Magnetit - Granatseife Staurolith

Begonnen von PolMik, Dezember 16, 2021, 13:21:54 NACHMITTAGS

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PolMik

Hallo liebe Mitstreiter,
nachdem die sehr verwitterungsresistenten Minerale Zirkon, Turmalin und Rutil und der stabile Granat abgehandelt sind, nun das semistabile Mineral Staurolith.

In den von mir betrachteten Präparaten waren nur < 1% der Körner Staurolith. Zu erkennen an der orange-gelben Färbung (staurolith01k und staurolithstaurolith61k). Mit gekreuzten Polarisatoren die beiden als staurolith02k und staurolith62k. Staurolith ist optisch zweiachsig staurolith63k. Mit dem Lambda-Schieber erkennt man, dass er optisch positiv ist staurolith64k. Die Lichtbrechung ist mit Werten über 1,74 sehr hoch. Jedoch niedriger als die von Granat. Die konoskopischen Bilder sind mit dem Objektiv Leica 63x/0,80 gemacht. Beide Achsenausstriche kann man nicht erreichen, der Winkel 2V von Staurolith ist 88°.

Charakteristisch sind, hier nicht gefunden, kreuzförmige Zwillingsbildungen. Staurolith kommt primär aus metamorphen Gesteinen. Glimmerschiefer und Granatglimmerschiefer. Die Bildung (und Zersetzung) von Staurolith ist an klar definierte Druck-Temperaturverhältnisse gebunden. Begleitminerale sind meist Andalusit, Glimmer und Granat. In der Strandseife fand ich keinen Glimmer und Andalusit. Die Granate, schon an der Färbung zu erkennen, haben unterschiedliche Herkunftsgesteine.
 
LG
Michael

olaf.med

Lieber Michael,

ich will nicht den Oberlehrer spielen, aber möchte doch eine Anmerkung zu Deinem schönen Beitrag über Staurolith als Schwermineral machen. Du zeigst ein gut gelungenes Achsenbild dieses Minerals und interpretierst dies als optisch positiv mit einem Achsenwinkel von 88°. Dies ist prinzipiell richtig (2V je nach Zusammensetzung von 2Vz=80° bis 2Vz=90°), läßt sich aber aus Deinen Beobachtungen nicht ableiten. Die Abschätzung von 2V macht man ja über die Krümmung der Isogyren in der Diagonalstellung, Dein Bild ist aber in einer nicht genau definierten Lage gemacht. Bei solchen Achsenwinkeln nahe der optischen Neutralität kann man auch in Diagonalstellung keine Krümmung mehr erkennen, es sind einfach gerade Balken. Für die exakte Bestimmung muss man andere Methoden anwenden, z.B. eine Spindeltisch-Messung. Dies ist natürlich hier nicht erfoderlich, da es ja nur um eine Diagnose geht.

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

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... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

PolMik

Lieber Olaf,
besten Dank für die Nachricht. Da habe ich mich falsch ausgedrückt. Den optisch positiven Charakter habe ich aus dem Abbild mit Lambda-Plättchen interpretiert. Den 2V-Winkel nicht. Ich will mit dem Satz sagen, dass der 2V-Winkel eben nicht aus dem Bild ableitbar ist, weil die Ausstrichpunkte der Achsen zu weit entfernt sind. Staurolith hat also einen großen 2V-Winkel. Der Winkel ist insofern von Bedeutung, dass in den Präparaten auch gelbe Körner von Monazit sind. Die kommen später. Sie sind noch nicht vorzeigbar. In der Tat hat ein Korn zwei stark gekrümmte Isogyren, die auf deutlich kleinere 2V-Winkel schließen lassen. Das Korn muss ich neu suchen um mit dem 63x/0,80 zu versuchen besser sichtbare Isogyren zu fotografieren. Ansonsten brauche ich dich ja gerade als "Oberlehrer".  ;) Mir ist jede Hilfe willkommen.
LG
Michael

hugojun

Hallo Michael,
ich bin gerade erst zurück aus dem Urlaub und möchte mich an dieser Stelle für diesen und die anderen,
schönen Beiträge zur Schwer-Mineral-Analyse bedanken.
In einem deiner Beiträge wurde darauf hingewiesen, dass, um Rückschlüsse auf das Liefergebiet treffen zu können,
der Schwermineral- Anteil des Muttergesteins bekannt sein sollte. Da Seifen ja die Folge von Anreicherungen sind,
sollte der Anreicherungsfaktor eines gewissen Minerals in der Seife gegenüber dem Muttergestein etwas zur Dauer
des Anreicherungs-Prozesses Aussagen.
Kann man das so sagen und wenn ja, werden/wurden solche Methoden angewandt?

