Radiolarie Einschluss - wie am besten vorgehen?

Begonnen von Michael K., August 05, 2021, 14:02:57 NACHMITTAGS

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Michael K.

Hallo,

Ich habe mir gestern Abend noch etliche weitere Proben aus der aufgeschlämmten und weiter dekantierten Probe aus Mors angesehen.
Ich habe nach einer intakten Radiolarie gesucht.  Ich wollte es schon aufgeben; immer nur kleine Bruchstücke einer Radiolarie; habe aber nun doch eine gefunden.
Weiter habe ich damit noch nichts gemacht, liegt nun trocken auf dem Objektträger. Ich möchte ein Präparat nur mit der Radiolarie herstellen.  Wie geht man da am besten vor?
Als nächstes würde ich die Probe wieder anfeuchten und unter dem Stereomikroskop die Radiolarie heraus nehmen und auf ein Deckglas mit Schellack Klebegrund setzen. Am Rande würde ich noch Deckglassplitter als Abstandshalter; wenn die Höhe reicht; legen. Danach kommt ein Tropfen Xylol drauf, um Luft zu verdrängen, wenn der fast verdunstet ist kommt erwärmetes (ist dann flüssiger) Zrax drauf. Zum Schluss wird ein Objektträger genommen, aufgesetzt und schnell herum gedreht.
Kann man das so machen oder läuft man Gefahr das die Radiolarie zerbricht? 
Andere Vorgehensweise?

Das Bild ist ein Stack aus mehreren Fotos mit piccolay erstellt; geht sicherlich noch besser. Habe damit noch nicht viel gemacht.


Gruss

Michael


Gerd Schmahl

#1
Hallo Michael,
Die Vorgehen klingt im Prinzip nach einem guten Plan. Ich würde allerdings kein Zrax nehmen. Diese hochbrechende Medium ist speziell für Diatomeen konzipiert.

Zitat von: GERHARD GÖKE: Einführung in das Studium der RadiolarienVon den rezenten und fossilen Radiolarienskeletten können die gleichen Präparate-
Typen hergestellt werden, wie sie auch von den Diatomeen bekannt sind.
Hochlichtbrechende Einschlußmittel sind jedoch nicht unbedingt zu empfehlen.
Einerseits sind die Radiolarienskelette gröber strukturiert, andererseits verhindern
hochlichtbrechende Medien den Einblick in das Innere mehrschaliger Skelette.
Geeignet sind u.a. CAEDAX, MALINOL, Dammaharz und Canadabalsam
bzw. Venezianisches Terpentin.

Wie willst Du die Radiolarie übertragen? Nach meiner Erfahrung lassen sich trockene Radiolarien besser händeln als nasse. Ich nutze dazu ein Katzenhaar (Tast- oder Schnurrhaar aus dem Gesicht der Katze) die sind sehr schön stabil und trotzdem noch weich genug, dass nichts zerbricht. Wenn Du vorher mit den Fingern am Haar entlangfährst bekommt es einen leichten Fettfilm und die Radiolarien haften gut daran. Das mit dem Haften ist immer eine Gradwnderung: optimal ist natürlich, wenn sie gerade so anhaftet, aber dann ist die Gefahr sie zu verlieren auch groß. Darum sollte das Zieldeckglas direkt neben dem Objektträger liegen. Gut geht es mit einem Gleittisch: Man nimmt das Objekt der Begierde nur ganz wenig auf und schiebt den Tisch weiter bis das Ziel-Deckglas im Sichtfeld erscheint. Das Objekt verläßt das Sichtfeld nicht. Wenn Du keinen Gleittisch hast, tut es auch eine kleine Glasplatte, die Du leicht verschieben kannst.
Es gibt noch weitere Methoden der Anhaftung. Die wohl am weitesten verbreitetste ist etwas Bienenwachs, in das man die Nadel/das Haar zuvor leicht einsteckt. Wie stark das Objekt am Präparationswerkzeug hafteten muss hängt auch von dessen Gewicht ab. Problematisch wird es aber, wenn das Objekt der Begierde zu stark haftet und nicht wieder von der Nadel abgeht. Da hilft es manchmal, wenn man zuerst das Lösungsmittel auf das Zieldeckglas tropft und das Objekt darin eintaucht.
Ich emphele Dir dringend das zuvor mit weniger guten Objekten etwas zu üben, sonst ärgerst Du Dich über den Verlust der mühsam herausgesuchten vollständigen Radiolarie.

