Hauptmenü

Rädertierchen Epiphanes

Begonnen von derda, April 26, 2020, 21:16:47 NACHMITTAGS

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

derda

Guten Abend liebe Tümpelfreunde,

ich habe heute endlich mal wieder getümpelt und ein Rädertierchen der Gattung Epiphanes abgelichtet. Das ganze war natürlich von langer Hand geplant, die neueste Ausgabe vom Wassertropfen kam vor zwei Wochen. Hoffentlich haben mir die größeren Bilder bei der Bestimmung geholfen.



Viele Grüße,

Erik

M.Butkay

Hallo Tümplerfreund Erik,

vielen Dank fürs zeigen. Der "Neue Wassertropfen" kann beim Bestimmen schon eine große Hilfe sein, da er völlig neu überarbeitet und somit auf dem neusten Stand ist. Vor über 30 Jahren, war das meine Bibel und noch signiert vom Streble/Krauter persönlich. Mittlerweile ist mein Archiv auf eine ganze Bücherwand voll Bestimmungsliteratur, angewachsen, inkl. PDF Dateien.

Für die genaue Bestimmung sind auch die Kauwerkzeuge der Rotifers, sehr wichtig! Michael Plewka (Rotifer-Experte) hat auf seiner Internetseite Epiphanes senta http://www.plingfactory.de/Science/Atlas/KennkartenTiere/Rotifers/01RotEng/source/Epiphanes%20senta.html abgebildet, wo sehr schön die Kauwerkzeuge dargestellt sind. Ein Besuch lohnt sich, man kann nur dazu lernen!

In diesem Sinne wünsche ich Dir noch zahlreiche Planktonfänge und bleibe weiterhin Gesund,

Michael


Captain Kirk (Wächter des Plankton...)

limno

Hallo Michael,
leider muss ich Dir da widersprechen!
Z.B. Astramoeba radiosa https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4705.msg31457#msg31457
Da ich meine Rezension im Forum nicht mehr wiederfinde, gebe ich meine bei amazon wieder:
"Zunächst zum äußeren Erscheinungsbild: Er ist großformatiger, aber dafür dünner geworden. Die Papierqualität hat sich meinem Eindruck nach verschlechtert. Für ein Buch, das nicht nur als schöner Schmöker, sondern zudem als Arbeitsbuch nah am Wasser herhalten muss, ein nicht ganz unwesentlicher Aspekt, wie ich finde.Die Zeichnungen- nach wie vor Herz- und Glanzstück des Buches- werden, dank des größeren Formats, ihrerseits verdientermaßen größer abgebildet. Auch dem beschreibenden Teil wurde mehr Platz spendiert, wodurch der Text übersichtlicher wird.Die Änderung der Schrifttype hingegen macht den Text schwerer lesbar, viel zu dünn ist die Strichstärke der Buchstaben - oder sollte der Druckerei zwischenzeitlich die Druckerschwärze ausgegangen sein ?
Die Bilder im  Fototeil haben nicht zuletzt wegen der Bilder von Wolfgang Bettighofer einen Qualitätssprung  gemacht. Allerdings gießt auch hier die Druckerei Essig in den Wein: Das schöne Bild einer Hexarthra  mira in der Auflage 2006 ist einem hundsgemeinen Druckfehlerteufel >:( zum Opfer  gefallen, und nicht sie allein, wie man bei näherer Betrachtung einiger anderer Fotos feststellen muss!
Ich hätte den Autoren mehr Mut zu einer aktuelleren Systematik gewünscht. Denn es ist ja doch wohl so, das sich dank molekularbiologischer Methoden eine ganze Menge Neues getan hat, das doch mittlerweile fest etabliert und unumstritten ist. So gesehen kann ich auch bei meiner alten Ausgabe bleiben, was ich schließlich auch getan und das Buch fast postwendend zurückgeschickt. habe. Aus meiner Sicht ist also auch der neue "Streble/Krauter" ein Zitat "konkurrenzloses Standardwerk", wenn man seine etwas älteren Ausgaben außer acht läßt."
So blickt man klar, wie selten nur,
Ins innre Walten der Natur.

Michael Plewka

hallo Erik,


Gratulation zu deinem Rädertier-Fund und den tollen Fotos!
Es hat den Anschein, als wäre E. senta (um die es sich bei deinem Viech wohl handelt), vor ca 100 Jahren ziemlich häufig gewesen, so dass diese Art ( welche damals noch Hydatina senta hieß)  als ein Beispiel for die Untersuchung der Zell(kern)konstanz bei Rädertieren untersucht wurde.

Allerdings scheint dieses Rädertier  mittlerweile gar nicht mehr so häufig zu sein.
Michael Butkay hat ja schon erwähnt, dass ich diese Art auch schon mal gefunden und somit auch fotografiert habe (ich habe noch ein paar Bilder dort eingestellt).  Ich habe es in den letzten 20 Jahren trotz vieler Proben bisher lediglich 3mal an zwei verschiedenen Lokalitäten gefunden. Im "Wassertropfen" (10.Aufl.) wird als Fundort u.a. "Pfützen  um Misthaufen" genannt. Auch meine Viecher schienen  an Orten mit einer Beziehung  zur Landwirtschaft zu sein.

