Münzen reinigen, filmen und fotografieren

Begonnen von diomedes, Juni 22, 2021, 00:59:31 VORMITTAG

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diomedes

Hallo, liebe Mikroskopie-Freunde!

Ich reinige hobbymäßig antike Münzen, das heißt, ich trage mit einer 0,15-mm-Nadel, ruhiger Hand und unendlicher Geduld Körnchen um Körnchen von der Oberfläche verdreckter Münzen ab, ohne die Oxidationsschicht zu beschädigen. Das geht nur unter vernünftiger Vergrößerung, weshalb ich bisher ein LOMO MBS-10 aus Kindertagen mit 28-facher Vergößerung nutze. Leider ist das Mikroskop sehr in die Tage gekommen und es liefern auch nur noch die Objektiveinstellungen 0,6x und 2x überhaupt ein Bild. Folglich plane ich die Anschaffung eines neuen Mikroskops und habe nach einiger Recherche das Euromex StereoBlue SB.1903-U gefunden, das mir sehr gut gefällt. Meine Kriterien sind: Trinokular mit gleichzeitigem Licht für Foto- und Beobachtungsokulare, eine freie Arbeitsfläche (kein Objekttisch) und nicht übertrieben teuer (Gesamtkosten ungern mehr als 2000 Euro). Ich suche also eigentlich keine Kaufberatung zum Mikroskop, aber wenn ihr jetzt schon wisst, dass mein Vorhaben damit nicht gelingen wird oder es mit einem anderen einfacher wäre, bin ich natürlich für alle Vorschläge offen.

Trinokular deshalb, weil ich den Reinigungsprozess gerne auch am PC aufzeichnen möchte (illustrativ, etwa 1080p mit 30 Bildern pro Sekunde). Noch wichtiger ist aber, dass ich meine Münzen in sehr hoher Qualität fotografieren und in Forschungsdatenbanken einspeisen will. Damit ihr ein ungefähres Bild davon kriegt, was ich meine, hier ein Eintrag einer Münze aus einer Museumssammlung. Wie auf dem Bild zu erkennen ist, sind diese Münzen nicht flach wie moderne Euromünzen, sondern haben zum Teil Tiefenunterschiede von 5 Millimetern. Ein Foto davon sollte keine sichtbare Unschärfe und keine chromatische Aberration aufweisen. Diese Fotos wurden meines Wissens mit einer DSLR und dieser Fotobox angefertigt. Günstigerweise habe ich nicht die leiseste Ahnung von Fotografie, von Mikrofotografie ganz zu schweigen. Deshalb hier einige Fragen:

1) Kann man durch ein Mikroskop überhaupt ein Foto solch einer Münze erzeugen, das an die Qualität eines Museumsfotos herankommt?
2) Wenn ja, geht das mit einfachen Komponenten, die ich einfach nur kaufen und zusammensetzen muss? Ich bin nun wirklich kein Bastler und habe hier im Forum schon einiges zu Kameraadaption gelesen mit Eigenbaulösungen, wo mir sehr mulmig wird.
3) So oder so muss ich mir eine Kamera besorgen, die ich noch nicht besitze. Hier steht das Fotografieren der Münzen im Vordergrund, Aufzeichnen des Reinigungsprozesses wäre eher eine Dreingabe. Könnt ihr mir da eine empfehlen bzw. ausschließen?
4) Was sind denn die grundlegenden Vor- und Nachteile von diesem Typ Kamera für Mikroskope (ist der Fachbegriff dafür "Okularkamera"?) im Gegensatz zu einer DSLR, die ich auch noch für sonstige Fotografie/Videoaufnahmen verwenden kann? Die liegen zum Teil preislich weit über erstklassigen DSLRs, da steckt wohl viel Funktionalität drin.

Ich glaube, ihr merkt, dass ich wenig Ahnung von der Materie und den Geräten habe. Meine Bedürfnisse sind relativ simpel: Arbeiten mit Stereomikroskop unter 30x/10x Vergrößerung, Anfangs- und Endzustand in sehr hoher Qualität fotografieren, dabei gerne auch gleichzeitig Videos machen. Wenn es dafür eine einfache Lösung gibt, freu ich mich über Ratschläge und (Kauf)empfehlungen. Wenn ihr hingegen jetzt schon ahnt, dass das nichts wird, und ich lieber lernen soll, Fotos separat mit einer hochwertigen DSLR zu machen, dann sagt mir das bitte auch.

