Bildqualität Stemi im Vergößerungsbereich 100x und mehr

Begonnen von bernd552, Februar 14, 2021, 19:00:55 NACHMITTAGS

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Stuessi


Eckart

Hallo Bernd,
hast Du mal Erfahrungen mit einem Leitz Großfeldstereomikroskop TS gemacht? Für mich gibt es kaum etwas Besseres (gebrauchtes). Ich habe im Studium mit diesen Geräten viel an Insekten präpariert und Vergrößerungen um 100-fach (und deutlich mehr) waren die Regel. Anschließend musste über Prisma und Spiegel gezeichnet werden. Zu den Vergrößerungen siehe:
http://microscope.database.free.fr/Microscopes_manuals_files/511-94b%20Anleitung%20Grossfeld-stereomikroskop.pdf

Auch die Zeiss-Geräte aus den 80er Jahren sind recht brauchbar. Bein Zeiss Stemi SR geht es mit 25x Okularen bis 125-fach.
Bei diesen hohen Vergrößerungen solltest Du aber auch auf den Arbeitsabstand und das Objektfeld achten. Auch hier ist Leitz TS super.
Die Problematik mit der Vorpräparation zum REM kenne ich auch. Habe einige Zeit die Mundwerkzeuge von Collembola präpariert und sie dann weiter fürs Rastern aufbereitet. Die Tiere sind zwischen 1 und 3 mm groß gewesen, die Mundwerkzeuge entsprechend kleiner! Auch hier hat mich Leitz nie im Stich gelassen. Allerdings brauchts eine anständige Klatlichtquelle!
Viele Grüße
Eckart

bminer

Hallo Rolf,

danke für den Link, ich glaube das hatte ich sogar schon irgendwann mal gelesen. Allerdings: so ganz erhellend ist das auch nicht.
Ich habe gerade nochmal in die Leica-Unterlagen geschaut: die 1050 lp/mm beziehen sich auf ein Objektiv Planapo 2x mit n. A. 0.35, d. h. offenbar gibt es hier -- wie auch bei den Highend-Zeiss-Geräten -- diverse Objektive mit sehr unterschiedlichem Arbeitsabstand und n. A.

Der im Thread von Kurt genannte Arbeitsabstand lässt vermuten, dass dort ein anderes Objektiv (1x?) verwendet wurde.

Trotzdem gibt es sicherlich deutlich kostengünstigere Wege unter Einbeziehung eines geeigneten Mikroskopobjektivs mit langem Arbeitsabstand... :-)

Viele Grüße
- Björn

Peter Reil

Hallo Bernd,

persönlich würde ich mich mal an den Forenbetreiber wenden.
Ich bin sicher, Christian Linkenheld wird dich gut beraten. Und Zeiss hat er auch.  ;)

Freundliche Grüße
Peter
Meine Arbeitsgeräte: Olympus BHS, BHT, CH2, CHK, Olympus SZ 30, antikes Rotationsmikrotom

bernd552

Also ich bin überwältigt, wieviel geballte Erfahrung und Information hier zusammen kommt, danke dafür!

Obwohl ich intuitiv auf gute, verlässliche, alte Gerätschaften vertraue, werde ich versuchen zweigleisig das für mich unbekannte Terrain zu betreten und mir alt und neu (gebraucht?) ansehen.

Ein muß für mich ist, solch ein Stemi für einige Stunden mit meinen Objekten unter meinen Bedingungen - idealer weise bei mir im Labor - in aller Ruhe zu testen, ... das dürfte ersmal mit alten Stemis nicht so einfach werden.

So als Eckdaten, ich benötige keinen Kameraanschluß, nicht zwingend eine Standard-Beleuchtung (habe eigene, modifizierte) und ein Arbeitsabstand von 30 mm ist für mich auch kein Problem. Mit einer stufiger Vergrößerung statt einem kontinuierlichen Zoom hätte ich auch kein Problem. Eigentlich brauche ich auch keinen Fuß und Stativ, da ich viel mit Magnethaltern arbeite ist eine einfache, dicke Stahlplatte für mich optimal. Diese kann auch gut geerdet - und zum Ableiten der LED Abwärme genutzt werden.
So mache ich es mit meinem aktuellen System.

Ideal für mich wären gute, aufeinander abgestimmte Optikeinheiten, die ich mir ohne SchnickSchnack baukastenmäßig zusammenstellen könnte. Mal sehn, ob dass in der Praxis überhaupt geht?

