Interessante Pilzfunde 27 - Schmalblättriger Weißtäubling

Begonnen von Bernd Miggel, Oktober 05, 2021, 09:34:26 VORMITTAG

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Bernd Miggel

Man findet diese häufige Täublingsart in Laub-, Misch- und Nadelwäldern. An die Bodenart stellt sie keine besonderen Ansprüche.

Eckdaten der Funde:
    Pilzart: Russula chloroides (Krombh.) Bres.
    Fundorte: Vogelsang-Biotop bei Straubenhardt (2005, 2016); Schonwald Römerberg bei Keltern (2014); alles in Baden-Württemberg.
    Begleitbäume: Eichen, Rotbuchen, Hainbuchen, Waldkiefern.
    Anstehendes Gestein: Muschelkalk.

Der gesamte Fruchtkörper ist weiß bis creme, die Hutoberfläche verfärbt sich allmählich in Richtung gelbbräunlicher Töne. Der Hutdurchmesser erreicht maximal 15 cm, der Stiel ist immer kurz, d.h. kürzer als der Hut breit ist. Das reinweiße Fleisch riecht fischig und schmeckt schärflich.


Bild 1 - Zwei Exemplare bei Rotbuchen. Man erkennt den kurzen Stiel und die dicht stehenden Lamellen.


Die Anzahl der Lamellen pro lfd. cm misst man bei Weißtäublingen in 1 cm Entfernung vom Hutrand. Durch den Abstand vom Hutrand entfallen die sehr zahlreichen verkürzten Lamellen (Lamelletten). Beim Schmalblättrigen Weißtäubling misst man so 8-16 Lamellen pro cm.


Bild 2 - Bei diesem Exemplar misst man 12 Lamellen pro cm.


Die Lamellen sind beim Schmalblättrigen Weißtäubling mit 3,5-7 mm Breite recht schmal. Dies kann man überprüfen, indem man den Fruchtkörper halbiert und die Lamellen an ihrer breitesten Stelle misst:


Bild 3 - Der hier dargestellte Fruchtkörper besitzt eine arttypische Lamellenbreite von 5 mm.


Ab und zu besitzt ein Exemplar eine bläulichgrün getönte Stielspitze, mitunter schimmern die Lamellen frischer Exemplare im gleichen Ton:


Bild 4 - Dieses Exemplar besitzt eine bläulichgrüne Stielspitze. Die Lamellen sind allerdings rein weiß.


Das Sporenpulver ist weißlich, etwa Ib nach der Farbtabelle in MARXMÜLLER (2014).

Die Sporen sind ellipsoid, nach EINHELLINGER (1985) 7-11 x 6-8,7 µm groß, mit stark amyloiden, hohen Warzen und Graten. Bei unserer Art erreichen die Ornamente eine Höhe von 1,3-1,5 µm. Die Warzen und Grate sind zudem vielfach durch dünne "Linien" zu unvollständigen Netzen verbunden:


Bild 5 - Eine Collage aus acht Sporen zeigt Ornament-Messwerte von 1,44 und 1,53 µm (Warzen) sowie 1,31 µm (Grat).


Verwechslungsmöglichkeiten:
Der Gemeine Weißtäubling Russula delica wächst gerne außerhalb des Waldes, ist größer, besitzt entfernter stehende, breitere Lamellen, die meines Wissens nie einen bläulichgrünen Schimmer aufweisen. Zudem sind die Sporenornamente mit bis zu 1,0 µm Höhe deutlich niedriger.
Der Ockerblättrige Weißtäubling Russula pallidospora riecht obstig, schmeckt bitterlich, neigt stark zum Gilben, und sein Sporenpulver ist mittelcreme, etwa IIb-d nach der Farbtabelle in MARXMÜLLER (2014). Die Sporenornamente sind  mit bis zu 0,5 µm Höhe deutlich niedriger.
Die weißen Milchlingsarten sondern bei Verletzung eine weiße milchartige Flüssigkeit ab.


Viel Freude beim Anschauen!

Bernd


Weiterführende Literatur:

    MARXMÜLLER, H. (2014): Russularum Icones: 86-89.
    MICHAEL, E., HENNIG, B. KREISEL, H. (1983): Handbuch für Pilzfreunde Band V: Nr. 67b.
    EINHELLINGER, A. (1985): Die Gattung Russula in Bayern. - Hoppea, Denkschr. der  Regensburgischen Bot. Ges. Bd. 43: 48-49.
    SCHWÖBEL, H. (1974):Die Täublinge. Beiträge zu ihrer Kenntnis und Verbreitung II. Z. Pilzk. 39:175-189.
    https://fundkorb.de/pilze/russula-chloroides-schmalbl%C3%A4ttriger-wei%C3%9Ft%C3%A4ubling

Alle Fundberichte in der Übersicht: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=42360.msg312080#msg312080

Fachausdrücke, Abkürzungen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=41611.msg306729#msg306729