LG
Jürgen

olaf.med

Nun gut, lieber Michael, Du willst es ja so, dann "oberlehrere" ich also weiter, vielleicht bringe ich es ja sogar irgendwann zum Hauptlehrer ;D ;D ;D

Aus Deinem Achsenbild mit einem Achsenausstichpunkt (Gruß vom Oberlehrer) kannst Du gerade den optischen Charakter nicht abschätzen, sehr wohl aber die Tatsache, dass der Achsenwinkel sehr groß ist. Die Isogyre ist in der richtigen Diagonalstellung (Deine Lage ist nicht korrekt, denn Die Isogyre muss auch diagonal verlaufen!) ein grader Balken und Du kannst also nicht erkennen ob Addition auf der konkaven oder der konvexen Seite stattfindet.

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

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PolMik

#5
Lieber Olaf,
danke für die Antwort. Bis zum Hauptlehrer ist noch ein weiter Weg.  ;) Es gibt noch viele Dinge für mich zu lernen. Bin auch nicht der Jüngste. Also auch noch schwer von Begriff. Das muss ich jetzt doch hinterfragen. Warum soll Beispiel optisch negativ nicht für den Achsenausstich gelten? Ist es nicht völlig egal, ob ich mir das vorstelle wie Bild1 ODER Bild2?
LG
Michael

PolMik

Lieber Jürgen,
das sind interessante Fragen. Die in Abbau befindlichen Seifenlagerstätten wurden bestimmt erst abgebaut und danach versucht zu interpretieren. "In einem deiner Beiträge wurde darauf hingewiesen, dass, um Rückschlüsse auf das Liefergebiet treffen zu können, der Schwermineral- Anteil des Muttergesteins bekannt sein sollte."  Kann ich mir nicht vorstellen. Es gibt ja auch noch unterschiedliche Typen von Seifenlagerstätten. Zum Beispiel Flussseifen oder Meeresseifen. Dann ist die Verwitterbarkeit der Minerale unterschiedlich. Wie ist es denn mit den Diamantseifen im südlichen Afrika, den Monazit- und Zirkonseifen im östlichen Asien, Rutilseifen in Russland oder Goldseifen in verschiedenen Ländern? Da genügen Schwermineraluntersuchungen allein nicht. Dazu braucht man ein ganzes Sammelsurium sedimentologischer Untersuchungen. Die Dauer der Ablagerungen hängt vom Typ ab. Bei Flussseifen könnten zum Beispiel Holzreste, Sporen oder Pollen im Zusammenhang mit dem Klima weiterhelfen. Mir sind solche Untersuchungen nicht bekannt.
LG
Michael

PolMik

Hallo liebe Mitstreiter,
noch nachgereicht das gedrehte konoskopische Abbild. Einmal ohne (Bild7), einmal mit Lambda (Bild8). Zeigt mir nicht mehr als die vorherige Darstellung. Also kann man an den konoskopischen Bildern fast ausnahmslos nicht viel mehr erkennen als dass die dazugehörigen Körner optisch ein- oder zweiachsig sind. Dafür lohnt der Aufwand nicht. Die absolute Mehrheit der Minerale ist optisch zweiachsig.
LG
Michael

olaf.med

Lieber Michael,

Deine schematische Skizze ist völlig in Ordnung, aber die Orientierung Deiner fotografierten Achsenbilder nicht! Für die Diagnose, wenn sie denn Deiner Skizze entsprechen soll, muss die Achsenebene von rechts oben nach links unten verlaufen, dann ergibt sich eine Isogyre wie in Deiner Skizze. In Abhängigkeit vom Achsenwinkel ist diese unterschiedlich stark gekrümmt. Beim Staurolith mit ca. 90° Achsenwinkel ist keine Krümmung mehr erkennbar, daher kann man nicht zwischen optisch positiv und negativ unterscheiden.

Es wäre übrigens ratsam, solche Erscheinungen zunächst einmal an Proben zu erlernen, die nicht so eine extreme Dispersion zeigen, wie bei den dort abgebildeten Achsenbildern (Titanit?).

Und natürlich ist die Diagnose des Achsenbilds doch eine wichtige Bestimmungshilfe über einachsig - zweiachsig hinaus! Der Achsenwinkel und der optische Charakter sind wichtige Bestimmungsgrößen.

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

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PolMik

Lieber Olaf,
da habe ich schon wieder etwas dazu gelernt.  :)
LG
Michael