Mikroskopie unter Drogen: LSD-Rausch mit Jamin-Lebedeff-Kontrast

Begonnen von Peter V., Juni 19, 2020, 14:15:09 NACHMITTAGS

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Peter V.

Hallo,

weil es so schönt bunt ist: Mundschleimhautzellen und Diatomeen (Letztere aus einem Präparat von Anne) im Jamin-Lebedeff-Interferenzkontrast.

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Herzliche Grüße
Peter
Dieses Posting ist frei von kultureller Aneigung, vegan und wurde CO2-frei erstellt. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

derda

Hallo Peter,

klasse Bilder, die so einfach unwirklich real sind. Hast du sie am Zeiss Standard aufgenommen?

Viele Grüße,

Erik

Peter V.

#2
Hallo Erik,

ja, am Universal. Aber man soll ja ehrlich sein: Die Farbsättigung habe ich in Photoshop merklich angehoben und den Hintegrund "geputzt".

Hier ein paar unbearbeitete Fotos, allerings direkt durchs Okular freihändig mit dem Smartphone aufgenommen (die Qualität der mit der Vollformat-Canon mittels optischer korrekter Adaption - S-KPL10 - aufgenommenen Bilder ist noch deutlich besser, ich habe hier nur gerade kein Foto präsent.  Ich zeige heute Abend gerne noch einmal ein völlig unbearbeitetes, mit der Canon aufgenommenes Bild).

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Herzliche Grüße
Peter




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anne

Hallo Peter,
sehr schön!

Als fan von Kontrastverfahren, frage ich mich ob das auch am BH2 adaptiert werden kann?

lg
anne

Peter V.

Hallo Anne,

aha!!!  ;) Du wirst also auch langsam eine Sammlerin von Kontrastverfahren! Ich bin es wohl schon und Jürgen Stahlschmidt schon lange. Ich sehe es so, dass ein Mikroskop ja letztlich zunächst einmal nichts anderes ist als eine "mechansiche Haltevorrichtung" für Optiken. Insofern kann man letztlich (wenn es keine Beschränkungen durch die Größe der Bauteile gibt) in vielen Fällen Fremdkomponenten adaptieren, man muss nur einen Mechanicus an der Hand haben, der einem entsprechende Adapter baut. Jürgen Stahlschmidt hat auf jeden Fall schon einmal diesen Zeiss Jamin-Lebdeff an ein Leitz Orthoplan adaptiert. Die JL-Kondensoren haben die typische Zeiss'sche Ringschwalbe für die Kodensoraufname (die leider nicht mit der von Olympus identisch ist). Die JL-Objektive müssen meines Erachtens in einer bestimmten  Orientierung eingecshraubt sein, aber das ist wohl auch zu bewerkstelligen. Grundsätzlich geht das zweifellos, aber ganz einfach ist es nicht.

Herzliche Grüße
Peter
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Peter V.

Hallo,

der JL erlaubt viele "Spielereien", die den Farbeindruck beeinflussen. Hier noch einmal Bilder mit etwas anderen Einstellung, die ersten beiden mit einem Smartphone (Galaxy S7) freihändig durch das 10er-KPL-Okular, die zwei weiteren Bilder mit eines EOS 5D über S-KPL10

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Herzliche Grüße
Peter


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Jürgen Boschert

Hallo Peter und anne,

das Adaptieren ist im Großen und Ganzen nicht schwer, der schwierigste Teil ist das Adaptieren der  der Kondensoren. Da diese ja das Teilerplättchen enthalten, sollte sie immer gleich in der Kondensorfassung orientiert sein; die Zeiss-Schwalbe hat dafür eine Kerbe, in die der gefederte Zentrierstift greift.
Die Objektive sind in eine Zentrier-Einzelfassung geschraubt, die nur an die entsprechenden Zeiss-Objektivköpfe passt. Die muss ab. Sie Die Gewinde von Objektiv und Zentrierfassung sind miteinander verklebt; man erkennt die Klebepunkte, wenn man von oben in die Fassung schaut als meist gilbliche Kleckse. Hier -vielleicht wiederholt- ein Tröpfchen Aceton drauf und die beiden Teile lassen sich mit sanfter Gewalt trennen. Die Objektive selbst haben ein RMS-Gewinde. An einem Revolver sind sie, wie normale Objektive abgeglichen, die Abgleichlänge beträgt 45 mm. Wenn man interferometrisch messen will, sollte man sie zentrieren können, also ggf. einen zentrierbaren Revolver verwenden.

