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Begonnen von diho, September 20, 2021, 18:43:13 NACHMITTAGS

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diho

Hallo allerseits,

meine Name ist Dirk, ich bin 55 Jahre alt, komme aus Thüringen und bin neu hier. Ihr könnt mich gern mit Du anreden.

Letzten Samstag habe ich mir einen schon länger bestehenden Wunsch erfüllt und auf dem Flohmarkt ein altes Mikroskop erstanden, evtl. ein Laboval1 o.ä. von Carl Zeiss Jena. Der Grobtrieb war leider total fest, verharzt. Also habe ich das Mikroskop gleich am Sonntag auseinander genommen, natürlich Bilder gemacht, damit ich es auch wieder zusammen gebaut bekomme.
Nun habe ich den eigentlichen Grob- / Feinantrieb zwar schon wieder gängig bekommen, aber mit dem Auseinandernehmen zwecks Säuberung / Fetten komme ich nicht weiter. Natürlich habe ich auch schon sehr viel hier im Forum gelesen, bin aber nicht wirklich fündig geworden.

Ich weiß leider noch nicht so richtig, wie ich hier Bilder einstellen und/oder verlinken kann. Also hänge ich jetzt einfach mal ein Bild vom auseinandergenommenen Mikroskop an.

diho

Hier noch das Bild des Grob-/Feinantriebs, den ich nicht demontiert bekomme.
Auf dem Bild unten sieht man 2 Schrauben, müssen diese entfernt werden und wenn ja haben die ggf. Linksgewinde?
Welches Schmierfett sollte ich beim Zusammenbau verwenden?

Viele Grüße, Dirk

plaenerdd

Hallo Dirk,
ich finde es sehr mutig, dass Du Dein erstes Mikroskop gleich mal so weit auseinanderbaust, aber warscheinlich ist Dir nicht klar, dass es da Teile gibt, die werksseitig justiert sind, und die man lieber nicht so ohne weiteres zerlegt. Dazu gehört auch die Tischführung. Ich hoffe Du hast nur auf einer Seite die kleinen Madenschrauben bewegt, sonst könnte es sein, dass sich der Tisch nicht mehr parallel der optischen Achse bewegt und das Objekt beim Durchfokussieren zur Seite wandert.
Vielleicht hilft Dir diese Anleitung weiter: Kombinationstrieb CZJ EDUVAL reparieren.pdf
So im zerlegten Zustand bin ich mir nicht ganz sicher, aber ich denke, es sollte auch ein EDUVAL sein. Ich vermisse den Spiegel oder eine andere Beleuchtung.
Vielleicht magst Du Dich und Dein Mikroskop kurz vorstellen unter "Mikroskopiker im Netz"? Wenn Du Deine Region nennst, in der Du Dich bewegst, findet sich vielleicht auch Hilfe in Deiner Nähe.
Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Bob

Hallo Dirk,
willkommen im Forum und herzlichen Glückwunsch zum Mikroskopbausatz!
Die Grob-Fein-Triebeinheit bekommst Du möglicherweise ohne Zerlegen wieder gängig, wenn Du sie in warmem Waschbenzin durchbewegst. Das könnte sonst ein Teil sein, an dem man beim Zusammenbau länger zu puzzeln hat.

Viele Grüße,

Bob

diho

Hallo Gerd und Bob,

vielen Dank für die fixen Antworten.
Ja, eine meiner schlechteren Eigenschaften ist meine Ungeduld bei neuen "Spielzeugen". Dies kann auch schon mal ins Auge gehen, aber in diesem Fall hatte ich wohl Glück: Die kleinen Madenschrauben an der Seite habe ich jedenfalls noch nicht bewegt.
Der Spiegel oder die Beleuchtung fehlt leider. Das ist aber vorerst nicht schlimm, zuerst will ich die Mechanik wieder ordentlich zum Laufen bringen. Danach werde ich erst die Optik reinigen und zum Schluss mache ich mir über die Beleuchtung Gedanken.

Wenn ich die Anleitung von Gerd (Vielen Dank!) richtig verstehe, muss die Grob-Fein-Triebeinheit innen nur geölt und nicht gefettet werden? Leider bekomme ich die Lagerschale nicht ohne weiteres heraus genommen und die 2 Schrauben auf der Achse der Grob-Fein-Triebeinheit nicht bewegt. Sind die Schrauben Rechts- oder Linksgewinde?
Ansonsten werde ich den Vorschlag von Bob versuchen.