Vielen Dank für eure Zeit und Hilfe!

Gruß
Daniel

kmueho

#1
Hallo Daniel,

zu deinen Fragen:

Zitat1) Kann man durch ein Mikroskop überhaupt ein Foto solch einer Münze erzeugen, das an die Qualität eines Museumsfotos herankommt?

Münzen sind für ein Mikroskop sehr große Objekte. Wenn du "mit einem Klick" eine ganze Münze ablichten willst, brauchst du eine sehr kleine Vergrößerung: 3x bis maximal 10x. Da die Okulare üblicherweise bereits 10x vergrößern, wirst du ein 1:1 abbildendes Objektiv benötigen oder sogar ein verkleinerndes. Ob es letzeres überhaupt gibt, weiß ich nicht. Mein Stemi hat als kleinste Vergrößerung ein 1x Objektiv und damit eine 10fache Vergrößerung.
Die Alternative ist, viele Teilfotos zu machen, und die dann zusammenzusetzen. Aber das macht Arbeit - auch wenn das mit einem Gratis-Tool wie dem Microsoft "Image Composite Editor" recht einfach geht.
Und - klar - kann man mit einem Mikroskop Fotos in "Museumsqualität" machen. Ich würde sogar behaupten, dass viele Foristen hier bessere Fotos machen. Aber dazu braucht man Geduld, eine Menge Erfahrung (auch mit digitaler Bildverarbeitung) und natürlich eine gute Ausrüstung.

Zitat2) Wenn ja, geht das mit einfachen Komponenten, die ich einfach nur kaufen und zusammensetzen muss? Ich bin nun wirklich kein Bastler und habe hier im Forum schon einiges zu Kameraadaption gelesen mit Eigenbaulösungen, wo mir sehr mulmig wird.

Fertig kaufen geht. Allerdings kostet Equipment das professionelle Ergebnisse bringt sehr viel Geld und günstiges Equipment liefert halt meistens nur "casual use"-Bilder. Daher basteln hier viele Foristen sich doch ihre Kameraadaption selber. Das ist aber mit Arbeit und viel Lernaufwand verbunden.

Zitat3) So oder so muss ich mir eine Kamera besorgen, die ich noch nicht besitze. Hier steht das Fotografieren der Münzen im Vordergrund, Aufzeichnen des Reinigungsprozesses wäre eher eine Dreingabe. Könnt ihr mir da eine empfehlen bzw. ausschließen?

Man kriegt heute schon ziemlich gute Bilder per Smartphone hin. Das aber setzt ein dafür geeignetes Okular voraus. Gut geeignet sind sogenannte Brillenträger-Okulare. Und irgend eine Halterung muss man sich schon besorgen (oder bauen). Ein sehr gut für deine Zwecke geeignetes Smartphone ist das Lumia 950 von Microsoft. Das ist als Smartphone gar nicht mehr nutzbar, aber es hat eine sehr gute Einzel(!)-Kamera. Kriegt man für nen Fuffi in der Bucht.
Auf jeden Fall solltest du die Finger von Spiegelreflexkameras (DSLR) lassen. Die Erschütterungen des klappenden Spiegels sorgen für ein zusätzliches Problem und davon gibt es auch ohne dieses schon genug. Spiegellose Systemkameras sind besser geeignet. Da du mit kleinen Vergrößerungen arbeitest, brauchst du viele Megapixel, denn diese Abbildungen sind üblicherweise "rattenscharf" :). Unter 24MP wirst du nicht jedes Detail auf dem Foto sehen können.

ZitatWas sind denn die grundlegenden Vor- und Nachteile von diesem Typ Kamera für Mikroskope (ist der Fachbegriff dafür "Okularkamera"?) im Gegensatz zu einer DSLR, die ich auch noch für sonstige Fotografie/Videoaufnahmen verwenden kann? Die liegen zum Teil preislich weit über erstklassigen DSLRs, da steckt wohl viel Funktionalität drin.