LG
Bernd

Stuessi

Zitat von: anne in Februar 15, 2021, 09:38:59 VORMITTAG...Mit seitlicher Beleuchtung funktioniert das auch gut für Auflichtobjekte, dann muss man nur lernen mit dem nicht aufrechten Bild zu arbeiten.

Hallo Anne,

dann empfehle ich direkt ein Auflichtmikroskop mit einem Trinokular, das seitenrichtige Bewegung anzeigt, z.B. ein Ergolux.

Viele Grüße,
Rolf

JB

Hallo Bernd,

Ich habe an einem Olympus SZX16 gearbeitet; das liefert auch bei 100x mit dem Planapo 1x ein gutes Bild. Teuer! Bei den kleineren Olympus-Stativen wie dem SZX9 muesste man ein hoch aufloesendes Objektiv verwenden, wie das PLFL 1.6x, dann ist aber der Arbeitsabstand schon wieder recht gering. Apochromatische Objektive sind bei hoher Vergroeserung sehr nuetzlich.

Ich kann ebenfalls nur empfehlen sich mal ein paar Stative vor Ort anzusehen!

Vorher wuerde ich aber noch ueber die Beleuchtung nachdenken. Da kann man noch viel aus dem vorhandenen Geraet 'rausholen. Haben Sie schon eine Ringleuchte? Ich habe vor kurzem ein Schott Ringlicht als Beifang erhalten (Neupreise sind sehr hoch) und die Verbesserung war erstaunlich. Von Schott gibt es sogar Ringlichter mit programmierbaren Sektoren, da kann man dann sektorweise schiefe Auflichtbeleuchtung einstellen (kann man mit Ringblenden auch selbst bauen). Gute, kontrastreiche Beleuchtung ist bei so hohen Vergroeserungen Gold wert (viel Gold). https://manualzz.com/doc/29672802/schott-easyled-ringlight-plus

Viel Erfolg,

Jon

bminer

Hallo Bernd,

vielleicht noch eine eigene Beobachtung in diesem Zusammenhang: Ich habe ein Wild M420 Fotomakroskop, an das ich über einen Adapter Mikroskopobjektive wie ein Mitutoyo M Plan Apo 10x 0.28 adaptieren kann (statt des ApoZooms). So ein Setup bringt wohl die gewünschte Auflösung. Allerdings liegt der Bildausschnitt mit den 16x Okularen nur bei ca. 1.5 mm und die Schärfentiefe ist minimal, d. h. eher für Foto-Stacking zu gebrauchen. Für visuelle Zwecke greife ich eigentlich immer zum Stereomikroskop, außer wenn ich mal ein Detail bei höherer Auflösung ansehen will.

Für die visuelle Beobachtung ist sicherlich das Zoom eines Stereomikroskops mit geeignet hochauflösendem Objektiv ein sehr großer Vorteil. Vielleicht fährt man tatsächlich am besten, wenn man sich bei seriösen Händlern nach gebrauchten Top-Stereomikroskopen von vor ein paar Jahren a ala  Leica MZ12.5/16, Olympus SZX12/16 umsieht. Dann kann man vielleicht im Preisbereich 4-6 T€ etwas finden.

BG
Björn

Jürgen Boschert

#23
Hallo zusammen,

eine Kombination von Stereomikroskop und Lichtmikroskopobjektiv gab es bereits von Wild ("Kombistereo") und dzt. auch von Askania. Bei beiden Systemen kann über eine Schlittenführung das Stereoobjektiv gegen ein LiMi-Objektiv im Wechsel betrieben werden, wobei durch eine Anpassung mittels Tubus die Parfokalität gegeben ist:

https://www.askania.de/80-kombi-stereo-mikroskop/download.html
Beste Grüße !

JB

bminer

Interessantes Konzept!
Ein Wild Kombistereo findet man aktuell sogar auf ebay.
Ich habe gesehen, dass ein ähnliches Gerät von Askania hier schon mal vorgestellt wurde:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=35697.0

Viele Grüße
- Björn

Werner

Ich hab das mal nur überflogen.

Grundsätzlich ist es so, daß ein stufenloses Zoom nie über den ganzen Bereich scharf abbilden kann, es ist eine Kompromißlösung. Ganz besonders an den Bereichsenden.
Eine Ausnahme sind die unbezahlbaren Zooms von Fernsehkameras. Die sind aber entsprechend lang und haben bis zu 20 Linsen für die Bildfehlerkorrektur. Für Stemis wegen Länge und Preis ungeeignet.