Welches Fett nehmt Ihr zum "Einkleben" der Kugeln in die Kugelkäfige? Hier im Forum habe ich beim Lesen den Eindruck bekommen, dass man beim Mikroskop mit dem Fett auch viel falsch machen kann. Oder geht da ein Standard Mehrzweck-Fett vom Baumarkt?

Viele Grüße,
Dirk

plaenerdd

Hallo Dirk,
es gibt auch im Baumakt brauchbare Fette. Ich habe für die Kugellager lange Zeit einfaches Lagerfett genommen, das recht zäh ist. Jetzt nutze ich die Produkte von OSIM-Optik, die auf ebay verkauft werden.

Ich würde auch erstmal versuchen, das komplette Triebteil ein, zwei Tage in Waschbenzin zu baden. Wenn sich dann wieder alles bewegt ein paar Tropfen säurefreies Öl drauf ("Nähmaschinenöl")
Wenn das Bad nicht fruchtet: mit dem Haarföhn (nicht mit der Heißluftpistole!) ein paar Minuten ordentlich erwärmen, bis Du es nur noch mit einem Handschuh anfassen kannst, was ab etwa 50 Grad der Fall ist. Dann sollten sich die Schrauben lösen lassen. Wichtig ist dabei aber, dass die Schraubendreher genau und ohne Spiel in den Schlitz passen, damit Du die Schlitze nicht verhunzt, wenns immernoch sehr schwer geht.

Viel Erfolg!
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

diho


jochen53

Hallo Dirk,

Ein Beispiel: Das vom Drogeriemarkt DM verkaufte Waschbenzin hat einen Siedebereich von ca. 80 - 110° C und einen Flammpunkt von etwa -10° C. Bei Raumtemperatur ist bereits der Brennpunkt deutlich überschritten. Bei der Handhabung muß man unbedingt darauf achten, daß sich keine Zündquellen in der Nähe befinden. Ein Haarföhn ist durch die Funken vom Kollektor des Motors und die heißen Heizspiralen eine solche Zündquelle.
Ich weiß, manche werde sagen, das hab ich schon so oft gemacht und nie ist was passiert, aber ich wollte nur zur Sicherheit darauf hinweisen, damit nicht plötzlich ein Brand ausbricht.

https://www.chemica.de/download/sdb/Klax_Wasch-_und_Reinigungsbenzin_DE.pdf

Viele Grüße, Jochen

plaenerdd

Hallo Jochen,
Danke für Deinen Hinweis! Ich bin davon ausgegangen, dass man das zuvor trocknen läßt, bevor man den Föhn dran hält und dass das Waschbenzin sich nicht in der Nähe des Föhnes befindet. Da das stinkt, läßt man es ohnehin nicht freiwillig offen stehen, aber ja: Lieber einmal mehr auf eine Gefahr hingewiesen als einmal zu wenig.
Feurige Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

jochen53

Hallo Gerd,

nach meinen incl. Studium über 45 Jahren Erfahrungen in der Chemie kann ich Dir sagen, daß man gerade bei Fachfremden nicht immer von diesem Sachverstand ausgehen darf. So, wie Du es machst, ist es natürlich ohne Risiko.
Eine kleine wahre Gegebenheit: Während meiner Doktorarbeit kam einmal ein Physikstudent, der gerade an seiner Diplomarbeit arbeitete, in unser Institut und fragte, ob er mal einen unserer Trockenschränke benützen dürfe. Klar durfte er, aber ich hab ihn trotzdem noch gefragt, was er denn eigentlich darin trocknen wolle. Seine Antwort: Äther! (damals noch mit "Ä" geschrieben), er benötige getrockneten Äther.
Nebenbei, das Labor existiert noch.

Viele Grüße, Jochen

diho

Hallo Jochen,

vielen Dank für den Hinweis. Mit brennbaren Lösungsmitteln arbeite ich nur im Freien und meide natürlich potentielle Zündquellen. Mein Haus steht also noch :-).

Viele Grüße,
Dirk

diho

Hallo,
ich habe den Grob- / Feintrieb auseinander gebaut, gereinigt, geölt, die Kugellager gefettet und heute das Mikroskop wieder zusammengebaut. Mit dem Handy als Lichtquelle konnte ich sogar schon mikroskopieren :-)
Vielen Dank nochmal für Eure Tips!
Als nächstes werde ich die Linsen vorsichtig reinigen.

