitgerechnet). Mit Schleifmaschine sind es bestimmt immer noch 15-20 Minuten, wobei die meiste Zeit für die letzten Schleifzüge benötigt wird, da die Schliffdicke häufig kontrolliert werden muss.

Viele Grüße

Erik


derda

Von dem Superkleber aus dem Video habe ich noch eine ganze Schachtel voll, falls den jemand haben möchte kann er sich gerne bei mir melden.

Florian D.

Erik hat mir zu meiner grossen Freude einen Schliff dieses sehr interessanten Gesteins geschickt (nochmals vielen Dank Erik!), weshalb ich auch ein paar Fotos davon zeigen möchte.
Auf dem ersten Bild sieht man sehr schön die zwei Spaltbarkeiten die sich unter ca. 90 Grad schneiden in einem Kopfschnitt des Pyroxens.

Auf dem 2. und 3. Bild das opake idiomorphe Material. Könnte das Pyrit sein? Sowie ein Glimmer von grünlicher Farbe.
Einmal in LPL und XPL. Sind die Kristalle in den Plagioklasen Apatite?

Viele Grüsse,
Florian

derda

Hallo Florian,

das grünlich gefärbte wird wohl grüne Hornblende sein, die sich durch Umwandlung des Augits gebildet hat (Uralitisierung). Bei mir im Schliff habe ich auch Interferenzfarben höherer Ordnung an einigen Stellen finden können, vielleicht hat dort auch eine Chloritisierung stattgefunden.

Zur Identifikation der opaken Bestandteile müsste ich einen Anschliff anfertigen. Leider habe ich aktuell kein geeignetes Schleifmittel dafür zur Hand.

LPL:


XPL:

olaf.med

Lieber Erik,

Chlorit zeichnet sich eigentlich immer durch niedrige Interferenzfarben aus. Deine Substanz mit Interferenzfarben höherer Ordnung muss also etwas anderes sein.

Bei den Opakpahsen handelt es sich mit größter Wahrscheinlichkeit um Magtetit ± Ilmenit.

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

derda

Hallo Olaf,

es kann auch Talk sein. Leider sind es nur ganz kleine Bereiche, die aus der Hornblende herausstechen.

Viele Grüße

Erik

Florian D.

#14
Ein kleiner Nachtrag zu dem Kinnekulle Diabas.
Nachdem ich seit der Kornrade Dank Olaf im Besitz eines Universaltisches bin, habe ich jetzt versucht, den Anorthitgehalt der Plagioklase zu bestimmen.
Dabei habe ich eine kleine Überraschung erlebt. Der erste Kristallzwilling ,den ich vermessen hatte, war sehr gross, nach dem Albit-Ala Gesetz verzwillingt und ergab einen Anorthitgehalt von nur ca 30%, was für einen Basalt doch recht wenig ist. Gestern vermass ich dann nochmal einen der typischen kleinen Kristalle. Dieser war nach dem Karlsbad Gesetz verwachsen und ergab sehr genau einen Anorthitgehalt von 57%, was besser zu einem Basalt passt. Daher vermute ich, dass es sich bei dem grossen Kristall um ein Relikt des Ausgangsmagmas handelt.
Hier
https://archive.org/stream/neuesjahrbuchfrm1877leon/neuesjahrbuchfrm1877leon_djvu.txt
wird der Plagioklas von Kinnekulle als Labradorit angesprochen. Das würde also passen.

Viele Grüsse
Florian