Nun zum Abstimmen von Kondensor und Objektiv:

Die Interferenz tritt nur in einem sehr schmalen Winkelbereich um die 1° auf, den es bei der Abstimmung zwischen Objektiv und Kondensor zu treffen gilt.  Im Auslieferungszustand ist dies natürlich ab Werk eingestellt. An dem silbernen Rändel, am oberen Ende des dickeren Objektivteiles kann das Objektiv um +/- 5° um seine Achse gedreht werden, um bei der Anwendung den höchsten Kontrast einstellen zu können. In dem schlankeren, silbernen Bereich des Objektives, unterhalb des Farbkodierungsring für die Vergrößerung findet man eine Madenschraube mit Schlitzkopf; wenn man diese lockert (nicht ganz herausdrehen), kann man den Objektivkörper um 360° drehen und so den Interferenzbereich suchen. Man muss seeeehr langsam drehen, sonst nimmt man den Bereich nicht einmal wahr, so schmal ist er. Wenn man ihn gefunden hat, sollte man ihn natürlich etwa in die Mitte des +/- 5°- Anschlages setzen, dann die Made wieder festziehen.

Das nur, um zu zeigen, dass das alles kein Hexenwerk ist. Für die Kondensoren braucht man halt jemanden, der einem die entsprechenden Schwalben dreht oder druckt und eine zum Empfängermikroskopstativ eine entsprechende Methode für das orientierte Einsetzen des Kondensors vorsieht. An den Kondensoren ist ja die Ringschwalbe von unten mit drei Schrauben fixiert und damit relativ leicht tauschbar.

Im Einzelfall bin ich ja per PN oder E-Mail zu erreichen, wenn Fragen auftreten, eine Möglichkeit zum Anfertigen von Schwalben habe ich selbst leider nicht.

Beste Grüße !

JB

junio

Lieber Peter,
sehr schöne Aufnahmen. Doch bevor jemand nach den unscharfen Konturen bei den Handy-Aufnahmen fragt, das sind die sogenannten Nebenbilder der Objekte, die in bestimmter Entfernung und unter einem 45°Winkel vom Objekt auftauchen. Deshalb sind nicht alle Objekte für den JL-Kontrast geeignet, sondern nur freiliegende. Denn, wenn das abgebildete Objekt vom Nebenbild eines benachbarten Objektes überlagert wird, ist es kritisch.
Die Nebenbilder (links oben) bei den Aufnahme 1 und 2 sind Nebenbilder anderer Zellen. Bei der Aufnahme 3 ist das Nebenbild (rechts oben) ein Bild der zentral fotografierten Zelle.
Lieber Erik,
der Einsatz am Standard unterscheidet sich vom Einsatz am Universal dadurch, dass die Kristallplatte umorientiert werden muss. Dazu das Schräubchen am Objektiv lösen, visuell auf besten Kontrast stellen und wieder fixieren.
Liebe Anne,
du brauchst ca. 48mm Raum zwischen der Oberkante Kondensorträger und der Unterseite des Objektträgers.

Beste Grüße von Jürgen

Jürgen Boschert

Hallo zusammen,

der JL-Kontrast erlaubt ja nicht nur "Spielereien", sondern ist ja auch eine hochgenaue Messeinrichtung. Olaf hatte doch in einem anderen Faden ein Gerät zur Bestimmung der Glassorte vorgestellt. Wenn ich das richtig sehe müsste das doch mit dem JL auch möglich sein -soweit man die zum jeweiligen Objektiv seinerzeit lieferbaren Objektträger für die Interferometrie hat, oder sehe ich das falsch ?
Beste Grüße !

JB

Peter V.

Hallo in die Runde,

das ist natürlich klarzustellen: JL wurde nicht für hübsche Farbspielereien entwickelt (wie auch das Interpaho-Verfahren von CZJ). Dafür wäre es wohl auch seinerzeit "etwas" zu teuer gewesen  ;). Es ist, wie Du schon sagst, eine hochgenaue Meßeinrichtung, als solche allerdings obsolet. Die Farbspielereien sind ein hübscher Nebeneffekt für den Hobbymikroskopiker. Das kann man natürlich mit Photoshop billiger haben  :D

Hier eine Übersicht der interferenzoptischen Meßverfahren am Mikroskop:

https://www.spektrum.de/lexikon/optik/interferenzmikroskop/1461

Herzliche Grüße
Peter
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olaf.med

Lieber Jürgen,

ZitatOlaf hatte doch in einem anderen Faden ein Gerät zur Bestimmung der Glassorte vorgestellt. Wenn ich das richtig sehe müsste das doch mit dem JL auch möglich sein -soweit man die zum jeweiligen Objektiv seinerzeit lieferbaren Objektträger für die Interferometrie hat, oder sehe ich das falsch ?

Der Jamin-Lebedeff ist ja auch nur ein Zweistrahl-Interferenzverfahren, wie z.B. das Mach-Zehnder-Interferometer, und unterscheidet sich nur durch die Tatsache, dass der Referenzstrahl nur wenig lateral versetzt ist, und somit durch die direkte Nachbarschaft der Probe geht. Daher ist auch eine Brechungsindexbestimmung über die Phasendifferenz möglich; einen speziellen Objektträger zur Interferometrie braucht man nicht.

Zur Berechnung des Brechungsindex einer Probe benötigt man den Phasenunterschied zu der genau bekannten Immersion und die Dicke der Probe. Bei unbekannter Dicke kann man auch den Phasenunterschied in zwei verschiedenen Immersionen messen und damit wird die Dicke aus der Formel eliminiert.

Voraussetzung der Messung ist ein nicht allzu großer Phasenunterschied - meine "kleinen Proben" wären dazu schon viel zu groß, man müsste sie pulvern - und die wirklich sehr genaue Kenntnis der Immersionen.

Ja, es geht prinzipiell, aber es wäre für mich nur die Notlösung, wenn die Proben zu klein zur Herstellung von Prismen sind.

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

Jürgen Boschert

Hallo Olaf,

vielen Dank für Deine Erklärung, hat mein Verständnis wieder etwas weitergebracht. Im Prinzip könnte man mit dem JL also eine ganz kleine Glasprobe, z.B. aus einer alten Optik bestimmen.
Beste Grüße !

JB

hugojun

#12
Hallo Jürgen

Die Messeinrichtung fürs Interphako



Die Objektträger Daten


Eine vollständige Beschreibung steht in der Jenaer Rundschau 1973  Ausgabe ??

Gruß
Jürgen

hugojun

...
Aus dem Prüfschein ergibt sich folgendes für die Glassorte:
nd           nF-nc         Abbe Zahl
1,51870   0,0081   64,037
1,51431   0,0081   63,495
1,51579   0,0081   63,678


Laut Schott Liste ein BK7.

olaf.med

Lieber Jürgen,

BK7 ist DAS Standardglas für solche Bauelemente, und sicher das häufigste optische Glas überhaupt. Mit Deiner Tabelle komme ich allerdings nicht so ganz klar. Sind das drei unterschiedliche Schmelznummern? Wenn ja ist die Abweichung von dem Standardwert für BK7 erheblich.

Herzliche Grüße, Olaf

Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0