S/W-Versuche bei zwei prototypischen Ciliaten

Begonnen von Ole Riemann, Oktober 20, 2018, 09:31:52 VORMITTAG

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Ole Riemann

Liebe Kollegen,

in der letzten Zeit habe ich mit einem etwas anderen Stil bei meinen Mikrofotos experimentiert und manche Fotos nachträglich in eine Graustufendarstellung gewandelt. Mir gefällt daran der minimalistische, streng dokumentarische Bildcharakter, der eine volle Konzentration auf das Objekt gewährleistet. Natürlich kann man dies nicht bei allen Objekten anwenden; wo Farben eine wichtige, auch ästhetische Rolle spielen, z.B. bei Protozoen mit symiontischen Algen, würde man bei einer S/W-Darstellung wichtige Bildinformationen verlieren.

Bei den beiden hier vorgestellten Objekten - dem prototypischen Ciliaten Paramecium caudatum, dem berühmten Pantoffeltierchen, und einem Glockentier, vermutlich die Art Pseudovorticella vestita, finde ich diese Darstellungsform aber interessant und angemessen.

Alle Aufnahmen sind geblitzt unter Einsatz des Blitzwürfels von Jürgen Stahlschmidt. Ich verzichte auf Beschriftungen, da die Strukturen dieser klassischen Objekte ja gut bekannt sind.

Das Pantoffeltier - links noch frei beweglich, rechts leicht unter dem Deckglas eingeklemmt:



Eine der beiden kontraktilen Vakuolen mit Ampullen und Sammelkanälen, die weit in die Zelle hineinziehen:



Zellrand im optischen Schnitt mit dem Extrusomensaum:



Das Glockentier Pseudovorticella vestita - links im ungestörten Zustand, rechts kontrahiert:



Interessante Pellikula-Struktur mit blasenförmigen Alveolen (links), Fokus auf des Zellinnere mit Mitochondrien (rechts):



Gequetschtes Exemplar mit gewundenem Makronukleus:



Beste Grüße

Ole

Bob

Hallo Ole,

danke fürs Zeigen - sehr beeindruckende Bilder!
Hat das Glockentierchen etwa ruhig gehalten, um sich fotografieren zu lassen? Ich hatte viele Glockentierchen in meinem Tümpelaquarium und habe ein bisschen mit Hochgeschwindigkeits-Videos herumexperimentiert, und meine waren sehr lebhaft und schwer zu verfolgen.

Die Schwarz-Weiß-Darstellung gefällt mir für diese Objekte gut. Die Farben sind bei machen Objekten eher Verunreinigung als Bildinformation.

Viele Grüße,

Bob

anne

Hallo Ole,

einfach toll! Super Idee.

ich finde auch gut, dass Martin, Michael und Du inzwischen schreiben, welche Bilder an einem gequetschten/festgeklemmten Exemplar entstanden sind.
Das führt einfach zu einer realistischeren Sichtweise des fotografisch möglichen.

lg
anne

Ralf Feller

Hallo Ole,
ich finde die Umwandlung in sw auch super,
man konzentriert sich auf das Wesentliche.
Und manchmal kommt vielleicht eine Schönheit die von einer leichten chromatischen Abberation gestört würde
besser zum tragen.

tolle Bilder, Gruß Ralf

Martin Kreutz

Hallo Ole,

ich durfte Deinen neuen s/w Style ja schon vorher sehen. Mir gefällt er auch, zumal ich selbst ja auch den grauen Hintergrund bevorzuge. Auch ich stelle manchmal auf s/w um, wenn die Zahl der chromatischen Artefakte ohne Riesenaufwand nicht mehr zu beseitigen ist und wenn es das Objekt zulässt, also keine farbigen Komponenten enthält, die relevant sind. Tatsächlich sind die meisten Fotos in wissenschaftlichen Veröffentlichungen auch s/w. Strukturelle Details kommen vielleicht sogar besser durch. Aber es gibt natürlich auch noch den ästhetischen Effekt. Muss man eben abwägen, wie immer bei der Bildbearbeitung.

Martin


Michael

Hallo Ole,

ich finde diese S/W-Stil auch hervorragend! Es ist bei Dir sicherlich ein ästhetisches Stilmittel und nicht eine Methode, um chromatische Artefakte zu entfernen. Für uns "Normalsterblichen" möchte ich aber zu bedenken geben, dass sich chromatische Artefakte auch im S/W-Bild niederschlagen. Hat man also vor, diese durch ein S/W-Bild zu entfernen, ist es wohl sinnvoll, mit einer (möglichst) monochromatischen Beleuchtung zu arbeiten und damit Farbsäume etc. von vornherein zu vermeiden und dann nach S/W zu konvertieren.

Viele Grüße

Michael
Gerne per Du