Viele Grüße, Dirk

plaenerdd

Hallo Dirk,
schön, dass es geklappt hat! Der Feintrieb sollte jetzt ein kleines Stück leicht gehen und dann der etwas schwerer gehende Grobtrieb greifen. Bei Richtungswechsel muss dann sofort wieder der Feintrieb den Tisch leicht aber langsam bewegen.
Zum Reinigen der Optiken halte Dich an die in der Mikrofibel Kapitel 4.2 beschrieben Reihenfolge. Das Wundbenzin, das es billig in jeder Apotheke gibt, ist da das letzte Mittel, wenn Pinsel und Wattestäbchen mit Auqua dest. (Anhauchen) nicht ausreichen. Das ist immer dann der Fall, wenn Fett im Spiel ist (Fingerabdrücke, Wimperntusche). Objektive nicht zerlegen und bei den Okularen gut merken, in welcher Reihenfolge und wie herum die Linsen ausgebaut wurden. Am besten nur eines zur Zeit reinigen, da kannst Du zur Not beim anderen nach gucken, wie herum die Linsen rein gehören. Ich habe mal sehr lange gebraucht, bei einem gebraucht gekauften Zeiss-Jena-Mikroskop darauf zu kommen, dass eines der Okulare falsch zusammengesetzt war. Ich bekam die beiden Bilder einfach nicht zur Deckung, weil das eine Bild größer war als das andere, obwohl es zwei gleiche Okulare waren...

Wenn Du auf den Mikroskopfuß ein weißes Blatt Papier legst und das mit einer Lampe anstrahlst, die aber nicht gleichzeitig auf den Mikroskoptisch leuchtet, kannst Du sicher schon ganz ordentlich mikroskopieren. Du kannst aber hier im Forum auch mal im Mikromarkt nach einem passenden CZJ-Spiegel fragen. Die von den älteren Modellen (Lg-Stative) passen auch. Es gab auch Ansteckleuchten für dieses Gerät, aber darauf konnte man Spiegeleier braten, zumindest in der Originalversion. Schau mal hier auf Seite 9 im Katalog. Die gab es auch in grau und die konnte man dann statt Spiegel anstecken. Der Dorn, der da drin sitzt, konnte umgeschraubt werden, je nach dem ob der Spiegel unter dem Kondensor waagerecht angesteckt wurde, oder wie bei Deinem Gerät unten im Fuß. Wenn man die originale 220V/25W-Lampe durch eine zur Seite strahlende LED-Lampe (Kühlschrankbeleuchtung mit E14-Sockel) ersetzt, hat man gutes Licht. Bei dieser Leuchte kann man auch bei einem e-bay-Kauf nichts falsch machen, weil da nicht viel dran ist. Nur drauf achten, dass die Mattscheibe (Durchmesser 32mm) vorhanden ist.

Was ist denn das für rotes Klebeband unterhalb der Okulare? Das gehört da nicht hin.

Viel Erfolg!
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

diho

Hallo Gerd,
ja ich freue mich auch sehr. Fein- und Grobtrieb funktionieren wie von Dir beschrieben.

Die Okulare geben mir allerdings noch einige Rätsel auf. Erst einmal sitzen sie sehr locker im Tubus, weshalb ich sie bei der De-/Montage des Mikroskops mit Klebeband arretieren musste. Außerdem scheinen sie auf den ersten Blick unterschiedliche Vergrößerungen zu haben (Beschriftung links: 5x, rechts: A5x). Die Bilder sind aber (bis auf einen kleinen Schärfeunterschied) gleich - soweit ich das überhaupt schon beurteilen kann.
Am linken Tubus gibt es auch noch eine +/- Einstellmöglichkeit, wofür ist die?

Bei der Beleuchtung würde ich am liebsten selbst was bauen wollen (LED, dimmbar o.ä.). Ich bin für solche Sachen ganz brauchbar ausgestattet (3d-Drucker, Elektronik- u. Löt-Equipment). Ist das ggf. realisierbar?

Viele Grüße, Dirk

beamish

Hallo Dirk,
Okulare sind immer nur "locker" eingesteckt. Mikroskope sind nicht darauf ausgelegt, auf den Kopf gestellt zu werden, sodaß die Okulare rausfallen. Vielmehr würde mich stören, daß die beiden Okulare verschiedene Vergrößerungen haben (5x und 6x). Wie kannst du damit überhaupt was gescheites sehen?

Grüße
Martin
Zeiss RA mit Trinotubus 0/100
No-Name China-Stereomikroskop mit Trinotubus
beide mit Canon EOS 500D