Insofern wäre es interessant, etwas genauers über den Fundort deiner Probe zu erfahren.

Beste Grüße
Michael Plewka

derda

Guten Abend Zusammen und vielen Dank für die netten Worte. Ich habe zwei Proben im Hamburger Volkspark unabhängig mit zwei Wochen Abstand genommen. Die erste Probe entnahm ich einem kleinen Springbrunnen, in dem sich eine kleine Pfütze Wasser angesammelt hatte.

https://goo.gl/maps/moFGGCQh59E8Gmcj7

Das ist ein Bild aus Probe 1:



Wenige Meter weiter gibt es zwei kleinere Teiche aus denen die zweite Probe stammt.

Ich bin mir noch nicht mal sicher, ob es sich um die gleiche Spezies handelt.

Viele Grüße

Erik

reblaus

Hallo -

ganz interessant - bei mir war der Artname Epiphanes senta sofort eingerastet - obwohl ich es seit meinen Studienzeiten (1962 ff.) nur noch sporadisch mit Rotatorien zu tun hatte.
   Ist das Tierchen nun wirklich rar geworden oder hat man damals alles pauschal als ... senta bestimmt oder hatten die Splitter unter den Systematikern dank der Molekularbiologie endlich den lange erstrebten (verdienten?) Erfolg?

Gruß

Rolf

derda

Guten Abend,

ich war heute nochmal an der Fundstelle und hatte abermals Glück, weshalb ich nun den Kauer nachliefern kann => so Klasse herauspräpariert wie bei Michael ist es mir nicht gelungen.



Viele Grüße

Erik

derda

#7
Guten Abend liebe Ciliatenfreunde,

was ist das für eine Spirale, die sich hier dreht? Habe leider keine weiteren Informationen im Wassertropfen und im Netz finden können:



Ein kurzer Film:
https://1drv.ms/u/s!Aq9v9SMdSaSOjtBwnQ49-JiZQvrrfA

Viele Grüße

Erik

Michael Plewka

hallo zusammen,

@ Rolf:
ZitatIst das Tierchen nun wirklich rar geworden oder hat man damals alles pauschal als ... senta bestimmt oder hatten die Splitter unter den Systematikern dank der Molekularbiologie endlich den lange erstrebten (verdienten?) Erfolg?

Zum einen ist es so, dass es eine andere Gruppe von Lebewesen gibt, die den Gattungsnamen Hydatina tragen. Da es sich dabei um eine Gruppe von Mollusken handelt, die ich auch gerne fotografiere, hier ein Bild davon:
http://www.plingfactory.de/Science/Atlas/KennkartenMarin/Tropical/mollusc/source/Actenoidea/Hydatina%20physis.html


Es gibt für die Nomenklatur aller Organismen bestimmte Regeln, und da war die ursprünglichen Benennung des Rädertiers als "Hydatina" offenbar nicht kompatibel, weshalb es umbenannt werden musste. Das hat also mit Molekulargenetik nichts zu tun.
(Genauso ist es übrigens heute aus wissenschaftlicher Sicht unzulässig, von Rädertieren als "Rotatorien" zu sprechen.)


Zum anderen  halte  ich  es aber für unstreitig,  dass die Anzahl der Misthaufen bzw. derjenigen landwirtschaftlichen Kleinbetriebe, die vor 100 Jahren in praktisch jedem Dorf zu finden waren, abgenommen hat. Während also ein Dorfschullehrer in der damaligen Zeit zumindest  einen Zugriff auf die dort vorhandenen Biotope mit den an diese Lebensräume angepassten Organismen hatte, ist das heute sicherlich schwieriger. Wenn also einerseits das Vorkommen dieses Rädertiers in verschiedener Literatur mit der Landwirtschaft assoziiert wird, ich persönlich andererseits in Hunderten von Wasserproben (ohne Misthaufen) dieses Viech (im Gegensatz zu anderen Rädertieren) nicht gefunden habe, scheint es schon so, dass Epiphanes in  bestimmter Weise ökologisch spezialisiert ist. Das wäre sicherlich spannend, das genauer zu untersuchen.
Und genau da könnte  wieder mal die "Schwarmintelligenz" des Forums etwas beitragen, indem zu den Fotos, die hier von Organismen des Freilands gezeigt  werden, die Fundorte genauer beschrieben würden.


@ Erik:
nach dem oben Geschriebenen also herzlichen Dank für Deine weiteren Angaben; wobei dieser von Dir aufgesuchte Fundort nicht in das o.a. Schema zu passen scheint.

Bei der "Spirale" handelt es sich um die Wimperflamme, d.h. eine Membran aus Cilien/Fibrillen, die im zusammen mit einem Kanalsysten die Funktion einer Niere (Ausscheidung) haben.

Beste Grüße
Michael Plewka

derda

Hallo Michael,

vielen Dank für deine Hilfe. Die Wimpernflamme fand ich wirklich faszinierend. Ich bin noch mal an der Fundstelle vorbeigegangen, um ein Foto zu machen. Aus meiner Sicht ist der Abstand zu einem Misthaufen nicht allzu groß:



Viele Grüße,

Erik