Eventuell musst Du die Radiolarie auch nochmal waschen, in dem Du sie in einen Tropfen Lösungsmittel tust, das eintrocknem lässt und dann nochmal weiterreichst auf das entgültige Deckglas. Dann sollte das erste aber vielleicht keinen Klebegrund haben.

Viel Erfolg wünscht
Gerd
Man sagt der Teufel sei, im Detail versteckt,
doch hab' ich mit dem Mikroskop viel Göttliches entdeckt.

Michael K.

Hallo Gerd,

Letztens habe ich auch mal aus einer Pelose Suspension (dest. Wasser) unterm Stemi die Diatomeen heraus gefischt die ich für eine Klebegrund Testreihe brauchte. Also auf Deckglas
aufgetropft und mit einer Legeborste (Tasthaar, Pferd) herausgesucht, zum Rand des Tropfens gezogen. Das Wasser um die Diatomee verdunstet recht schnell. Danach auf das Versuchs Deckglas (Schellack) übertragen. Im Grunde sind das Legeversuche.  Die Diatomeen die in Alkohol waren liessen sich leichter vom Deckglas lösen.
Die Verdünnung des KGs bekommt man nur durch Versuche heraus.  Bilder dazu; auch die Misserfolge; kann ich ja mal einstellen. Zum Einschluss der Test Diatomeen habe ich Zrax verwendet.
Zrax löst den Klebegrund nicht an.  Da Speedax in Aceton gelöst ist greift das den Schellack an. Ich werde es trotzdem mal mit anderen Diatomeen probieren, Xylol nutze ich um Luft zu verdrängen, in den ersten Versuchen war teils Luft mit eingeschlossen.
Bienenwachshaltiges "Holzwachs" nutze ich, das geht bei mir am besten.

Die Radiolarie wird; soweit machbar; weiter gereinigt, da hat sich eine 2. drin verfangen, die lasse ich aber dran, wenn die sich nicht löst.
Im Bild habe ich 2 verschiedene Farbfolien benutzt.


Gruss
Michael

anne


Michael K.

Hallo,

Ich habe die Radiolarie als einzelnes Objekt präpariert, Sie ist mir nicht zerbrochen. Da die Radiolarie recht gross ist habe ich doppelte Deckglasstreifen als abstützung des Deckglases benutzt. Eine Deckglasdicke wäre mir zu kanpp gewesen. Das lässt sich gut mit Diamantfeile machen, einmal drüber ziehen, schon hat man dünne Glasstreifen.
Geklebt wurde die auf Schellack und mit Zrax eingeschlossen. Vorher habe ich die mit Xylol betropft um die Luft zu verdrängen.
Das Foto der Radiolarie wurde mit Picolay erstellt. Der dunkle Hintergrund ist beabsichtigt, das es ja eine Art Glas ist, soll es auch so wirken.

Gruss
Michael


Michael K.

Vielen Dank für den Link.

Genauso sollte es aussehn, aber ich kriegs nicht besser hin, als das was ich da gemacht habe.
Gut es sind auch nur 6-8 Bilder zum stacken...  wahrscheinlich brauch man mehr.

anne

Hallo Michael,
Deine Radiolarien steht auf den Füßen, denke ich. Für solche Aufnahmen muss sie aber auf der Seite liegen. Ich habe es verlinkt um Dir auch zu zeigen, dass Deine Reinigung noch nicht ausreichend ist.
lg
Anne

Michael K.

Hallo,

Ja, das war mir schon bewusst, hatte ich auch so vor, aber egal wie ich die auch bewegte, Sie steht die immer auf 3 Beinen...
Zum Bild: die Füsschen auf 11,  3 und 7 Uhr kleben am Deckglas, die anderen auf 12,  5 und 8 Uhr zeigen zum OT.  Ich hätte wahrscheinlich nur bis zur Mitte der Radiolarie
stacken sollen... 
Die Reinigung muss ich noch verbessern, Edelstahlgewebe mit 62, 50 und 25µ habe ich heute erst bekommen.  Mal sehen wie sich das
auswirkt.

LG
Michael

Gerd Schmahl

Hallo Michael,
ich verstehe das "Diatomeen" auf der linken Seite Deines Präparates nicht. Radiolarien sind ja keine Gruppe der Diatomeen.
Beste Grüße
Gerd
Man sagt der Teufel sei, im Detail versteckt,
doch hab' ich mit dem Mikroskop viel Göttliches entdeckt.

Michael K.

#10
Hallo,

Dann ist mir ein Fehler durch Unwissen unterlaufen.  Ich dachte die gehören als Obergruppe mit zu den Kieselalgen/Diatomeen.
Ich achte demnächst drauf.

Hier noch ein Link: http://www.hdds-mikrowelten.de/Leben%20im%20Wasser/Diatomeen%20und%20Radiolarien.html

LG
Michael


Gerd Schmahl

Hallo Michael,
ZitatIch dachte die gehören als Obergruppe mit zu den Kieselalgen/Diatomeen.
Ich achte demnächst drauf.
Da liegen Reiche dazwischen: Während Diatomeen ganz eindeutig Pflanzen sind, sind Radiolarien ganz eindeutig Tiere. Sie werden heute danke Gensequenzieller Analysen aber nicht einmal mehr als einheitliche (monphyletische) Gruppe angesehen. Siehe auch Wikipedia/Radiolarien.
LG Gerd
Man sagt der Teufel sei, im Detail versteckt,
doch hab' ich mit dem Mikroskop viel Göttliches entdeckt.

Michael K.

Hallo,

Ich habe mich durch das Kärtchen, welches bei der Kieselgur dabei war (Bild), zu der Annahme bestätigt gefühlt das es auch Diatomeen seien.
Nun gut, ich weis jetzt das es keine Diatomeen sind.

Aber mal was anderes, wie bekommt man anhaftende Ton oder Sand Teilchen weg?  Normale Ultraschallgeräte sollen ja nicht funktionieren da die
Frequenz bei ca. 40 kHz liegt und dies die Strukturen evtl zerstört. Was gehen soll sind kleine Beauty US Handgeräte, die schwingen im Mhz Bereich.
Habe ich beides nicht.
Gibts evtl eine chemische Möglichkeit? Momentan habe ich einige Radiolarien im Wasser / Petrischale. Mit dem Ein-Haar Pinsel bekommt man nur die grösseren
Teilchen weg gestupst, die kleineren nicht.

LG
Michael






Gerd Schmahl

Hallo Michael,
probiere es mal mit H202. Das 12%ige aus dem Aquarienhandel sollte reichen. Das oxydiert nicht nur organische Reste. Durch die O2-Blasenbildung werden auch kleinere anorganische Teile "abgesprengt".  Ich schreibe Dir noch eine PM.
Beste GRüße
Gerd
Man sagt der Teufel sei, im Detail versteckt,
doch hab' ich mit dem Mikroskop viel Göttliches entdeckt.

Michael K.

Hallo,

Danke für den Hinweis mit dem H2O2, ich wollte schon 30%iges aber das gibts so nicht mehr zu kaufen, ausser für Laborzwecke.
Wenn das 12%ige auch geht bestelle ich mit was. Ist es möglich durch einfrieren die Konzentration zu erhöhen? Also H2O2 einfrieren, das was noch flüssig bleibt
abgiessen und dann soll sich die Konzentration erhöht haben.  War auch mal hier im Forum beschrieben. Hat das mal jemand probiert?

Noch eine andere Frage zur Kieselgur von Mors:
Ich habe noch mal etwas von der Gesteinsprobe mit Wasser versetzt, paar Sekunden absetzen lassen damit der Sand nicht mit kommt, Überstand rasch in ein neues Becherglas gegeben.
Dies habe ich dann stückweise durch ein 25µ Sieb gegeben, damit die allerkleinsten Partikel raus sind, die stören am meinsten. Den Inhalt des Siebes habe ich
wieder in ein leeres Becherglas gefüllt; besser das Sieb ausgewaschen. Dies habe ich mit dest. Wasser etwas aufgefüllt und paar Proben auf OT gegeben und angeschaut.
Ich habe sehr wenig bis gar nichts gefunden, wenn dann mal Bruchstücke von dreieckigen, sternförmigen, rundenFormen. Wenig ganze Formen.
Das kann schon frustrierend sein...  Ich bin schon so weit das ich jede einzelne -ganze- Diatomee heraus suche und in ein Extra Gläschen stecke.  Von Radiolarien bis jetzt keine
Spur mehr.  Das Ganze Tütchen ist ja noch nicht aufgebraucht.

Ist dies normal? Habt ihr auch so wenig im Material? Meines stammt aus dem "Limfjord-Gebiet", Mors, Dänemark laut dem Zettelchen.
Würde mich mal interessieren on Ihr auch mit solchen Problemen zu tun habt.


Gruss
Michael