Probenahme von Watt-Schlick-Diatomeen

Begonnen von Carlos, August 29, 2019, 18:03:57 NACHMITTAGS

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Carlos

Hallo Diatomeen-Experten,
Ich bin für einige Tage an der Nordseeküste (Hooksiel). Eine gute Gelegenheit, Wattschlick-Proben zu ziehen. Deshalb meine Fragen:
Wann ist die beste Zeit, Proben von (Nordsee-)Watt-Schlick-Diatomeen zu ziehen?
Bei ablaufendem Wasser, wenn  Watt-Schlick gerade freigelegt wird?
Bei Niedrigwasser, wenn der Schlick schon längere Zeit freiliegt?
Bei  vollem Tageslicht oder ...?
Wäre schön, wenn jemand bald antworten würde.
Gruß Carlos

Bob

Hallo Carlos,
Deine Fragen kann ich nicht beantworten, aber einen Tipp weitergeben: Diatomeen-reiche Flächen sollen duch ein ganz leichtes farbiges Schillern zu erkennen sein. Ausprobieren konnte ich das selbst noch nicht.

Viele Grüße,

Bob

Carlos

Hallo Bob,
Danke für Deine schnelle Antwort. Selbst hatte ich bisher noch keine Proben gezogen. Eine von mir jetzt gezogene und ,,auf die Schnelle" untersuchte Probe, habe ich bei Ebbe genau dort gezogen, bei dem der Schlick, wie Du beschrieben, ,,bräunlich schimmerte". Was ich (nach Konzentrierung) gefunden habe, waren  sehr viele, lebende  Gyrosigma baltikum –Diatomeen aller Größen neben wenig anderen Typen.
Mein Problem bei der Probenahme war, dass ich auch sehr viel ,,Schwarzen Schlick (Eisensulfid mit Sand?) erwischt hatte. Deshalb meine Frage. Ich werde jetzt versuchen, die braune ,,Schlabberschicht" mit einem Esslöffel besser zu erfassen.
Gruß  Carlos

Bob

Hallo Carlos,
die Schlick-Partikel sind doch viel feiner als die Diatomeen, die groß genug sind, um unter dem Lichtmikroskop etwas herzumachen. Wenn Du die Probe mit einem 25µ Edelstahlgitter filterst, wirst Du einfach und ohne Chemie den Schlick los.
Ich habe zum Thema Diatomeen-reinigen mal anlässlich eines Gruppentreffens was geschrieben: http://www.mikrohamburg.de/Programm/Protokoll_20170917.pdf. Da gehe ich auch auf Schlick und Sand ein.

Viele Grüße,

Bob

Carlos

#4
Hallo Bob,
Danke für den Link (den ich natürlich kannte). Die lebenden Diatomeen im Watt-Schlick sind m.W. ausschließlich in der  ,,braunen Schwabbelschicht" oberhalb der schwarzen Unterschicht des Schlicks enthalten. Bei Flut dürfte der Schlick durch die Wasserbewegung sicher keine scharfe Trennung von brauner  ,,Schwabbelschicht" und schwarzer Unterschicht vorhanden sein.
Diese Trennung erfolgt m.E. erst nach Ablaufen des Wassers. Lebende Diatomeen scheinen sich dann zur Oberfläche (Licht + aerobes Milieu) zu bewegen und die ,,braun-schillernde Schwabbelschicht" zu bilden. Aber wie lange dauert das? Sind einige schneller als Andere? Immerhin sind zwischen zwei Hochwasserständen ca.  12 Stunden Watt-Zustand in Küstennähe, wo ich die Proben nehme!
Gruß Carlos
Übrigens: Ich habe von der gleichen Probenahme Stelle zur selben Zeit auch Proben von trocken gefallenen Wasserpflanzen genommen (Moos, Seetang), die nicht von schwarzen Watt-Schlick überdeckt waren. Die darauf haftenden Diatomeen  kann ich erst später (zuhause) untersuchen.

anne

Hallo Carlos,
Du kannst die Probe in einen flachen Teller geben, mit etwas Fundortwasser.
Darüber legst Du ein Zewa oder ähnliches und stellst den Teller in die Sonne.
Im Normalfall müssten die Diatomeen nach oben wandern zum Licht auf das Zewa.
So erreichst Du eine saubere Trennung vom Schlick.
lg
anne