Eine Okularkamera ist eine, die man einfach anstelle eines Okulars in den Tubus steckt. Macht die Sache einfach, aber auch unflexibel. Viele Okulare (insbesondere bei älteren (endlich korrigierten) Mikroskopen haben eine Korrekturfunktion, um Abbildungsfehler auszugleichen. Für die wird man kaum eine passende Okularkamera finden. Außerdem haben Mikroskope unterschiedliche Okulardurchmesser. Da passt die Kamera vielleicht gar nicht auf ein anderes Mikroskop - oder nur mit Reduktionsadaptern mit eventuellem Bildbeschnitt. Außerdem sind diese Kameras vergleichsweise teuer.

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Eine Münze aus vorchristlicher Zeit habe ich leider nicht. Aber ein 20-Kopeken-Stück von 1936 ;) Das hat einen Durchmesser von 22mm.
Anbei ein Foto, das ich mit einem Lumia 950 und einem Swift-Stemi (Japan) gemacht habe. Das ist nicht überall gleich scharf. Dazu hätte man mehrere Schärfeebenen aufnehmen müssen und dann "stacken". So nennt man das Zusammensetzen mehrerer Fotos mit unterschiedlicher Fokuseinstellung. Aber soviel Arbeit wollte ich mir nun doch nicht machen.
Aber du siehst, dass diese Münze schon das ganze Sehfeld ausfüllt. Größere Münzen würden wären nicht mehr "in einem Stück" fotografierbar.

Eventuell brauchst du aber gar kein Mikroskop, sondern nur eine gute Makro-Kamera. Dabei müsstet du aber auf die stereoskopische Darstellung verzichten.
Hier ein Video, das ich mit einer "Sony RX10-Mark 3" gemacht habe: https://youtu.be/LjBeX8SPJ54
Die Kamera hat eine hervorragende Makrofunktion. Das Video ist aus einer Entfernung von knapp einem Meter gemacht. Da drunter hättest du jede Menge Platz zum Arbeiten und auch für Beleuchtung u.ä. Sorry dass das Bild etwas wackelt, während ich am Kamerazoom "rumfummle".
Die Kamera kann 4K Videos aufnehmen und hat auch einen sogenannten "Clean HDMI"-Ausgang. Das ist das reine Bildsignal ohne störende Einblendungen von Kamera-Informationen. Du würdest also vor einem hochauflösenden Bildschirm arbeiten und könntest das gleichzeitig aufnehmen.

Viele Grüße,
Kai

PS.: Ein paar Tüppfheler korrodiert...

Noch ein Vorteil der Makrokammera: Die kommt fertig aus der Verpackung. Keine Adaption o.ä. Einzige "Bastelarbeit" wäre eine Wandhalterung, die die Kamera 92cm (das ist der kürzeste Fokus bei 600mm Zoom) über der Arbeitsfläche positioniert. HDMI-Kabel an einen 4K-Bildschirm anschließen und den hinter der Arbeitsfläche aufstellen und los geht's. Kostenpunkt für Kamera + 4K-Monitor wären ca. 1000€ (gebraucht in der Bucht).





Peter Reil

Hallo Daniel,

du hast ein interessantes Hobby!

Ich will versuchen, auf deine Fragen einzugehen:

1) Kann man durch ein Mikroskop überhaupt ein Foto solch einer Münze erzeugen, das an die Qualität eines Museumsfotos herankommt?
Ja, aber Münzen haben eine Größe, für die ein Mikroskop nicht nötig (eher sogar hinderlich ) ist.

2) Wenn ja, geht das mit einfachen Komponenten, die ich einfach nur kaufen und zusammensetzen muss?
Diese Frage würde ich dem Betreiber des Forums (Herr Linkenheld) stellen: https://www.mikroskopie.de/?page_id=237
Er ist sicher behilflich und kann dich prima beraten. Da bekommst du alles aus einer Hand.

3) So oder so muss ich mir eine Kamera besorgen.

Das kommt jetzt eben darauf an, was du für ein Equipment anschaffst.

4) Was sind denn die grundlegenden Vor- und Nachteile von diesem Typ Kamera ..
Vorteil: Einstecken, fertig (falls die Software gut gemacht ist).
Nachteil: Kann immer nur in Verbindung mit einem Computer genutzt werden, gute Qualität ist teuer.

Mein Tipp wäre:
Besorge dir ein neues Stereomikroskop für das Reinigen der Münzen. Ob es nun dein favorisiertes ist, oder eines von Linkenheld (da gibt es sogar Vorsatzlinsen, die den Bildausschnitt vergrößern!) das ist zweitrangig.

Dann eine Kamera (z. B. einfache, evtl. gebrauchte  CANON Spiegelreflex - die lösen erschütterungsfrei aus) kaufen. Die kann auch am Mikroskop adaptiert werden. Der Adapter muss natürlich zum Mikroskopanschluss passen.
Damit kannst du deine Arbeit aufzeichnen, sogar ferngesteuert über den Laptop, wenn du möchtest.

Die tatsächlichen, qualitativ hochwertigen Aufnahmen der Münze würde ich mit der gleichen CANON machen. Dazu ein Makroobjektiv montieren, die Kamera an einem Stativ befestigen und die auf weißem Papier liegende Münze von oben fotografieren.
Ein paar Grundkenntnisse der Kamerabedienung, der Beleuchtung(!), der Softwarebedienung sind allerdings - wie immer - nötig. Und natürlich braucht es Einarbeitung und Übung.

Dein Budget dürfte eingehalten werden, wenn du eine gebrauchte Kamera mit Makroobjektiv erwirbst.

Freundliche Grüße
Peter


PS: Anbei ein Medaillenbild, Durchmesser 27 mm, gemacht mit CANON D60 (unter 24 MP ;) , nicht gestackt), mit Objektiv SIGMA 70 mm Macro, Kamera am Stativ, Schreibtisch vor dem Fenster, keine zusätzliche Beleuchtung.




Meine Arbeitsgeräte: Olympus BHS, BHT, CH2, CHK, Olympus SZ 30, antikes Rotationsmikrotom

diomedes

Lieber Kai, lieber Peter, lieber ADi,

vielen Dank für die detaillierten Antworten! Da stecken ja schon sehr viele Informationen drin. Die frei fotografierten/gefilmten Münzen sehen tatsächlich besser aus als das Bild von Kai durch das Mikroskop, sogar ohne besondere Rücksicht auf die Beleuchtung. Vom Stacking hatte ich schon gelesen, das traue ich mir mit entsprechender Software zu, aber wenn eine Münze nicht einmal ganz ins Sehfeld passt und man Teilbilder machen und zusammensetzen muss, wird das glaube ich schon sehr umständlich. Mal eben noch schnell ein Bild von Vorder- und Rückseite der drei neuen Münzen machen ist dann eher nicht.


Ich vermute, dass die Lösung eines Stereomikroskops und separater (Makro)kamera + Stativ und Lichtbox dann der bessere Weg für mich sein wird, weil sich die Komplexität des Systems reduziert und es mir jetzt flexibler erscheint. Habt ihr konkrete Vorschläge zu einer Kamera? Peter hat Canon erwähnt, Kai eine Sony RX10-Mark 3, aber da gibt es sicher auch einige die möglich wären. Das Lumia 950 scheint auch eine günstige Lösung zu sein. Sicher wäre es schön, die Kamera trotzdem für Detailaufnahmen auch an das Mikroskop anschließen zu können, auch wenn das nochmal zusätzliche Adapter oder Rumgebastle in der Zukunft erfordert. Ginge das mit allen Canon-Modellen? Und ich denke, Tethering wäre auch gut, der Bequemlichkeit wegen und zur weiteren Reduktion von Erschütterungen. Oder soll ich da lieber direkt bei Leuten anfragen, die sich hauptsächlich mit Fotografie beschäftigen?


Mir kam nun aber auch noch eine andere Idee: Zu Forschungszwecken würde ich gerne einmal mit Stereobildern von Münzen experimentieren, um z. B. bildbasiert über die Diskrepanz ein Höhenbild und in Folge ein 3D-Modell der Oberfläche abzuleiten. Habt ihr eine Idee, ob/wie das mit einem trinokularen Stereomikroskop funktionieren würde? Ich nehme an, dass die Kamera dazu direkt jeweils eines der beiden Betrachtungsokulare ersetzen müsste, um zwei "Augenbilder" zu erhalten. Würde so etwas out of the box mit der Kamera funktionieren, die ich auch in den Fototubus stecke? Oder funktionieren die Tuben grundsätzlich unterschiedlich? Da hört wieder mein Verständnis auf, was für Linsen und sonstige Bauteile überhaupt in einem Mikroskop (insbesondere dem von mir favorisierten Euromex StereoBlue SB.1903-U) stecken.


Wenn mein Setup passt, zeige ich euch gerne mal ein paar schöne Ausschnitte aus Münzen, die die Jahrtausende überdauert haben  :)


Lieber Gruß
Daniel

Thomas Böder

Zitat von: diomedes in Juni 22, 2021, 12:39:15 NACHMITTAGS
Wenn mein Setup passt, zeige ich euch gerne mal ein paar schöne Ausschnitte aus Münzen, die die Jahrtausende überdauert haben  :)

Mach mal, das würde mich sehr freuen!  :)
Hauptmikroskope: Leitz Panphot, Ortholux, Zeiss Nf u. Technival u. Citoval 2, Reichert Zetopan
Kleinmikroskope: reichlich...

Peter Reil

Hallo Daniel,

du bist auf dem richtigen Weg.

Alle CANON EOS Modelle (600d, 60d, und neuer) sind praktikabel und lassen sich gut adaptieren. Ein weiterer Vorteil ist auch, dass CANON bereits eine Software kostenlos zur Fernsteuerung der Kamera mitliefert.

Stereobilder beim Stereomikroskop zu machen so wie du es dir vorstellst, jeweils durch beide Okulare ist schwierig. Da muss die Ausrichtung sehr genau sein.
Viel einfacher ist es, die Kamera samt Makroobjektiv auf ein Stativ zu setzen und mehrere Bilder vom Objekt mit verschiedenen Entfernungseinstellungen zu machen (Stacking). Die Canon EOS 90D kann das anscheinend sogar selbständig. Da platzt aber das Budget.
Außerdem ist das alles nicht ganz trivial.
Den Rest erledigt z. B. die (kostenlose!) Software picolay. Die macht daraus auch Stereobilder.

Bin schon sehr gespannt, wie du weiter machen wirst.

Freundliche Grüße
Peter
Meine Arbeitsgeräte: Olympus BHS, BHT, CH2, CHK, Olympus SZ 30, antikes Rotationsmikrotom

kmueho

ZitatSicher wäre es schön, die Kamera trotzdem für Detailaufnahmen auch an das Mikroskop anschließen zu können

Das geht mit der Sony RX10 Mark 3 nicht. Die hat ein fest verbautes Zoom-Objektiv.


ZitatDie frei fotografierten/gefilmten Münzen sehen tatsächlich besser aus als das Bild von Kai durch das Mikroskop

Durchs Mikroskop kann man auch bessere Fotos machen. Aber dazu muss man wegen der sehr geringen Schärfentiefe stacken. Die Lösung mit einer Makro-Kamera hat das Problem nicht - bzw. in erheblich geringerer Ausprägung. Eine Münze kriegst du damit immer in einem Bild scharf. Der Vorteil des Mikroskops liegt natürlich in seiner erheblich besseren Detailfähigkeit und darin liegt auch gleichzeitig der Nachteil größere Objekte nicht mit einem Bild aufnehmen zu können. Im schlimmsten Fall musst du stacken (Schrrfentiefe) und stitchen (mehrere Bilder zusammensetzen). Da hast du schnell hundert Bilder für eine Münze zusammen. Mit der Makrokamera ist das nur ein Klick.
Langfristig wirst du wahrscheinlich beides anschaffen.

Anbei ein Münzfoto mit der Sony.

Viele Grüße,
Kai

kmueho

ZitatStereobilder beim Stereomikroskop zu machen so wie du es dir vorstellst, jeweils durch beide Okulare ist schwierig. Da muss die Ausrichtung sehr genau sein.

Sooo schwierig ist das nicht.
So eine Münze ist aber eine ziemlich flache Angelegenheit. Da gibt es keinen ausgeprägten 3D-Effekt.
Deshalb gibts noch ein Foto von Schildläusen. Da ist mehr Tiefe zu sehen.

Viele Grüße,
Kai



kmueho

Hier noch ein Vergrößerter Ausschnitt der Münze.
Da sieht man den 3D-Effekt besser.
Aber bitte nicht auf die Schärfe achten, da das Bild nicht gestackt ist  ::)

Viele Grüße,
Kai

Gerd Schmahl

Hallo,
es gibt sehr unterschiedliche Möglichkeiten Stereobilder zu erstellen:
1. durch die jeweiligen getrennten Strahlengänge des Stereomikroskopes, wie Du selber vorgeschlagen hast
2. Durch Staking, also einer relativ großen Zahl von Einzelaufnahmen verschiedener Schärfenebenen, die anschließend mit einer Software zu einem Stereobild zusammengerechnet werden. Dazu braucht es kein Stereomikroskop. Ein Strahlengang reicht und das geht auch mit einem Makroobjketiv. Ich nutze die Software PICOLAY
3. mit einer Stereowippe. Das ist eine "Ablage" für Deine Münze, die sich hin und her kippen lässt, so dass Du nacheinander zwei Bilder aus verschiedenen Blickwinkeln aufnehmen kannst. Wenn Du daraus ein Anaglyphenbild (Rot-Cyan) erstellen willst, musst Du die beiden Bilder anschließend mit einem Bildbearbeitungsprogramm entsprechend bearbeiten und zusammenrechnen. Für andere Darstellungsmöglichkeiten (z.B. Schielbild) ist das nicht nötig.

Alle Varianten der Erstellung von Stereobildern haben Vor- und Nachteile. So muss z.B. bei der Stereowippe die Tiefenschärfe groß genug sein, um mit zwei Einzelaufnahmen die ganze Münze in ihrer vollen Tiefe abbilden zu können. Wippe und Staking lassen sich aber auch verbinden, in dem man die beiden Stereobilder aus zusammengerechneten Einzelebenen erstellt (z.B. 5 Fotos links und 5 Fotos rechts jeweils zusammenrechnen)

Hier in diesem Faden über eine Glühwendel sind verschiedene Darstellungen zum Vergleichen. Die Bilder hier sind gestakt.
Beste Grüße
Gerd
Man sagt der Teufel sei, im Detail versteckt,
doch hab' ich mit dem Mikroskop viel Göttliches entdeckt.

Gerd Schmahl

Hallo ADi,
für die Reinigung braucht es aber schon stereo. Da die Vorgehensweise der Präparation von Fossilien gleicht, kann ich das so klar und eindeutig sagen, sonst macht sich Daniel nur Schrammen auf seine Münzen.
LG Gerd
Man sagt der Teufel sei, im Detail versteckt,
doch hab' ich mit dem Mikroskop viel Göttliches entdeckt.

Nochnmikroskop

Hallo Daniel,

das von Dir genannte Euromex Stemi ist an einem Säulenstativ aufgehängt. Ich könnte mir vorstellen, das das Stativ zum Schwingen neigt. Also entweder einen separaten Tisch darunter stellen, oder besser ein herkömmliches Stativ verwenden, so wie bei Deinem MBS-10 vermutlich.
Hier im Forum gibt es auch Spezialisten für Dein MBS-10, ist bestimmt noch was zu retten.
Bei einem Trino kannst Du ja gleichzeitig arbeiten und Fotografieren, wenn die Aufteilung 50/50 ist. Dann wären zur einfacheren Dokumentation auch schon Screenshots vom PC-Bildschirm hilfreich, meist brauch man ja nicht die volle Auflösung.
Beim Ablichten der fertig präparierten Münze bin ich der Meinung wie Adi. Ich selber arbeite aber mit der Panasonic G9, da ist praktisch alles fernsteuerbar, kein Spiegelschlag, etc. Die Aufnahmen würde ich aber nicht am Stemi machen, sondern mit Makro-Objektiv, oder eben mit Mitutoyo M Plan Apos. Dann hat man noch mehr Auswahl bei der diffusen Beleuchtung.
LG Frank
Meistens Auflicht, alle Themenbereiche
Zeiss Axiolab, Leitz Orthoplan, Keyence VHX, Olympus SZX16, Canon EOS 700D, Panasonic G9, Touptek u.a.
keine KI

Stuessi

Hallo,

der Abbildungsmaßstab hängt natürlich von der Münzgröße ab. Bei meinem Beispiel, einer 50 Schilling Münze, benötige ich etwa 0,4:1 bis 2:1.
Ich habe die Bilder mit meinem Wild M7s (zentraler Strahlengang) bzw. für Stereo mit Wild M7 (Blick links/rechts) gemacht.
Kamera Sony A6000.







Gruß,
Rolf



kmueho

Hallo Daniel,

du schriebst:
ZitatMir kam nun aber auch noch eine andere Idee: Zu Forschungszwecken würde ich gerne einmal mit Stereobildern von Münzen experimentieren, um z. B. bildbasiert über die Diskrepanz ein Höhenbild und in Folge ein 3D-Modell der Oberfläche abzuleiten. Habt ihr eine Idee, ob/wie das mit einem trinokularen Stereomikroskop funktionieren würde?

Ich wüsste nicht, dass es es eine (frei verfügbare) Software gibt, die aus zwei Fotos, die aus unterschiedlichen Blickwinkeln aufgenommen wurden, ein Höhenbild errechnen könnte. Die gängigere Methode ist, ein Höhenbild ("depth map") über das Stacking zu errechnen. Dazu braucht man aber kein Stereomikroskop. Eine freie Software, die das kann, heißt "Picolay".

Aber, das wird bei deinen Münzen leider nicht klappen. Denn dazu brauchst du eine Menge (>25) Bilder, bei denen jeweils nur ein (unterschiedlicher) Teil des Bildes scharf ist. Dafür sind aber bei Münzen die Voraussetzungen denkbar schlecht, denn es muss dafür ein Objektiv zum Einsatz kommen, das eine möglichst geringe Schärfentiefe hat. Ansonsten hast du zu wenige Schichten und in Z-Richtung eine zu geringe Auflösung. Selbst ein Stack aus 25 Bildern bedeutet, dass du in Z-Richtung nur 25 "Pixel" Auflösung hast.
Für eine möglichst geringe Schärfentiefe benötigt ein Objektiv einen möglichst großen Blickwinkel ("Apertur"). Bei (sehr) kleinem Winkel wäre ja praktisch alles scharf. Das Dumme: Eine hohe Apertur ist aber immer mit hohen Vergrößerungen verbunden. Ein Objektiv mit einer Vergrößerung von weniger, als 5x und einer Apertur von wenigstens 0,5 gibt es nicht. Ich habe das bei meinem Stemi mal ausprobiert. Selbst Münzen mit einer tiefen Prägung liefern nicht mehr, als 4 Bilder, bei denen unterschiedliche Bereiche scharf und - wichtig - der Rest unscharf wäre. Das genügt aber nicht.

Ich wüsste daher (leider) keine Methode, wie du mit fotografischen Mitteln an eine Höhenkarte gelangen könntest. Vielleicht gibt es Laserscanner, die sowas können, aber hier ist bei meinem Wissen Ende Gelände ;)

Für "einfache" Stereofotos bietet ein Stemi aber bereits brauchbare Voraussetzungen - wie der Name schon sagt. So sieht das bei meinem Stemi aus:

"Holzplatten-Adaption" mit vielen Stellschrauben für die präzise Ausrichtung der beiden Lumia 950

Der für dich aber gravierende Nachteil: Während die Handys montiert sind, könntest du nicht mehr arbeiten. Dafür bräuchte man ein "Quadrokular", wo zwei Kameras montiert sind, ohne die Okulare zu blockieren. Kein Schimmer, ob es sowas überhaupt gibt...

Anbei noch drei Fotos einer alten iranischen Münze.

Viele Grüße,
Kai



Stuessi

#14
Hallo,

bei Übersichtsbildern ist der Stereoeffekt gering. Stärker wird er bei höherer Vergrößerung.
Mit meinem Stemi Wild M7 + 2x Vorsatzlinse komme ich auf 6,2-fache Vergrößerung:

Rundumbeleuchtung:


einseitige Beleuchtung:




LR / RL Bilder:







Gruß,
Rolf