"Historisches" Einbettungsmittel

Begonnen von liftboy, Februar 13, 2021, 15:49:12 NACHMITTAGS

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liftboy

Hallo erstmal,

in diesen Zeiten kommt man dann doch etwas mehr zum Lesen :-)
Also hab ich mir "Das Mikroskop" von Dr. Ludwig Otto, Urania Verlag, 1957, vorgenommen.
Dort wird als "Einbettungsmittel für Spezialzwecke" Zuckersirup vorgeschlagen!
Das Rezept hab ich angehängt, eine Testreihe läuft gerade.
Erster Eindruck: leicht zu verarbeiten, zieht bei dünnen Präparaten nicht stark nach, bleicht nicht aus, dehydriert nicht.
Deckglas rutscht nach einem Tag nicht weg.
Weitere Berichte folgen.

Grüße
Wolfgang
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=785.msg3654#msg3654
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Das Erstaunen bleibt unverändert- nur unser Mut wächst, das Erstaunliche zu verstehen.
Niels Bohr

liftboy

noch einen hinterher:
meine "Mimose" Oedogonium (dehydriert und plasmolysiert sehr gerne)
Hier im Zucker; sieht doch gut aus? Mal sehen wie sich das hält.

Wolfgang
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Niels Bohr

mlippert

Mowiol wäre hier sicherlich sinnvoller. Aber Zucker geht durchaus. Hat halt hohe Osmolarität, bis er in die Zellen eingedrungen ist...

Fraenzel

Moin Wolfgang,
solche Tips gefallen mir sehr. Das wird ausprobiert.
Die nächste Alge ist fällig.
Mikrogrüße
Peter
auch ich mag das "Du"

Herbert Dietrich

Hallo Wolfgang,

Lebensmittel-Mikroskopie mal ganz anders.
Man lernt nie aus.
Die Algen sehen gut aus!

Herzliche Grüße
Herbert

Bernd Miggel

Hallo Wolfgang,

auch von mir: Glückwunsch, bleib dran!

Herzliche Grüße
Bernd

rlu

#6
Hallo Wolfgang,

nach der babylonischen Sprachverwirrung einbetten oder eindecken kommt jetzt noch einmachen dazu.
Eindecken: Objekt unter Deckglas in Euparal,
Einbetten: Objekt in Paraffin, bevor der Paraffinblock im Mikrotom geschnitten wird.
Einmachen oder Einlegen: Haltbarmachen im Glas mit Zucker. ;-),
   wie heißt das jetzt ohne Wärme?

Was ist eine "Andeutung einer Spur" von Salzsäure oder Essigsäure, die in die Masse/Lösung kommt.
Wieviel hast du genommen? Und wird dann das Auskristallisieren auf Dauer verhindert?

Liebe Grüße
Rudolf

liftboy

Mein lieber Rudolf,

wer lesen kann ist im Vorteil :-) im Rezept wir die Säure nur für Rübenzucker verwendet; der Grund ist angegeben.
Ich habe vorschriftsmäßig Fruchtzucker verwended.
Nach einem Tag ist das Deckglas nicht mehr von selbst verrutscht, ließ sich aber noch verschieben.
Jetzt, nach 4 Tagen sitzt das Glas einigermaßen fest, hat bei einem relativ dicken Algenpräpat am Rand etwas Luft gezogen; lässt sich aber gut nachtropfen. Die Algen (Oedogonium) haben sich bis jetzt nicht verändert!
Ich bleibe dran.