Carlos

Hallo Anne,
Danke für den Tipp! Ich wusste doch, dass es da noch einen Trick gibt, wie man die lebenden Diatomeen an die Oberfläche locken kann. Ich werde es heute mal probieren. Passen denn auch Diatomeen von 150µm durch das Gewebe?  (Wird sich zeigen.)
Gruß Carlos

Carlos

Hallo Anne,
Hurra!!! Dein Tipp mit dem ,,Dick&Durstig" hat wunderbar funktioniert! Die Oberseite des jetzt noch feuchten Saugpapiers (nach 5h Tageslicht) auf einem Objektträger abgetupft, Deckglas drauf und:   super saubere, lebende Diatomeen (nur neben Bakterien, die nicht stören)!
Allerdings jetzt kommt der ,,Hammer": Die Unterseite des Saugpapiers auf gleiche Weise auf einem Objektträger abgetupft, Deckglas drauf:  jede Menge saubere, lebende Diatomeen, darunter auch die in der Probe seltener vorkommenden.
Einfach toll! Leider kann ich hier kein vorzeige fähiges Bild aufnehmen. Ich hoffe, die Diatomeen im Seewasser feuchtem Wattschlick überleben noch einige Tage.
Gruß Carlos

Fraenzel

Hallo Anne und Carlos,
das ist der Tipp der Woche. Das werde ich garantiert nachmachen!
Mikrogrüße
Peter
auch ich mag das "Du"

Carlos

Hallo zusammen,
Ich kann`s nicht lassen. Hier ein Bild von Watt-Schlick-Diatomeen nach der Methode ,,Dick&Durstig – Saugpapier Unterseite".
Frei Hand aufgenommen mit einer ,,Lumix-Digi-Knipse" durchs Okular eines ,,Olympus Tokyo Mic 265507" , Vergrößerung 150-fach.
Vermutlich ,,Gyrosigma baltikum"

Gruß Carlos

Bob

Hallo Carlos,
das Anreichern hat doch prima geklappt. Sind diese größeren Diatomeen durch das Küchenpapier durch gekommen, oder hingen sie an der Unterseite?

Viele Grüße,

Bob

Carlos


plaenerdd

Hallo,
ich kannte den Trick bisher nur mit einem "normalen" Stofftaschentuch (ich weiß: Sowas hat nicht mehr jeder). Das ist deutlich grober als die Küchenrolle. Da sollten sich auch die etwas größeren Diatoms durchquetschen hin zum Licht. Man drückt eine leicht Delle in das Tuch, in dem sich dann Wasser und Diatomen sammeln. Da kann man sie dann abpipetieren.
LG Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Carlos

Hallo Gerd,
Dein Vorschlag, ein (Leinen-) Stofftaschentuch zu verwende und eine Delle hineinzudrücken, dass sich darin die lebenden Diatomeen sammeln können, ist angesichts meiner jetzt gemachten Erfahrungen sehr einleuchtend.
Mich wundert allerdings, dass das nicht öfter erwähnt wurde. (Ich kannte den von Anne erwähnten, explizit beschriebenen Trick, wie auch Deine Verbesserung nicht. )
Eine (für mich) auch interessante Fragestellung ist, wie sich die Diatomeen-Arten im Laufe der Jahreszeiten und/oder der Klimabedingungen ändern. Das kann man doch z.B. durch Trennung von  lebenden Diatomeen im Vergleich zu den im Schlick enthaltenen ,,Diatomeen-Skeletten" erkennen!
Für mich sind die Methoden zur Anreicherung nur der lebenden Diatomeen (ohne nennenswerte Verunreinigungen) aus einer Watt-Schlick-Proben so oder so ein echter Fortschritt.
Gruß Carlos

plaenerdd

#14
Hallo Carlos,
Zitat von: CarlosMich wundert allerdings, dass das nicht öfter erwähnt wurde. (Ich kannte den von Anne erwähnten, explizit beschriebenen Trick, wie auch Deine Verbesserung nicht. )
Ich habe den Tip aus dem Forum und Du solltest ihn seit Dez. 2018 auch kennen:
Wattprobe?
Erinnernde Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph