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Zosterodasys transversa

Begonnen von ImperatorRex, März 11, 2020, 22:43:12 NACHMITTAGS

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ImperatorRex

Nachfolgend möchte ich einen Ciliaten vorstellen, ich vermute es handelt sich bei diesem Gesellen um Zosterodasys transversa (Kahl, 1928) Foissner et al., 1994.
Fast hätte ich diesen Ciliat mit Trithigmostoma cucullulus verwechselt, dieser wurde hier im Forum bereits detailliert vorgestellt (Beiträge von Ole und Martin, die Beiträge habe ich unten verlinkt). Beide Ciliaten haben eine vergleichbare Körperform, besitzen eine markante Reuse und beeindrucken durch zahlreiche gefressene Kieselalgen, welche mitunter die gesamte Körperlänge des Ciliaten ausfüllen:


Zwei Exemplare unterschiedlicher Größe von Z. transverses. Im Ciliaten Atlas wird eine Größe von 130-250 µm genannt.

Jedenfalls sind diese Vielfraße hübsch anzuschauen, keine dieser transparenten, farblosen Gesellen! Andererseits verdecken die zahlreichen Kieselalgen auch viele Details, eine Dokumentation ist damit erschwert und nur eingeschränkt möglich. Trotzdem möchte ich hier einige Fotos zeigen. Soweit ich das richtig interpretiere, passen die gezeigten Details auf Zosterodasys transversa. Für Hinweise, Anmerkungen und Korrekturen bin ich sehr dankbar.



R = Reuse
Ma = Makronucleus
Mi = Mikronucleus


M = Mund (Cytostom).
Sy = Synhymenium (hypostomiales Wimpernband).
R = die Reuse besteht aus 12-18 derben Stäben die vorne knieartig gebogen sind. Bei Trithigmostoma haben sie vorne 2 kleine Zähne.

Ich möchte an dieser Stelle direkt zu Ole's Foto in seinem Beitrag zu Trithigmostoma verlinken: Ich meine man erkennt dort deutlich die von Foissner erwähnten 2 kleinen Zähne:
https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/222166_47980820.jpg

Viele Grüße
Jochen

Quellen:
Ole Riemann: Lebensgemeinschaft Blaualgen-Lager (ergänzt am 15.10.) - https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=29810.msg222166#msg222166

Martin Kreutz: Trithigmostoma cucullulus - https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4311.msg28101#msg28101

Foissners Ciliaten Atlas, Band III, Seite 421.

ImperatorRex

#1
Hallo,
habe gerade von einem Kollegen aus dem amerikanischen Forum erfahren, dass der korrekte Namen Zosterodasys transversus lauten muss.
Darauf wird in dem nachfolgend verlinkten Artikel eingegangen, daneben finden sich auch noch viele andere interessante Details zu Z. transversus:
http://yadda.icm.edu.pl/yadda/element/bwmeta1.element.ojs-issn-1689-0027-year-2012-volume-51-issue-1-article-3941/c/3941-3880.pdf

viele Grüße
Jochen

Martin Kreutz

Hallo Jochen,

vielen Dank für Deinen schönen Beitrag über einen selten gezeigten Ciliaten! Tatsächlich habe ich Zosterodasys auch erst einmal gefunden. Warum er viel seltener ist als Trithigmostoma, trotz gleichem Beuteschema, entzieht sich meiner Kenntnis.

Wie Du selbst schreibst, ist die Art 1928 von Kahl als Zosterodasys transversa erstellt worden. Foissner hat diese Art unverändert in seiner Revision von 1994 übernommen. Aus der mir vorliegenden Literatur geht nicht hervor, dass sich der Name in Z. transversus geändert hätte. Ich halte Z. transversa nach wie vor für korrekt.

Ich hatte vor 4 Jahren das Glück, einige Zosterodasys-Exemplare ohne Kieselalgen im Bauch zu finden. In diesen Exemplaren lassen sich die Details wesentlich besser erkennen, da man sie besser pressen kann. Ohne flach legen geht es leider nicht. Ich möchte die damals entstandenen Bilder hier als Ergänzung zu Deinem Beitrag zeigen.

Die Reuse von Zosterodasys transversa ist sehr prominent und hochbrechend:



Das Besondere an dieser Reuse und der Unterschied zu Trithigmostoma ist die Form der Reusenstäbe. Die sind geformt wie Spazierstöcke oder Golfschläger. An den Enden der "Golfschläger" sitzen keine "Zähnchen" wie bei Trithigmostoma. Interessanter Weise besaßen meine Exemplare bis zu 24 Reusenstäbe. Nach Foissner sollen es 12-18 sein:



Bei etwas stärker gepressen Exemplaren kann man sich auch die Bewimperung und das berühmte Synhymenium genauer anschauen. Oberflächlich betrachtet erscheint die Ventralseite von Zosterodasys transversa recht pelzig:



Fokussiert man vorsichtig nur ein wenig tiefer, erkennt man schon die verlängerten Cilien des Synhymeniums:



Das Synhymenium ist ein etwas mysteriöses, hypostomiales (also unterhalb der Mundöfnnung) liegendes Wimpernband, welches viele nassulide (reusentragende) Ciliaten besitzen. Seine Funktion ist meines Wissens unbekannt. Vielleicht eine sensorische. Hier der Fokus auf die Basalkörper des Synhymeniums:



Das Synhymenium von Zosterodasys transversa umgreift fast den gesamten Körper, hat aber dorsal eine Lücke (trifft sich dort also nicht). Hier eine Ansicht der linken Körperseite, wo das Synhymenium seinen Weg zur dorsalen Seite nimmt:



Zosterodasys soll nur einen Mikronukleus besitzen. Er ist nicht so leicht zu finden. Ich musste warten, bis das Vieh nur noch wenige µm dick war. Der Mikronuskleus ist 8 µm groß und liegt dem Makronukleus dicht an:



Soviel zu meinen Ergänzungen zu Deinem schönen Fund.

Martin

ImperatorRex

#3
Hallo Martin,
vielen Dank für Deine Hinweise und die tollen Details die Du in Deinen Fotos zeigst! So richtig gut mit dem Flachlegen klappt es bei mir nicht, ob ich das noch lerne?  ;)

Bezüglich der unterschiedlichen Nomenklatur nachfolgendes Zitat aus dem Artikel von Peter VĎAČNÝ and Eva TIRJAKOVÁ (http://yadda.icm.edu.pl/yadda/element/bwmeta1.element.ojs-issn-1689-0027-year-2012-volume-51-issue-1-article-3941):
"Nomenclature, synonymy and taxonomy: Zosterodasys transversus was originally described as Chilodontopsis transversa by Kahl (1928). Foissner et al. (1994) re-investigated this species with modern morphological methods and combined it with the genus Zosterodasys, but without changing the species groupname to masculine gender. This was done by Jankowski (2007) but without providing any reason. According to Articles 30.2.4, 31.2 and 34.2 of the ICZN (1999) we support Jankowski's mandatory change because Zosterodasys is masculine gender (Aescht 2001)."

viele Grüße
Jochen