Grüße
Wolfgang

PS
mit dem "Einmachen" hast Du natürlich recht
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Niels Bohr

Bernd

Hallo Wolfgang,

als Ergänzung aus W. Baumeister, Planktonkunde für Jedermann, 6. Auflage, 1972, S. 42:

Ein auf anderer Basis beruhendes Präparationsverfahren habe ich 1928 im Biologischen Laboratorium Prof. Dr. Wo I t e re c k in Seeon kennengelernt: die Einbettung in Zu c k e r lös u n g. Das im Biologischen Laboratorium zu Seeon gepflogene Verfahren ist von mir vielleicht erstmals speziell für Infusorien angewandt worden. Die Erfahrungen, die ich mit Einbettung in Zuckerlösung ohne vorausgegangenen Wasserentzug machte, sind ausgezeichnet. Ich fixierte mittels 20%iger Osmiumsäure, wusch dann aber nicht aus, sondern schloß sogleich in Zuckerlösung ein. Dabei zeigte sich, daß dieses Einbettungsmittel - im Gegensatz zu Kanadabalsam - fast nicht aufhellt, so daß das ungefärbte Plasma tadellos in Erscheinung tritt. Die Farbe, die ich gebrauchte, blieb über 10 Jahre unverändert erhalten und ist erst nach weiteren 5 Jahren unsachgemäßer Lagerung in Hitze, Kälte und Feuchtigkeit ausgebleicht. Eine Schrumpfung der Tierzellen, die eine fortschreitende Erhärtung des Einschlußmediums mit sich hätte bringen können, trat nicht ein. Die Zusammensetzung der erwähnten Zuckerlösung sei, weil sie sich in Hunderten von Fällen als vorzüglich brauchbar erwiesen hat, mitgeteilt: Lävulose 4 (gelöst in 40% Formalin), Dextrose 1, Wasser 4-5 (mit kleinem Formol- bzw. Karbolzusatz).

Habe ich selbst nie ausprobiert.

Viele Grüße
Bernd

Gerd Schmahl

Hallo Bernd,
"Lävulose" musste ich erstmal nachschlagen:
Zitat von: https://www.wissen.de/wortherkunft/laevuloseLävulose Fruchtzucker♦aus lat. laevus ,,links", weil die Substanz infolge ihrer optischen Aktivität die Ebene des polarisierten Lichts nach links dreht
Ist also wahrscheinlich nicht so das optimale Einmachmittel für polarisationsoptische Präparte.
LG Gerd
Man sagt der Teufel sei, im Detail versteckt,
doch hab' ich mit dem Mikroskop viel Göttliches entdeckt.

liftboy

Hallo Gerd,

das hat mich natürlich angestachelt :-) also ab unters Mikro un Pol zugezogen..... nix! totale Auslöschung wie immer.
Bei Wiki hab ich aber auch nichts in der Richtung gefunden, im Römpp auch nicht.

Viele Grüße
Wolfgang
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Rene

Hi Gerd, it is of course a very thin layer, so only a very slight adjustment of the polarizer will compensate. And of course it isn't in crystalline form, otherwise it wouldn't be usable as a mountant.

PS, it's an old mountant, in the USA known as Karosyrup. BTW, I have no experiece with it.

Best wishes, René

Michael L.

#12
Hallo Wolfgang,

im Schömmer habe ich folgende Rezepte gefunden:

§ 225 Gummi Syrup nach Becher und Demoll
Aqua dest 40ccm
Gummiarabicum 20g
Lävulose 20g
Einige Tropfen Karbolwasser zum Desinfizieren

§221, Gummi Syrup nach Apathy
Aqua dest. 50ccm
Gummiarabicum 50g
Rohrzucker 50g
Ferner einige Tropfen Karbolwasser oder Formalin.

Ein großer Nachteil scheint die Kälteempfindlichkeit der Präparate zu sei da sie dann irreparabel auskristallisieren sollen.

Viele Grüße,

Michael

liftboy

Hallo Michael,

wie alles "Zuckerhaltige" stehen die Präparate natürlich schön warm bei mir :-) probier mal Schokolade aus dem Kühlschrank, bäh!

Grüße
Wolfgang
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Michael L.

Hallo Wolfgang,

also Schokolade esse ich im Sommer auch aus dem Kühlschrank 😀
Die Einschränkung ergibt sich halt beim Transport z. B. beim Umzug Deiner Präparatesammlung ins Museum oder beim Versand mit der Post ansonsten scheint das Zeug gut zu sein.

Beste Grüße

Michael