Eine bessere Lösung sind Festobjektive, eventuell auch ein schaltbarer Vergrößerungswechsler, wenn der gut gerechnet und justiert ist. Ein Vergleich bei einem Händler müßte da Klarheit schaffen können.

Gruß - Werner

Stuessi

#26
Zitat von: bminer in Februar 15, 2021, 20:10:17 NACHMITTAGS
... die 1050 lp/mm beziehen sich auf ein Objektiv Planapo 2x mit n. A. 0.35...

Hallo Björn,

nun habe ich mich auch genauer informiert. Dieses M205 C hat zwei im Durchmesser unterschiedliche Strahlengänge. Dadurch kann der eine größer gemacht werden und er erreicht auch eine höhere n. Apertur. Der andere hat dann eine etwas größere Schärfentiefe.
Der Stereo-Eindruck funktioniert auch, wenn eins der beiden Bilder nicht so scharf ist.
Der Durchmesser der Objektive beträgt 80mm! (Mein Wild M8 Objektiv hat einen Durchmesser von 60mm.)

Objektiv / Arbeitsabstand

2x PlanApo      / 20,1 mm  ---> 1050 Lp/mm
1x PlanApo      / 61,5 mm  ---> 525 Lp/mm
0,8 PlanAchro  / 112 mm  --->?
0,5 PlanAchro  / 135 mm ---> ?

Bei welchem der beiden Objektive mit mehr als 100 mm Arbeitsabstand und ob links oder rechts Kurt gemessen hat, erwähnt er nicht. Sein Ergebnis von 250 Lp/mm ist aber sicher korrekt und nicht ungewöhnlich.

Eine nA von maximal 0,35 ist sehr groß, die Beleuchtung ist bei dem großen Objektivdurchmesser und dem kleinen Arbeitsabstand von 20,1 mm aber nicht einfach. (Vermutlich beträgt die nA beim anderen Strahlengang dann max. etwa 0,2.)

Sicher ist das ca. 20 kg schwere M205 C ein tolles Stereomikroskop, aber auch leica kann nicht die Physik überlisten.

Zurück zum Thema:
400-fache Vergrößerung und max. Auflösung bis zu 1 µm erfordert ein "normales" Mikroskop mit mind. 20-facher Vergrößerung und  nA=0,4 bei einem Arbeitsabstand in der Größe von ca 10 mm. Das von Kurt erwähnte Objektiv NIKON M Plan, 20/0.4 LWD mit 1200 Lp/mm habe ich leider nicht. Mein Olympus ULWD MS Plan 50x/0,55 hat wahrscheinlich eine höhere Auflösung bei 9 mm Arbeitsabstand.

Viele Grüße,
Rolf

bernd552

Ich befinde mich nun im Endspurt der Entscheidungsfindung, dazu hätte ich noch zwei Fragen an die Optikerfahrenen.

Um eine Maximalvergrößerung des Stemi-Systems bestehend aus wechselbaren Hauptobjektiv und Okular (10/16/25er) zu erreichen kann ich die Kombination Hauptobjektiv mit möglichst hoher Vergrößerung und Okular mit niedriger oder umgekehrt wählen.

Was würdet ihr denn anstreben? Als Nichtoptiker würde ich die niedrigste Okularvergrößerung mit 10x und hohe Vergrößerung beim Hauptobjektiv wählen, um nicht in den Bereich Leervergrößerung zu kommen.

Ich schätze mal, dass beim Stemi bei max. ca. 200 fach für Diatomeen & Co. für die Bearbeitung ein Achromat-Hauptopjektiv reichen sollte?

LG
Bernd

anne

Hallo Berdn,
ohne fachlich antworten zu können, sondern nur aus der Erfahrung, würde ich am Okular die niedrigere Vergrößerung wählen.
Ich habe 4 Sätze Okulare für mein Stemi und arbeite aber mit den 10er Okularen am besten.
Ist es nicht so, dass sich der Durchmesser der Okulare bei höheren Vergrößerungen immer mehr verengt?

lg
anne

jochen53

Hallo,

völlig richtig. Was das Objektiv nicht aufgelöst hat, kann das Okular nicht herbeizaubern. Wenn auf einen Foto-Negativ ein Blatt an einem Baum nicht aufgelöst ist, kann man es so stark vergrößern, wie man will, man wird nie das Blatt erkennen können.

Jochen.