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Ostracoden besputtert

Begonnen von Dünnschliffbohrer, Januar 31, 2020, 21:12:18 NACHMITTAGS

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Dünnschliffbohrer

Liebe Freunde der Kleinkrebse,

Ostracoden sind sicherlich ein schönes Objekt für das REM. Dafür müssen sie mit Gold bedampft werden. Geologen und Paläontologen sind aber die Kirchenmäuse unter den Naturwissenschaftlern. Die haben oft nur ein Stemi zur Verfügung, und weder Geld noch Gold. Daher muss dann eben auch mal Katzengold ausreichen, um die Schalen zu bedampfen. Hier mal ein Beispiel - Beyrichien aus einem silurischen Geschiebe - wie das dann aussieht.





PS: es gibt allen Ernstes Geologen, die glauben, dass Fossilien durch die Pyritisierung besser erhalten würden ...
"Und Gott sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; und er schuf um ihn Laubmoose und Lebermoose und Flechten und ein Mikroskop!"
[aus: Kleeberg, Bernhard (2005): Theophysis, Ernst Haeckels Philosophie des Naturganzen,  S. 90]

plaenerdd

Hallo Dsb.
sind die so gefunden? Sind die herausgelöst aus dem Gestein? Womit? Sind die ernsthaft mit Katzengold "bedampft?
Für mich sehen die wie Steinkerne aus, aber nicht wie Schalen.
Nein, eigentlich sehen sie aus, wie zu heiß gebackene Kekse ;D

Zitat von: DsbPS: es gibt allen Ernstes Geologen, die glauben, dass Fossilien durch die Pyritisierung besser erhalten würden ...
Es gibt ja genug Fundhorizonte, in denen das die einzige Erhaltung ist. Das ist natürlich "besser" als nix und oft sind pyritisierte Fossilien dort noch vollkörperlich erhalten, wo alles andere auf weniger als 1/20 seines ursprünglichen Volumens platt gebügelt wurde (z.B. die "Goldschnecken" im Ton von Buttenheim)

pyrotechnische Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Dünnschliffbohrer

Hallo Gerd,

nein, es sind keine Steinkerne. Wenn man sie umdreht (dann liegen sie aber nicht mehr so schön stabil), sieht man die Innenseite der Schale, die ebenfalls mit einer dünnen Schicht Pyrit überzogen, bzw. zugekleistert ist.



(Bild sollte eigentlich um 180" gedreht werden, damit der Schattenwurf und die räumliche Wirkung (Licht von links oben) wieder stimmt)

Wie du richtig vermutet hast, sind sie - mit 10 -15% Essigsäure herrausgelöst worden, um andere - phosphatische - Fossilreste zu gewinnen.
Das mit dem Bedampfen war natürlich ein Spässchen. Das hatte die Natur, bzw. die Bakterien des Schwefelkreislaufes, ganz ohne Hochvakuum erledigt.

Frage an die REM-Benutzer hier im Forum: Ob der Pyrit wohl trotzdem ausreicht, um ohne zusätzliche Bedampfung mit Gold oder Kohlenstoff ein halbwegs brauchbares Bild zu erzeugen?

Es ist natürlich so, dass man mit dem Vorlieb nehmen muss, was man findet. Wenn es natürlich nur pyritisierte Beyrichien sind, muss man sich mit deren Qualität begnügen. Ich habe aber noch ein Brocken, der etwas mergeliger ist. Dort konnte man die Thierchen mechanisch unter dem Stemi mit der Nadel freilegen. Ich habe ihn aber noch nicht wieder gefunden, sonst hätte ich ihn noch zu Vergleich gezeigt. Die sehen dann doch 10 X schöner aus, machen aber auch genauso viel Mehrarbeit.
"Und Gott sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; und er schuf um ihn Laubmoose und Lebermoose und Flechten und ein Mikroskop!"
[aus: Kleeberg, Bernhard (2005): Theophysis, Ernst Haeckels Philosophie des Naturganzen,  S. 90]