Mein erstes Zeckenpräparat

Begonnen von Peter G., Juni 21, 2019, 13:13:46 NACHMITTAGS

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Peter G.

Hallo an die Zeckenliebhaber (und die, die es werden wollen  ;D)

Mein erstes Zeckenpräparat will ich Euch zeigen, weil ich mit der Forumssuche nur wenige Zeckenbilder im reinen Hellfeld gefunden habe.
Zudem weisen meine Exemplare eine guillochenähnliche Struktur auf dem Hinterleib auf, die ich bei den Forumsbildern nicht gesehen habe.

Die Zecken wurden in KOH aufgehellt (1 Stunde Backofen bei 80ºC), danach 2 Wochen in AGA (Alkohol, Glycerin Essigsäure) eingelegt.
Dann mit Wasser gesült, Isopropanolreihe und Euparal.

Die Abbildung zeigt einen Stack aus 20 Einzelaufnahmen (Zeiss Planapo 4/0,16).

Vielleicht gefällt das Tierchen ja doch dem einen oder anderen.

Viele Grüße
Peter


Johann_M

Hallo Peter,

ein sehr schönes, detailreiches Bild.
Ich gratuliere Dir dazu.

VG,
Johann

olaf.med

Lieber Peter,

ein übles Vieh, aber eine wirklich sehr schöne Aufnahme. Hast Du eine Ahnung woher das regelmäßige Muster auf dem Leib kommt? Wenn es Wachstumsspuren auf dem Chitin-Panzer sind wären sie ja möglicherweise auch im polarisierten Licht attraktiv.

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

Dünnschliffbohrer

ZitatHast Du eine Ahnung woher das regelmäßige Muster auf dem Leib kommt?

Hallo Olaf,
ich weiss zwar nicht, ob meine Deutung sstimmt, aber ich hatte immer angenommen, dass es so eine Art Reservefalten sind, damit sich das Tierchen so richtig den Hinterleib vollsaugen kann.
Ansonsten haben viele Arthropoden sehr dekorative Oberflächenskulpturen/-verzierungen aussen auf dem Chitinpanzer - das findet man auch bei den fossilen Vertretern.
"Und Gott sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; und er schuf um ihn Laubmoose und Lebermoose und Flechten und ein Mikroskop!"
[aus: Kleeberg, Bernhard (2005): Theophysis, Ernst Haeckels Philosophie des Naturganzen,  S. 90]

Peter G.

Hallo Johann, Hallo Olaf,

vielen Dank für die lobenden Worte, ich freue mich auch sehr, dass mir das Präparat so gut gelungen ist.

Nach viiielen folgenlosen Zeckenbissen haben die Viecher für mich den Schrecken verloren. Ich lasse mich regelmäßig gegen FSME impfen und Zecken werden zeitnah mit der Zeckenpinzette entfernt, was das Borellioserisiko sehr stark minimiert.

Was dieses Muster angeht muss ich gestehen, dass ich kein Milbenexperte bin, sondern eher der "homo ludens" der Mikroskopie.
Ich habe zu dem Muster im Netz auch nichts gefunden. Wachstumslinien wären mir aber plausibel, was aber nix heißt... ;D

Ich habe nun noch schnell zwei Aufnahmen mit einfacher Polarisation gemacht (Polarisator auf der Leuchtfeldblende, Analysator im umgebauten Klapp-Vergrößerungswechsler unter dem Tubus).
Lediglich der Stechapparat und die Borstenansätze an den Beingliedern sind auffällig, die Musterlinien jedoch nicht.

Aber vielleicht kann noch jemand helfen. Interessant sind diese Muster doch sehr.

Viele Grüße
Peter

p.s.: Gerade lese ich von "Reservefalten", was die Unauffälligkeit im polarisierten Licht erklären könnte. (Danke Dünnschliffbohrer!)

Klaus Herrmann

Hallo Peter,
vorbildlich schöne Darstellung. Und durch deine Präparation sind die Beine nicht verkrampft, sondern wunderbar ausgebreitet. Das komplette Rostrum deutet darauf hin, dass du sie nicht aus der Haut herausreißen mußtest. Könnte also ganz unschuldig gestorben sein.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

cabo

Hallo Peter,

sehr schönes Foto. Das schwierige bei Zecken ist ja, wie Klaus schon angemerkt hat, dass die sich im Tode zusammenziehen.

Wie hast Du denn die Beine so schön ausgerichtet?

Gruß

Christian

Peter G.

Hallo!

Ich habe die vier Zecken, die ich zur Verfügung hatte, in Essigsäureethylester-Dampf ins Jenseits befördert und da streckten sie alle achte von sich und das blieb so über den ganzen weiteren Präparationsprozess. Vielleicht ist das ja das "Geheimnis".
Ich hatte im Netz nach einer Methode gesucht, die Tierchen so "human" wie möglich zu betäuben und da bin ich auf Essigsäureethylester gestoßen.
Alle vier Zecken sind "was geworden".

Gruß
Peter

liftboy

Hallo erstmal,

bei den Zecken wie den Milben kann man an Hand der Kutikula-Muster sowie der Geschlechtsöffnungen die Art bestimmen.
Meiner einer nutzt zum töten/entspannen von Insekten das Fangmedium nach Vitztum:
Ethanol 60% 10ml
Glycerin 1 ml
Eisessig 1 ml
Spülmittel 1 Tropfen

Die Tierchen versterben kurzfristig und strecken sich dabei schön aus; auch die Spinnentiere!

Grüße
Wolfgang
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=785.msg3654#msg3654
LOMO-Service
Das Erstaunen bleibt unverändert- nur unser Mut wächst, das Erstaunliche zu verstehen.
Niels Bohr

Peter G.

Hallo Wolfgang,

dieses Fangmittel habe ich auch eingesetzt ("AGA" s.o.), aber erst nach dem Betäuben und dem mazerieren in KOH.
Unter dem Stereomikroskop waren die Tierchen bereits nach der Essigsäureethylesterbehandlung schön gestreckt.

Setzt Du auch KOH ein?

Grüße
Peter

bernd552

Hallo Peter,

ZitatHast Du eine Ahnung woher das regelmäßige Muster auf dem Leib kommt?

Dünnschliffbohrer hat es richtig erfasst.

Folgend eine selbstredende Detailaufnahme der Falten.

LG
Bernd

Peter G.

Hallo Bernd!

Vielen Dank für die beeindruckende Aufnahme. Ich suche gerade einen geeigneten Platz für ein EM  ;D

Ja, das scheint plausibel, die Sache mit dem Faltenbalg. So wird eine erhebliche Ausdehnung in der Länge und eine kleinere in der Breite ermöglicht.

Gruß
Peter

bernd552

.... ups, das Bild ist durch die Forumsoftware qualitativ richtig schlecht hochgeladen worden (mußte es zuvor 3x verkleinern, bis es endlich hochladbar wurde), in dieser Qualität hätte ich es gar nicht hochgeladen.

Sorry.

LG
Bernd

plaenerdd

Hallo Bernd,
trotzdem ein sehr informatives Bild. Sind das Pollenkörner in den Falten?
Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

bernd552

Zitat von: plaenerdd in Juni 23, 2019, 12:25:18 NACHMITTAGS
Sind das Pollenkörner in den Falten?
Hallo Gerd,

nein, es sind 500 nm große Bronchosomen, die Zikaden als Antihaftbeschichtung vor sich selbst schützen.
Damit ist so ziemlich alles in der Natur (Feld und Wiese) kontaminiert.

LG
Bernd