Interessante Pilzfunde 37 - Grünling

Begonnen von Bernd Miggel, November 13, 2021, 18:50:11 NACHMITTAGS

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Bernd Miggel

Mitte November 2021 fand ich in einem Moorrandwald zwischen Waldkiefern, Fichten und Weißtannen einen einzelnen Fruchtkörper des Grünlings, eine für Baden-Württemberg (Rote Liste B.-W.: Kategorie 2) sehr seltene Pilzart, die eine Mykorrhiza mit Kiefern eingeht. Das stattliche Exemplar hatte einen Hutdurchmesser von 80 mm, der Stiel maß 90 x 20 mm.

Eckdaten des Fundes:
• Pilzart: Grünling Tricholoma equestre (L.) P. Kumm.
• Funddatum 12.11.2021.
• Fundort: NSG Waldmoor-Torfstich bei Oberreichenbach in Baden-Württemberg.
• Begleitbäume: Waldkiefern, Fichten, Weißtannen.
• Boden: Braunerde, aus sandsteinreichen Fließerden, über Oberem Buntsandstein (Plattensandstein).
• Belegnummer: Miggel wt21038,nsg.


Bild 1 - Der Fundort


Wir haben es mit einem kräftigen, stabilen Pilz zu tun. Der Hut wird bis zu 120 mm breit, ausgebreitet, evtl. etwas gebuckelt, mit eingerolltem Rand. Die Oberfläche ist glänzend und bei Feuchtigkeit schmierig-klebrig. Die Hutfarbe ist außen graulich gelb (K&M 2B5), zur Mitte hin mit bräunlichen Schuppen besetzt. Die Huthaut ist fast bis zum Zentrum dick abziehbar; das Fleisch darunter ist außen cremefarben, weiter innen graugelb.


Bild 2 - Fruchtkörper stehend.

Die Lamellen sind zitronengelb (K&M 2A8), gedrängt, bis 10 mm breit und dünn. Sie sind stark mit Lamelletten untermischt, vereinzelt in Stielnähe gegabelt und am Stiel ausgebuchtet angewachsen ("Burggraben"). Der Stiel ist im Wesentlichen gleichdick, seidig glänzend und in der Farbe der Lamellen, Stielspitze heller, etwa cremefarben.


Bild 3 - Fruchtkörper liegend.


Das Fleisch ist cremeweiß, Hutfleisch über dem Stiel dick, Stielfleisch voll. Geruch nach Mehl/Gurke; Geschmack stark nach Mehl/Gurke.


Bild 4 - Fruchtkörper im Längsschnitt.


Bild 5 - Blick auf Hutoberfläche und Lamellenbereich.


Das Sporenpulver ist weiß.
Die Sporen sind ellipsoid, hyalin, dünnwandig und glatt.

Eine Hochrechnung aus einer Stichprobe von 40 repräsentativen Sporen des Fundes ergab folgende Mittelwerte (95-proz. Vertrauensintervall):

Lav x Bav = 7,2-7,4 x 4,3-4,4 µm     Qav = 1,63-1,73     Vav = 70-76 µm3
mit L Länge, B Breite, Q = L/B Schlankheitsgrad, V Volumen, av Average/Durchschnitt.


Bild 6 - Sporen in Wasser mit sehr wenig Phloxin.


Weiterführende Literatur:
BREITENBACH, J. & KRÄNZLIN F. (1991): Pilze der Schweiz Bd. 3: Nr. 418.
CHRISTENSEN, M., HEILMANN-CLAUSEN, J. (2013): The genus Tricholoma. Fungi of Northern Europe, Vol. 4: 100-103.
K & M: KORNERUP A. & WANSCHER J.H., 1981: Taschenlexikon der Farben.
LUDWIG, E. (2012): Pilzkompendium Bd. 3: Nr. 123.4.
https://www.dgfm-ev.de/pilz-des-jahres/2021-gruenling
http://tintling.com/pilzbuch/arten/t/Tricholoma_equestre.html
https://fundkorb.de/pilze/tricholoma-equestre-gr%C3%BCnling


Viele Freude beim Anschauen!

Bernd


Alle Fundberichte in der Übersicht: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=42360.msg312080#msg312080


Fachausdrücke, Abkürzungen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=41611.msg306729#msg306729

Bernd Miggel

#1
Hallo miteinander!

Hier noch ein Foto direkt vom Fundort. Kann mir jemand verraten, um welche Moosart es sich handelt?:


Bild 7 - Grünling am Fundort unter einer Waldkiefer.


Herzlichen Gruß

Bernd